Der weiße Wolf (Bechstein)

Märchen

Der weiße Wolf ist ein Märchen (AaTh 425). Es steht in Ludwig Bechsteins Deutsches Märchenbuch ab 1853 an Stelle 67 und stammt aus Karl Müllenhoffs Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg (1845, Buch 4, Nr. 3).

Holzschnitt, Ludwig Richter
 
Holzschnitt, Ludwig Richter

Ein König verirrt sich im Wald, ein schwarzes Männlein hilft ihm heraus. Dafür muss er ihm geben, was ihm daheim zuerst entgegenkommt. Der König meint, das werde sicher sein Hund sein, doch es ist seine Tochter. Nach acht Tagen kommt ein weißer Wolf und trägt sie fort, aber als sie unterwegs trotz Verbot dreimal fragt, ob es noch weit sei zum Glasberg, wirft er sie ab und rennt davon. Auf ihrer einsamen Suche kommt sie zur alten Waldmutter, zum Wind, zur Sonne und zum Mond, die haben den weißen Wolf nicht gesehen, aber essen mit ihr Hühnersuppe und geben ihr die Knöchelchen mit, eins davon vergisst sie. Der Mond leuchtet ihr zum Glasberg, sie ersteigt ihn an einer Leiter aus den Knöchelchen. Eines fehlt, dafür schneidet sie sich ein Fingerglied ab. Drinnen hält das schwarze Männlein traurig Hochzeit mit einer Dame. Da spielt ihm die Prinzessin auf einer Harfe ein Lied vom weißen Wolf, woran es sie erkennt, sich zu einem schönen Prinzen verwandelt und alles ist erlöst.

Versionen

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In Bechsteins Version wird das schwarze Männchen erst nach dem Lied zum Prinzen entzaubert. Bechstein betont durch zahlreiche Interjektionen das Volkstümliche, lässt aber empfindsame Töne der Vorlage ganz weg (Tränen, Weinen, Not, Gram des Königs). Er verwendet vermehrt die direkte Rede sowie volkstümliche Redensarten und Sprichwörter. Auffallend ist Bechsteins rhythmische Rundung der Sätze, seine verstärkte Verwendung von Diminutivformeln und, dass Verse vorkommen, wo die Vorlage nur berichtet.[1]

In Ulrich Jahns Der weisse Wolf aus dem Werk Volksmärchen aus Pommern und Rügen (Norden / Leipzig 1891, Nr. 60) beginnt das Märchen mit der Ankunft des Weißen Wolfes in der Gestalt eines feingekleideten Herrn am Hofe des Königs. Bei einem Vergnügungsausflug mit der Prinzessin im Wald gibt sich der weiße Wolf zu erkennen und verschwindet kurz darauf. In der Not trifft die Prinzessin einen abgedankten Soldaten, der ihr den Weg zu einer Hütte weist, in der sich eine steinalte Frau befindet, die Mutter der Menschenfresser Sonne, Mond und Sterne. Die Alte bewahrt die Königstochter vor ihren drei Söhnen, diese schenken ihr drei herrliche Kleider und der Mond weist ihr den Weg zum Weißen Wolf. Über ein großes Wasser muss sie gehen und dabei die erhaltenen Hühner-Knöchelchen immer vor sich legen, sodass sie fest wie auf einer Brücke wandert, doch die Knöchelchen reichen nicht ganz und so schneidet sie sich den kleinen Finger ab und legt ihn vor sich hin, um ans andere Ufer zu gelangen. In der Stadt des Weißen Wolfes angelangt, trifft sie auf dessen Frau und erhält im Tausch gegen die Kleider drei Nächte mit dem Weißen Wolf, der jedoch in den ersten beiden Nächten von seiner Frau einen Schlaftrunk verabreicht bekommt. In der dritten Nacht schüttet der Weiße Wolf den Trunk weg und hört die Königstochter, die ihm jedes Mal zugesungen hatte. Er erkennt sie wieder und gibt ihr Geld, damit sie heimreisen kann und zurück bei ihrem Vater heiratet sie den abgedankten Soldaten.[2] Das Märchen wurde von Prof. E. Kuhn in Meesow, Krs. Regenwalde aufgezeichnet; der Titel kann auch als Der weiße Wolf geschrieben werden.[3]

Herkunft

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Das Märchen steht bei Bechstein ab 1853 ohne Anmerkung. Es stammt aus Karl Müllenhoffs Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg (1845, Buch 4, Nr. 3).[4] Vgl. Das Nußzweiglein. Der Anfang ähnelt Grimms Hurleburlebutz, zum Glasberg vgl. Die sieben Raben, zu „deinen besten Hund, den mag ich nicht“ Der Froschkönig. Zur Reitszene vgl. Gottfried August Bürgers Lenore.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Klaus Schmidt: Untersuchungen zu den Märchensammlungen von Ludwig Bechstein. Georg Olms Verlag, ISBN 978-3-487-41356-3, S. 95.
  2. a b Ulrich Jahn: Der weisse Wolf. In: Volksmärchen aus Pommern und Rügen. Diedr. Soltau’s Verlag, Norden und Leipzig 1891, S. 331–335; Digitalisat. zeno.org.
  3. Waltraud Woeller (Hrsg.): Deutsche Volksmärchen von arm und reich, Rütten & Loening, Berlin, 1959, S. 382–388, 442.
  4. Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1857, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 392.
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