Belgizismus

in Belgien typisch verwendete Wörter, die nicht im übrigen Sprachraum des Niederländischen, Französischen und Deutschen angewendet werden

Belgizismen (auch als Belgismen bezeichnet) sind Wörter, die typischerweise in Belgien, aber nicht im übrigen Sprachraum der drei belgischen Landessprachen (Niederländisch, Französisch, Deutsch) verwendet werden.

Belgizismen in der niederländischen Sprache

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Viele niederländische Belgizismen sind Lehnwörter oder wörtlich übersetzte Begriffe aus dem Französischen (auch Gallizismen genannt). Daneben gibt es einige Wörter, die in den Niederlanden als veraltet oder puristisch gelten.

Belgizismen in der französischen Sprache

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Belgizismen, die für die französische Standardsprache in Belgien spezifisch sind, z. B. gibt es in Belgien phonetisch einen Unterschied bei der Aussprache maskuliner und femininer Adjektivformen (also <aimé> = [ɛˈme] und <aimée> = [ɛˈmeː]). Die Unterschiede zeichnen sich auf sämtlichen Ebenen der Linguistik ab (Syntax, Morphologie, Phonologie etc.).

Die Zahlen 70 und 90 werden anders als in der französischen Standardsprache benannt, aus 70 = soixante-dix wird septante und aus 90 = quatre-vingt dix wird nonante. Da diese Zahlwörter jedoch auch in der französischsprachigen Schweiz sowie den frankokanadischen Gebieten und in regionalen Dialekten verwendet werden, ist es kein klassischer Belgizismus.

Belgizismen in der deutschen Sprache

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Der Wortschatz der deutschsprachigen Bevölkerung in Ostbelgien ist reich an Belgizismen. Hier wurden über 2500 belgientypische Wörter identifiziert,[1] wovon allerdings ein großer Teil als umgangssprachlich oder dialektal einzustufen ist. Aber auch in der Standardsprache gibt es Belgizismen, so etwa in der deutschen Rechts- und Verwaltungsterminologie in Belgien. Diese entstanden häufig im Rückgriff auf Fremdwörter sowie Entlehnungen aus dem Niederländischen oder Französischen.[2][3]

Beispiele für Belgizismen im Deutschen:

  • anbefohlener Preis → empfohlener Preis
  • anwesig → anwesend
  • Fritüre → Imbissbude
  • ich habe kalt → mir ist kalt (ist auch ein Helvetismus)
  • Mazout → Heizöl
  • Milizpflicht → Wehrpflicht
  • Parking → Parkplatz
  • Studienbörse → Stipendium
  • Verkehrssteuer → Kraftfahrzeugsteuer

Auch gibt es eine Reihe falscher Freunde im belgischen Deutsch, zum Beispiel:

Belgizismus Bedeutung Ähnelt dem bundesdeutschen
Fazilitäten Spracherleichterungen Fazilität (Einräumung eines Kreditrahmens)
Garage Autowerkstatt Garage (Unterstellplatz für Auto)
Kandidatur zwei- bis dreijähriger erster Studienabschnitt an Hochschulen Kandidatur (Bewerbung um ein Mandat)
Schöffe Beigeordneter des Bürgermeisters Schöffe (ehrenamtlicher Richter)

Die entsprechenden schweizerischen Besonderheiten in der deutschen Sprache bezeichnet man als Helvetismen, diejenigen Österreichs als Austriazismen. Für die auf Deutschland beschränkten Besonderheiten gibt es keinen allgemein üblichen Begriff, in der sprachwissenschaftlichen Fachliteratur werden die Begriffe „Teutonismus“, „Deutschlandismus“ und „Bundesgermanismus“ verwendet und kontrovers diskutiert.

Einzelnachweise

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  1. Belgischer Rundfunk: Warum unser Deutsch anders ist, 26. November 2015
  2. Hans Goebl, Peter H. Nelde, Zdenek Stary, Wolfgang Wölck: Kontaktlinguistik / Contact Linguistics / Linguistique de contact. 1997 (google-Vorschau).
  3. Tomas Sommadossi: Deutsch als Rechtssprache in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. In: Diatopische Variation in der deutschen Rechtssprache 2013 (google-Vorschau).