Diskussion:Altostslawische Sprache

Letzter Kommentar: vor 1 Monat von 2A02:3032:E:DBA5:5E32:48D0:86E7:87C3 in Abschnitt Dialekte im Mittelalter

Eigenbezeichnung

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Wie wurde die Sprache selbst im Altostslawischen bezeichnet? (nicht signierter Beitrag von 88.71.11.251 (Diskussion) 06:51, 15. Sep. 2013 (CEST))Beantworten

Meines Wissens einfach als Slawisch (словҍньскъ slověnĭskŭ, etwa: [sɫoˈvʲɛnʲəskə]). --Florian Blaschke (Diskussion) 14:33, 2. Mai 2020 (CEST)Beantworten
von der (Kiewer) Rus abgeleitet gab es im Altostslawischen ja auch das Adjektiv "rusьskŭ" (роусьскъ), deshalb kann ich mir vorstellen, dass die Sprache seit dem Entstehen der Nowgoroder und der Kiewer Rus einfach als rusьskŭ językŭ/Роусьскъ ѩꙁꙑкъ = Sprache der Rus bezeichnet wurde. Aber um das zu belegen müsste man natürlich Quellenstudium betreiben. --Johannes Rohr (Diskussion) 12:06, 12. Sep. 2020 (CEST)Beantworten

Dialekte im Mittelalter

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Die Darstellung in Ostslawische Sprachen#Geschichte der Dialekte ist etwas irreführend: die im Diagramm für das 11. Jahrhundert angegebenen regionalen Dialektgruppen mögen zu dieser Zeit existiert haben, werden jedoch nicht (jedenfalls nicht direkt) in den modernen ostslawischen Sprachen fortgesetzt, da die Merkmale, die für diese kennzeichnend sind, erst ab dem 12. Jahrhundert erscheinen (S. 541). Die naheliegende Erklärung ist, daß einer der mittelalterlichen Dialekte (wohl der von Kiew) bis zum 11. Jahrhundert einen hohen Status und eine dominante soziolinguistische Stellung entwickelte, als Prestigedialekt betrachtet und als Verkehrsdialekt eingesetzt wurde, so daß er schließlich sogar begann, die nächstverwandten Dialekte zu ersetzen. Somit sind die ursprünglichen mittelalterlichen Dialekte durch Sprachwechsel (oder Dialektwechsel) schlicht verschwunden (lediglich der nördliche und sehr eigentümliche slawische Dialekt von Nowgorod und Pskow blieb noch länger erhalten, wurde aber schließlich auch vom Russischen ersetzt), und ein „Standardostslawisch“ an seine Stelle getreten. Dieses wurde jedoch in einem sehr ausgedehnten Gebiet in Osteuropa gesprochen, so daß es nicht einheitlich bleiben konnte und seinerseits wieder neue Regionaldialekte entwickelte (die von den alten beeinflußt gewesen sein mögen – im hohen Mittelalter dürften alte und neue Regionaldialekte einige Zeit nebenher existiert haben). (Nebenbei sollen die russischen Dialekte im Raum von Nowgorod und Pskow noch Spuren des Altnowgorodischen aufweisen.) Es handelt sich um eine Art Ausgleichsphänomen, das in noch ausgeprägterer Form auch anderswo gut bekannt ist, etwa in der Art, wie das Latein im Zuge der römischen Expansion die anderen italischen Sprachen ersetzt hat oder die traditionellen deutschen Dialekte immer mehr durch Regiolekte verdrängt werden. Auch beispielsweise für die Berbersprachen ist ein derartiger Vorgang in der Antike anzunehmen, auch wenn er sich nicht mehr direkt nachweisen läßt, mit einem „Flaschenhals“, vgl. S. 4f.. --Florian Blaschke (Diskussion) 18:53, 14. Mai 2020 (CEST)Beantworten

Die zitierte Quelle (Ulrich Schweier, in LSEO, S. 541) besagt lediglich, dass diejenigen lautlichen Innovationen, die allein das Ukrainische als ganzes von den anderen beiden heutigen ostslawischen Sprachen und auch allen anderen slawischen Sprachen unterscheiden, erstmals im 12./13. Jahrhundert belegt sind. Das heißt aber nicht, dass zuvor ein "Einheits-Ostslawisch" auf möglicherweise Kiewer Grundlage alle anderen ostslawischen Dialekte verdrängt hatte und die dialektale Differenzierung von neuem begann, sondern lediglich, dass ältere Isoglossen gewöhnlich mindestens zwei der heutigen drei ostslawischen Sprachen gemeinsam umfassen, manchmal aber auch nur einzelne Dialekte derselben oder einzelne ostslawischen Varietäten zusammen mit nichtostlawischen Varietäten. Es ist nämlich zweifelhaft, ob dass Ostslawische als ganzes überhaupt eine genealogische Einheit bildet, und dasselbe gilt im übrigen auch für die drei heute gewöhnlich angenommenen ostslawischen "Einzelsprachen" jeweils für sich, die selbst auch alte, vor-einzelsprachliche Isoglossen in ihren Dialekten enthalten. Die erwähnten "Reste des Altnowgorodischen" in nordrussischen Dialekten sind keinesfalls ein Ausnahmefall. Die graphische Darstellung im Artikel ist deshalb vollkommen korrekt, die Existenz eines "Flaschenhalses" wird meines Wissens für das Ostslawische heute von keinem seriösen mit der Sache vertrauten historischen Linguisten vertreten.--2A02:3032:E:DBA5:5E32:48D0:86E7:87C3 03:06, 28. Nov. 2024 (CET)Beantworten

Altrussisch?

