Delaunay-Belleville

ehemaliger Automobilhersteller

Die SA des Automobiles Delaunay-Belleville war ein französischer Hersteller von Luxusautomobilen. Die Fabrik befand sich in St. Denis.

SA des Automobiles Delaunay-Belleville
Rechtsform Société Anonyme
Gründung 1903
Auflösung 1948
Sitz St. Denis, Frankreich
Branche Automobilindustrie
Delaunay-Belleville von 1907–1908
Delaunay-Belleville von 1914–1917
Ein Delaunay-Belleville aus dem Fuhrpark von Zar Nikolaus II., ca. 1909
Aktie über 100 Francs der S. A. des Automobiles Delaunay-Belleville vom 29. April 1924
1924 Delaunay-Belleville P4B mit einer Karosserie von Salmons & Sons
Delaunay-Belleville Lkw um 1917
Delaunay-Belleville Lkw (4 t) um 1919
Delaunay-Belleville 40/50 HP mit Sechszylindermotor 7999 cm³ um 1919
Delaunay-Belleville 13 CV um 1936

Beschreibung

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten die Fahrzeuge zu den französischen Traumwagen und vielleicht zu den prestigeträchtigsten der Welt. Sie wurden in jener Ära gefahren, in der reiche Industrielle, Bankiers und Monarchen einen Chauffeur hatten, der die tägliche Pflege des Fahrzeugs genauso übernahm wie das kräftezehrende Lenken über die meist nicht perfekt ausgebauten Straßen.

Louis Delaunay und Marius Barbarou gründeten das Unternehmen im September 1903[1] als eigenständiges Unternehmen des bereits seit den 1860er Jahren existierenden Hauptunternehmens Delaunay-Belleville. Barbarous Familie gehörte ein Dampfdruckkesselunternehmen in St. Denis. Die Konstruktion der Boiler beeinflusste das Unternehmen. Die gleiche Sorgfalt, die beim Kesselbau Voraussetzung war, wurde auch bei der Konstruktion, den erstklassigen Materialien und bei den Handarbeiten aufgewandt. Marius Barbarou besaß Erfahrung durch seine Arbeit bei Clément & Cie, Lorraine-Dietrich und Benz. Er war für Konstruktion und Gestaltung verantwortlich. Erst 1904 fertigte Delaunay-Belleville das erste Auto.[1] Charakteristisch für die Marke wurde der runde Kühlergrill.

Wurden die ersten Modelle noch von Vierzylindermotoren angetrieben, wie der 10 CV mit 2723 cm³ mit einer Bohrung von 85 mm und einem Hub von 120 mm, der 20/35 mit 4589 cm³ mit einer Bohrung von 106 mm und einem Hub von 130 mm, der 28/44 mit 5881 cm³ mit einer Bohrung von 120 mm und einem Hub von 130 mm und der 40/56 mit 7897 cm³ mit einer Bohrung von 134 mm und einem Hub von 140 mm, so erhielten die meisten folgenden Modelle Sechszylindermotoren.[2][3] Der 25 CV hatte 2589 cm³ mit 72 mm Bohrung und 106 mm Hub.[4] Das Modell H4 war eine Limousine mit einem 3600-cm³-Sechszylindermotor. Der 15 CV hatte 4426 cm³ mit 85 mm Bohrung und 130 mm Hub.[5][6] Der Radstand betrug 3205 mm. Die Bereifung hatte die Größe 880 × 120.[7] Der HB 6 aus dem Jahr 1911 wurde von einem Sechszylindermotor mit fünf Liter Hubraum und einer Leistung von 30 PS angetrieben. Wegen ihrer Vibrationsarmut galten die Autos von Delaunay-Belleville in ihrer Epoche als ungewöhnlich leise. Während die meisten Autos dieser Zeit über ein Tropfschmiersystem verfügten, waren die Fahrzeuge der Marke Delaunay-Belleville unter den ersten mit einem System von Pumpen, mit dem das Öl zur Schmierung unter Druck an die Schmierstellen gelangte.

Fahrzeuge von Delaunay-Belleville erhielten bereits von den später berühmten Karosseriebauern D’Ieteren, Carrosserie Labourdette und Mühlbacher ihre ungewöhnliche Karosserie, die sie zum „Gesicht in der Menge“ machte.

