Central (Zürich)

Ort in der Stadt Zürich, Schweiz

Das Central, bis 1950 Leonhardsplatz, ist ein Platz in der Stadt Zürich an der Limmat gegenüber dem Hauptbahnhof Zürich. Es ist ein Nadelöhr des öffentlichen und privaten Verkehrs und wegen seiner Lage einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Innenstadt. Der Name stammt vom Hotel Central, das am Platz liegt,[1] der frühere Name Leonhardsplatz stammte von der einstigen Kapelle St. Leonhard, die beim heutigen Walcheplatz stand.[1]

Central
bis 1950: Leonhardplatz
Platz in Zürich
Central
Central im Juni 2002
Basisdaten
Ort Zürich
Quartier Hochschulen (Kreis 1 Altstadt)
Angelegt 1859
Hist. Namen bis 1950: Leonhardplatz
Einmündende Strassen Limmatquai, Bahnhofbrücke, Stampfenbachstrasse, Weinbergstrasse, Seilergraben, Niederdorfstrasse
Bauwerke Hotel Central
Nutzung
Nutzergruppen Fussgänger, Radfahrer, Autofahrer, Trolleybus, Tram
Platzgestaltung Tramhaltestelle
Technische Daten
Platzfläche 5985 m²
 
Das Central von Osten in Richtung Hauptbahnhof gesehen

Das Central liegt an der rechten Seite der Limmat gegenüber dem Hauptbahnhof Zürich im Norden des Stadtkreises Altstadt (Kreis 1), innerhalb dessen es zum Quartier Hochschulen gehört. Das Central bildet das nördliche Ende des Limmatquais.

Geschichte

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Das Gebiet des Platzes lag bis ins 17. Jahrhundert vor der Stadtmauer direkt jenseits des Niederdorftors, eines der vier wichtigen Stadttore Zürichs. Hier begann früher die «Strasse nach Schaffhausen» oder «Untere Strasse», die dem Stadtteil Unterstrass den Namen gab (heute Stampfenbachstrasse). Zwischen Strasse und Limmat stand seit dem 12. Jahrhundert eine Mühle, die «Paradiesmühle». Um 1657 wurde sie mit dem Bau der dritten Stadtbefestigung ins damalige «Paradiesbollwerk» integriert. Die «Niederdorfpforte» führte durch das neue Bollwerk aus der erweiterten Stadt hinaus. Vor dem Niederdorftor, wo auch Seiler- und Unterer Hirschengraben einmüdeten, entstand ein kleiner Platz. 1834 wurden das Tor, die Stadtmauer und das Bollwerk abgerissen.[2][3][4][5]

Mit dem Bau der Bahnhofsbrücke in den Jahren 1861 bis 1863[6] entstand beim heutigen Central ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Der Platz östlich der Brücke hiess ursprünglich Leonhardsplatz, benannt nach der Kapelle St. Leonhard beim heutigen Walcheplatz, die 1240 erstmals erwähnt und bis 1880 in ihren Hauptmauern erhalten geblieben ist.[1] In den Jahren 1855 bis 1859 wurde das Limmatquai bis zum Central verlängert.[7]

Seinen heutigen Namen erhielt das Central wie das Bellevue von einem Hotelbetrieb, dem für die Landesausstellung 1883 erbauten «Hotel Central» im Haus Nr. 1 des einstigen Leonhardplatzes. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war umgangssprachlich nur noch Central für den Leonhardsplatz gebräuchlich. Dem wurde 1950 mit der amtlichen Umbenennung Rechnung getragen.[1][8]

Anfang der 1950er Jahre wurde der Platz umgestaltet, wobei sogar Häuser abgebrochen wurden, um mehr Raum für den Verkehr zu schaffen. Die auf der anderen Flusseite in der Limmat gelegene Papierwerd-Insel wurde in dieser Zeit mit dem Festland verbunden, um mehr Strassenraum zu gewinnen.[1][8] Am 10. September 2024 wurde am Central die letzte Verkehrskanzel der Stadt Zürich abgebaut.[9]

Verkehrsknotenpunkt

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Das eigentliche Central mit der Tramstation gleichen Namens bildet den Kern eines grob fünfeckigen Platzareals von insgesamt weniger als 100 Metern grösster Länge, das vom Individualverkehr auf sechs Hauptverkehrsachsen in Form einer schiefen Acht umrundet wird.[8]

Öffentlicher Verkehr

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Blick von Südwesten über die Limmat zum Platz
 
Polybahn beim Central

Am 22. Oktober 1897 wandelte sich der damalige Leonhardsplatz vom Treffpunkt des öffentlichen Lebens zum Ausgangspunkt des städtischen öffentlichen Verkehrs mit der Strassenbahn Zürich–Oerlikon–Seebach, auf der rund 5,5 Kilometer langen Strecke Stampfenbachstrasse – Milchbuck (der damaligen nördliche Stadtgrenze)[10][11]Oerlikon nach Seebach.

Mittlerweile verkehren sechs Tramlinien – 3, 4, 6, 7, 10 und 15 – und die beiden Trolleybuslinien 31 und 46 der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) am Central. Zudem befindet sich hier die Talstation der Polybahn, die bereits seit 1889 auf einer Länge von 176 Metern bei einer Fahrdauer von knapp einer Minute 41 Höhenmeter ins Hochschulquartier überwindet.

Am Wochenende verkehren zudem mehrere ZVV-Nachtlinien (N12, N14 bis N19, N45 und N78) übers Central.

