Asta Sofie Amalie Nielsen (* 11. September 1881 in Kopenhagen; † 25. Mai 1972 in Frederiksberg) war eine dänische Schauspielerin.

Kindheit und Jugend

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Asta Nielsen kam 1881 als dritte Tochter des Arbeiters Jens Christian Nielsen und der Hausfrau Ida Frederikke, geborene Petersen, in Kopenhagen zur Welt. Rückblickend schrieb sie, sie sei „in einer hoffnungslosen Zeit der Armut und des Siechtums“ geboren worden.[1] Die erste Tochter des Ehepaars war früh gestorben, Nielsens Schwester Johanne war viereinhalb Jahre älter als sie und von klein auf leidend. Ihr Vater hatte seit einem Unfall drei Jahre vor Nielsens Geburt Probleme mit dem Herzen und war sehr geschwächt. „Mein Vater war so krank, daß er sich nur vorwärtsbewegen konnte, wenn er an den Wänden Halt suchte. Er hatte nicht einmal die Kraft, das Neugeborene auf den Arm zu nehmen“.[2] Als Nielsen anderthalb Jahre war, zog die Familie nach Malmö in Schweden um, wo der Vater nach längerer Zeit der Arbeitslosigkeit eine Stelle als Geselle in einer Dampfmühle erhalten hatte. Die Familie verlebte hier eine glückliche Zeit. Nielsen besuchte die Volksschule in Malmö und fühlte sich „mit Leib und Seele schwedisch“[3], auch wenn im Elternhaus nur dänisch gesprochen werden durfte. Mehrfach zog die Familie innerhalb Malmös um, was ständige Schulwechsel Nielsens zur Folge hatte. Als der Vater 1890 seine Stellung verlor, ging die Familie zurück nach Kopenhagen, wo Nielsen zum ersten Mal mit dem Theater in Berührung kam: Für eine Vorstellung von Arrigo Boitos Oper Mefistofele im Königlichen Theater wurden Nielsen als Kinderstimme für den Chor engagiert.[4] Ihre Alt-Stimme, die fast eine Tenorlage besaß, überzeugte den Kapellmeister des Theaters Johan Svendsen derart, dass er ihr anbot, sie nach Erreichen des 16. Lebensjahres auszubilden.[5]

Erste Theatererfahrungen

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Kurz vor Nielsens 14. Geburtstag verstarb ihr Vater im August 1895 nach langer Krankheit. Mit 14 Jahren beendete Nielsen die Schule „ohne viel mehr zu können als Rechnen, Rechtschreibung und eine Unmenge Gesangbuchverse. […] Ich saß zwar immer auf der ersten Bank, hatte aber nicht viel vom Lehrstoff verdaut.“[6] Nielsens hatte seit ihrer Mitwirkung an Mefistofele den Wunsch, zum Theater zu gegen. Mit finanzieller Unterstützung ihrer Schwester Johanne nahm Nielsen trotz Einwände ihrer Mutter zunächst zwei Jahre lang Schauspielunterricht bei Peter Jerndorff (1842–1926) und besuchte anschließend neben ihrem Stunden bei Jerndorff auch die Theaterschule des Königlichen Theaters, wo sie von Olaf Poulsen (1849–1923), Karl Mantzius (1860–1921) und Valdemar Price unterrichtet wurde. Sie sprach 1902 im Dagmar-Theater vor und wurde für ein Jahr engagiert. Ihr Bühnendebüt gab sie im selben Jahr als 50-jährige Mutter in Viggo V. Holms Varulven, wurde jedoch in weiteren Stücken nur mit meist komödiantischen Nebenrollen besetzt. „Sooft ich sie sah, in kleinen und ganz kleinen Rollen, immer wieder empfand ich es als eine Ungerechtigkeit, daß diese eminente Schauspielerin […] keine Rollen bekam“, so Herman Bang rückblickend.[7] Olaf Fönss wiederum schrieb 1930, dass Nielsen „mit ihrem fremdartigen Aussehen und ihrer kühnen Art […] so sehr von den anderen dänischen jungen Entlein in dem Ententeich ab[stach], daß es schwer für sie war, sich ihren Platz zu erobern.“[8]

