Balibo Vila (kurz Balibo oder Balibó) ist ein Suco des gleichnamigen osttimoresischen Verwaltungsamts Balibo (Gemeinde Bobonaro).

Balibo Vila
Das Fort von Balibo.
Daten
Fläche 39,54 km²[1]
Einwohnerzahl 4.233 (2022)[2]
Chefe de Suco Domingos de Asis
(Wahl 2016)
Aldeias Einwohner (2015)[1]
Amandato 2199
Atara 421
Balibo Vila 458
Belola 80
Builekun 18
Fatuk Laran 326
Fatululik 431
Der Suco Balibo Vila
Balibo Vila (Osttimor)
Balibo Vila (Osttimor)
Balibo Vila
Koordinaten: 8° 58′ S, 125° 3′ O

„Baliboo“ ist das Tetum-Wort für „Reiher“.[3] Die Ergänzung „Vila“ bedeutet auf Tetum „Dorf“ und auf Portugiesisch „Kleinstadt“, wird aber nicht durchweg verwendet. In der indonesischen Besatzungszeit wurde „Vila“ durch die Bezeichnung „Kota“ ersetzt, für „Stadt“ auf Bahasa Indonesia.

Geographie

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Balibo Vila
Orte Position[4] Höhe
Airae 8° 58′ 1″ S, 125° 2′ 33″ O 535 m
Aitos 8° 57′ 26″ S, 125° 3′ 44″ O 522 m
Amandato 8° 58′ 2″ S, 125° 3′ 0″ O 540 m
Atara 8° 57′ 53″ S, 125° 2′ 29″ O 523 m
Aube 8° 58′ 5″ S, 125° 2′ 47″ O 539 m
Balibo 8° 58′ 10″ S, 125° 2′ 38″ O 548 m
Beain 8° 57′ 37″ S, 125° 3′ 23″ O 537 m
Belola 8° 57′ 8″ S, 125° 4′ 15″ O 467 m
Be-Rame 8° 57′ 53″ S, 125° 3′ 10″ O 543 m
Boro 8° 56′ 25″ S, 125° 3′ 20″ O 394 m
Builekun 8° 57′ 26″ S, 125° 4′ 12″ O 524 m
Fatukakae 8° 57′ 38″ S, 125° 1′ 44″ O 436 m
Fatuk Laran 1 8° 59′ 15″ S, 125° 2′ 21″ O 534 m
Fatuk Laran 2 8° 59′ 5″ S, 125° 3′ 2″ O 656 m
Fatukuak 8° 58′ 16″ S, 125° 2′ 42″ O 546 m
Fatululit 8° 58′ 25″ S, 125° 2′ 21″ O 546 m
Fatunisin 8° 57′ 18″ S, 125° 3′ 53″ O 500 m
Fatuteke 8° 56′ 57″ S, 125° 2′ 4″ O 496 m
Fiuren 8° 57′ 16″ S, 125° 4′ 45″ O 402 m
Lasuleten 8° 57′ 8″ S, 125° 4′ 29″ O 440 m
Malibikan 8° 56′ 55″ S, 125° 4′ 16″ O 422 m
Misi 8° 58′ 0″ S, 125° 2′ 19″ O 519 m
Nalametan 8° 59′ 27″ S, 125° 2′ 21″ O 545 m
Name unbekannt 8° 57′ 6″ S, 125° 2′ 4″ O 497 m
Name unbekannt 8° 56′ 59″ S, 125° 2′ 11″ O 485 m
Name unbekannt 8° 57′ 23″ S, 125° 3′ 25″ O 475 m
Name unbekannt 8° 58′ 39″ S, 125° 2′ 43″ O 587 m
Name unbekannt 8° 58′ 49″ S, 125° 2′ 52″ O 599 m
Name unbekannt 8° 59′ 24″ S, 125° 3′ 10″ O 689 m
Name unbekannt 8° 58′ 2″ S, 125° 1′ 30″ O 281 m
Name unbekannt 8° 58′ 56″ S, 125° 4′ 7″ O 688 m
Name unbekannt 8° 59′ 1″ S, 125° 3′ 52″ O 700 m
Name unbekannt 8° 58′ 44″ S, 125° 3′ 52″ O 708 m
Name unbekannt 8° 58′ 46″ S, 125° 3′ 37″ O 689 m
Name unbekannt 8° 58′ 40″ S, 125° 3′ 48″ O 694 m
Name unbekannt 8° 58′ 31″ S, 125° 3′ 50″ O 701 m
Name unbekannt 8° 59′ 5″ S, 125° 3′ 54″ O 662 m
Name unbekannt 8° 58′ 5″ S, 125° 0′ 50″ O 150 m
 
