Bahnstrecke Prešnica–Koper

Eisenbahnstrecke in Slowenien

Die Bahnstrecke Prešnica–Koper ist eine Eisenbahnstrecke in Slowenien, die insbesondere den Hafen Koper an das Eisenbahnnetz des Landes anschließt.[2] Sie zweigt bei Prešnica von der Bahnstrecke Divača–Pula ab und führt in Istrien nach Koper (Capodistria).

Prešnica cepišče–Koper potniška
Strecke der Bahnstrecke Prešnica–Koper
Streckenlänge:31,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:3 kV =
Maximale Neigung: 25 
von Divača
0,0 Prešnica cepišče
nach Pula
05,5 Črnotiče 387 m. i. J.
10,5 Zanigrad (261 m[1]) 270 m. i. J.
13,4 Dol (602 m) 550 m. i. J.
14,4 Hrastovlje 198 m. i. J.
19,5 Loka (100 m)
19,7 Rižana (66 m)
21,4 Rižana 35 m. i. J.
von Divača (Neubaustrecke)
28,0 Bivje cepišče
29,0 Koper tovorna Güterbahnhof m. i. J.
Hafen
31,5 Koper potniška m. i. J.

Quellen: [2][3]

Bis 2030 soll die Strecke durch die vollständig neu trassierte Bahnstrecke Divača–Koper ersetzt werden. Eine touristische Nachnutzung als Bahntrassenradweg ist geplant.

Geschichte

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Vorgeschichte und Bau

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Unter österreichischer Herrschaft lag der Fokus auf dem Hafen Triest. Erst 1902 wurden Triest und Koper durch die schmalspurige Lokalbahn Triest–Parenzo verbunden. Der erste Schienenanschluss für Koper wurde aber schon 1935 wieder stillgelegt.[4]

In Folge der Grenzziehung zwischen Italien und Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg kam der regional bedeutendste Hafen an der Adria, Triest, zu Italien, sein gesamtes Hinterland aber zu Jugoslawien. Dies veranlasste Jugoslawien, den benachbarten Hafen Koper, der im eigenen Land lag, auszubauen. Dessen Verkehrsaufkommen entwickelte sich erfreulich. Jugoslawien beschloss daher, Koper mit einer von der Bahnstrecke Divača–Pula ausgehenden Stichbahn an das Eisenbahnnetz anzubinden. Die Kosten für Planung und Bau übernahm die Betreibergesellschaft des Hafens von Koper. Baubeginn war 1964. Der erste Güterzug erreichte Koper am 16. November 1967, die offizielle Eröffnung fand am 2. Dezember 1967 in Anwesenheit des Staatspräsidenten Josip Broz Tito statt. Der Betrieb erfolgte zunächst mit Diesellokomotiven. Ab 1974 wurde die Strecke mit 3 kV Gleichspannung elektrifiziert, der elektrische Betrieb am 27. Dezember 1975 aufgenommen.[4]

 
Güterzug zwischen den Bahnhöfen Črnotiče und Hrastovlje (2023)

Da die Strecke vorrangig für den Güterverkehr errichtet wurde, war der erste Personenbahnhof von Koper ein Provisorium: Im Güterbahnhof erhielt ein Gleis einen Bahnsteig. Reisende wurden von dort mit dem Bus in die Stadt gebracht. Erst 1979 erhielt Koper einen eigenen Personenbahnhof, Koper potniška, der näher am Stadtzentrum liegt.[4]

Seit dem Zerfall Jugoslawiens liegt die Strecke insgesamt in Slowenien und wird seitdem von der Slowenischen Eisenbahn (SŽ) betrieben. Koper wurde zugleich der einzige Seehafen des Landes. Damit gewann die Strecke zusätzlich an Bedeutung. Durch ihre steile Rampe und die engen Bögen ist sie aber nicht besonders leistungsstark und stellt im Güterverkehr einen Engpass dar. Derzeit nutzen etwa 180 Güterzüge pro Woche die Strecke, darunter 16 Züge nach Graz, und drei Kerosin-Züge verkehren zum Flughafen Wien-Schwechat.[5] 2017 sollen etwa 24 Mio. Tonnen Güter über die Strecke transportiert worden sein.