Sie kündigte 1905 beim Dagmar-Theater und schloss sich zunächst einem kleinen Theaterensemble an, bevor sie noch im selben Jahr mit Peter Fjelstrups Theatergruppe auf erfolgreiche Skandinavien-Tournee ging. Im Herbst 1908 wurde sie von Viggo Lindstrøm für drei Jahre am gerade eröffneten Neuen Theater in Kopenhagen engagiert, war jedoch erneut nur auf kleine Komödienrollen festgelegt. Nielsen resignierte bald: „Mein Wille, etwas Besonderes zu werden, wurde durch die nie endende Reihe kleiner und noch kleinerer Rollen in einem Fach, für das ich weder Gaben noch Interesse besaß, gebrochen.“[9]

Der Weg zum Film

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Thomas Peter Krag, der Nielsen während ihrer Skandinavien-Tournee in Christiania kennengelernt hatte, bot ihr 1909 eine Rolle in dem Film Syndens sold an, für den er das Drehbuch geschrieben hatte.

„Der Gedanke, in einem Film mitzuwirken, ließ mich aus allen Wolken fallen. Denn wenn auch Frankreich ein paar Spielfilme gedreht und Amerika mit einigen Lustspielen bezaubert hatte, so wurde die weiße Leinwand doch eigentlich als Straßenjungenunterhaltung bewertet. […] aber neben allen anderen Bedenken glaubte ich, für die mir zugedachte Hauptrolle nicht zu passen.“

Asta Nielsen 1961[10]

Hatte Nielsen am Neuen Theater 1909 noch einige Rollen spielen können, waren 1910 zahlreiche Schauspieler ohne Rollenaufgabe, auch wenn ihnen die Gage ausgezahlt wurde. Mehrere Monate wurde ohne Nielsen Die Dollarprinzessin als Kassenmagnet gegeben und auch der Bühnenbildner und künstlerische Berater des Theaters, Urban Gad, war wegen fehlender Aufträge zur Untätigkeit gezwungen. Bei einer Unterhaltung mit Gad kam Nielsen auf Krags Filmangebot zu sprechen und Gad erkannte die Möglichkeiten des neuen Mediums. Innerhalb weniger Wochen schrieb er das Drehbuch zum Film Afgrunden und Nielsen war vom Stoff begeistert: „Endlich hatte ich die ersehnte große dramatische Aufgabe. Wie hatte er [Gad] mich und meine Fähigkeiten erkannt, und wie ahnte er die dramatischen Wirkungsmöglichkeiten des Films!“[11]

Afgrunden wurde im Juni 1910 innerhalb von acht Tagen in Kopenhagen gedreht und erlebte am 12. September 1910 in Kopenhagen seine Premiere. Die Geschichte der Klavierlehrerin Magda, die ihren Verlobten für den Zirkusartisten Rudolf verlässt und schließlich zwischen beiden Männern stehend Rudolf in Notwehr ersticht, wurde ein „aufsehenerregender Erfolg. Bald wurde der Film in der ganzen Welt gezeigt, und überall war man sich darin einig, daß der künstlerische Film geboren und ein Wendepunkt in der Geschichte des Films eingetreten sei.“[12] Afgrunden, der im Dezember 1910 auch in Deutschland anlief, machte Nielsens Name über Nacht weltweit bekannt. Weitere Film- und Theaterangebote blieben für sie in Dänemark jedoch aus und auch die Gelder für den zweiten Film Urban Gads konnten nicht beschafft werden. Über einen Bekannten nahm Gad Kontakt mit der Deutschen Bioscop auf, die Nielsen Anfang 1911 einen Vertrag für zwei Filme anbot. Gad folgte Nielsen nach Berlin. Unter seiner Regie und nach seinem Drehbuch entstanden 1911 die beiden heute verschollenen Filme Heißes Blut und Nachtfalter, die im März und Mai 1911 Premiere hatten und an den Erfolg von Afgrunden anknüpfen konnten.

