Brunnenfigur

Skulptur oder Plastik, zur Zierde an einem Figurenbrunnen

Eine Brunnenfigur ist eine Skulptur oder Plastik oder oftmals eine Statue, die zur Zierde an einen Figurenbrunnen, einer Art Zierbrunnen, angebracht wird. Dadurch soll der Brunnen verschönert und das Stadtbild aufgewertet werden. Viele Brunnen mit Figuren sind heute denkmalgeschützt und erfreuen sich einer großen Beliebtheit bei der Bevölkerung. Auch ranken sich oft Legenden um die Brunnenfiguren. Die Figuren erzählen meist eine Geschichte oder die Geschichte der Stadt.

Ein Trinkbrunnen im öffentlichen Raum, vor ein paar Bäumen. Oben am Trinkbrunnen ist eine abbaend hergestellte Brunnenfigur, die eine Bildnisplastik ist.
Ein Trinkbrunnen mit einer Brunnenskulptur in Form einer Bildnisplastik oben, welcher im Münchner Bavariapark steht.
Eine bronzene Plastik, die eine Frau mit Schale darstellt. Unten ist ein Becken.
Diese bronzene Brunnenplastik lässt Wasser aus einer Schale in ein in den Boden eingelassenes Becken fließen. Der Brunnen ist ein beliebter Treffpunkt in der Umgebung.

Brunnenfiguren als traditionelle Wahrzeichen

Bearbeiten

Brunnen stehen in den meisten Städten und Gemeinden an zentralen Orten und werden von der örtlichen Bevölkerung auch heutzutage häufig noch frequentiert und geschätzt. Dies zeigt sich auch in der Restaurierung der Figuren aus öffentlichen Mitteln, wenn dies notwendig ist.[1]

Dabei spielen die oft aufwändig gestalteten Figuren eine große Rolle. Als eine Form der Straßenkunst im öffentlichen Raum wecken die Brunnenfiguren das Interesse von Touristen und stehen oft als Wahrzeichen für einen bestimmten Ort.[2] Einheimische verbinden Brunnenfiguren mit Traditionen ihrer Heimat.

Zu besonderen Festtagen werden die Brunnen und deren Figuren in manchen Gegenden mit regional- und saisontypischen Gegenständen geschmückt.[3]

In zahlreichen Gemeinden existieren Legenden und Geschichten über die Brunnenfiguren. So erzählen diese, angebracht an Brunnen vor Kirchen, die Ortsgeschichte in religiösem Kontext.[4] So bieten die 11 Figurenbrunnen mit den größtenteils frühneuzeitlichen Figuren in der Berner Altstadt auch Stoff für Legenden und Stadtgeschichten dar.[2][5]

Kunstgeschichtliche Aspekte und historische Entwicklung

Bearbeiten

Die Tradition der Brunnenfiguren gibt es bereits seit der Antike. Bei Ausgrabungen in Pompeji wurden Brunnenfiguren gefunden. Diese waren nicht auf großen öffentlichen Plätzen, sondern in den Villen der Reichen zu finden. Sie wurden genutzt, um Wasser ausgießen zu lassen, daher stellten sie entweder Gottheiten mit einem offenen Trinkschlauch oder ein Tier mit offenem Mund dar.[6] Auch in den griechischen und kleinasiatischen Kulturen gab es den Brauch, Brunnenfiguren aufzustellen.[7]

Im Mittelalter wurden Brunnen fast ausschließlich zur Wasserversorgung des Volkes genutzt, deswegen spielte die Kunst an den Brunnen eine lange Zeit keine wesentliche Rolle. Erst mit dem Aufkommen der neuen künstlerischen Ideen der Renaissance und der nachmittelalterlichen Verstädterung wurden beispielsweise in Bern und in Augsburg[8] prächtige Figurenbrunnen errichtet.[9]

Brunnenskulpturen und -plastiken befinden sich bei frühneuzeitlichen Brunnen entweder an Monumentalbrunnen, die beispielsweise zu Ehren eines Herrschers aufgestellt werden, oder an künstlerisch gestalteten Brunnen zur Aufwertung des Stadtbildes. Sie sind dabei meist Profanplastiken, d. h. sie weisen keinen religiösen Inhalt auf.[10] Stattdessen stellen sie häufig wasserbezogene Themen dar.[9] Die vorwiegend aus Bronze gegossenen Figuren repräsentieren oft die Stadt und ihre Ständegesellschaft.[8]

Ab dem 19. Jahrhundert bzw. dem frühen 20. Jahrhundert dienten Brunnen in der Stadt im Wesentlichen nur noch als künstlerische Aufwertung oder als Gedenkbrunnen, da sie zur Wasserversorgung nicht mehr erforderlich waren.[11] Die Verwendung als Trinkbrunnen gewann zunehmend an Bedeutung.[12]

Ungefähr ab der Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute sind Brunnenfiguren und Zierbrunnen allgemein als eine Kunstform im öffentlichen Raum anzusehen, die Bedeutung als Monumentalbrunnen fiel weg.[13] Ebenso wie gewöhnliche, nicht an Zierbrunnen gebundene Werke der Bildhauerei sind Brunnenenfiguren verschiedenen Strömungen und Epochen zuzuordnen und verfolgen unterschiedliche Zwecke.[14]

Materialien und Herstellung

Bearbeiten

Die meisten Brunnenfiguren sind aus Bronze gegossen, also im Sinne einer (aufbauenden) Plastik hergestellt. Es gibt auch viele Skulpturen, beispielsweise aus Muschelkalk. Diese werden durch das Abbauen von einem Materialstück hergestellt.[15] Für private Zwecke gibt es im Handel zahlreiche Brunnenfiguren aus Ton.

