Die Burg Steinheim ist eine abgegangene Höhenburg und die zweite Burg der Herren von Steinheim im heutigen Steinheim an der Murr, Stadt im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg.

Burg Steinheim
Alternativname(n) Neue Burg, Schlössle beim Lehrhof, Schloss Blankenstein
Staat Deutschland
Ort Steinheim an der Murr
Entstehungszeit um 1269
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Burgstall
Ständische Stellung Ortsadel
Geographische Lage 48° 58′ N, 9° 18′ OKoordinaten: 48° 57′ 59,3″ N, 9° 18′ 13,1″ O
Burg Steinheim (Baden-Württemberg)
Burg Steinheim (Baden-Württemberg)

Errichtet wurde sie auf dem früher als „Der Schlossbuckel“[1] bezeichneten Schlösslesberg über dem tief eingeschnittenen Otterbachtal (einem Seitental der Murr). Sie lag somit im ehemaligen Gewann Löhern[2] beim Lehrhof und dem abgegangenen Weiler Sigebotsbůch. Dies geschah wohl noch vor der Zerstörung der ersten Burg der Herren von Steinheim auf dem wenige hundert Meter entfernten Burgberg im ausgehenden Hochmittelalter.

Geschichte

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Da keinerlei archäologische Funde bekannt sind, lässt sich die Geschichte der Burg ausschließlich durch die einzige schriftliche Quelle rekonstruieren.

1269 wird in einer Vertragsurkunde von der Stammburg der Herren von Steinheim auf dem Burgberg zum ersten Mal berichtet, dass sie zerstört sei (in monte castri destructi). In derselben Urkunde wird schließlich auch die neue Burg des edelfreien Herren Berthold von Blankenstein und seiner Frau Elisabeth (geborene von Steinheim), zusammen mit dem wohl als Wirtschaftshof bei der Burg entstandenen Lehrhof erwähnt (curia in novo castro).[3]

Willi Müller nahm an, dass die „Neue Burg“ im Zusammenhang mit der Zerstörung der anderen entstand.[2] Der ehemalige Heimatpfleger der Stadt Steinheim Hans Dietl geht hingegen davon aus, dass Berthold von Blankenstein sich bereits mindestens zehn Jahre vor 1269 die neue, kleinere Burg erbauen ließ.[4]

In Volkssagen und Akten wird die wohl bald nach Bertholds oder Elisabeths Tod (um 1280) abgegangene Burg noch ein paar mal genannt. So z. B. in einer Urkunde vom 28. Januar 1275: „Lo{e}hern domorum sub castro“[5] oder in einer Aussage aus dem Jahre 1553: „Es soll ein Edle fraw uff dem alten schloß plankenstein Beim Lehrhof gesessen“ sein.[2] Aber auch in der Sage „Von den Bewohnern der Lehrhöfer Burg“, von der „die Alten“ erzählten, dass dort Raubritter gehaust haben sollen: „Eben weil die auf Raub ausgezogen seien, hätten sie ihre Burg auch so gut versteckt aufgebaut.“[6] Eine andere Sage handelt „von einer einsamen Burgfrau, die ganz allein noch lange im Schlößle gewohnt haben soll. Zuletzt sei es ihr aber doch zu einsam geworden, und sie sei in ein Kloster gegangen. Dort habe sie für die Sünden ihrer Ahnen büßen wollen Aus dem gleichen Grunde habe diese Burgfrau auch den Hartwald dem Kloster und […] sieben Dörfern gestiftet.“[6] Auch gibt es eine Sage über einen angeblichen „Schatz im Lehrhöfer Schlößchen[7] und einen furchterregenden Hund (ein Pudel), der denselben bewacht haben soll.[8]

In der „Chorographia“ des Geographen Georg Gadners von 1593 ist neben dem stilisierten Lehrhof noch deutlich die Ruine der abgegangenen Burg zu sehen.[9] Gadner stellte die Burg mit einem runden Bergfried, Torhaus und Palas dar. Letzterer aber schon deutlich ruiniert und ohne Dach. In der nach dem Dreißigjährigen Krieg 1686 entstandenen Forstkarte als auch in der Lehrhöfer Ortsansicht des Andreas Kieser, ist diese Ruine nicht mehr zu sehen.[10] Folglich müssen die Reste der Burg zwischen 1593 und 1686 größtenteils abgegangen sein.

