Benutzer:Patrick Stützel/Melchior Hess Filzfabrik

Melchior Hess Filzfabrik
Rechtsform G.m.b.H
Gründung 1849
Auflösung 1996
Sitz Speyer
Mitarbeiterzahl etwa 150 (in Hochzeiten)

Die Melchior Hess Filzfabrik (im Volksmund: Filzfabrik) war ein in Speyer ansässiges Unternehmen, welches vorallem Gewehrpfropfen aus Filz und Pappe herstellte. Sie befand sich seit 1897 auf dem Areal zwischen St.-German-Straße, St.-Markus-Straße, Mechior-Hess-Park und Lindenstraße, auf dem sich heute der Wohn- und Gewerbepark Melchior Hess Filzfabrik befindet. Dieser besteht zum Teil aus Neubauten, bezieht aber neben dem unter Denkmalschutz stehenden Hofschlösschen (St.-Markus-Straße 6) auch drei denkmalgeschützte Gebäude, der Ziegelbau, das ehemalige Lagerhaus und das Pförtnerhaus der ehemaligen Fabrik ein.

Geschichte

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Büchsenmacherei Melchior Hess

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Nach der Rückkehr von seiner Wanderschaft als Büchsenmachergeselle gründete Melchior Hess 1849 im sogenannten Keppler'schen Anwesen in der Wormser Straße in Speyer[1] die Büchsenmacherei Melchoir Hess, in der er zu Beginn Jagdwaffen vorallem Schrotflinten herstellte und vekaufte, und legte anschließend seine Meisterprüfung ab. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Büchsenmacherei sehr gut, genoss ausgezeichneten Ruf[2]:S. 50 und beschäftigte zeitweise sechs bis sieben Gesellen.

Um 1860 begann er sich auf die Herstellung von Patronenhülsen aus Papier zu spezialisieren, wobei er aber weiterhin schadhafte Waffen reparierte. 1865 spezialsierte er sich schließlich auf die Herstellung der wohl von ihm miterfundenen Patronenpropfen aus Filz,[1] welche zeitweise in 35 Ländern in Schrotpatronen verwendet wurden und zur Trennung des Geschosses und der Treibladung notwendig waren, verkaufte aber, wie aus einer Anzeige im Speyrer Adressbuch von 1868/69 hervorgeht, weiterhin Jagdgewehre, aber auch Scheibenbüchsen, Revolver, Pistolen, Terzerolen, Jagdzubehör, Lefaucheux-Patronen, Zündhütchen, Pulver und Schrot, warb aber auch damit Hersteller von verschiedenen Propfenarten (Ladeprofen, doppelte Hohl- und Schlusspropfen) zu sein. Vermutlich im Zuge der Spezialisierung, vielleicht aber auch aufgrund des gestiegenen Raumbedarfs der weiter wachsenden Firma zog Melchior Hess wohl zusammen mit seiner Firma in die Kutschergasse nahe des Königsplatzes um.

Melchior Hess hatte 6 Kinder, eine Tochter und 5 Söhne, von denen aber nur drei Söhne in die Firma mit einstiegen. Friedrich Hess (1857- nach 1937), Melchiors zweiter Sohn, lernte für seine spätere Tätigkeit als Geschäftsführer der Firma, welche er spätestens ab 1888[3] inne hatte, nach dem Abschluss der Gewerbeschule 1874, obwohl er eigentlich Mechaniker werden wollte, die Kaufmannschaft und trat schließlich nach einem Jahr Freiwilligendienst in der 3. Kompanie des in Speyer stationierten II. Pionierbataillons am 1. Oktober 1878 in die Firma ein und erlernte 1879/80 die händische Herstellung von Filzplatten um die 1879 begonnene Fertigung von Filzplatten aufbauen und anleiten zu können. Im September 1887 trat nach seiner Wanderschaft Melchiors vierter Sohn Ernst Ludwig (1864 - nach 1937) und später auch Melchiors fünfter Sohn August (1867-1954) ind die Firma ein

