Schuttern
Gemeinde Friesenheim
Wappen von Schuttern
Koordinaten: 48° 23′ N, 7° 51′ OKoordinaten: 48° 22′ 56″ N, 7° 51′ 2″ O
Höhe: 153 m ü. NHN
Einwohner: 1658 (Jun. 2023)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 77948
Vorwahl: 07821
Ortskern
Ortskern

Schuttern ist ein Dorf im Ortenaukreis in Baden-Württemberg. Im Zuge der Gemeindereform wurde Schuttern 1975 der Gemeinde Friesenheim als Ortsteil angegliedert. Die Geschichte des Ortes ist eng mit der Geschichte der Reichsabtei Schuttern verbunden, dass gemäß der eigenen klösterlichen Tradition im Jahre 603 gegründet wurde. Ab dem Jahre 1327 wird Schuttern als Stadt bezeichnet. Im Laufe des 16. Jahrhundert wird es wieder als Flecken oder Dorf bezeichnet. Von den Stadtmauern, -toren und der Wasserburg sind keinerlei Überreste mehr sichtbar.

Geographie

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Geographische Lage

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Die Ortschaft (153 m ü. NN) liegt im Mittleren Oberrheintiefland zwischen Offenburg im Norden und Lahr im Süden am Fuße des Schwarzwaldes. Die Nachbarortschaften sind im Uhrzeigersinn Oberschopfheim, Friesenheim, Hugsweier, Kürzell und Schutterzell. Die Gemarkung ist landwirtschaftlich geprägt. Im Norden befindet sich das Naherholungsgebiet Baggersee Schuttern mit Campingplatz sowie ein noch aktiver Baggersee. Im Osten quert die Autobahn A5 und im Westen die Oberrheinbahn die Gemarkung. Im Süden befindet sich der Flugplatz Lahr. Durch den Ort fließt die Schutter, in den der Lierbach und der Friesenheimer Dorfbach münden. Das historische Zentrum des Dorfs schließt nördlich an das ehemalige Kloster an. Zum Dorf Schuttern gehören die Aussiedlerhöfe Bockswinkelhof und Kellershof.

Der Gemeindewald liegt als Exklave etwa 4 Kilometer entfernt von der Dorfgemarkung im ehemals klostereigenen Friesenheimer Hochwald im Mittleren Schwarzwald. Er grenzt an die Waldgemarkungen von Oberweier, Reichenbach, Friesenheim, Kuhbach, Lahr und Heiligenzell. Der höchste Punkt liegt auf 442 m ü. NN. In einem stillen Tal befindet sich die Wallfahrtsstätte Brudertalkapelle.

Der Oberrheingraben gilt als wärmste Regionen Deutschlands. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 11,8°C. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 755 Millimeter. Im Schnitt scheint die Sonne an 1.900h im Jahr (Mittelwerte der Wetterstation Lahr von 2013-2023)[2]. In der kalten Jahreszeit stellen sich regelmäßig Inversionswetterlagen ein.

Geologie

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Geologisch liegt die Gemarkung Großteils auf quartären Hochwassersedimenten aus Flussschottern der Schutterniederung. Die Böden bestehen zumeist aus grundwasserbeeinflussten Auen- und Gleyböden. Der Ortskern selbst liegt auf einem niedrigen Höhenrücken aus Lösssedimenten. Hier herrschen fruchtbare Lössböden wie Pararendzinen und Parabraunerden vor. Im Wald findet sich vorwiegend Mittlerer und Oberer Buntsandstein.[3]

Namensherkunft und Wappen

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Konventswappen 1609

Blasonierung: In Silber auf grünem Schildfuß ein kniender rotgekrönter und rotbekleideter Würdenträger ein rotes Kirchenmodell darbietend.