In der Beschreibung des Oberamts Marbach von 1866 werden noch erhaltene Burggräben und Fundamente erwähnt.[11]

Der Gemeindepfarrer Friedrich August Scholl ging in seiner Ortschronik von 1826, wie auch die Oberamtsbeschreibung von 1866, noch fälschlicherweise davon aus, dass die Burg auf dem Burgberg die neue Burg sei und die Burg beim Lehrhof die zerstörte Stammburg war.[12][1] Dies konnte mit der archäologischen Erfassung der Ruinenreste der Burg auf dem Burgberg, während der Flurbereinigung in den 1970er Jahren widerlegt werden.[4]

Einzelnachweise

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  1. a b Friedrich August Scholl: Geschichte und Topographie des Marktfleckens und ehemaligen Frauen-Klosters Steinheim an der Murr, mit erläuternden Anmerkungen und einem Anhange bisher ungedruckter Urkunden. C. F. Nast'sche Buchhandlung, Ludwigsburg 1826, S. 1 (Anmerkung 1).
  2. a b c Willi Müller: Der Lehrhof und die Burgen der Herren von Steinheim. In: Gemeindeverwaltung Steinheim/Murr (Hrsg.): Steinheim an der Murr. Festschrift zur Feier der ersten urkundlichen Nennung vor 1100 Jahren / der Gründung des Klosters Mariental vor 700 Jahren / der Gewinnung der Reichsunmittelbarkeit vor 650 Jahren / am 20./22. Juni 1953. Adolf Remppis, Marbach a. N. 1953, S. 46–51.
  3. Band VII., Nr. 2064, Seite 23-26 Die Grafen Gottfried von Löwenstein und Hartmann von Grüningen beurkunden ihre mit Elisabeth, der Witwe des Edlen Berthold von Blankenstein, getroffene Übereinkunft, dass dieselbe über die Hälfte ihres Güterbesitzes, abgesehen von der Vogtei zu Steinheim, frei verfügen dürfe, worauf Elisabeth diese Hälfte dem Kloster Steinheim schenkt. In: Württembergisches Urkundenbuch Online. Landesarchiv Baden-Württemberg, 25. April 1269, abgerufen am 11. Januar 2023 (Latein).
  4. a b Hans Dietl: Lehrhof und Vorderbirkenhof. 80 Jahre Eingliederung nach Steinheim. Aus der Geschichte des Lehrhofes. In: Stadtarchiv Steinheim an der Murr (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde. Nr. 75. Adolf Rempiss, Marbach a. N. 31. März 2011, S. 1–8.
  5. Band VII., Nr. 2480, Seite 350-351 Bischof Berthold von Würzburg überträgt die Vogtei zu Steinheim, Sigebotsbuch und Lehrhof, Lehen vom Bistum Würzburg, welchem Graf Konrad von Vaihingen dafür seinen Ort Glattbach und seinen Hof Weihingen zu Lehen aufgetragen hatte, an das Kloster Steinheim. In: Württembergisches Urkundenbuch Online. Landesarchiv Baden-Württemberg, 28. Januar 1275, abgerufen am 12. Januar 2023 (Latein).
  6. a b Müller 1953, S. 90
  7. Müller 1953, S. 89 f.
  8. Feuriger Pudel bewacht den Schatz im Steinheimer Lehrhof. 14. August 2023, abgerufen am 8. Dezember 2024.
  9. Georg Gadner: Chorographia Beschreibung des löblichen Fürstentums Württemberg samt allen desselben Landschaften, Ämtern, Städten, Klöstern, Schlössern, Flecken, Dörfern, Wassern, Flüssen, Bächen, Forsten, Wäldern, Gebirgen und Hölzern. Desgleichen mit den Anstössern und Grenzen. Wie auch mit den darin gelegenen geistlichen und adeligen Gütern, von Georg Gadner. N 3 Nr. 1/8; Bl. 10 v: Reichenberger Forst. In: Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Landesarchiv Baden-Württemberg, 1593, abgerufen am 11. Januar 2023.
  10. Hans-Martin Maurer, Siegwalt Schiek (Hrsg.): Alt-Württemberg in Ortsansichten und Landkarten von Andreas Kieser 1680-1687. Band 2. Konrad Theiss, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0329-6, S. 214 (Forstkarte); unpaginiert (Ortsansicht).
  11. Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. Verlag H. Lindemann, Stuttgart 1866, S. 300.
  12. Beschreibung des Oberamts Marbach. In: Wikisource.org. Königlich statistisch-topographisches Bureau, 1866, abgerufen am 23. Januar 2023.