Kleinzschocher Stadtteil von Leipzig | |
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Koordinaten | 51° 18′ 50″ N, 12° 19′ 20″ O |
Fläche | 3,1 km² |
Einwohner | 8347 (31. Dez. 1997) |
Bevölkerungsdichte | 2693 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1891 |
Postleitzahl | 04229 |
Vorwahl | 0341 |
Stadtbezirk | Südwest |
Verkehrsanbindung | |
Straßenbahn | 3, 13 |
Quelle: Leipzig-Lexikon |
Kleinzschocher ist ein Stadtteil im Südwesten von Leipzig und war bis zu seiner Eingemeindung 1891 eine selbständige Gemeinde.
Lage
BearbeitenDer Stadtteil Kleinzschocher wird im Norden durch die Antonienstraße nach Plagwitz abgegrenzt. Östlich begrenzt die Weiße Elster und der Westdamm des Elsterflutbettes den Ortsteil. Südlich abgegrenzt durch die Gaschwitzer Eisenbahn, und westlich von Grünau begrenzt durch die Brünner- sowie Schönauerstraße .[1]
Geschichte
BearbeitenKleinzschocher entstand im 11. Jahrhundert als slawisches Gassendorf. Ausgangspunkt der Besiedlung war dabei der Hügel, auf dem heute die Taborkirche steht und der damals eventuell als Kultstätte gedient hat (sog. Tanzberg). 1287 wurde der Ort erstmals als "pavorum Scochere" (Zschocher altslaw. "Zypergras") erwähnt. Kleinzschocher bestand zu dieser Zeit aus einem südlich der Kirche gelegenen Oberdorf mit Hirtenviertel und einem nördlich gelegenen Unterdorf mit Häuslerviertel und Bauerngütern. Die Familie Hayn wurde 1350 als erster Besitzer des Rittergutes urkundlich erwähnt.1484 heißt der Ort Cleyne Tschocher. Mit der Reformation wurden die umliegenden Dörfer Groß-Miltitz, Schleußig und Plagwitz eingepfarrt (Parochie Kleinzschocher). In Kleinzschocher wohnten 1562 schon 34 Familien. 1599 erhielt Kleinzschocher eine eigene Schule. 1632 wurde das Dorf von Tillyschen Reitern geplündert und zerstört. 1636 und 1680 grassierte die Pest. Am 26. August 1703 wütete ein Großfeuer im Dorf, wodurch auch ein Großteil der historischen Aufzeichnungen vernichtet wurde. Eine große Belastung kam 1706 bis 1707 auf die Bevölkerung zu, als Kleinzschocher zur Truppenverpflegung im Nordischen Krieg verurteilt wurde. Der öffentliche Pranger wurde 1731 abgeschafft.
Im Jahre 1742 gelangte das Rittergut in den Besitz des Kammerherrn Heinrich von Dieskau. Bei der Übernahme des Guts wurde die von Johann Sebastian Bach komponierte Bauernkantate uraufgeführt. Zwei Jahre später bestand der Ort aus 90 Häusern, 52 Gütern, Ziegelei, Schäferei, Hirtenhaus, Pfarrhaus, Kirche und Schule. 1812 erwarb der Kaufmann David Johann Förster das Schloss Kleinzschocher. Er legte in der Folgezeit zur Förderung der Gutsgärtnerei Gewächshäuser an und gestaltete das nahe gelegene Hahnholz zu einem öffentlichen Park um. Im Oktober 1813 flüchtete die Bevölkerung von Kleinzschocher während der Völkerschlacht in den Auewald. Mit 134 bewohnten Gebäuden gehörte Kleinzschocher 1815 zu den größten Dörfern nahe Leipzig. 1817 beherbergte Kleinzschocher 300 Einwohner, 23 Pferde und 260 Kühe. Bis 1834 stieg die Einwohnerzahl auf 724. An die zwischen Schleußig und Kleinzschocher stattfindenden Kampfhandlungen französischer und österreichischer Truppen erinnert heute ein 1913 eingeweihtes Doppeladler-Denkmal. 1848 wurde der Leipziger Verleger Christian Bernhard Tauchnitz neuer Rittergutsbesitzer, der im gleichen Jahr den Westflügel des Schlosses ausbauen und das gesamte Schloss 1865 grundlegend umbauen ließ. Der Allgemeine Turnverein Kleinzschocher wurde 1849 gegründet.