  • 1887 steigt auch Friedrichs jüngerer Bruder Ernst Ludwig (1864-1937) ein (war viele Jahre technischer Leiter, nach dessen Diplomarbeit an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg zusammen mit seinem Sohn Otto) und wohl auch Melchiors jüngster Sohn August (1867-1954), der sich aber auch in anderen Firmen engagierte
  • 1879 Angliederung einer Filzfabrik zur Herstellung der Filzplatten aus denen die Pfropfen ausgestanzt wurden
  • nach 1895 August baut sich ein Wohnhaus (St.-Markus-Straße 10)
  • 1897 Umzug der Fabrik an die St.-German-Straße (in direkter Nachbarschaft (Markusstraße 8) baut sich Melchior sein Wohnhaus)
  • nach 1901: August Ernst Ludwig baut sein Wohnhaus (St.-Markus-Straße 10)
  • 1904 Errichtung des Viergeschossigen Ziegelbaus (eigentlich Stahlbetonbau im sogenannten „Hennebique-System“ mit Ziegelfassade)
  • 1904/05 Friedrich errichtet sein Wohnhaus (St.-Markus-Straße 14) auf einem bereits 1888 erworbenen Grundstück
  • 1912 Errichtung des Lagerhauses mit Jugendstilfassade an der St.-German-Straße
  • 1914 Stilllegung der Fabrik (hatte etwa 150 Beschäftigte), da die Pfropfen vornehmlich an nun wegen des Ersten Weltkriegs mit Deutschland verfeindete Länder geliefert wurden
  • Nutzung des Trockenkanals als Dörrplatz für die Speyerer Obsternte von 1914 durch Friedrich zusammen mit 50 Mädchen und Frauen
  • ab 1915/16 Pappfabrikation, ab 1920 Leimfabikation
  • nach 1945: Demontage der Maschinen durch die Französische Besatzungsmacht, Offiziere ziehen in die Villen ein (bis 1952)
  • 10. Juni 1975: Lagerhaus brennt aus, Südlicher Bereich wird vereinfacht ohne Schmuckfassade wiedererrichtet
  • 1960er/70er nur noch 65 Mitarbeiter
  • ab 1976: Halle südlich des Lagerhauses/westlich des Backsteinbaus wird von Lebensmittelmarkt genutzt
  • Beginn der 1990er Jahre: massive Rohstoffengpässe da Lieferung aus Südamerika wegfallen (Tierhäute werden verbrannt nichtmehr gegerbt, da nordamerikanischer Schuhmarkt von Leder- auf Kunststoffsohlen umstellt) und die Lieferungen aus GUS (als Nachfolgelieferant der UdSSR) unzuverlässig werden, dazu Neue Billiganbieter aus GUS, dazu ebenso Propfen in USA wegen Umstellung von Bleischrot auf Stahlschrot -> dt. Haarfilzfabriken schließen nach und nach
  • Hess überstand dies am längsten (letzter deutscher Haarfilzhersteller), aber 1996 Stilllegung (mit noch 14 Beschäftigten) -> Ankündigung am 21. Juni, Produktion lief dann bis Jahresende aus (Rheinpalz 22. Juni)

Bei Bauarbeiten auf dem Gelände wurden Reste der Speyerer Stadtbefestigung gefunden

  • Hess war größtes und bestausgestattetes Unternehmen in Europa auf diesem Sektor, bis Großbrand am 10.06.1975 die Produktionsanlage vernichtete (Schaden: 1 Million DM)
  • 4 Wochen danach läuft Produktion teilweise wieder, drei Monate nach Großbrand war der Neubau fertig
  • 1996 Produktion nach zahlreichen Verlusten schließlich eingestellt

Produkte

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Weiterführende Informationen

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Literatur

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  • Fritz Heß: Aufzeichnungen zur Geschichte der Familie Heß - Weißenbug im Elsass, Annweiler (Pfalz), Speyer. Frankfurt am Main-Unterliederbach 1938, S. 50–60.
  • Das Papier: 100[Hundert] Jahre Melchior Hess in Speyer am Rhein, Bd. 3, Nr. 3/4, Darmstadt, 1949, S. 66-67
  • Ein Festspiel zur Hundertjahrfeier von Melchior Hess, Speyer a. Rh. am 19. Dezember 1949, 19 S.
  • Wolfgang Eger:Geschichte der Stadt Speyer Band 2, Kohlhammer, 1982
  • Escales, R.:Zeitschrift für das gesamte Schiess- und Sprengstoffwesen Bände 16-17, J.F.Lehmann, München, 1911
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Commons: Melchior-Hess-Gelände – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Die Rheinpfalz vom 14.07.1962
  2. Fritz Heß: Aufzeichnungen zur Geschichte der Familie Heß - Weißenbug im Elsass, Annweiler (Pfalz), Speyer. Frankfurt am Main-Unterliederbach 1938.
  3. Adressbuch der Stadt Speyer von 1888
[[Kategorie:Unternehmen (Speyer)]]