Culturescapes
Culturescapes (Eigenschreibweise: CULTURESCAPES) ist ein spartenübergreifendes, alle zwei Jahre in Basel stattfindendes Kulturfestival[1], bei dem jeweils die Kulturlandschaft eines anderen Landes oder einer Region vorgestellt wird. Im Jahr 2002 gegründet, wurden zunächst vor allem osteuropäische Länder vorgestellt. Mit Ausgaben, die der Türkei, Aserbaidschan, der Volksrepublik China und Israel gewidmet waren, wurden in den letzten Jahren Schritte darüber hinaus gemacht. Mit Moskau 2012[2] stellte Culturescapes zum ersten Mal die kulturelle Topografie einer Stadt in den Fokus des Festivals. Die Ausgabe Balkan 2013[3] beleuchtete nicht nur ein Land, sondern eine ganze Kulturregion. 2015 wurde der Inselstaat Island[4] vorgestellt. Gleichzeitig wurde auch verkündet, dass das Festival zukünftig im Biennale-Rhythmus stattfinden wird. Die folgenden Ausgaben fanden 2017 mit dem Fokus auf Griechenland und 2019 mit dem Fokus auf Polen statt.
2021 eröffnete Culturescapes eine neue Festivalreihe, die kritischen Zonen gewidmet ist, welche über die Grenzen von Nationalstaaten hinausgehen.[5] Im Jahr 2021 widmete sich das Festival der Region Amazonas, und für die Ausgabe 2023 wurde die Sahara ausgewählt. Im Jahr 2025 wird zum zweiten Mal die afrikanische Wüste und ihre Umgebung im Mittelpunkt des Festivals stehen.
Das Festival kooperiert mit bestehenden Kulturinstitutionen wie der Kaserne Basel oder dem Schauspielhaus Zürich, aber auch mit den offiziellen Vertretern sowohl der Schweiz, z. B. der DEZA, wie auch der jeweiligen Gastländer auf Regierungsniveau. Das Festival ist vielspartig, neben darstellenden Künsten wie Musik, Theater und Tanz werden auch Film, Bildende Kunst, Handwerk, Literatur, oder Neue Medien vorgestellt. In der Sparte Fokus werden in Zusammenarbeit mit Schweizer Bildungsinstitutionen wie der Universität Basel oder der Universität Zürich Gegenwartsthemen, die Populäre Kultur, sowie die Geschichte der jeweiligen Fokusregion thematisiert und diskutiert. Kontroverse Themen werden nicht ausgelassen, sodass es schon mehrfach zu Protesten und Auseinandersetzungen kam als etwa der Armenische Genozid oder Aspekte des Nahostkonfliktes thematisiert wurden oder aserbaidschanische Regimekritiker zu Wort kamen. Gründer und Kurator aller bisherigen Ausgaben ist der niederländische und Schweizer Kulturunternehmer Jurriaan Cooiman.
Idee und Perspektive
BearbeitenDie Ursprungsidee von Culturescapes war, Transformationsprozessen und deren Ausdruck im zeitgenössischen Kunstschaffen in den damals nahezu unbekannten Ländern des ehemaligen Ostblocks nachzuspüren. Nach und nach löste sich dieser Bezug auf und es geriet Neues in den Fokus: „Kultur-Landschaften“ mit einer langen Tradition künstlerischer Vielfalt deren aktuelle Form durch eine spezielle Konstellation historischer, politischer, sozialer und wirtschaftlicher Spannungsfelder geprägt wird.[6]
Festivalausgaben
BearbeitenSpielstätten (Auswahl)
Bearbeiten- Aarau: Theater Tuchlaube
- Baden: Kurtheater
- Basel und Region: Atelier Mondial, Basler Marionettentheater, Basler Münster, Cartoonmuseum, Fondation Beyeler, Goetheanum, Gare du Nord, Haus für elektronische Künste, Kaserne, Kultkino Atelier, Kloster Schönthal (Langenbruck), Kunsthaus Baselland, Literaturhaus, Literaturfestival BuchBasel, Museum Tinguely, Museum der Kulturen, neues Kino, Neues Theater (Dornach), Offene Kirche Elisabethen, oslo 8, Philosophicum, RappazMuseum, SUD, Stadtkino, Theater Basel, Theater Roxy Birsfelden, the bird's eye jazz club, Universität Basel, Verein flatterschafft, Villa Incognito
- Bellinzona: Teatro Sociale, Sconfinare Festival.