Literatur

Bearbeiten
  • Johannes Adolph Overbeck: Pompeji seine Gebäuden Alterthümern Kunstwerken für Kunst Alterthumsfreunde. Hrsg.: Wilhelm Engelmann, 2. Auflage. Band 2. Verlag von Wilhelm Engelmann, Augsburg 1866, S. 157–158.
  • Balázs Kapossy: Brunnenfiguren der hellenistischen und römischen Zeit. Juris Verlag, 1969.
  • Friedrich Jaeger (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit: Beobachtungs-Dürre. Band 2. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-01992-9, S. 467–472.
  • Claudia Pohl, Wolfgang Gantert: Kunst im Stadtraum – Skulpturenführer für Karlsruhe: Rundgänge zur Kunst im öffentlichen Raum in Karlsruhe. Hrsg.: Kulturamt der Stadt Karlsruhe. Lindemanns Bibliothek, S. 30.
  • Jahrbuch der Stadt Wien. Magistrat der Stadt Wien, 1960.
  • Julius Posener: Aufsätze und Vorträge 1931–1980. In: Ulrich Conrads (Hrsg.): Bauwelt Fundamente 54/55 Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1981, ISBN 3-528-08754-4, S. 169.
  • Claudia Dorl-Klingenschmid: Prunkbrunnen in kleinasiatischen Städten: Funktion im Kontext. In: Studien zur antiken Stadt. Band 7. Pfeil, 2001, ISBN 3-931516-91-1.
  • Simone Simpson: Zwischen Kulturauftrag und künstlerischer Autonomie: Dresdner Plastik der 1950er und 1960er Jahre. In: Dresdner historische Studien. Band 7. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2008, ISBN 3-412-20101-4, S. 200, 305, 306.
Bearbeiten
Wiktionary: Brunnenfigur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Brunnenfigur bald wieder in altem Glanz. 14. April 2008, abgerufen am 31. Dezember 2019.
  2. a b Bern, die Brunnenstadt - Bern Welcome. Abgerufen am 31. Dezember 2019.
  3. Osterbrunnen – Eine fänkische Tradition. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Dezember 2019; abgerufen am 30. Dezember 2019 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.visitbamberg.com
  4. Kirche und Brunnenfigur - Haus der Natur. Abgerufen am 31. Dezember 2019.
  5. Die berühmten Figurenbrunnen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Januar 2021; abgerufen am 31. Dezember 2019 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berninbildern.ch
  6. Johannes Adolph Overbeck: Pompeji seine Gebäuden Althertümern Kunstwerken für Kunst Althertumsfreunde. Hrsg.: Wilhelm Engelmann. 2. Auflage. Band 2. Verlag von Wilhelm Engelmann, Augsburg 1866, S. 157–158.
  7. Claudia Dorl-Klingenschmid: Prunkbrunnen in kleinasiatischen Städten: Funktion im Kontext. In: Studien zur antiken Stadt. Band 7. Pfeil, 2001, ISBN 3-931516-91-1.
  8. a b Stadt Augsburg. Abgerufen am 1. Januar 2020 (deutsch).
  9. a b Friedrich Jaeger (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit: Beobachtung–Dürre. Band 2. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-01992-9, S. 467–472.
  10. Kunst: Glossar. Abgerufen am 1. Januar 2020.
  11. Wasserversorgung 1870. 31. August 2017, abgerufen am 1. Januar 2020 (englisch).
  12. Claudia Pohl, Wolfgang Gantert: Kunst im Stadtraum - Skulpturenführer für Karlsruhe: Rundgänge zur Kunst im öffentlichen Raum in Karlsruhe. Hrsg.: Kulturamt der Stadt Karlsruhe. Lindemanns Bibliothek, S. 30.
  13. Julius Posener: Aufsätze und Vorträge 1931-1980. In: Ulrich Conrads (Hrsg.): Bauwelt Fundamente 54/55. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1981, ISBN 3-528-08754-4, S. 169.
  14. Simone Simpson: Zwischen Kulturauftrag und künstlerischer Autonomie: Dresdner Plastik der 1950er und 1960er Jahre. In: Dresdner historische Studien. Band 7. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2008, ISBN 3-412-20101-4, S. 200, 305, 306.
  15. Plastik und Skulptur - Bildhauerei. Abgerufen am 31. Dezember 2019.