Corps Rhenania Straßburg

Studentenverbindung

Corps Rhenania Straßburg war eine Studentenverbindung, die seit seiner Gründung in 1872 bis 1971 dem Kösener Senioren-Convents-Verband angehörte. Das Corps war farbentragend und bis 1971 pflichtschlagend.

Rhenanias Wappen

Rhenania trägt die dem Wappen Straßburgs entlehnten Farben hellblau-silber-ziegelrot mit silberner Perkussion und eine hellblaue Mütze. Das Fuchsband ist hellblau-silber. Angehörige der Rhenania Straßburg werden auch Silberrhenanen (im Jargon „Straßenrhenanen“) genannt.

Geschichte

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Mit Hilfe von Münchner Franken, Tübinger Schwaben, Breslauer Preußen und Würzburger Rheinländern wurde Rhenania am 1. Mai 1872[1] an der neuen Reichsuniversität, später Kaiser-Wilhelms-Universität gestiftet. Sie war schon sechs Jahre später, 1878, präsidierendes Vorortcorps und stellte mit Karl Lorenz den Vorsitzenden des Kösener Congresses. Am 2. Mai 1903 wurde das nach Plänen des Architekten Otto Back errichtete Corpshaus in der Lessingstraße eingeweiht. Es war das älteste Corpshaus in Straßburg. Ermöglicht wurde der Bau unter anderem durch die Stiftung des Grundstücks durch den Verleger Josef Neven DuMont, der Alter Herr des Corps war.[2] Wie alle Studentenverbindungen schon vor dem Friedensvertrag von Versailles aus Straßburg vertrieben, war Rhenania seit dem 24. Mai 1919 an der Philipps-Universität Marburg akkreditiert. Es steht mit Palatia, Suevia und Palaio-Alsatia (susp.) in der nie aufgelösten Straßburger Vorstellung.[3] Das Rhenanenhaus in der 19 rue Erckmann Chatrian in Straßburg musste 1973 dem Neubau eines Apartmenthauses weichen.[4]

Gegen den Zeitgeist

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Rhenania Straßburg sowie Suevia München, Borussia Halle, Suevia Tübingen und Vandalia Heidelberg weigerten sich 1934, dem Arierparagraphen zu entsprechen und jüdische Corpsbrüder zu entlassen. Rhenania verweigerte 1935 die Bandrückgabe von Gustav Simon und nahm seinen Wunsch zum Anlass sich aufzulösen.

Mit dem Zeitgeist

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Am 9. März 1970 stellte Rhenania zugleich im Namen von Bremensia und Suevia Tübingen den oKC-Antrag, die Mensur als Verbandsprinzip des KSCV aufzugeben. Nachdem der Antrag von den Senioren-Conventen im Vorfeld abgelehnt worden war, traten die Corpsburschen-Convente der drei Corps am 20. April 1971 aus dem KSCV aus. Die aktiven Rhenanen, formal im Recht, setzten sich durch, zerstörten aber das hochangesehene Corps.[5] Anders als bei den anderen ausgetretenen Corps spaltete sich die Altherrenschaft in zwei Gruppen, von denen eine weiterhin dem VAC angehört. Wenige Jahre später musste Rhenania Straßburg suspendieren. Seither ist das Corps nicht mehr in Erscheinung getreten. Eine Rekonstitution wurde nie vorbereitet. Das Corpshaus am Weinberg 13 in Marburg wird von der Deutschen Blindenstudienanstalt genutzt. Eine Erinnerungstafel erinnert an die Nutzung 1927–1976.[6] Das Archiv des Corps wurde 2024 an das Kösener Archiv in Würzburg übergeben.