Blick von Fort Balibo auf das Land hinaus

Der Suco Balibo Vila liegt im Zentrum des Verwaltungsamts Balibo. Im Westen liegt der Suco Batugade, im Nordwesten Sanirin, im Norden Leolima, im Osten und Süden Leohito und im Südosten Cowa.[5] Im Norden des Sucos entspringt der Laecouken, der einen Teil der Grenze zu Leolima bildet. Im Grenzgebiet zu Batugade entspringt der Kolosuma, der später mit dem Motak den Leometik bildet.

Balibo Vila hat eine Fläche von 39,54 km².[1] und teilt sich in die sieben Aldeias Amandato, Atara, Balibo Vila, Belola (Belota), Builekun (Builecon, Bui Lecun, Bilekun, Be-Lekun), Fatuk Laran (Fatuc Laran, Fatuklaran) und Fatululik (Fatululic).[5][6]

Der Ort Balibo liegt nah dem Zentrum des Sucos an der Überlandstraße von Batugade nach Maliana, die von West nach Ost mitten durch den Suco führt. Er besteht aus den Ortsteilen Airae, Atara, Aube, Fatukuak, Fatululit (Halitaluk) und Misi. Östlich befindet sich die Siedlung Amandato. Östlich von Balibo liegen an der Straße weiter die Orte Be-Rame (Berame), Beain, Aitos, Fatunisin, Belola, Lasuleten und Fiuren, westlich Fatukakae. Im Nordosten liegen außerdem die Dörfer Builekun und Malibikan, im Norden Boro, im Westen Fatuteke und im Süden Fatuk Laran 1, Fatuk Laran 2 und Nalametan.[5][7][8]

Um den Ort Balibo herum gibt es mehrere Höhlen. Duanele ist die größte Höhle in Balibo und für Besucher zugänglich. Die Gruta Morutau ist eine als heilig geltende Höhle im Nordosten von Fatululik. Sie darf nur von wenigen Dorfältesten besucht werden. Hier befindet sich ein Marienschrein an dem zu Ostern eine Messe abgehalten wird. An der Grenze zu Leohito befindet sich der Berg Taruik Aidele (!491.0126115625.0546945Lage). Im Südwesten liegt der Berg Taruik Lowedar (!491.0070565625.0328065Lage). Südlich des Ortes Balibo erhebt sich der Taruik Tirlolo (!491.0202505625.0370835Lage).[9]

Der Tasi Metan (deutsch „Schwarzes Meer“, Lage) ist ein See im Südosten der Aldeia Balibo VIla, an der Straße nach Leohito.

Einwohner

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Balibo Vila hat 4.233 Einwohner (2022), davon sind 2.113 Männer und 2.120 Frauen. Im Suco gibt es 876 Haushalte.[2] Über 40 % der Einwohner geben Kemak als ihre Muttersprache an. Etwa 30 % sprechen Tetum Prasa, über 15 % sprechen Bekais, etwa 10 % Tetum Terik und eine kleine Minderheit Bunak.[10]

Geschichte

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Vorgeschichte und Kolonialzeit

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Leutnant Carlos Augusto de Oliveira mit einheimischen Offizieren, Kavallerieschwadron in Balibo (Juni 1909)