Die Situation der arbeitenden Bevölkerung war ab 1870 einem Wandel unterworfen: Waren bis dato viele der Einwohner im Maurer- und Zimmereihandwerk beschäftigt, arbeitete nun der Großteil in den Textil- und Metallfabriken von Plagwitz. 1877 wurde hier der bedeutende Volkshygieniker und Mitbegründer des Dresdner Hygienemuseums Arthur Luerssen geboren. Im gleichen Jahr wurde die Windmühle, welche sich auf dem heutigen Gießerplatz befindet, abgerissen und durch eine neue Windmühle aus Stein ersetzt. 1879 öffnete in Kleinzschocher eine Agentur der Deutschen Reichspost. Da diese aber keinen Telegraphen besaß, musste Kleinzschocher im Notfall durch Plagwitz oder Großzschocher informiert werden. Die Körner-Apotheke wurde 1886 von Paul Wild eröffnet und ist noch heute in Betrieb. Obwohl die Apotheke mehrmals umgebaut wurde, ist ein Teil der originalen Jugendstil-Einrichtung der Offizin erhalten geblieben. 1888 wurde von Rudolph Sack an den Kleinzschochernschen Feldern, heute Straße am Park, eine landwirtschaftliche Versuchsstation eröffnet, dort befand sich nach 1945 das Volksgut Kleinzschocher. Heute befinden sich auf dem Gebiet ein Sportplatz und eine Schule.
Zum 1. Januar 1891 wurde der Ort nach Leipzig eingemeindet, fünf Jahre später erhielt der Stadtteil Anschluss an das Straßenbahnnetz der LVB. Im Jahr 1892 fand das erste Turn- und Sportfest des Leipziger Arbeitersports statt. Außerdem wurde im gleichen Jahr der Friedhof Kleinzschocher eröffnet. Pfarrer Gottfried Christian Lohse (1854-1906) leitete die erste Beerdigung. Richard Lucht erbaute die Kapelle im Stile der Neoromanik. Bedingt durch die herrschende Wohnungsnot begann nach der Eingemeindung die Erschließung von Bauland und intensiver Wohnungsbau (insbesondere Meyer’sche Häuser ab 1908). Von 1902 bis 1904 wurde die neoromanische Taborkirche nach Plänen von A. Roßbach erbaut. Sie ist die einzige zweitürmige Kirche im Leipziger Stadtgebiet. 1905 wurde die in unmittelbarer Nachbarschaft der Taborkirche gelegene alte Dorfkirche abgerissen.
Am 1. Januar 1909 wurde auch der 140 ha große Rittergutsbezirk Kleinzschocher nach Leipzig eingemeindet. Von 1910 bis 1913 wurde für den Industriellen Rudolph Sack ein Landschaftspark gestaltet (Robert-Koch-Park). Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb die Stadt das Rittergut und veräußerte die dazugehörigen Felder. Auf ihnen entstanden in der Folge zahlreiche Wohnbauten. Zu Beginn des 2. Weltkriegs wurde in Kleinzschocher ein Kriegs- und Zwangsarbeiterlager errichtet. Dem Bombenhagel der Luftangriffe fiel neben der 49. Volksschule auch das Schloss zum Opfer.
1992 lebten in Kleinzschocher etwa 9600 Menschen. Im September 1994 wurde beschlossen, Kleinzschocher zum Sanierungsgebiet zu machen. Seitdem wird das Gebiet baulich kontinuierlich modernisiert und verbessert.
Literatur
Bearbeiten- Ilse Uhlrich-Jehnichen: Die Taborkirche Leipzig-Kleinzschocher in ihrem historischen Umfeld: Vergangenheit und Perspektiven eines Wohngebietes. Leipzig 1994
- Hartmut Mai: Taborkirche Leipzig-Kleinzschocher. Schnell und Steiner, Regensburg 1998, ISBN 3-7954-5972-9
- Bernd Rüdiger/Harald Kirschner: Kleinzschocher: Eine historische und städtebauliche Studie. Pro Leipzig, Leipzig 1995
- Im Leipziger Elsterland. Plagwitz, Schleussig, Kleinzschocher, Grosszschocher, Knauthain, Knautkleeberg, Windorf, Hartmannsdorf; Verlag Haikal 1997, ISBN 3980536831
- Rat des Stadtbezirks Leipzig-Südwest:Leipzig-Südwest. 1.Auflage, Graphischer Großbetrieb Leipzig, 1989
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Commons: Kleinzschocher – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Syntaxxe/Abstellkammer im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Website des Stadtteils
- Stadtteil im Leipzig-Lexikon
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