Im Frühjahr 1911 musste das Neue Theater schließen, bei dem Nielsen bis dahin engagiert war und das ihre Filmarbeit stets geduldet hatte. Ein Engagement am Königlichen Theater, das ihr Karl Mantzius anbot, lehnte Nielsen ab, da sie sich nun vollständig dem Film widmen wollte. „Ich war nämlich schon damals der Meinung, daß ein Künstler seine Kräfte nicht zwischen Film und Theater teilen darf; die eine Seite wird immer darunter leiden.“[13] Nielsen unterschrieb stattdessen einen Vertrag mit der Bioscop, der acht neue Filme für Juni und August 1911 vorsah. Zudem verpflichtete sie sich für die Monate Juli und September bei der dänischen Nordisk.[14]

Durchbruch in Deutschland und Aufstieg zum Filmstar

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Christoph Mülleneisen, der das Monopol für Nielsens Filme Heißes Blut und Nachtfalter für Österreich-Ungarn erworben und mit dem Verleih der Filme großen Erfolg hatte, wollte sich weitere Vertriebsrechte an folgenden Nielsen-Filmen der Bioscop sichern. Als er erfuhr, dass Nielsen nur für zwei Sommermonate für die Bioscop arbeiten und acht Filme drehen sollte und zudem bereits Verpflichtungen mit der Nordisk eingegangen war, die wiederum jegliche Zusammenarbeit mit Mülleneisen verweigerte, sah er nicht zuletzt seine eigenen finanziellen Interessen in Gefahr. Er wollte Nielsen und Gad nun von der Konkurrenz abwerben.

Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihm wahrscheinlich im Mai 1911,[15] mit der Projektions-Aktiengesellschaft „Union“ (PAGU) von Paul Davidson und der Österreichisch-Ungarischen Kino-Industrie unter der Leitung von Direktor Dr. Kühnelt zwei Filmverleihfirmen zu finden, die in Filme von Asta Nielsen investieren wollten. Am 1. Juni 1911 unterzeichneten Davidson, Kühnelt, Mülleneisen, Nielsen und Gad den Vertrag zur Gründung der Internationalen Film-Vertriebs-Gesellschaft. Es war „das erste Mal, daß auf eine Frau eine große Erwerbsgesellschaft gegründet wird.“[16] Zweck der Gesellschaft war es, zum einen Nielsen-Filme zu vertreiben und zum andern sie zum Teil zu produzieren. Nielsen und Gad kündigten ihre Verträge bei der Nordisk, auch wenn beide wahrscheinlich in der Zwischenzeit bereits Der schwarze Traum und Ballettänzerin für die Nordisk und die Fotorama gedreht hatten. Die Konventionalstrafe von 10.000 Kronen für den Vertagsbruch wurde von der International getragen.[17]

Die International sicherte sich so das Monopol für sämtliche Filme mit Asta Nielsen und verpflichtete sich vertraglich zur Herstellung von 24 Langfilmen mit Nielsen in der Hauptrolle. Alle Filme sollten innerhalb von drei Jahren von Urban Gad geschrieben und gedreht und anschließend von der International vertrieben werden. Hinzu kamen die acht ausstehenden Filme der Deutschen Bioscop, deren Vertriebsrechte die International dieser inzwischen abgekauft hatte. Die Bioscop blieb jedoch an Nielsen-Filmen beteiligt, da sie bis 1913 im Auftrag der PAGU 15 Nielsen-Filme produzierte. Bis Anfang des Ersten Weltkriegs war die International „eine der führenden Filmgesellschaften Europas“.[18]

Nielsen drehte nun jährlich im Sommer acht Filme: „Die Aufnahmedauer betrug bei [...] allen [...] Filmen bis Kriegsausbruch je eine Woche. Gedreht wurde diese ganzen Jahre hindurch ausschließlich im Sommer, da nur sehr wenig Lampen verwendet wurden. Die Technik der Beleuchtung im Atelier war fast unbekannt“, so Nielsen 1928 rückblickend.[19] Die im Sommer entstandenen Filme wurden anschließend während des acht Monate umfassenden Filmjahres aufgeführt. Bereits im Sommer 1911 entstanden so die ersten sieben Filme durch die Deutsche Bioscop: In dem großen Augenblick, Zigeunerblut, Der fremde Vogel, Die Verräterin, Die Macht des Goldes, Die arme Jenny und Zu Tode gehetzt wurden dabei zusammen mit der dänischen Produktion Der schwarze Traum als Asta Nielsen/Urban Gad-Serie 1911/12 vermarktet.

