Die Zeit mit Monika

Film von Ingmar Bergman (1953)

Die Zeit mit Monika (Original: Sommaren med Monika) ist ein in Schwarzweiß gedrehtes schwedisches Liebesdrama von Ingmar Bergman aus dem Jahre 1953.

Film
Titel Die Zeit mit Monika
Originaltitel Sommaren med Monika
Produktionsland Schweden
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 1953
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Ingmar Bergman
Drehbuch Per Anders Fogelström
Produktion Allan Ekelund
Musik Erik Nordgren
Kamera Gunnar Fischer
Schnitt Tage Holmberg
Gösta Lewin
Besetzung

Handlung

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Der 19-jährige Harry arbeitet in einem Großhandelslager für Glas und Porzellan in Stockholm. Die 17-jährige Monika arbeitet auf dem Gemüsemarkt und hat zu Hause Probleme mit ihrem alkoholkranken Vater. Als Monika Harry kennenlernt, sieht sie einen Weg, um aus dieser Welt zu entfliehen. Die verliebten Jugendlichen tauschen die triste Welt der Großstadt mit dem sommerlichen Vergnügen auf einer Ostseeinsel. Der Sommer ist jedoch bald vorüber, und schon bevor das Paar nach Stockholm zurückkehren muss, stellt Monika fest, dass sie schwanger ist. Harrys Tante sorgt dafür, dass die beiden heiraten, und Harry ist gewillt, für seine Familie zu arbeiten und sie zu versorgen. Doch die Geburt des Kindes lässt die Probleme anwachsen, das junge Paar ist mit der Elternschaft überfordert. Als Harry eines Tages Monika mit einem anderen Mann im Bett erwischt, fällt die junge Familie auseinander. Monika verlässt Harry und ihre kleine Tochter.

Hintergrund

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Produktion und Filmstart

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Die Zeit mit Monika entstand nach einer Erzählung des populären Autors Per Anders Fogelström, die dieser parallel zur Produktion des Films zu einem Roman ausbaute. Die Dreharbeiten fanden vom 22. Juli bis 6. Oktober 1952 in Stockholm, in den Råsunda Film Studios in Filmstaden, Solna, und auf Sadelöga nahe der Insel Utö statt. Der Film startete am 9. Februar 1953 in Schweden, wo er mit großem Erfolg lief, und am 11. September desselben Jahres in den deutschen Kinos.[2][3]

Während die schwedische Zensurbehörde 20 Sekunden gewalttätiger und erotischer Szenen aus dem Film entfernte, fügte der US-amerikanische Verleiher Hallmark zusätzliche Nacktaufnahmen hinzu, kürzte die Handlung und versah das Resultat mit dem Titel Monika, the Story of a Bad Girl. Ein ähnliches Schicksal hatte bereits Einen Sommer lang (1951) in den USA ereilt.[4][5]

Position in Bergmans Film

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Die Zeit mit Monika war Bergmans erster Film mit Harriet Andersson, die bis in die 1980er Jahre zu seinen Stammschauspielern gehören sollte.

Bergman verwendete hier auch erstmals einen Effekt, den er das „Aufwecken“ des Publikums nannte, indem er durch einen Bruch zwischen Identifikation und Distanzierung dem Publikum bewusst machte, dass es einen Film sieht. In einer Kneipenszene dreht sich Monika zur Kamera und blickt diese – und den Zuschauer – direkt an. Bergman: „Sie schaut uns in einer langen Großaufnahme[6] an, ungebührlich lang zu der Zeit. […] Damals war das verboten.“ Dieselbe Funktion erfüllten unter anderem der fingierte Filmriss in Persona (1966) und der in der Filmmitte wiederholte Titeltext in Die Stunde des Wolfs (1968).[7]

Kritiken

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Trotz Lobes für Harriet Anderssons Darstellung warf die schwedische Presse Bergman „Klischeehaftigkeit“ und die gegenüber dem Buch negativere Zeichnung Monikas vor. In Frankreich löste Die Zeit mit Monika gegenteilige Reaktionen aus: Jean-Luc Godard nannte ihn „den originellsten Film dieses originellsten aller Regisseure“[2], François Truffaut erklärte ihn zu seinem Bergman-Favoriten.[8]

Der deutsche Filmkritiker Gunter Groll dagegen resümiert: „Kurzum, sie wird uns ziemlich lang, die Zeit mit dieser gähnenden Monika ... um die begabte Kamera und die begabte Schauspielerin eigentlich schade.“[9]

Das Lexikon des internationalen Films fasste rückblickend zusammen: „In neorealistischem Stil inszenierte Geschichte um Selbstverwirklichung, sexuelle Freiheiten, gesellschaftliche Zwänge und individuelles Versagen, mit Sympathie für die Außenseiterin dargestellt. In die moralfreie Geschichte mit pessimistischer Grundstimmung fließen gelegentlich pathetische Töne ein.“[3]

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Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Die Zeit mit Monika. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, März 2006 (PDF; Prüf­nummer: 105 476 V/DVD/UMD).
  2. a b Die Zeit mit Monika (Memento des Originals vom 21. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ingmarbergman.se auf der Webseite der Ingmar-Bergman-Stiftung, abgerufen am 9. Juli 2012.
  3. a b Die Zeit mit Monika. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 7. November 2024.
  4. Die Zeit mit Monika (Memento des Originals vom 21. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ingmarbergman.se auf der Webseite der Ingmar-Bergman-Stiftung, abgerufen am 9. Juli 2012. Der Inhaber der Verleihfirma Hallmark war nicht Jack Thomas, wie dort irrtümlich angegeben, sondern Howard „Kroger“ Babb.
  5. Eric Schaefer: Bold! Daring! Shocking! True! A History of Exploitation Films, 1919–1959, Duke University Press, Durham (North Carolina) 1999, ISBN 0-8223-2374-5.
  6. Bei der besagten Aufnahme handelt es sich nicht um eine Groß-, sondern um eine Nahaufnahme, evtl. ein Übersetzungsfehler.
  7. Stig Björkman, Torsten Manns, Jonas Sima: Bergman über Bergman, Fischer, Frankfurt 1987, ISBN 3-596-24478-1, S. 191–192 u. 242–244.
  8. Hauke Lange-Fuchs: Ingmar Bergman: Seine Filme – sein Leben, Heyne, München 1988, ISBN 3-453-02622-5, S. 95–97.
  9. Gunter Groll in Lichter und Schatten/Filme in dieser Zeit, Süddeutscher Verlag, München 1953, S. 19