Das heutige Ortswappen leitet sich vom Konventswappen des Klosters Schuttern ab. Dargestellt ist der kniende Klostergründer Offo mit Königskrone, der eine Kirche darbietet. In der historischen Fassung überreicht er diese ehrfürchtig der thronenden Maria mit Kind.

dem Schultheis und Gericht zu Schuttern

Namensentwicklung

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Der Name von Schuttern leitet sich vom gleichnamigen Fluss Schutter ab. Der Ursprung liegt vermutlich im frühgermanischen Wort scutro, was so viel wie schnell dahinfließendes Gewässer bedeutet. Die ältere Namensform nimmt Bezug zum Klostergründer Offo; als Weiler (wilare) des Offo bzw. Zelle (cella) des Offo.

  • 817 Offunwilare
  • 825 Offinwilare
  • 975 Offoniswilare
  • 1016 Offonis cella
  • 1025 Scutera
  • 1235 Schutera
  • 1304 Schuttern

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1754 [?] 1852 1871 1880 1890 1900 1910 1925 1933 1939 1950 1956 1961 1970 2023
Einwohner 473 1032 971 983 947 933 927 949 908 853 973 1049 1113 1116 1658

Wüstung Schutterweiler

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Flurnamen wie Weilerfeld, -garten, -hof und -matt weisen auf die Wüstung Schutterweiler hin. Die Siedlung tritt urkundlich 1377 als Wilre prope Schuttern und 1455 als Schutterwyler in Erscheinung. Sie ist im 16./17. Jahrhundert abgegangen. Schutterweiler war Grundherrschaft des Klosters.

Geschichte

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Vor- und Frühgeschichte

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Auf der Gemarkung wurden jungsteinzeitliche, späthallstattliche, latènezeitliche und keltische Reste und Scherben gefunden.

Cäser dehnte das Römische Reich während des Gallischen Kriegs 58 - 51 v. Chr. bis an den Rhein aus. Die Verschiebung der Grenze führte zu Konflikten mit den Germanen (Römisch-Germanische Kriege). Unter Kaiser Vespasian wurde das jenseits des Rheins liegende Dekumatland, welches schon zuvor indirekt kontrolliert wurde, um 72. n. Chr. ins Reich eingegliedert. Es entstand die römische Provinz Germania superior. Das Grenzland war laut Tacitus von Kelten (Galliern) und germanischen Sueben bewohnt. Unter römischem Schutz blühte das Land auf; es profitierte von der geostrategischen Lage, der Anwesenheit zahlungskräftiger Grenztruppen und der um 100 n. Chr. erbauten Heerstraße von Augst bis Mainz. An dieser Fernstraße entstanden Straßenstationen (Mansio) wie die etwa 1,2 km von Schuttern entfernte Straßenstation Friesenheim, die das Umland erschlossen. In deren Umfeld entstand eine Vielzahl von kleineren und größeren Gutshöfen (Villa rustica). Ein repräsentativer Gutshof mit einem Hoftempel lag in Schuttern. Die erste Kirche wurde wohl auf deren Resten gebaut.

Alamannen und Franken (Merowinger)

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Ab 213 fielen immer wieder plündernde Germanengruppen ein und verheerten das Gebiet letztlich nachhaltig. Größere Angriffe sind 233/234 und 259 überliefert. Begünstigt durch die Reichskriese im 3. Jhdt. zogen sich die Römer schließlich um 260 (Limesfall) hinter den Rhein zurück. Das Gebiet, nun Alamannia genannt, fiel an den Stammesverband der Alamannen. Die Alamannen führten wiederholt Raubzüge in die angrenzenden römischen Provinzen (Römisch-Alamannische Kriege 259-378). Nach mehreren Niederlangen banden sie sich nach der Schlacht bei Argentovaria 378 im Foederaten-Verhältnis an Rom und dienten fortan dem Grenzschutz. Ab 455 setzte wieder Expansionsbestrebungen ein, wobei die Alamannen mit den Franken in Konflikt gerieten. Vermutlich in der Schlacht bei Straßburg 506 wurden die Alamannen endgültig vom fränkischen König Chlowdig I. aus dem Geschlecht der Merowinger bezwungen und ihr Reich in das Fränkische Reich eingegliedert. Um die fränkische Herrschaft zu sichern, wurden fränkische Adlige an strategisch wichtigen Orten angesiedelt.