In den Kalksteinhöhlen um Balibo finden sich keine nennenswerten Sedimente, in denen sich Artefakte aus der Vergangenheit erhalten konnten. In der Region wird der Kot von Fledermäusen und anderen Tieren, der den Boden solcher Höhlen bedeckt, abgekratzt und zum Düngen der Felder verwendet. Dies würde auch alte Feuersteinwerkzeuge erklären, die man auf den Feldern fand. Die bisherigen Funde reichen bis zu 3500 Jahre zurück. Obsidiansplitter, wie sie von älteren Fundorten bekannt sind, fehlen hier. Die geringe Anzahl an Funden deutet darauf hin, dass die Region in der Jungsteinzeit nicht dauerhaft besetzt war und das Gebiet, etwas vom Meer entfernt, nur zum Jagen und Sammeln genutzt wurde. Letzte Sicherheit für diese Theorie gibt es aber noch nicht.[11]

Balibo war eines der traditionellen Reiche Timors, die von Liurais regiert wurden. Es erscheint auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[12][13] In Ort wurde im 17. Jahrhundert von den Portugiesen eine Festung gebaut.[14] Bis zum Ende der Kolonialzeit 1975 war die Festung von Balibo ein Verwaltungssitz und Militärposten der Kavalleriegruppe Fronteira.[15]

1865 vereinigte sich Balibo mit dem Tetum-Reich von Cowa im Kampf gegen die Portugiesen. Der Umstand, dass Cowa auch von Herrschern aus dem niederländisch dominierten Westteil der Insel unterstützt wurde, beunruhigte die Portugiesen zusätzlich. Portugal reagierte mit dem Beschuss der Küste durch die Dampfschiff-Korvette Sa de Bandeira. 1868 entsandten die Portugiesen eine Streitmacht nach Sanirin in der Militärkommandantur Batugade, dessen Liurai sich weigerte Steuern zu Zahlen. Die Kemak von Sanirin waren offiziell Balibo tributpflichtig. Ebenfalls 1868 begann von Batugade aus eine Offensive gegen Cowa und Balibo. 1871 kapitulierte Dona Maria Michaelia Doutel da Costa, die Königin von Balibo. Sie traf, wie vereinbart, am 29. Mai in Batugade mit Gouverneur João Clímaco de Carvalho zusammen. Die Königin von Cowa, Dona Maria Pires, kam nicht. Daher unterzeichnete Dona Maria am 1. Juni allein die ihr vorgelegten Vereinbarungen, die eine Unterwerfung Balibos als Vasallen Portugals bedeuteten. Cowa erkannte erst 1881 die Vorherrschaft Portugals an.[14]

Indonesische Besatzung

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Das Integrationsdenkmal

Anfang Oktober 1975 begann Indonesien mit der Besetzung der Grenzgebiete von Portugiesisch-Timor. Diese Einfälle Indonesiens dienten zur Vorbereitung der eigentlichen Invasion am 7. Dezember 1975. Die Verteidigung Balibos übernahm Francisco Ruas Hornay, ein ehemaliger Soldat der portugiesischen Kolonialarmee. Die koloniale Festung wurde zum Schauplatz mehrerer Gefechte, doch am 16. Oktober fiel Balibo. An diesem Tag wurden im Ort fünf ausländische Fernsehjournalisten, die sogenannten Balibo Five, durch indonesische Soldaten ermordet. Sie hatten von der alten Festung aus, den Einmarsch indonesischer Streitkräfte gefilmt. Das sogenannte „Australian Flag house“ am Hauptplatz, an das die Reporter die Flagge Australiens gemalt hatten, um auf ihren neutralen Status hinzuweisen, wurde mit Mitteln des australischen Bundesstaates Victoria zu einem Gemeindezentrum ausgebaut, das 2003 eröffnet wurde.