Im Frühjahr 1912 verstarb Nielsens Mutter; kurze Zeit später zog Nielsen von Kopenhagen nach Berlin. Sie war innerhalb kürzester Zeit zum Filmstar geworden. Die Bioscop errichtete für Nielsen ein großes Glashaus in Neubabelsberg, in dem ab 1912 ihre Filme gedreht wurden. Der erste dort entstandene Nielsen-Film wurde Der Totentanz, der am 7. September 1912 als erster Teil der Asta Nielsen/Urban Gad-Serie 1912/13 in die Kinos kam. Außerhalb des Ateliers konnte sich Nielsen kaum mehr frei bewegen.

„In Berlin war es mir unmöglich, mich auf der Straße oder in Warenhäusern zu zeigen. Selbst im Theater mußte ich in Logen sitzen, deren Vorhänge sich so dicht zuziehen ließen, daß ich noch gerade der Vorstellung folgen konnte. Ich versuchte, die Verbreitung von Bildern, Postkarten und Büsten von meiner Person einzudämmen, und führte sogar einen Prozeß, um ein Exempel zu statuieren, aber ich verlor. Das Urteil begründete man damit, daß ich zum öffentlichen Eigentum geworden sei, ich gehöre mir nicht mehr selbst.“

Asta Nielsen[20]

Neben ihrer Filmarbeit trat Nielsen in Gastspielen auf Varietébühnen im In- und Ausland auf, für die sie der Veranstalter Waldapfel gewonnen hatte. Sie spielte ab März 1913 im Wiener Ronacher in der Pantomime Prinz Harlekins Tod, für die Urban Gad das Drehbuch und Carl Dibbern die Musik geschrieben hatten. Sie verkörperte den Prinzen Harlekin, der ein Verhältnis mit der koketten Kolumbine beginnt und dafür von ihrem Mann Pierrot geblendet wird.[21] Nach zwei Monaten in Wien ging sie im Mai 1913 nach Budapest, wo ihr ein begeisterter Empfang bereitet wurde, trat anschließend in Lemberg auf und kehrte im Sommer 1913 für Dreharbeiten nach Berlin zurück, bevor sie nach den Sommer-Dreharbeiten ihre Gastspieltour mit Auftritten im Schumann-Theater in Frankfurt am Main wieder aufnahm.

Jeden Monat erschien ein Film mit Nielsen in der Hauptrolle in den Berliner Union-Filmtheatern. Der Andrang an den Kinokassen war dabei so groß, dass die Union der Polizei die Premierentermine im Vorfeld bekannt geben mussten, um das Publikum in Schach zu halten.[22] Der Sommer 1914 brachte das vertragliche Ende mit der Union. Der letzte Film wurde gerade in Böhmen abgedreht, als Nielsen dort vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs erfuhr. Sie kehrte zunächst nach Berlin zurück, floh jedoch noch 1914 mit ihrer Schwester nach Dänemark und unternahm schließlich im Frühjahr 1915 per Frachter eine Reise nach Südamerika, von der sie später im Jahr nach Dänemark zurückkehrte. Erst 1916 verpflichtete sie sich, für die Neutral-Film acht neue Filme zu drehen. Nach dem Drehbuch von Louis Levy entstanden Im Lebenswirbel, Dora Brandes, Die Rose der Wildnis, Die Börsenkönigin, Der erste Patient, Das Waisenhauskind, Das Liebes-ABC und Das Eskimobaby. Nach einer anonymen Anzeige gegen Nielsen zog sie endgültig nach Kopenhagen um. Es folgten Reisen nach Toronto und New York City. In New York erfuhr sie, dass sie wegen der Blockade nicht wie geplant nach Dänemark zurückreisen konnte, sodass sie sechs Monate in New York zubringen musste, bevor sie nach Dänemark zurückkehrte. Bis Kriegsende drehte sie in Kopenhagen den Film Der Fackelträger, der jedoch erst 1919 in die Kinos kam.