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Wer, außer russischen Nationalen verwendet die Bezeichnung Altrussisch, wenn historisch und linguistisch das Ukrainische näher am Altostslawischen ist, als es das Russische ist, das vermutlich aus dem Urkainischen entstand?!? Iralwynn (Diskussion) 12:39, 25. Aug. 2020 (CEST)Beantworten

Ich vermute, dass eine Bezeichnung der Sprache damals tatsächlich "rusьskŭ" (роусьскъ) war, was sich natürlich nicht auf Russland bezog, das es noch nicht gab, sondern auf die Kiewer Rus, die aber Gebiete aller dreier Ostslawischer Völker umfasste. Das Ethnonym "rusь" plus das Suffix "-skŭ". Durch das Schwinden der reduzierten Vokale ist rusьskŭ zu "russk" zusammengefallen, wovon sich die heutigen Adjektive "russkij" (русский) und "belarusskij" (беларусскій) ableiten. Andreas Kappeler, bei dem ich in den 90ern studierte, meinte damals, man müsse die damalige Sprache eigentlich "rusisch" nennen, eben abgeleitet von der Rus, aber das sei wohl kaum durchsetzbar...
Das heutige Ukrainische ist, wenn ich mich recht entsinne, nur insofern dem Altostslawischen näher, als dass es weniger südslawische Elemente (durch den Altkirchenslawischen Einfluss) aufweist. So heißt es im Russischen "glavnyj", von Altkirchenslawisch "glava" = Haupt, aber im Ukrainischen "holovnyj", von Altostslawisch "golova, der ostslawische Name von Großfürst Vladimir ist "Wolodimir", und tatsächlich heißt er im modernen Ukrainischen "Wolodymyr". So ganz riesig sind diese Unterschiede aber auch nicht... --Johannes Rohr (Diskussion) 12:30, 12. Sep. 2020 (CEST)Beantworten
Auch wenn der Begriff „Altrussisch“ in der Etymologie keine nationale Vereinnahmung darstellt, wird der Begriff heute dennoch für die Einfachheit einer nationalen Vereinnahmung kritisiert. Vovevoda hat hier vieles gestrichen, das ich wieder in den Artikel schreiben würde, Kappeller spricht sich beispielsweise deutlich dafür aus, nicht „Altrussland“ und „altrussisch“ unkritisch zu benutzen. --Cyndalorsa (Diskussion) 15:23, 17. Okt. 2023 (CEST)Beantworten
Sehr spannend wie Deutsche erklären, ob die (Alt-)Russen ein Volk waren und ob Altrussisch eine Sprache war. Vielleicht zitiert ihr als Quelle noch alte Bücher, mit Schädelvermessungen?

Nord-Dialekte

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Im Text heißt es "Von den charakteristischen Merkmalen des Altnowgoroder Dialekts ist in den heutigen Dialekten fast nichts mehr erhalten; diese sind also eindeutig ostslawisch." Meiner Ansicht nach wäre korrekter zu schreiben, dass die Nord-Dialekte fast nicht mehr gesprochen werden und wie so viele andere Sprachen weitgehend durch das Standardrussische ersetzt wurden. Die letzten Träger der Norddialekte sind, soweit ich sehe, Nachkommen von Altgläubigen und Pomoren im Norden von Regionen wie Gebiet Archangelsk und Republik Komi, wobei das auffälligste Merkmal das ich wahrgenommen habe, ein ausgeprägtest O-Kanje ist. Aber damals im Studium habe ich noch von eigenartigen grammatischen Strukture, aber auch vom Vorhandensein einen angehängten bestimmten Artikels, so wie im Bulgarischen und Mazedonischen gehört, habe ich aber selbst nicht beobachtet. --Johannes Rohr (Diskussion) 11:49, 12. Sep. 2020 (CEST)Beantworten

Die häufig verwendete Bezeichnung Altrussisch ist daher als Adjektiv nicht allein auf das heutige Russland zu beziehen, sondern auf die Rus als Ganzes.

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Die Rus, also Kyiver Rus, hat nichts mit dem heutigen Russland zu tun. Dort sind die Finnen und Uiguren eingewandert. --Dietmar Wiki (Diskussion) 10:10, 27. Apr. 2024 (CEST)Beantworten

Kiewer Rus ist Russland, auch wenn das heutige Russland in mehrere Länder geteilt ist. Die Hauptstadt war auch nicht immer Kiew, sie ist zusammen mit den Fürsten gewandert. Die Mongolen dachten, Kiew wäre die Hauptstadt gewesen, mussten nach ihrem Angriff aber feststellen, dass zu dem Zeitpunkt Vladimir die wichtigste Stadt des russischen Reiches war. --2A02:908:390:B1A0:70FA:14EB:A9E1:94EC 03:35, 1. Jul. 2024 (CEST)Beantworten