Die Kairo Verschwörung

Film von Tarik Saleh (2022)

Die Kairo Verschwörung (Originaltitel: Boy from Heaven bzw. Walad Min Al Janna; Alternativtitel: Cairo Conspiracy) ist ein Spielfilm von Tarik Saleh aus dem Jahr 2022.

Film
Titel Die Kairo Verschwörung
Originaltitel Boy from Heaven / Walad Min Al Janna
Produktionsland Schweden, Frankreich, Finnland, Dänemark
Originalsprache Arabisch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 126 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Tarik Saleh
Drehbuch Tarik Saleh
Produktion Fredrik Zander,
Kristina Åberg
Musik Krister Linder
Kamera Pierre Aïm
Schnitt Theis Schmidt
Besetzung

Der Thriller, eine europäische Koproduktion zwischen Schweden, Frankreich, Finnland und Dänemark, wurde im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes am 20. Mai 2022 uraufgeführt.[2]

Handlung

Bearbeiten

Adam, Sohn eines Fischers, erhält ein Stipendium, um an der renommierten al-Azhar-Universität in Kairo studieren zu können. Als Scheich al-Azhar, Oberhaupt des sunnitischen Islams plötzlich verstirbt, bricht ein Machtkampf um seine Nachfolge aus. Der bei der Staatssicherheit tätige Ibrahim wird damit beauftragt, den Kandidaten zu unterstützen, der vom Präsidenten favorisiert wird. Als Ibrahims Informant Zizo innerhalb der Al-Azhar-Universität ermordet wird, versucht er den unschuldigen Adam – der den Mord beobachtet hat – als neuen Ersatz zu gewinnen. Ohne Verbindungen und Kontakte passt Adam perfekt ins Profil.[3] In der Folge wird der junge Mann zum Spielball der religiösen und politischen Elite Ägyptens.[4] Dennoch bewährt sich Adam. Dabei infiltriert er die Muslimbrüder, auf die er angesetzt wurde[5] und schwärzt im Zuge dessen seinen Freund Raed bei ihnen an. Als die Muslimbrüder ihn als Informant entlarven, wird er von Ibrahim in letzter Minute gerettet.

Inzwischen gesteht der blinde Scheich, der populärste der drei Kandidaten, den Mord an dem Informanten. Er will damit die Staatssicherheit unter Druck setzen, die den Mord selbst in Auftrag gegeben hat.

Adam wird zum Assistenten des fundamentalistischen Kandidaten befördert und konfrontiert diesen in einer öffentlichen Fragestunde mit einer Frage über heimliche Kinder. Dies macht diesem klar, dass seine heimliche Heirat mit einer jungen Frau – der ein Sohn entsprungen ist – bekannt geworden ist und macht den Weg frei für den Favoriten des Militärs.

Der Vorgesetzte von Ibrahim – Soliman – verlangt, dass Adam dazu gezwungen wird, den Mord an dem Informanten zu gestehen. Adam wird daraufhin inhaftiert und von dem Vorgesetzten mit Folter bedroht. Ibrahim unterstützt ihn aber und kann wiederum Solimans Vorgesetzten – General Al Sakran – davon überzeugen, dass Adam den blinden Scheich überreden kann sein falsches Geständnis zurückzuziehen. Dies gelingt ihm mittels religiöser Argumente.

Am Ende sieht man Adam, wie er wieder zu seiner Familie zurückkehrt und mit seinem Vater zum Fischen aufs Meer hinausfährt.

Produktion

Bearbeiten

Gedreht wurde in der Süleymaniye-Moschee in Istanbul, in Göteborg (Standort der Staatssicherheit) und in Kairo (Straßenszenen).[6]