Verhältniscorps

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Corpshaus Lessingstraße 19, Straßburg (1903)

Rhenania gehörte zum grünen Kreis im KSCV. Alle Verhältnisse wurden kurz nach der Gründung abgeschlossen:

Stiftungsfeste

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Mitglieder

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Name Lebensdaten Beruf Bild
Viktor Albrecht 1859–1930 General der Infanterie, Träger des Pour le Mérite
 
Viktor Albrecht
Bernhard Averbeck 1874–1930 Industrieller und Verbandsfunktionär in der Zementindustrie
 
Bernhard Averbeck
Friedrich Beneke 1853–1901 Altphilologe, Gymnasiallehrer in Oldenburg, Bochum und Hamm
Louis-Paul Betz 1861–1904 erster Professor für Komparatistik an der Universität Zürich
Alwin Bielefeldt 1857–1942 Ministerialbeamter im Reichsversicherungsamt und Pionier des Kleingartenwesens
 
Alwin Bielefeldt
Paul Bostetter 1878–1960 Kreisdirektor des Kreises Diedenhofen-West, Vizepräsident der Regierung in Stettin
Erich Brodmann 1855–1940 Richter am Reichsgericht
Ludwig Burchhard 1853–1892 Landrat des Kreises Schrimm
Jost-Dietrich Busch 1935–2023 Ministerialrat in Kiel, Kant-Forscher
Carl Caro 1850–1884 Schriftsteller
 
Carl Caro um 1882
Wilhelm Dall 1850–1925 Kreisdirektor in Rappoltsweiler, Polizeipräsident in Straßburg
Peter Dettweiler 1856–1907 Altphilologe
 
Peter Dettweiler
Georg Deycke 1865–1938 deutscher Internist und Tuberkuloseforscher
Rudolf Diels 1900–1957 nach der nationalsozialistischen Machtergreifung Chef der preußischen politischen Polizei, Regierungspräsident in Köln
 
Rudolf Diels
Gottfried Dierig 1889–1945 Industrieller, Vorsitzender des Reichsverbandes der deutschen Industrie
Friedrich Dombois 1860–1931 Landrat der Kreise Prüm und Guben, Senatspräsident am Preußischen Oberverwaltungsgericht
Wolfgang von Drigalski 1907–1943 Internist in Halle
Heinz Fröbel 1921–2018 Regierungspräsident in Kassel
Heinrich Gundlach 1908–1998 Landrat in Königshofen im Grabfeld
Carl von Halfern 1873–1937 Oberpräsident in Pommern
Karl von Hammerstein-Gesmold 1866–1932 Landrat des Kreises Zeven
Richard Herbertz 1878–1959 Professor für Philosophie an der Universität Bern
Ernst vom Hofe 1905–1977 Ministerialdirigent, Direktor bei der Weltbank und deren Tochtergesellschaften
Willi Huber 1879–1957 Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der Gelsenkirchener Bergwerks-AG, Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender des Beirates der Raab Karcher GmbH
Wilhelm Ferdinand Kalle 1870–1954 Chemiker, Industrieller und Politiker, MdR, MdL
 
Wilhelm Ferdinand Kalle
Peter Klemm 1928–2008 als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium an der Wiedervereinigung beteiligt
Wilhelm Herbert Koch 1905–1983 Journalist und Schriftsteller, Schöpfer des Kumpel Anton
Adolf Krazer 1858–1926 Mathematiker
 
Adolf Krazer
Georg Kroenig 1856–1911 Professor für Innere Medizin
Wilhelm von Kuhlmann 1879–1937 Gesandter in Mittelamerika und Irland
Friedrich Landfried 1884–1952 Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium, Ehrensenator der Universität Heidelberg
Fritz Lentze 1861–1945 Ministerialbeamter, Senatspräsident am Reichswirtschaftsgericht
Otto Leverkus 1856–1934 Chemieunternehmer
Otto Leverkus junior 1883–1957 Chemieunternehmer
Otto Lucius von Ballhausen 1867–1932 Landrat
Alfred Mannesmann 1859–1944 Industrieller
Hans Gerald Marckwald 1878–1965 Diplomat, Gesandter in La Paz, Bolivien
Peter Matthiessen 1907–1995 Landrat, MdL
Friedrich von Moltke 1852–1927 Oberpräsident in Schleswig-Holstein, preußischer Staatsminister des Innern, MdHH
 