Unter fränkischer Führung entstand das Stammesherzogtum Alamannien. Das Herzogtum war untergliedert in Gaue, die von vornehmen alamannischen Familien regiert wurden. Die Gaulandschaft um Schuttern nannte sich Moridunum (keltisch für Sumpf-Festung), Mortenau oder heute Ortenau. Erste zaghafte Christianisierungsbestrebungen begannen zwar schon unter den Römern, war jedoch zumeist auf die Städte beschränkt. Erst unter den Franken entfaltete sich die flächige Missionierung der heidnischen Alamannen, insbesondere durch irische Missionare. In diese Zeit fällt die auf Veranlassung des Straßburger Bischofs Arbogast eingeleitete legendenhafte Gründung des Klosters Schuttern durch Offo. Im 7. Jahrhundert begannen Teile der Oberschicht, ihre Toten nicht mehr auf Reihengräberfeldern, sondern um die Kirche zu bestatten. In dieser Zeit zeichnen oft Steinkisten die Gräber aus. Zwei Steinkistengräber wurden in Schuttern ausgegraben.

Die relativ autonomen alamannischen Herzöge versuchten sich wiederholt aus der Abhängigkeit der fränkischen Könige zu lösen. Im sogenannten Blutgericht zu Canstatt 746 wurde der Widerstand durch Karlmann endgültig gebrochen. Das Herzogtum Alamannien wurde aufgehoben und direkt von den Franken oder loyalen alamannischen Adligen beherrscht.

....

Frühmittelalter (Karolinger und Ottonen)

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Erstmals urkundlich erwähnt wird das Kloster Schuttern in der Vita des heiligen Pirmin. Darin erscheint Pirmin zw. 743 und 753 als Reformer und führt wohl die Benediktinerregel ein.

734 Pirmin

817

830 Verbrüderung Reichenau

870 Reichsteilung

878/879 tauschten Abt Babo von Lorsch und Abt Engilbert von Schuttern Güter im Breisgau. Engilbert gab eine Hofreite in Buchheim und erhielt eine Hofreite in Bötzingen.[4]

Ab 899 fielen die Ungarn regelmäßig plündernd ins Reich ein. Um 938 verheerten sie die Region und brandschatzten dabei auch das Kloster Schuttern. Erst Otto I. beendete die Ungarneinfälle 955 mit der Schlacht auf dem Lechfeld endgültig. 965 weihte Bischof Erkanbald von Straßburg die erneuerte Kirche.

Kaiser Otto II. verlieh dem Kloster 975 ein Immunitätsprivileg, das es aus der Gerichtsbarkeit der regionalen weltlichen Gewalten befreite und gewährte den Mönchen die freie Abtswahl [1] [2].Heinrich II. stellte nach 1007/1009 das Kloster unter die Obhut seines neugegründeten Bistums Bamberg. 1016 schenkte er auf Bitten des Bischofs Eberhard von Bamberg dem armen Kloster Offonis cella den Ort Heiligenzell, eine Hufe zu Friesenheim und sechs Hufen zu Plobsheim [3].

Hochmittelalter (Salier und Staufer)

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Konrad II. bestätigte 1025 die Schenkung [4].