- Bern: bee-flat im PROGR, Dampfzentrale, Kino Kunstmuseum, Kornhausforum, ONO, Punto Buchowski, Zentrum Paul Klee
- Chur: Theater
- Genf: BFM, Cinelux, Théatre du Grütli
- Lausanne: Les docks, Théâtre Vidy-Lausanne
- Lörrach: Burghof
- Luzern: Luzerner Theater, Südpol, Kultur- und Kongresszentrum Luzern. KleinTheater
- Olten: Tanz in Olten
- St. Gallen: Lokremise
- Scuol: Fondation NAIRS
- Solothurn: Schloss Waldegg
- Thun: Im Rathaus um 4
- Winterthur: Fotomuseum Winterthur, Coalmine, Marionettentheater im Waaghaus
- Zürich und Region: Schauspielhaus, Helmhaus, Kosmos, Karl der Grosse, Kino Riffraff, Literaturhaus, Theaterhaus Gessnerallee, Universität Zürich.[26]
Rückspiele
BearbeitenAngefangen mit der Ausgabe Aserbaidschan kam es immer mehr auch zu Rückspielen in dem Schweizer Künstler in dem jeweiligen Fokusland auftraten. So gastierte die Basel Sinfonietta 2009 in Baku, 2011 kam es zu einer „Swiss Season“ in Israel und 2012 gastierte das Symphonieorchester Basel in Moskau und St. Petersburg. Unter dem Namen „Swiss Culturescapes“ wurde im Jahr 2013 aktuelles Schweizer Kunstschaffen in den acht Ländern des Westbalkans gezeigt. Unter anderem die Knabenkantorei Basel, der Musiker Nik Bärtsch mit seinem Projekt „Ronin“ oder auch „Imitation of life“ von Boris Nikitin.[27] Christoph Marthalers „King Size“ wurde mit grosser Begeisterung im International Theatre Festival, Sarajevo (MESS)[28] sowie beim World Theatre Festival in Zagreb[29] aufgenommen.
Resonanz und Kritik
BearbeitenBei der Ausgabe Armenien kam es zu verschiedene Auseinandersetzungen bis auf höchste politische Ebene wegen Thematisierung des Armenischen Genozids. Auch weitere Ausgaben waren kontrovers wegen einzelner Themen das Gastland betreffend: so bei der Ausgabe Türkei kritische Artikel in der Festivalzeitung, sowie den Spielfilm „Gitmek“,[30] bei dem Festival zu Aserbaidschan die Rede- und Pressefreiheit und bei Israel, wie erwartet werden konnte, die Palästinenser-Frage, etliche Akteure in der Schweiz warben für einen kompletten Kulturboykott Israel gegenüber.
Trägerschaft und Patronat
BearbeitenCulturescapes wurde in den Anfangsjahren als Label des Vereins PASS (Performing Art ServiceS, Basel) betrieben, firmiert aber seit 2009 als selbständige Stiftung Culturescapes.[31] Präsident ist Pius Knüsel, Direktor Jurriaan Cooiman. Die Schirmherrschaft übernahmen öfters die Staatspräsidenten der jeweiligen Gastländer zusammen mit einem Schweizer Bundesrat. 2008 Abdullah Gül, Türkischer Staatspräsident und Pascal Couchepin, 2010 Hu Jintao Staatspräsident der Volksrepublik China und Doris Leuthard, 2011 Micheline Calmy-Rey. Die Komponistin Sofia Gubaidulina, der Philosoph Hans Saner (1934–2017) sowie der Basler Regierungsrat Guy Morin und der Schriftsteller Iso Camartin gehören bzw. gehörten ebenfalls zum Patronat.