Entwicklung nach 1918

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Die Kriegsjahre hatten Nielsens Arbeit beim Film unterbrochen. Die letzten deutschen Filme hatte sie 1916 unter einfachen Bedingungen gedreht und während ihres ungeplanten Aufenthalts in New York ihr Vermögen eingebüßt. In New York war sie vor allem aus finanziellen Gründen auf ein Angebot Frida Strindbergs eingegangen, August Strindbergs Drama Rausch zu verfilmen, doch zerschlug sich das Vorhaben an den US-amerikanischen Produktionsbedingungen. Kurz nach Kriegsende regte Theaterdirektor Carl Meinhard an, Rausch zu verfilmen. Nielsen wurde als Hauptdarstellerin besetzt, zog zurück nach Berlin und drehte unter der Regie von Ernst Lubitsch mit Rausch ihren ersten Film nach Kriegsende. Er wurde ein großer Erfolg, sodass Nielsen zunächst nahezu nahtlos an frühere Filmerfolge anknüpfen konnte. Sie lernte Paul Wegener kennen, der sich durch Filme wie Der Golem, wie er in die Welt kam einen Ruf als innovativer Regisseur erarbeitet hatte. Gemeinsam drehten sie 1920 Steuermann Holk, 1921 Die Geliebte Roswolskys und 1922 Vanina. Unter Wegeners Regie trat Nielsen zudem 1925 in Lebende Buddhas auf und bezeichnete ihn neben Alfred Abel als ihren liebsten Filmpartner.

Die Stummfilmlandschaft in Deutschland hatte sich seit Kriegsende gewandelt. Es hatte ein „Übergang von den primitiven Stoffen, die sich ausschließlich auf Handlung und große dramatische Spielszenen stützten, [hin] zu komplizierten Charakterdarstellungen“ stattgefunden,[23] was eine noch stärkere psychologische Vertiefung der Darsteller in die Figuren erforderte. Rückblickend nannte Nielsen daher die Darstellung der Nastasja im Film Irrende Seelen, einer Verfilmung des Stückes Der Idiot von Fjodor Dostojewski als eine ihrer größten schauspielerischen Herausforderungen.

Im Jahr 1920 gründete Nielsen ihre eigene Filmgesellschaft Art-Film und produzierte den Film Hamlet, in dem sie die Hauptrolle des Hamlet übernahm – im Film ein Mädchen, das kurz nach ihrer Geburt als Junge ausgegeben wird. Hamlet war der erste internationale Erfolg des deutschen Kinos nach Kriegsende und lief unter anderem in den USA an. Auch Fräulein Julie (1921) und Ludwig Wolffs Der Absturz realisierte Nielsen mit ihrer Art-Film, die sie 1923 auflöste. Weitere Literaturverfilmungen, in denen Nielsen in den 1920er-Jahren zu sehen war, umfassten Frank Wedekinds Erdgeist (1923) unter der Regie von Leopold Jessner, Hermann Sudermanns Schmetterlingsschlacht (1924) und Henrik Ibsens Hedda Gabler (1925), die letzten beiden bei der National-Film.

Ursprünglich war geplant, Schmetterlingsschlacht und Hedda Gabler mit Leonarda (Björnson) bzw. Die vergnügte Ecke (Thomas Krag) und Pique Dame (Puschkin) zu einem Vierteiler zu vollenden, der unter dem Sammeltitel Die vier Jahreszeiten Nielsen die Verkörperung von vier Frauentypen in verschiedenen Altersstufen ermöglicht hätte. Anlässlich einer Aufführung der Schmetterlingsschlacht in Leipzig war Nielsen durch die Direktion der National-Film zur persönlichen Anwesenheit verpflichtet worden. Sie weigerte sich nach Ende ihres Auftritts vor Publikum, einer anschließenden Abendrunde beizuwohnen und ging stattdessen ins Hotel.