1136 Bulle Papst Innozenz II.

1155 Baubeginn romanische Kirche

1169 Überfall

1235 Vogtei

Spätmittelalter (Interregnum, Ludwig der Bayer, Aufstieg Habsburg)

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1255 Papst Alexander IV. Regelung zur Minderung der Schuldenlast

1268 Weihe des Kirchenschiffs durch Albertus Magnus

1283 Altarweihe von Weihbischof von Konstanz

1303/04 Überfall der Städte Kenzingen und Endingen

1327 Stadt

1333/34 Krieg zw. Straburg und Walter von Geroldseck

1372

1433 Geroldsecker Krieg

1473 Überfall

1489 Bursfelder Kongregation

Frühe Neuzeit, Reformation und Gegenreformation, Bauernkrieg

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1525

Eine Brandschatzung von 1526 weist für Schuttern 31 Häuser von gemeinen Leuten, 7 Häuser von Dienern des Abtes, zwei Witwenhäuser und ein leeres Haus aus.[5]

Dreißigjähriger Krieg

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Gefecht bei Friesenheim, Schlacht bei Wittenweier, Simplicissimus, Karl Gustav, Flucht der Mönche,

In der Topographia Germaniae von Matthäus Merian wird Schuttern 1643 erstmals in einer Enzyklopädie beschrieben[6].

Absolutismus und Barocke Spätblüte

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1770 Marie Antoinette Brautfahrt

Der Abt Karl Vogler erlaubte im Jahr 1773 Josua Uffenheimer in den Gebäuden des Benediktinerklosters Schuttern eine Baumwollspinnerei und -weberei einzurichten. Das Kloster versprach sich dadurch hohe Einkünfte, die für die großzügigen Baumaßnahmen benötigt wurden. Hier beschäftigte Uffenheimer im Jahr 1775 folgende Belegschaft: 40 Spinner, 12 Weber, 5 Handwerker, 1 Färber, 1 Ausrüster und 1 Buchhalter.

1782 wurde in den vorderösterreichischen Gebieten die Leibeigenschaft im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. abgeschafft. Eine weitere Vorschrift war die Verlegung der innerörtlichen Friedhöfe aus Hygienegründen. Als 1794 eine Faulfieber-Epidemie in Schuttern wütete und der bisherige Friedhof bei der Kirche aus allen Nähten zu platzen drohte, wurde ein neuer Gottesacker im Gewann Ziegelbreite angelegt.

Koalitionskriege und Säkularisation

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Während des Ersten Koalitionskriegs waren österreichische Truppen im Kloster einquartiert. Im Juni 1796 überschritten die Franzosen bei Straßburg den Rhein. Nach ersten Scharmützeln um Schuttern zogen sich die Österreicher zurück. Daraufhin plünderten die Franzosen das Kloster heftig, wodurch Schäden von 300.000 fl. entstanden. Nach wechselndem Kriegsglück überfielen die Franzosen das Kloster im April 1797 erneut und quartierten sich für mehrere Monate ein. Hohe Kontributionen lasteten schwer auf der Bevölkerung. Vom Kloster wurden 30.00 Louisdor gepresst, welche es nicht aufbringen konnte. Daraufhin kam es zu Drohungen, Plünderungen und Entführungen. Auf dem Rastatter Kongress, an dem auch Abt Placidus Bacheberle teilnahm, wurde über die Friedensschlüsse von Campo Formio beraten. Noch während den Verhandlungen brach der Zweiten Koalitionskrieg aus. Wieder kamen die Franzosen und überfielen das Kloster ein drittes Mal, wodurch Schäden in Höhe von 50.000fl. entstanden. Im Frieden von Lunéville 1801 wurde Schuttern mitsamt dem österreichischen Breisgau Besitz des Herzogs von Modena. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 machte der Johanniterorden Besitzansprüche geltend. Schließlich fiel das Kloster nach dem Dritten Koalitionskrieg im Frieden von Pressburg 1805 an das Haus Baden.

Das Klosterleben erlosch offiziell am 31. August 1806. Laut einer Vermögensaufnahme durch den badischen Staat hatte das Kloster ein Aktiva von 1.562.720 fl. sowie ein Passiva von 365.238 fl. Außerdem jährliche Einnahmen von etwa 60.00 fl. sowie feste Ausgaben von 12.000 fl. Die zuletzt im Kloster lebenden 29 Religiosen sowie deren 50 Bediensteten wurden je nach Tauglichkeit und Alter abgefunden, pensioniert oder bekamen neue Stellen.