Literatur
Bearbeiten- Culturescapes Aserbaidschan: Kultur, Geschichte und Politik zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer. Christoph Merian Verlag, Basel 2009, ISBN 978-3-85616-488-1 (online)
- Culturescapes China: Chinas Kulturszene ab 2000. Christoph Merian Verlag, Basel 2010, ISBN 978-3-85616-514-7. (online)
- Culturescapes Israel: Kultur im Spannungsfeld des Nahen Ostens. Christoph Merian Verlag, Basel 2011, ISBN 978-3-85616-528-4. (online)
- Culturescapes Moskau: Schauplatz der Inszenierungen. Christoph Merian Verlag, Basel 2012, ISBN 978-3-85616-572-7. (online)
- Culturescapes Balkan: Kosovo 2.0 - Balkart. Christoph Merian Verlag, Basel 2013, ISBN 978-3-85616-626-7. (online)
- Culturescapes Island: Zwischen Sagas und Pop. Christoph Merian Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-85616-676-2. (online)
- Culturescapes Greece / Griechenland: Archaeology of the Future / Archäologie der Zukunft. Christoph Merian Verlag, Basel 2017, ISBN 978-3-85616-845-2.
- «ON THE EDGE»: Culturescapes Poland ISBN 978-3-033-07245-9.
- CULTURESCAPES 2021 Amazonas: Amazonia. Anthology as Cosmology. Sternbergpress, Berlin 2021, ISBN 978-3-95679-611-1.
- CULTURESCAPES 2023 Sahara: Sahara: A Thousand Paths Into the Future. Culturescapes, Basel; Sternberg Press, London 2023, ISBN 978-1-915609-20-5.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ About. Abgerufen am 3. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Website Culturescapes Moskau 2012. Abgerufen am 24. Februar 2014.
- ↑ Website Culturescapes Balkan 2013. Abgerufen am 24. Februar 2014.
- ↑ Website Culturescapes Island 2015. Abgerufen am 4. Dezember 2015.
- ↑ Culturescapes – Kritische Zonen 2021–2027. Abgerufen am 3. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Culturescapes-Geschichte ( vom 28. Januar 2013 im Internet Archive). Website Culturescapes. Abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑ Flyer Culturescapes Georgien
- ↑ Programmübersicht Culturescapes Ukraine
- ↑ Programmübersicht Culturescapes Armenien
- ↑ Programmübersicht Culturescapes Estland
- ↑ Programmübersicht Culturescapes Rumänien
- ↑ Programm Culturescapes Türkei
- ↑ Programm Culturescapes Aserbaidschan
- ↑ Programm Culturescapes China (pdf; 6,5 MB), Pressespiegel Culturescapes China 1 (PDF; 5,3 MB), 2 (PDF; 6,4 MB), 3 (pdf; 6,1 MB)
- ↑ Programm Culturescapes Israel (pdf; 6,5 MB), Pressespiegel Culturescapes Israel 1 (PDF; 3,8 MB), 2 (PDF; 2,1 MB), 3 (PDF; 4,3 MB)4 (pdf; 3,4 MB)
- ↑ Pressespiegel Culturescapes Moskau
- ↑ Website Culturescapes Balkan 2013
- ↑ Website Culturescapes Tokio 2014
- ↑ Culturescapes | Island. (PDF; 7,8 MB) Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Februar 2020; abgerufen am 15. März 2024.
- ↑ Culturescapes | Griechenland. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Februar 2020; abgerufen am 15. März 2024.
- ↑ Culturescapes | Polen. (PDF; 9,0 MB) Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Februar 2020; abgerufen am 15. März 2024.
- ↑ CULTURESCAPES: Amazonia - CULTURESCAPES. In: CULTURESCAPES. CULTURESCAPES, 2021, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ Amazonia 2021 - e-flux Agenda. Abgerufen am 5. März 2024 (englisch).
- ↑ CULTURESCAPES: Sahara - CULTURESCAPES. In: CULTURESCAPES. CULTURESCAPES, 2023, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ 20 Jahre «Culturescapes» - Ein Anti-Festival zeigt, was die Sahara zu bieten hat. 2. Oktober 2023, abgerufen am 5. März 2024.
- ↑ Liste Partner Culturescapes Balkan 2013. Abgerufen am 24. Februar 2014.
- ↑ Website Boris Nikitin. Abgerufen am 24. Februar 2014.
- ↑ Website International Theatre Festival ( des vom 17. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 24. Februar 2014.
- ↑ Website World Theatre Festival Zagreb ( vom 3. März 2014 im Internet Archive)
- ↑ Gitmek in der IDMB; Filmdatabase imdb.com
- ↑ Pressemitteilung vom August 2009, abgerufen am 23. Februar 2011, (online)