Täglich steigen rund 46'000 Passagiere am Central aus und in die Trams sowie Busse.[8] Im innerstädtischen Vergleich steht das Central hinsichtlich Frequenz und Personenaufkommen an siebter Stelle der rund 600 Haltestellen in Stadt und Region – Spitzenreiter ist das Bellevue.

1943 wurde die Idee eines sogenannten SBB-Bahnhofs Leonhardsplatz für die damalige Rechtsufrige Zürichseebahn diskutiert, der über einen Zugangsstollen und einer Liftanlage mit der ETH hätte verbunden werden sollen. Beim Bau der S-Bahn-Verbindung (1990) vom Bahnhof Zürich Stadelhofen zum Hauptbahnhof Zürich kam diese Station als Station Universität wieder ins Gespräch; realisiert wurde sie jedoch nur als Dienststation für einen Bunker der Schweizer Armee.[12][13]

Der Hauptbahnhof und das Shopville sind zu Fuss zwei Minuten entfernt, der S-Bahn-Knotenpunkt Stadelhofen ist mit dem Tram in rund zehn Minuten erreicht.

Individualverkehr

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Der kleine Platz hat keine Freiflächen.[8] Am Central kommen sechs wichtige Verkehrsachsen zusammen (von Norden im Uhrzeigersinn):

Öffentliche Anlässe

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Das Central ist aufgrund seiner neuralgischen Lage in Zürich üblicherweise bei Anlässen nicht gesperrt und wird im Gegensatz zu anderen wichtigen öffentlichen Plätzen beispielsweise auch vom Sechseläuten- oder Fasnachts-Umzug oder der Street Parade nur am Rande tangiert.

Literatur

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Naive Interpretation des Verkehrsknotenpunkts durch die Zürcher Künstlerin Ruth von Fischer, Blick über die Limmat Richtung Hauptbahnhof. Gouache, Juli 2000
  • Walter Baumann, Alfred Cattani, Hugo Loetscher und Ernst Scheidegger: Zürich zurückgeblättert 1870-1914, Werden und Wandel einer Stadt, Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1994, ISBN 3-85823-059-6
  • Verein zur Förderung der Erwachsenenbildung Zürich 11/12 (Hrsg.): Aus der Geschichte der ehemaligen Strassenbahn Zürich–Oerlikon–Seebach (ZOS), Neujahrsblatt Zürich 11/12, Zürich 1982
  • Hans Hoffmann, Paul Kläui: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Bd. V: Die Stadt Zürich, Zweiter Teil. (Die Kunstdenkmäler der Schweiz). Verlag Birkhäuser, Basel 1949
  • Hartmann Rordorf: Zwischen Niederdorfpforte, Leonhardsplatz und Stampfenbach in Zürich. Zürcher Monats-Chronik Nr. 1, Zürich 1936
  • INSA Zürich. Band 10, S. 321, Central (e-periodica.ch).
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Commons: Central – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Das Central. In: Gang dur Alt-Züri. Matthias Dürst, abgerufen am 3. Juli 2017.
  2. Das ehemalige Niederdorftor (dritte rechtsufrige Stadtbefestigung). In: Gang dur Alt-Züri. Matthias Dürst, abgerufen am 3. Juli 2017.
  3. Statistik Stadt Zürich, Quartierspiegel Hochschulen
  4. «Das Niederdorftor in Zürich. Aquarell um 1800»
  5. Stadtmodell 1792
  6. Hanspeter Rebsamen, Cornelia Bauer, Jan Capol: Zürich. In: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920. Band 10. Orell Füssli, Zürich 1992, ISBN 3-280-02180-4, Bahnhofbrücke, S. 305, doi:10.5169/seals-10931 (e-periodica.ch).
  7. Matthias Dürst: Der Limmatquai. In: Gang dur Alt-Züri. Abgerufen am 3. Juli 2017.
  8. a b c d e Daniel Fritzsche: Grossbaustelle in der Zürcher Innenstadt: Das Platzproblem am Central In: Neue Zürcher Zeitung vom 3. Juli 2017
  9. Ende einer Ära - Die letzte Verkehrskanzel der Stadt Zürich wurde abgebaut. In: srf.ch. 11. September 2024, abgerufen am 11. September 2024.
  10. Der Flurname «Milchbuck» leitet sich vom Geländehügel (Buck) beim Irchelpark ab, der für seine nährstoffreiche Wiese (Fettwiese) und den hohen Milchertrag der dort weidenden Kühe bekannt war.
  11. a b Gang durch Alt-Züri: Strassennamen
  12. Reto Scherrer: Das versteckte Hochhaus. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Dezember 2012, abgerufen am 4. November 2021.
  13. Annick Ramp: Bunker im Hirschengrabentunnel. In: Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 3. November 2021.
  14. Die Anhöhe oberhalb der Stampfenbachstrasse wurde weit bis ins 19. Jahrhundert hinein als Rebberg genutzt. Das im Jahr 1905 überbaute Landgut «zum Weinberg» hat der Strasse Ihren Namen verliehen.
  15. Der Seilergraben war der Werkplatz der Seiler und bildete im Hochmittelalter die nördliche Grenze der ersten Stadtbefestigung.
  16. Medienmitteilung Stadt Zürich: Neue Lebensqualität am Limmatquai

Koordinaten: 47° 22′ 36,5″ N, 8° 32′ 37,4″ O; CH1903: 683458 / 247916