Die Güter wurden meistbietend versteigert, wobei Reben, Felder und Wiesen reisenden Absatz fanden, während sich für die Gebäude wegen der erneut aufkommenden Kriegsgefahr keine Abnehmer fanden. Für den umfangreichen Waldbesitz wurde ein Oberforstamt Schuttern eingerichtet, in dem auch Karl Freiherr von Drais von 1808-1810 als Forstinspektor arbeitete.

Während der Befreiungskriege 1813-15 wurde in den Gemäuern des ehemaligen Klosters zweimal ein Militärlazarett eingerichtet. 1817 wurde eine Baumwollspinnerei eingerichtet, in der bald über 100 Personen, meist Frauen und Kinder, arbeiteten. Nach anfänglichen Erfolgen war sie 1823 finanziell schon wieder am Ende. Die Klostergebäude wurden durch den Betrieb stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Überlegung zur Einrichtung der Landesirrenanstalt 1825 zerschlug sich ebenso wie die Nutzung als Wohnraum für armes Landvolk. So entschloss man sich, die Gebäude auf Abbruch zu verkaufen. Bis 1839 fiel ein Großteil der Gemäuer der Spitzhacke zum Opfer.

Vormärz und badische Revolution

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1845 wurde der Streckenabschnitt Offenburg-Freiburg der Badischen Hauptbahn eröffnet. Viele Bauern mussten dafür ihre Grundstücke an die Eisenbahnbauverwaltung verkaufen. Eine Bahnwärterhaus mit zugehörigem Güterweg entstand im Gewann Weilerfeld. 1956 wurde die Bahn elektrifiziert.

1848 Revolution

1853 Kirchenbrand

Deutsches Kaiserreich

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Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hatte Schuttern einen Toten zu beklagen. Er fiel bei der Belagerung von Straßburg bei Königshofen. Im Mai 1875 wurde vor der Kirche feierlich ein Sieges- und Kriegerdenkmal aus Sandstein enthüllt.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

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I.WK, Teilnehmer, Tode (37)

Bei der Wahl zur deutschen Nationalversammlung 1919 stimmten 80% für die Zentrumspartei und 15% für die SPD.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

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Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 stimmten 71% für die Zentrumspartei und 25% für die NSDAP.

Zu Kriegsbeginn 1939 wurde die Rheinfront aufgebaut und der Westwall besetzt. In Zuge dessen hatte Schuttern zeitweise starke Einquartierungen zu erdulden. Nach der Niederlage Frankreichs 1940 kamen 20 französische Kriegsgefangene für kürzere oder längere Zeit ins Dorf. Wegen des immer stärker werdenden Luftkrieges kamen Mitte 1942 über die Kinderlandverschickung kurzzeitig Kinder aus Köln und später für längere Zeit Kinder und deren Betreuer aus Dortmund nach Schuttern. Von September bis November 1944 wurden die 15-17 Jährigen zum Schanzen ins Oberelsass Richtung Belfort eingezogen. Zur gleichen Zeit wurde das 1938/39 erbaute HJ-Heim als Kriegsaltersheim eingerichtet. Ab November 1944 kamen zwei Nachrichtenabteilungen ins Dorf. Ein Pionierlager wurde eingerichtet. Die Bedrohung durch Jagdflieger war allgegenwärtig. Die Menschen suchten Schutz in ihren Kellern oder im gewölbten Gang im Pfarrhaus.

