Benutzer:NorbertClausen/Liebfrauenhaus
Das Liebfrauenhaus ist eine Einrichtung der Stiftung SLW. Es wurde im Jahr 1898 von P. Cyprian Fröhlich gegründet. Es befindet sich in Herzogenaurach in der Erlanger Straße 35. Heute befinden sich auf dem Gelände eine private Grund- und Mittelschule mit offener und gebundener Ganztagsbetreuung, ein fünfgruppiger Hort, mehrere stationäre Wohngruppen und Betreutes Wohnen für Jugendliche und eine Kirche. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Charleston-Wohn- und Pflegezentrum Liebfrauenhaus.
Gründung und Geschichte des Liebfrauenhauses
BearbeitenAm 28. August 1898 wird der Grundstein des Liebfrauenhauses gelegt. Andreas Kurr, Baumeister in Herzogenaurach, plante und baute die Gebäude. Das Grundstück wurde dem Seraphischen Liebeswerk von der Herzogenauracher Familie Färber Mayer geschenkt. Für den Herzogenauracher Kapuzinerpater Cyprian Fröhlich ging am 10. Oktober 1899 ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Das Liebfrauenhaus wurde von Erzbischof von Schork unter Beisein von Vertretern des bayerischen Königshauses und des Regierungspräsidenten Roman eingeweiht. Auf dem Erinnerungsblatt an diese Feier wird „ihre königliche Hoheit Prinzessin Ludwig Ferdinand von Bayern, Maria de la Paz, Infantin von Spanien, hohe Protektorin des Liebfrauenhauses“ dargestellt und beschrieben.
50 Mädchen, zumeist Waisen wurden hier von „Armen Schulschwestern“ betreut und erzogen.
Am 17. April 1900 wird die Liebfrauenhausschule gegründet.
1907 baute man die Liebfrauenhauskirche, eine Stiftung der Familie Weiner aus Bamberg.
1908 wird der Exerzitienbetrieb aufgenommen. Die ersten Jungen ziehen in das Liebfrauenhaus ein.
Am 01. Oktober 1908 übernehmen Mallersdorfer Schwestern die Betreuung der Kinder und die Leitung von Schule und Einrichtung.
1914 bis 1918 werden die Exerzitienräume des Liebfrauenhauses als Lazarett bereitgestellt.
Das Liebfrauenhaus während des 2. Weltkrieges
BearbeitenWenige Monate nach Beginn des 2. Weltkriegs hatten die nationalsozialistischen Machthaber dem Liebfrauenhaus eine andere Funktion zugeteilt. Zunächst wurden Flüchtlinge aus dem Saarland in dem Teil des Hauses untergebracht, der als Altenheim gedient hatte. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Frankreichfeldzuges mussten die Saarländer jedoch wieder in ihre Heimat zurückkehren und deutschen Aussiedlern aus Bessarabien Platz machen. Es kamen rund 300 Bessarabier mit ihren Familien an die Aurach. Dafür musste im September 1940 der Schulbetrieb im Liebfrauenhaus eingestellt werden.
Schwester Isengardis Pfaffinger erlebte als junge Lehrerin die Wirren der Kriegsjahre. Sie berichtete, dass den Schwestern damals nebenbei mitgeteilt wurde, dass das Liebfrauenhaus nach dem Ende des Krieges zu einer „Hitler-Jugendburg“ umgestaltet werden sollte. Immer wieder drohten die Nazis damit, alle Herzogenauracher Schwestern in das Mutterhaus nach Mallersdorf zu schicken. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie zur Versorgung der Bessarabier dringend benötigt wurden. Nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1041 und dem strengen Winter 1940/41 kamen zahlreiche Verwundete und Kranke von der Ostfront zurück. Gegen den Willen der NSDAP übernahm die Wehrmacht das Herzogenauracher Liebfrauenhaus am 17.09.1941 als Reservelazarett für den Wehrbezirk XIII und stellte es unter die Leitung des Oberstabsarztes Dr. Hirsch. Unter der ärztlichen Aufsicht von Dr. Gensch waren in allen Räumen des Erdgeschosses, auch im früheren Theatersaal und im ehemaligen Schultrakt Kranke und Verwundete untergebracht. Der Westbau beherbergte in beiden Stockwerken die Seuchenkranken: Scharlachkranke meist aus einer Nürnberger SS-Kaserne, Diphteriekranke und solche, die an Malaria, Ruhr und Fleckfieber erkrankt waren. Die Leitung des Seuchenlazaretts unterstand dem Herzogenauracher Arzt Dr. Walther.
Nachdem Roosevelt und Churchill im Januar 1043 die systematische Bombardierung des Deutschen Reiches beschlossen hatten, wuchs die Gefahr eines Bombenabwurfs über Herzogenaurach aufgrund seiner Nähe zu Nürnberg. Auf das Dach des Liebfrauenhauses malte man daher ein großes Rotes Kreuz, um sich vor Fliegerangriffen zu schützen. Den verwundeten Soldaten im Liebfrauenhaus-Lazarett ging es verpflegungsmäßig recht gut. Die Schwestern verstanden es, sogar Genussmittel wie Tabak oder Wein zu organisieren. Im hauseigenen Schlachthaus wurden arbeitsfähige, verwundete Metzger eingesetzt. Am 16. April 1945 stand plötzlich ein verstaubter US-Jeep im Hof des Liebfrauenhauses. Die Schwestern durften Kranke und Verwundete weiter pflegen. Alle Genesenen wurden jedoch in ein Lager überstellt. Am 17. September 1945 wurde das Lazarett offiziell geschlossen.
Die Liebfrauenhauskirche
BearbeitenUm 1900 begann man in Herzogenaurach mit dem Bau der Liebfrauenhauskirche. Die dafür benötigten Gelder in Höhe von 50.000 Reichsmark hatte die Familie Weiner aus Bamberg gestiftet. Bereits am 30. April 1902 konnte das Richtfest mit P. Cyprian Fröhlich und Baumeister Andreas Kurr gefeiert werden.
Die Einweihung der Kirche zelebrierte man am 10. Oktober 1907.
Das Gnadenbild der Schutzmantelmadonna ist vermutlich um 1500 entstanden und stammt wohl aus der Schule von Veit Stoß. Es wurde dem Liebfrauenhaus von Baumeister Kurr gestiftet.
Nach einer umfangreichen Renovierung in den 1980er Jahren wurde am 22. Oktober 1989 der neue Altar von Erzbischof Elmar Maria Kredel feierlich geweiht. In ihm wurden Reliquien des hl. Clemens, des heiligen Faustus und eines weiteren unbenannten Heiligen beigesetzt.
Literatur
Bearbeiten- Liebfrauenhaus, Sr. M. Lucia Aigner: 1899-1999: 100 Jahre Liebfrauenhaus (Festschrift)