Celeste Caeiro

portugiesische Kellnerin und Zeitzeugin

Celeste Martins Caeiro (* 2. Mai 1933 in Lissabon[1][2][3]; † 15. November 2024 in Leiria[3][4]), auch bekannt als Celeste dos Cravos[3][5], deutsch: ‚Celeste der Nelken‘[4], war eine portugiesische Kellnerin[3][4][5] und Zeitzeugin[2]. Ihr Handeln im Jahr 1974 gab der Nelkenrevolution ihren Namen[1][3][4][5][6].

 
Nelkenrevolution im Jahr 1974

Kindheit und Jugend

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Celeste Martins Caeiro wurde am 2. Mai 1933 in der Gemeinde Socorro geboren, die zu Lissabon gehört.[1] Ihre Mutter Teodora de Viana Martins Caeiro stammte aus Galicien in Spanien.[1] Ihr portugiesischer Vater verließ die Familie, als sie 18 Monate alt war.[1][5] Daraufhin brachte ihre Mutter Teodora sie aus Armut in wechselnden Kinderheimen unter, doch hielt regelmäßig Kontakt.[1]

Als Jugendliche bekam sie im Haus ihres Onkels im Süden Portugals Kontakt zur Opposition gegen die Militärdiktatur des Estado Novo. Sie wurde im Jahr 1974 Mitglied des Partido Comunista Português und blieb es ihr ganzes Leben.[4][5][7] Außerdem begleitete sie Gerichtsverfahren als freiwillige Beobachterin.[5]

 
Ein Demoschild bei einer Demonstration zum 50. Jahrestag der Nelkenrevolution in Lissabon nennt Celeste Caeiro

Caeiro erlernte den Beruf der Krankenpflegerin, allerdings arbeitete sie wegen ihrer Gesundheit später nicht als solche.[5] Als junge Erwachsene wurde sie Kellnerin.[5] Sie arbeitete von da an wechselnd in Restaurants und im Einzelhandel.[5] Caeiro wurde selbst alleinerziehende Mutter.[1] Mit ihrer Tochter Helena Caeiro lebte sie in Lissabon.[1]

Teilnahme an der Nelkenrevolution

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Am Abend des 25. April 1974 arbeitete Caeiro in einem Schnellrestaurant in Lissabon und verfolgte die politische Lage im Radio.[5] Weil das Restaurant seine Eröffnung ein Jahr zuvor an diesem Abend feiern wollte, hatte ihr Chef Nelken gekauft, wegen des Militärs in den Straßen fiel das Fest aus. Caeiro nahm die Nelken mit und traf auf dem Heimweg auf Soldaten, die Marcelo Caetano verhaften wollten. Ein Soldat fragte nach einer Zigarette, stattdessen schenkte sie ihm eine Nelke. Die steckte er in den Lauf seines Gewehrs. Seine Kameraden taten es ihm nach.[1][5] Diese Bilder verbreiteten sich weltweit, die portugiesische Revolution hieß von da an Nelkenrevolution.[1][3][4][5][6][7]

Späteres Leben und Tod

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Wandgemälde in Lissabon von Shepard Fairey in Erinnerung an die Nelkenrevolution

Im Jahr 1988 brannte Caeiros Wohnhaus in Lissabon nieder, in dem sie mit ihrer Tochter lebte, sie verlor dabei ihren sämtlichen Besitz.[1][5] Anschließend lebten sie in einer Sozialeinrichtung.[1] Schließlich verhalf die Stadtverwaltung ihr zu einer Unterkunft.[1] Als Seniorin erhielt sie monatlich eine Rente von 370 Euro.[5] Sie erhielt von Parteifreunden ein Hörgerät als Geschenk.[4][5]

Sie trat als Zeitzeugin auf, unter anderem in Schulklassen.[2] Am 40. Jahrestag der Nelkenrevolution im Jahr 2014 berichtete sie vor dem Stadtrat von Lissabon über die Nelkenrevolution.[2] Sie nahm an den Gedenkfeierlichkeiten zum 50. Jubiläum teil.[1]

Ihre Enkelin ist Carolina Caeiro Fontela.[1] Am 15. November 2024 bestätigte diese den Tod Caeiros[1] gegenüber einer Presseagentur. Sie starb an einem Lungenleiden in einem Krankenhaus[1][5] in Leiria[3][4][7].

Reaktionen auf ihren Tod und Nachrufe

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Auf ihren Tod folgten zahlreiche Berichte in portugiesischen und internationalen Medien.[1][3][4][5][6][7] Die portugiesischen Streitkräfte und der Stadtrat von Lissabon ehrten sie mit öffentlichen Trauerbekundungen.[1][2][5] Vor dem Parteibüro des Partido Comunista Português in der Avenida da Liberdade fand eine Trauerkundgebung statt.[5]

Ehrungen

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Caeiro ist Trägerin der Ehrenmedaille der Stadt Lissabon, welche sie im Mai 2024 anlässlich des 50. Jubiläums der Nelkenrevolution verliehen bekam.[2][5][7]

Die Stadt Lissabon plante im Jahr 2024 eine Gedenkstätte in Erinnerung an Caeiro.[4]

Film und Fernsehen

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In der portugiesischen Fernsehserie O Amigo Público in der Folge vom 20. April 1999 spielte Caeiro sich selbst.[8]

Der Dokumentarfilm über Caeiro Cravos para a Revolução von Brigitte Kleine wurde im Jahr 2024 veröffentlicht. Es ist eine deutsch-portugiesische Koproduktion mit Unterstützung von Arte.[4][9]

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Phil Davison: Celeste Caeiro, Whose Flowers Gave a Name to a Revolt, Dies at 91. In: New York Times. 17. November 2024, abgerufen am 18. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  2. a b c d e f Stadtrat von Lissabon: Câmara Municipal de Lisboa lamenta a morte de Celeste Caeiro. 15. November 2024, abgerufen am 19. November 2024 (portugiesisch).
  3. a b c d e f g h Sérgio A. Vitorino: Celeste dos cravos de Abril morreu sozinha na urgência de hospital. In: Correio da Manhã. 16. November 2024, abgerufen am 19. November 2024 (portugiesisch).
  4. a b c d e f g h i j k Hans-Christian Rößler: Sie gab der Revolution ihren Namen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. November 2024, abgerufen am 18. November 2024.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Reiner Wandler: Das Gesicht der Nelkenrevolution. In: taz.de. 18. November 2024, abgerufen am 18. November 2024.
  6. a b c Andrei Khalip, Patricia Rua, William Maclean: Portugal's 'Carnations Lady' who gave name to 1974 revolution dies at 91. In: Reuters. 15. November 2024, abgerufen am 19. November 2024 (englisch).
  7. a b c d e Celeste Caeiro, the waitress who baptized the Carnation Revolution and fell into oblivion, dies. In: Morning Express. 16. November 2024, abgerufen am 19. November 2024 (indisches Englisch).
  8. Celeste Caeiro bei IMDb, O Amigo Público, Episode vom 20. April 1999.
  9. Estreia Documentário «Cravos para a Revolução» em Lisboa. Comissão Comemorativa 50 anos 25 de Abril, 9. September 2024, abgerufen am 19. November 2024.