Ab Februar 1945 erreichte der Krieg auch Schuttern. Jaboangriffe, Bombenabwürfe und Artilleriebeschuss brachten erste Schäden. Der folgenschwerste Artillerieangriff erfolgte in der Nacht vom 20./21. Februar, bei dem zwei Zivilistinnen ums Leben kamen. Am 15. April überschritt die französische 9. Kolonial-Infanteriedivision in Straßburg den Rhein und wandte sich nach Süden. Am Montag, den 16. April 1945, um halb zwei nachmittags kamen die ersten Spähwagen und Panzer aus Richtung Schutterzell. Die Panzersperren waren offen und so fuhren die Franzosen kampflos zum Rathaus und Kirchplatz. Es gab weder Gewalttaten noch Plünderungen, was wohl auch den hier im Ort gut behandelten französischen Kriegsgefangenen zu verdanken ist. Der Ort blieb frei von Besatzung und Einquartierung. Inklusive Volkssturm und Reichsarbeitsdienst wurden insgesamt 216 Männer aus Schuttern eingezogen. Davon kamen 76 (also 35%) nicht lebend zurück. Des weiteren vielen fünf Personen der Aktion T4 in Grafeneck zum Opfer. Eine Person kam im KZ Buchenwald bei der Aktion "Arbeitsscheu Reich" zu Tode.

Nachkriegszeit

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Nachkriegszeit, Ost-Flüchtlinge (ab 1947?), Wasserversorgung, Strom,Abwasser, Straßenbeleuchtung

Kultur uns Sehenswürdigkeiten

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Bauwerke

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Schuttern hat ein reges Vereinsleben. Der größte Verein im Ort ist der Turn- und Sportverein TUS Schuttern 1921 e.V. Die Freiwillige Feuerwehr Schuttern wurde 1932 gegründet. Die Narrenzunft Kruttstumpe Schuttern e.V. wurde 1953 gegründet.

Harmonikafreunde Schuttern, Musikverein Schuttern, Gesangsverein, Angler- und Naturfreunde, Historischer Verein

Veranstaltungen

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  • Schutterer Fasent der Narrenzunft Schuttern
  • Vatertagsfest der Akkordeonfreunde
  • Paddelbootrennen der Freiwilligen Feuerwehr Schuttern
  • Schutterer Fest, Kirchenpatrozinium Mariä Himmelfahrt
  • Oktoberfest der Freiwilligen Feuerwehr Schuttern

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wirtschaft

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Schuttern war einst ein durch Landwirtschaft und Handwerk geprägtes Dorf. Heute sind mehrere Gewerbetreibende im Ort ansässig. Eine große Rolle spielt die Metallveredelungsindustrie.

Schuttern liegt an der Landesstraße L118, welche von der Bundesstraße 3 abzweigt. Anschluss an die A5 besteht über den Autobahnzubringer Lahr. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Friesenheim. Ein regelmäßiger Busverkehr (Linie 104 & 109) verbindet Schuttern mit den umliegenden Gemeinden sowie mit dem Mittelzentrum Lahr. Das Radwegenetz ist gut ausgebaut aber noch lückenhaft.

Ver- und Entsorgung

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Strom- und Gasversorgung

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Trinkwasserversorgung

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Abwasser- und Abfallentsorgung

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Eine Abwasserkanalisation besteht seit ...

Die Vorgängerkläranlage befand sich am heutigen Standort der Altglascontainer

Die Kläranlage Schuttern ging als Abwasserverband Friesenheim 1978 in Betrieb und wurde mehrmals erweitert. Sie ist als Belebungsanlage mit anaerober Schlammstabilisierung konzipiert. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über die Großgemeinde Friesenheim, über die Nachbarorte Kürzell, Schutterzell und Hugsweier sowie den Flugplatz Lahr.

Gesundheit und Pflege

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In Schuttern gibt es einen Hausarzt. Ein neues Ärztehaus ist in Planung

Physio

Schuttern hat eine Kindertageseinrichtung. Die Grundschule Schuttern ist eine Außenstelle der Grundschule Friesenheim. Weiterführende Schulen im Umland sind die Real- und Werkrealschule Friesenheim sowie verschiedene Gymnasien in Lahr. Weiterhin gibt es im Ort eine kleine öffentliche Bücherei sowie ein offener Bücherschrank in einem Telefonhäuschen.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter Schutterns

