Bataan Nuclear Power Plant

Ungenutztes Kernkraftwerk auf den Philippinen

Das Kernkraftwerk Bataan (kurz: BNPP) ist ein Atomkraftwerk auf der Halbinsel Bataan, etwa 100 Kilometer westlich der philippinischen Hauptstadt Manila. Der Gebäudekomplex wurde zwar fertiggestellt, aber das Kraftwerk wurde nie in Betrieb genommen. Es befindet sich auf einem 3,57 km² großen Areal, das administrativ zur Stadtgemeinde Morong gehört. Es war der bisher einzige Versuch der Philippinen, ein Kernkraftwerk ans Netz zu bringen. Es ging aufgrund von Sicherheitsbedenken nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl in der Ukraine 1986 und aufgrund von Korruption nicht ans Netz.

Bataan Nuclear Power Plant
Hauptgebäude des Kernkraftwerks
Hauptgebäude des Kernkraftwerks
Lage
Bataan Nuclear Power Plant (Philippinen)
Bataan Nuclear Power Plant (Philippinen)
Koordinaten 14° 37′ 45″ N, 120° 18′ 50″ OKoordinaten: 14° 37′ 45″ N, 120° 18′ 50″ O
Land Philippinen
Daten
Projektbeginn 1976
Stilllegung 1986

Bau eingestellt (Brutto)

1  (621 MW)
Stand 16. Mai 2022
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Geschichte

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Die friedliche Nutzung der Kernenergie rückte erstmals in den 1950er-Jahren in die Agenda der philippinischen Politik, als die USA den Philippinen einen Kernreaktor zur Verfügung stellten.[1] Die Regierung richtete dann 1958 offiziell ein Atomprogramm unter der Philippinischen Atomenergiekommission (PAEC) ein.[2] Bereits in den 1960er-Jahren erfolgten erste Überlegungen, ein größeres Atomkraftwerk für die Stromerzeugung zu errichten. Vor dem Hintergrund der Ölkrise 1973 bewilligte das Marcos-Regime im Juli des gleichen Jahres den Bau des BNPP.[3] Den Auftrag für den Bau der kerntechnischen Anlage erhielt die US-amerikanische Westinghouse Electric Corporation. Das Projekt wurde 1984 fertiggestellt und kostete 2,2 Milliarden US-Dollar.[2] Im Jahr 1986 wurde entschieden, dass das Kraftwerk nicht in Betrieb gehen sollte. Folglich wurden nie Brennelemente eingesetzt. Hauptsächlich sorgte die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl für die Entscheidung gegen die Inbetriebnahme und die geologisch bedingten Unsicherheiten, die einen störungsfreien Betrieb wohl gefährden hätte können. Außerdem spielten politische Gründe eine gewichtige Rolle gegen die Anschaltung, weil Marcos von Westinghouse Schmiergelder erhalten haben soll. Die im Vertrag mit Westinghouse geregelte Summe, die bereits zu Beginn höher war als andere Angebote, stieg von 650 Millionen US-Dollar auf 2,2 Milliarden Dollar.[2] Später wurden Beweise dafür gefunden, dass große Geldsummen direkt an Präsident Marcos geflossen waren. Westinghouse wies die Korruptionsvorwürfe jedoch zurück.[2] Das BNPP ist das einzige Kernkraftwerk auf den Philippinen und bis 2014 auch das einzige Kernkraftwerk aller ASEAN-Staaten. Seit 2009 fungiert das AKW als Touristenattraktion, um die Kosten für seinen Unterhalt zu decken.[4]

Geplante Fertigstellung

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Der ehemalige philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat am 28. Februar 2022 eine Durchführungsverordnung zur Aufnahme der Kernenergie in den Energiemix des Landes unterzeichnet, während sich die Behörden auf den Ausstieg aus der Kohleverstromung vorbereiten sollen. Drei Monate vor dem Ende der sechsjährigen Amtszeit von Duterte wird mit der Anordnung auch ein behördenübergreifendes Gremium beauftragt, die Wiederinbetriebnahme des stillgelegten Kernkraftwerks Bataan zu prüfen.[4] Duterte gab an, die Kernenergie als alternative Grundlaststromquelle zu nutzen, um Stromausfälle in der Zukunft zu vermeiden. Außerdem sollen die Strompreise durch die Inbetriebnahme reduziert werden können.[4]

Technische Daten

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Das Kernkraftwerk sollte ursprünglich zwei Blöcke erhalten, aber nur einer wurde fertig gestellt. Der Block Bataan 1 ist mit einem Druckwasserreaktor von Westinghouse mit einer installierten Leistung von 621 MWe ausgestattet.[5] Der Reaktor wurde allerdings nie mit Brennelementen ausgestattet und speiste nie elektrische Energie in das philippinischen Stromnetz ein.[6]

Erdbebengefahr

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Aufgrund der Lage am Pazifischen Feuerring ist nahezu das gesamte Staatsgebiet der Philippinen eine seismisch und vulkanisch hochaktive Region. Auch in der Region nahe dem Atomkraftwerk kommt es immer wieder zu Erdbeben. Das BNPP befindet sich am Napot Point am südwestlichen Fuß des Natib, eines Stratovulkans mit andesitischen bis dakitischen Lavaausflüssen, der nur 30 km südlich des aktiven Pinatubo-Vulkans liegt. Die vulkanologische Vergangenheit des Natib ist noch nicht abschließend geklärt, aber es gab mindestens drei explosive Eruptionen im Pleistozän, die eine Caldera von 6 km Durchmesser und eine jüngere Caldera von 2 km Durchmesser bildeten. Verfestigte pyroklastische Ströme begrenzen die Oberfläche des Vulkankegels, der zudem am Fuße diverse Thermalquellenvorweist.[7] Die Region um das KKW ist Teil des Luzon-Inselbogens und stehen in Zusammenhang mit der aktiven Subduktion entlang des Manilagrabens. Subduktionsbeben sind häufig, aber abgesehen davon wird das seismische Risiko auch auf tektonische Strukturen im Landesinneren zurückgeführt.[7]

Einzelnachweise

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  1. A. Volentik et al., "Aspects of Volcanic Hazard Assessment For the Bataan Nuclear Power Plant, Luzon Peninsula, Philippines," in Volcanic and Tectonic Hazard Assessment for Nuclear Facilities, ed. by C. B. Conner, N. A. Chapman and L. J. Conner (Cambridge University Press, 2009), S. 229–256.
  2. a b c d Teo Camacho (2017): The Controversy of the Bataan Nuclear Power Plant (englisch, abgerufen am 16. Mai 2022)
  3. Nuclear Power in the Philippines - World Nuclear Association (englisch, abgerufen am 16. Mai 2022)
  4. a b c Philippines approves revival of nuclear power to help replace coal (englisch, abgerufen am 15. Mai 2022)
  5. World Nuclear Association: Philippines relaunches nuclear energy programme (englisch, abgerufen am 29. Juni 2022)
  6. Neimagazine.com: Philippines Considers Reviving Bataan Nuclear Power Project (englisch, abgerufen am 29. Juni 2022)
  7. a b Geological Society of the Philippines, Mandaluyong City (Philippines); 79 p; 2009; p. 39; Geological Society of the Philippines; Mandaluyong City (Philippines); GEOCON 2009: Geological convention; Manila (Philippines); 2-3 Dec 2009. (englisch, abgerufen am 20. Juni 2022)