Im Personenverkehr wurden im Fahrplan 2020 / 2021 sechs Zugpaare über die Strecke angeboten. Nicht alle verkehrten täglich.[6]

Zwischenfälle

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Am 25. Juni 2019 entgleiste, vermutlich aufgrund eines beschädigten Gleises, im Dol-Tunnel, unmittelbar südlich des Bahnhofs Hrastovlje, ein mit Kerosin für den Flughafen München beladener Zug. Dabei schlugen zwei der 18 Kesselwagen der Leasinggesellschaft GATX, aus denen der Zug bestand, gegen die Tunnelwand und wurden so erheblich beschädigt, dass knapp 16 m³ Kerosin ausliefen. 5000 Liter konnten aufgefangen werden, der Rest sickerte in den Boden. Dies war hinsichtlich des Grundwassers bedrohlich, da das Karstgebirge aus sehr porösem Kalkstein besteht. 160 m³ Ober- und Unterbaumaterial mussten ausgekoffert und ersetzt werden. Außerdem war der Oberbau auf einer Länge von 150–200 m beschädigt. Die SŽ bewältigte die Reparatur der hoch belasteten, eingleisigen Strecke innerhalb von vier Tagen. Etwa 200 Güterzüge waren in dieser Zeit blockiert.[7]

Streckenbeschreibung

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Bahnhof Koper Potniška (2010)

Die Bahnstrecke musste durch das Karst-Plateau im nördlichen Istrien geführt werden, was eine sehr anspruchsvolle Streckenführung zur Folge hat. Vier Tunnel,[8] zwei Kehrschleifen von je ca. 180 Grad, Steigungen bis zu 26 ‰,[9] mit denen knapp 500 Höhenmeter überwunden werden und enge Bögen, waren erforderlich. Die Elektrifizierung erfolgte mit 3000 Volt Gleichspannung.[2] Die Strecke ist mit elektronischen Stellwerken des Typs THALES L90 5 ausgestattet, sie werden von der Verkehrsleitzentrale Postojna bedient. Die Kapazität der Strecke beträgt 94 Züge/Tag und 12,7 Mio. t Ladung im Jahr.[10]

Wissenswert

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Die Stahlbrücke über das Erdrutschgebiet bei Podpeč wurde in Zweitverwendung eingebaut. Sie stammt von dem 1966 stillgelegten Abschnitt der Bahnstrecke Tarvisio–Ljubljana zwischen Tarvisio und Jesenice.[4]

Literatur

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  • Egbert Peinhopf: Eisenbahnen in Istrien – einst und heute. bahnmedien.at, Wien 2017, ISBN 978-3-9503921-8-0, Die Strecke (Divaca — ) Presnica — Koper, S. 240–262.
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Commons: Bahnstrecke Prešnica–Koper – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Tunnel Zanigrad der Strecke 60. In: Eisenbahn-Tunnel in Slowenien. Lothar Brill
  2. a b c Hans Schweers (Hrsg.): Eisenbahnatlas Italien und Slowenien / Atlante ferroviario d’Italia e Slovenia. Schweers + Wall, Köln 2010, ISBN 978-3-89494-129-1, S. 27 (deutsch, italienisch).
  3. bac: Slowenien: Zweite Strecke nach Koper im Bau. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 7, 2022, S. 362–364.
  4. a b c d Egbert Peinhopf: Eisenbahnen in Istrien – einst und heute. bahnmedien.at, Wien 2017, ISBN 978-3-9503921-8-0, Die Strecke (Divaca — ) Presnica — Koper, S. 240.
  5. koll: Ausbau der Strecke nach Koper. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 6, 2017, S. 296.
  6. 2021. Fahrpläne Ex-Jugoslawien / Red vožnje Ex-Jugoslavija. In: Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte. 2021, Abschnitt: Slovenien, Tabelle 60.
  7. bac/an: Entgleisung auf der Strecke Koper–Divača. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 8–9, 2019, S. 425.
  8. Strecke 60. In: Eisenbahn-Tunnel in Slowenien. Lothar Brill
  9. bac: Slowenien: Zweite Strecke nach Koper im Bau. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 7, 2022, S. 362. Nach anderen Angaben sind es 25 ‰.
  10. bac: Slowenien: Zweite Strecke nach Koper im Bau. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 7, 2022, S. 363.