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  • Anton Martin, Barokkünstler
  • Peter Zech, Steinmetz
  • F.J. Stöber, Barokmaler
  • Caspar Feuerstein, Steinmetz und Barokkünstler
  • Landelin Fluem, Abt im Kloster Ettenheimmünster
  • Benedikt Lögler (1790–1820), Pfarrer, Autor und Dramatiker
  • Wilhelm Schubert (1813–1893), Kaufmann und Politiker, wichtigster Republikaner der Stadt Lahr
  • Marita Blattmann (* 1959), Historikerin, Professorin in Köln
  • Rudi Beiser (* 1960), Sachbuchautor und Heilpflanzen-Experte

Mit Schuttern in Verbindung stehende Persönlichkeiten

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Weiterführende Informationen

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Literatur

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  • Oskar Kohler: Aus vergangenen Tagen. Ein historischer Rundgang durch Friesenheim, Schuttern, Oberschopfheim, Oberweier und Heiligenzell. Verlag Samuel Degen, Karlsruhe. 1987
  • Philipp Brucker: Karl List: Offonis Cella, Die Reichsabtei Schuttern: 603-1806, Dokumentation der archäologischen Befunde mit 37 Plänen und 60 Abbildungen. Verlag Ernst Kaufmann, Lahr. 1988
  • Historischer Verein Schuttern: Euthanasieopfer, Gefallene und Vermisste des 2. Weltkrieges aus Schuttern. Eigenverlag. 2013
  • Alfred Kopf: Abschrift des Kirchenbuches aus Schuttern 1945-1967. Eigenverlag. 2017
  • Luisa Galioto, Volkhard Huth, Niklot Krohn: Kloster Schuttern: Archäologie, Baugeschichte, historische Kontexte; eine Bestandsaufnahme. Kunstverlag Josef Fink. Lindenberg 2018
  • Klaus Siefert, et al.: Ortsfamilienbuch Schuttern. 2024

Bildbände

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  • Ekkehard Klem: Friesenheim mit Heiligenzell - Oberweier - Oberschopfheim - Schuttern. Band 1. Fotografien und Postkarten vom Ende des letzten Jahrhunderts bis in die Zwanzigerjahre. Hrsg. Gemeinde Friesenheim. Druckhaus Kaufmann, Lahr. 1998
  • Ekkehard Klem: Friesenheim - Eine liebenswerte Dorfgemeinschaft. In: Die Reihe Archivbilder. Sutton Verlag GmbH, Erfurt. 2006
  • Ekkehard Klem: Friesenheim mit Heiligenzell - Oberweier - Oberschopfheim - Schuttern. Band 2. Geschichte, Fotografien und Postkarten vom Ende der Zwanzigerjahre bis zum Abschluss der Gemeindereform im Jahre 1976. Hrsg. Gemeinde Friesenheim. VerlagsAgentur Tom Jacob / Lahr Verlag. 2012
  • Ekkehard Klem: Friesenheim mit Heiligenzell - Oberweier - Oberschopfheim - Schuttern. Band 3. Fünf Ortschaften - eine Gemeinde. Ereignisse und Bilder aus den Jahren 1970-2016. Hrsg. Gemeinde Friesenheim. VerlagsAgentur Tom Jacob / Lahr Verlag. 2016
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Commons: Schuttrer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gemeindeportrait von Friesenheim. In: friesenheim.de. Abgerufen am 8. Januar 2024.
  2. www.wetterkontor.de. Abgerufen am 6. August 2024.
  3. Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg. Abgerufen am 31. Juli 2024.
  4. Karl Josef Minst: Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 4): Schenkungsurkunden Nr. 2000 - 2910. Lorsch, 1970, abgerufen am 30. August 2024.
  5. Adolf Poinsignon: Brandschatzung im Breisgau nach dem Bauernkriege von 1525. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Band 37, 1884, S. 91.
  6. Topographia Alsatiae: Schuttern – Wikisource. Abgerufen am 31. Oktober 2024.