Delaunay-Belleville gehörten zu den Lieblings-Autos von Zar Nikolaus II. Auch der griechische König Georg I. und der spanische Monarch Alfons XIII. besaßen Delaunay-Belleville-Fahrzeuge.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 der gleiche Motortyp weiterverwendet, aber die Modelllinie modernisiert.[8] Gleichzeitig wurde 1922 ein 12-CV-Modell P4B mit Vierzylindermotor eingeführt, der sich in hohem Maße an eine Konstruktion von Renault anlehnte. Um sich von der durchschnittlichen Produktion abzuheben, wurden 1931 zwei große Fahrgestelle mit amerikanischen Continental-Reihen-Achtzylindermotoren mit Hubräumen von 4 und 4,5 Litern vorgestellt.

  • 12 HP, 4 Zylinder, 2950 cm³, 85 mm Bohrung 130 mm Hub
  • 18 HP, 4 Zylinder, 4398 cm³, 100 mm Bohrung 140 mm Hub
  • 15 HP, 6 Zylinder, 4013 cm³, 78 mm Bohrung 140 mm Hub
  • 30 HP, 6 Zylinder, 5473 cm³, 88 mm Bohrung 150 mm Hub
  • 50 HP, 6 Zylinder, 7999 cm³, 103 mm Bohrung 160 mm Hub[9]

In den späten 1920er-Jahren verloren die Delaunay-Belleville ihr Prestige und schwenkten zum Bau von Lkw und Militärfahrzeugen um. Die Zeit der Autos, die üblicherweise von angestellten Fahrern bedient wurden, ging dem Ende zu. Die jüngeren Besitzer wollten und konnten selbst fahren, die Pflege der Fahrzeuge war nicht mehr so zeitraubend und selbst Reiche konnten sich nach der Weltwirtschaftskrise gelegentlich keinen Fahrer mehr leisten.

Die letzten Wagen von Delaunay-Belleville waren eine Serie von Kopien des 13-CV-Mittelklasse-Mercedes-Benz 230, die als RI6 mit Einzelradaufhängung an allen vier Rädern vorgestellt wurden. Sie wurden bis 1948 produziert,[1] als die Fabrik von Rovin übernommen und danach Fahrzeuge dieser Marke hergestellt wurden.

Mit einem Delaunay-Belleville 12 CV (Modell 1910) benutzte der berühmte französische anarchistische Verbrecher Jules Bonnot gemeinsam mit seinen Komplizen im Dezember 1911 erstmals in der Geschichte ein Automobil bei einem Bankraub.

Ein Delaunay-Belleville aus dem Jahr 1908 ist im Automobilmuseum Aspang in Aspang-Markt in Niederösterreich ausgestellt.

Literatur

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  • Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.
  • George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 1: A–F. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1 (englisch).
  • George Nicholas Georgano: Autos. Encyclopédie complète. 1885 à nos jours. Courtille, Paris 1975 (französisch).
  • Pierre-Henri, Philippe et François Richer: La Delaunay-Belleville (1904–1947), un fleuron de l’automobile. Les Editions Page de Garde, Elbeuf.
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Commons: Delaunay-Belleville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 1: A–F. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 414–416 (englisch).
  2. Omnia: Le Tableau de puissances. S. 67, abgerufen am 3. Januar 2023 (französisch).
  3. Theodor Lehmbeck, Walther Isendahl: Berechnung, Konstruktion und Fabrikation von Automobilmotoren. 1908, S. 280-283, abgerufen am 2. Februar 2023.
  4. Omnia: Delaunay Belleville. 2. Januar 1909, S. 183, abgerufen am 10. Januar 2023 (französisch).
  5. Omnia: Delauny Belleville 1911. 7. Januar 1911, S. 262–266, abgerufen am 14. Januar 2023 (französisch).
  6. Omnia: Le nouveau six Cylindres Delauny-Belleville 15 CV. 6. Januar 1912, S. 160, abgerufen am 17. Januar 2023 (französisch).
  7. La Revue de l Automobile: La 15/20 HP Delauny-Belleville. 25. September 1912, S. 350, abgerufen am 17. Februar 2023 (französisch).
  8. Omnia: La 10 Cheveaux Delaunay-Belleville. 1. Juni 1921, S. 112, abgerufen am 24. Januar 2023 (französisch).
  9. Automobilia : l'automobile aux armées: La Construction Delaunay-Belleville. 30. April 1919, S. 38-39, abgerufen am 12. März 2023 (französisch).