Rezeption

Bearbeiten

In einem rein französischen Kritikenspiegel der Website Le film français sah keiner der 15 Kritiker Die Kairo-Verschwörung als Palmen-Favoriten an. Acht Kritiker (La Croix, Le Figaro, L’Humanité, Le Monde, Ouest-France, Le Parisien, RTL, Télérama) vergaben aber mit drei Sternen jeweils die zweitbeste Wertung an den Film.[7] Im internationalen Kritikenspiegel der britischen Fachzeitschrift Screen International erhielt der Film 2,3 von 4 möglichen Sternen und belegte unter allen 21 Wettbewerbsbeiträgen einen 16. Platz.[8] Mitglied des Kritikenspiegels war auch der Brite Peter Bradshaw (The Guardian), der an Die Kairo-Verschwörung die zweithöchste Bewertung vergab.[9] Der Film erinnere ihn an die Werke John le Carrés und er pries Die Kairo-Verschwörung als „hervorragend umgesetzten paranoiden Alptraum“. Es handle sich um ein „mutiges Stück Arbeit“ und Saleh erschaffe „sehr angespannte Szenen“ bei Adams Infiltrationsversuchen. Auch wenn Bradshaw das Gefühl hatte, dass im letzten Akt der Regisseur „nicht ganz den Mut zu seinen satirischen Überzeugungen“ in seinem „kühn antiklerikalen Film“ hatte, „der dem Spektakel des Glaubens eine verborgene Realität von Korruption und Heuchelei“ gegenüberstelle.[9]

Andreas Kilb (Frankfurter Allgemeine Zeitung) lobte Die Kairo-Verschwörung als „etwas fundamental Neues, weil er Dinge zeigt, die so im Kino noch nie zu sehen waren: eine islamische Universität als Schauplatz tödlicher Intrigen, ein Minarett als Ort der Bedrohung, einen Gebetsraum als Zentrum eines Komplotts“. Er prognostizierte, dass der Film in der arabischen Welt viele „Proteste und Verbote“ auslösen werde. Die Kairo-Verschwörung verfügte nicht nur über eine antiislamistische Haltung, sondern der Film sei sogleich ein wortloses Manifest des Arabischen Frühlings. „Der Staat, den er zeigt, ist keinen Deut besser als die Herrschaft der Muslimbrüder, sein Apparat knechtet die Menschen nicht weniger als der politische Islam“, so Kilb.[5] Später rechnete Kilb dem Film Chancen auf einer der Festivalpreise ein, da das Werk „zwei große Themen der Gegenwart, Unrechtsstaat und Islamismus, dramaturgisch“ zusammenbringe.[10]

Auszeichnungen

Bearbeiten

Für Die Kairo-Verschwörung erhielt Saleh seine erste Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals von Cannes.[11] Dort gewann der Film den Drehbuchpreis.[12]

Darüber hinaus gelangte das Werk in die Vorauswahl zum Europäischen Filmpreis 2022 und als offizieller Kandidat Schwedens auf die Shortlist (Vorauswahl von 15 Filmen) für den besten internationalen Film bei der Oscarverleihung 2023.

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Freigabebescheinigung für Die Kairo Verschwörung. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 238215).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. The Screening Guide. In: festival-cannes.com, 11. Mai 2022 (abgerufen am 13. Mai 2022).
  3. Boy from Heaven. In: svenskfilmdatabas.se (abgerufen am 14. April 2022).
  4. Boy from Heaven / Walad Min Al Janna. In: festival-cannes.com (abgerufen am 11. Mai 2022).
  5. a b Andreas Kilb: Höllenfahrt mit angezogener Handbremse. In: faz.net, 22. Mai 2022 (abgerufen am 28. Mai 2022).
  6. https://www.imdb.com/title/tt15452062/locations
  7. #Cannes2022 - Le tableau final des Étoiles de la critique (#Palmomètre) In: lefilmfrancais.com, 28. Mai 2022 (abgerufen am 28. Mai 2022).
  8. Melissa Kasule: Park Chan-wook’s ‘Decision To Leave’ tops Screen’s final 2022 Cannes jury grid. In: screendaily.com, 28. Mai 2022 (abgerufen am 28. Mai 2022).
  9. a b Peter Bradshaw: Boy from Heaven review – stirring spy thriller set on an Egyptian campus. In: theguardian.com, 20. Mai 2022 (abgerufen am 28. Mai 2022).
  10. Andreas Kilb: Eine Palme mehr oder weniger. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Mai 2022, Nr. 123, S. 11.
  11. The films of the Official Selection 2022. In: festival-cannes.com, 14. April 2022 (abgerufen am 14. April 2022).
  12. Tweet bei twitter.com/Festival_Cannes (abgerufen am 28. Mai 2022).