Friedrich von Moltke
Louis Mürset 1857–1921 Generalsekretär und Kreisdirektionspräsident der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB)
Josef Neven DuMont 1857–1915 Verleger
Georg Nirrnheim 1877–1935 preußischer Verwaltungsbeamter, Landrat des Landkreises Gersfeld
Adolf Pauli 1860–1947 Gesandter
Theodor Pieschel 1877–1960 Landrat der Kreise Lehe und Neuhaldensleben, Mitglied des Hannoverschen Provinziallandtags
Albert Plate 1873–1908 Landrat in Fallingbostel
Ernst Poensgen 1871–1949 Unternehmer und Mäzen der Stadt Düsseldorf
Erich tho Rahde 1875–1927 Bankjurist, VAC-Funktionär
Ernst von der Recke 1858–1939 Landrat in Eckernförde
Heinrich Richter-Brohm 1904–1994 Vorstandsvorsitzender der BMW AG
Hans-Achim Roll * 1942 Ministerialdirektor im Bundeskanzleramt
Wilhelm Runtsch 1921–1977 Mitglied des hessischen Landtags und Oberbürgermeister der Stadt Lahn
Heinrich Schellen 1877–1939 Ministerialdirektor, Senatspräsident am Preußischen Oberverwaltungsgericht
Ernst August Schwebel 1886–1955 Richter am Reichsverwaltungsgericht
Hans-Joachim Schweitzer 1928–2007 Apotheker und Paläobotaniker
 
Gustav Simon 1878–1962 Landrat in Heiligenbeil, Verwaltungsgerichtsdirektor in Königsberg
Hermann Sommer 1882–1980 Präsident des Reichsverwaltungsgerichts
Karl von Starck 1867–1937 Staatskommissar
Heinrich Stilling 1853–1911 Pathologe in Lausanne
Heinrich Thon 1872–1939 Oberpräsident in Schleswig-Holstein
Alfred Vogel 1875–1938 Direktor beim Rechnungshof des Deutschen Reiches
Hermann Wätjen 1876–1944 Rechtswissenschaftler
Carl von Wangenheim 1860–1931 Landrat in Diepholz und Osnabrück
Ottomar Weber 1860–1928 Kreisdirektor in Altkirch und Rappoltsweiler
Max von Zeppelin 1856–1897 Zoologe, Forschungsreisender

Siehe auch

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Literatur

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  • Wilhelm Fabricius: Die Deutschen Corps. Eine historische Darstellung mit besonderer Berücksichtigung des Mensurwesens, Berlin 1898 (2. Aufl. 1926)
  • Corps Rhenania-Straßburg, in: Michael Doeberl, Otto Scheel, Wilhelm Schlink, Hans Sperl, Eduard Spranger, Hans Bitter und Paul Frank (Hrsg.): Das akademische Deutschland, Bd. 2, Berlin 1931, S. 944.
  • Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände, Bd. 1, Würzburg 1981.
  • Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken. 1. Auflage. WJK-Verlag, Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9, S. 138–139.
  • Gedenkbuch zum 50-Jährigen Stiftungs-Fest des Corps Rhenania-Straßburg 1872-1922
  • Corps Rhenania-Straßburg zu Marburg: Geschichte und Geschichten 1928-1950, als Manuskript gedruckt, 2. Auflage 2008
  • Jost-Dieter Busch: Das Corps Rhenania-Straßburg zu Marburg während des Zweiten Weltkriegs 1939-1945, als Manuskript gedruckt, 2008
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Einzelnachweise

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  1. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 92.
  2. Vom Kösener SC. Das jüngste Corpshaus. Academische Monatshefte 20 (1903/04), S. 97–101
  3. Straßburger Vorstellung (VfcG)
  4. 19 rue Erckmann Chatrian (Strasbourg) mit historischen Bildern
  5. Zum Weinen – das Ende von Rhenania Straßburg (VfcG)
  6. Corpshaus und Gedenktafel (Bildindex Marburg)