In der Balibo-Deklaration verurteilten die Führer der osttimoresischen Parteien UDT, APODETI, KOTA und der Partido Trabalhista die Unabhängigkeitserklärung Osttimors durch die FRETILIN am 28. November 1975 und riefen zum Anschluss des Landes an Indonesien auf. Die Deklaration wurde jedoch vom indonesischen Geheimdienst ausgearbeitet und auf Bali von osttimoresischen Politikern, die praktisch in Gefangenschaft waren, unterzeichnet. Die Balibo-Deklaration wurde später von der indonesischen Regierung als Rechtfertigung für die Besetzung Osttimors benutzt. Xanana Gusmão, der spätere erste Präsident Osttimors nach der indonesischen Besatzung, nannte sie die Balibohong Declaration, ein Wortspiel mit dem indonesischen Wort für „Lüge“.

Bei der Gewaltwelle im Umfeld des Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor 1999 wurden, nach Schätzungen von Human Rights Watch, etwa 70 % von Balibo Vila durch Milizen zerstört. Internationale Hilfsorganisationen leisteten beim Wiederaufbau des Ortes Hilfe, so beim Schulwohnheim für Schüler aus abgelegenen Ortschaften, das vollkommen zerstört war.

Balibo im befreiten Osttimor

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Kirche Santo António (2014)

Während der INTERFET-Mission (International Force for East Timor) wurde die Festung nach dem indonesischen Abzug 1999 von 1000 Mann der UN-Truppen als Stützpunkt benutzt. Im selben Jahr gab Kylie Minogue im Rahmen ihrer Tour of Duty series of concerts hier ein Konzert für die UN-Angehörigen.

Bei den Wahlen von 2004/2005 wurde Abel da Cruz zum Chefe de Suco gewählt.[16] Bei den Wahlen 2009 gewann Domingos de Assis Soares[17] und 2016 Domingos de Asis.[18]

Persönlichkeiten

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Commons: Balibo Vila (suco) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015 (Memento vom 23. September 2019 im Internet Archive), abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. Geoffrey Hull: The placenames of East Timor, in: Placenames Australia (ANPS): Newsletter of the Australian National Placenames Survey, Juni 2006, S. 6 & 7, (Memento vom 14. Februar 2017 im Internet Archive) abgerufen am 28. September 2014.
  4. Atlanten der zwölf Gemeinden und der Sonderverwaltungsregion Osttimors, Stand 2019 (Memento vom 17. Januar 2021 im Internet Archive) (Direcção-Geral de Estatística DGE).
  5. a b c Direcção-Geral de Estatística: Atlas der Gemeinde Bobonaro, abgerufen am 25. September 2022.
  6. Jornal da Républica mit dem Diploma Ministerial n.° 199/09 (Memento vom 3. Februar 2010 im Internet Archive) (Portugiesisch; PDF; 323 kB)
  7. Timor-Leste GIS-Portal (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
  8. UNMIT: Timor-Leste District Atlas version02, August 2008 (Memento vom 8. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 535 kB)
  9. Peakvisor: Taruik Aidele, abgerufen am 24. September 2024.
  10. Ergebnisse des Zensus 2010 für den Suco Balibo (tetum; PDF; 8,5 MB)
  11. Jean-Christophe Galipaud: Réseaux néolithiques, nomades marins et marchands dans les petites îles de la Sonde, Rappoport D. (dir.), Guillaud Dominique (dir.). L'Est insulindien. Archipel, Paris 2015, 90, S. 49–74. ISSN 0044-8613, abgerufen am 25. September 2020.
  12. TIMOR LORO SAE, Um pouco de história (Memento vom 13. November 2001 im Internet Archive)
  13. East Timor - PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR (Memento vom 21. Februar 2004 im Internet Archive)
  14. a b History of Timor – Technische Universität Lissabon (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 824 kB)
  15. Regierung Osttimors: Government opens Balibó Fort Hotel and Cultural and Heritage Centre, 22. März 2015, abgerufen am 3. Juni 2024.
  16. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2004/2005 - Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  17. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2009 - Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  18. Jornal da República: Lista Naran Xefe Suku Eleito 2016, 2. Dezember 2016 (Memento vom 16. September 2020 im Internet Archive), abgerufen am 17. Juni 2020.

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