„Am nächsten Tag kam der Direktor [der National-Film] zu mir und berichtete mit einer gewissen Schadenfreude, daß ein Dutzend Filmverleiher mich am Abend vorher in einer Bierkneipe am Eingang des Theaters erwartet hätten und daß sie aus Wut über mein Ausbleiben beschlossen hatten, meine Filme in Zukunft zu boykottieren.
Ich hatte keine Lust, mich zu etwas so Lächerlichem zu äußern, und verschwendete keinen Gedanken mehr auf die Sache.
Aber so unglaublich es auch klingen mag: Von da an setzte ein Kampf gegen mich ein, den ich nicht für möglich halten würde, häte ich ihn nicht selber erlebt. Keine Firma wagte mehr, mich zu engagieren, weil die Verleiher in solchem Fall entweder die Finanzierung des Films ablehnten oder sich weigerten, ihn in den Verleih zu nehmen.“

Asta Nielsen[24]

Nielsen löste ihren Vertrag bei der National-Film und nahm ein Engagement am Leipziger Schauspielhaus an. Im Jahr 1926 stand sie als Rita Cavallini im gleichnamigen Stück von Sheldon auf der Bühne und wurde von der Presse gefeiert. Es folgten Theatertourneen und schließlich Nielsens Gründung einer eigenen Theatergruppe, mit der sie unter anderem die Kameliendame inszenierte. Im Jahr 1927 holte Werner Krauß von den Verleihern unbemerkt Nielsen vor die Kamera zurück. Laster der Menschheit durfte von Rudolf Meinert und den Produzenten des Films selbst besetzt werden, ohne dass die Verleiher ein Mitspracherecht forderten. Laster der Menschheit markierte 1927 Nielsens Film-Comeback, dem jedoch nur fünf weitere Filme folgen sollten. Zwischendurch nahm sie weitere Theaterengagements an, unter anderem trat sie mit der Kameliendame in Eduard Duisbergs Scala auf. Im Jahr 1932 drehte Nielsen mit ihrem ersten Tonfilm Unmögliche Liebe gleichzeitig ihren letzten Film überhaupt.

Rückzug ins Privatleben

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Nielsen kaufte sich Ende der 1920er-Jahre ein kleines Landhaus auf Hiddensee. Hier kam sie in Kontakt mit Gerhart Hauptmann, Joachim Ringelnatz, Heinrich George und Martin Möller.



  • Film: Großes Repertoire, verschiedenste Frauentypen, auch gegen den Strich gebürstet: Eine blinde, mit blonder Perrücke, mit Harlekinskappe (173)
  • Ansicht vom Spiel: S. 172
  • „Ich hatte große, lebhafte, dunkelbraune Augen von – wie gesagt – nicht unbedeutendem Format, ein breites, rundes Gesicht mit Stupsnase und zwei dicke, fast schwarze Zöpfe.“[25]
  1. Nielsen Bio, S. 8.
  2. Nielsen Bio, S. 8.
  3. Nielsen Bio, S. 10.
  4. Nielsen Bio, S. 49.
  5. Nielsen Bio, S. 50.
  6. Nielsen Bio, S. 32.
  7. P. Diaz: Asta Nielsen. Eine biographie unserer populärn Künstlerin. Verlag der Lichtbild-Bühne, Berlin o. J.
  8. Olaf Fönss über Asta Nielsen. In: Mein Film, Nr. 230, 1930.
  9. Nielsen Bio, S. 107.
  10. Nielsen Bio, S. 108.
  11. Nielsen Bio, S. 109.
  12. Nielsen Bio, S. 115.
  13. Nielsen Bio, S. 121.
  14. Vgl. Christoph Mülleneisen sen.: Wie ich Asta Nielsen engagierte. In: Erste Internationale Filmzeitung, 25. April 1914.
  15. Hansert, S. 52.
  16. Paul Davidson in: P. Diaz: Asta Nielsen. Eine Biographie unserer populären Künstlerin. Verlag der Lichtbühne, Berlin o. J.
  17. Nielsen Bio, S. 125.
  18. Nielsen, Bio, S. 125.
  19. Asta Nielsen: Mein Weg zum Film. 3. Aus der Frühzeit des deutschen Films. In: B.Z. am Mittag, 26. September 1928.
  20. Nielsen, Bio, 135.
  21. Otto Rank: Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung. Wien/Leipzig 1919, S. 218.
  22. Nielsen, Bio, S. 171.
  23. Nielsen, Bio, S. 228.
  24. Nielsen, Bio, S. 252
  25. Nielsen Bio, S. 19.

Filmografie

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  1.  Ok = definitiv erhalten, da kürzlich aufgeführt
  2. * = gilt als verschollen

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