Edwin Hennig

deutscher Paläontologe (1882-1977)

Edwin Hennig (* 27. April 1882 in Berlin; † 12. November 1977 in Tübingen) war ein deutscher Paläontologe.

Edwin Hennig (ca. 1920). Fotografie von Julius Wilhelm Hornung (1861–1929).

Hennig war eines von fünf Kindern eines Kaufmanns, der starb, als Hennig zehn Jahre alt war. Zu seinen Brüdern zählte der Verkehrswissenschaftler und historische Geograph Richard Hennig. Edwin Hennig studierte, nachdem er im Frühjahr 1902 am königlichen Berliner Wilhelms-Gymnasium das Abitur abgelegt hatte,[1] Naturwissenschaften, Anthropologie und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er 1906 bei Otto Jaekel promoviert wurde (Gyrodas und die Organisation der Pycnodonten). Danach war er Assistent bei Wilhelm von Branca am Geologisch-Paläontologischen Institut der Humboldt-Universität Berlin, wo er sich 1913 habilitierte und Privatdozent wurde. Im Ersten Weltkrieg war er Militärgeologe. Ab 1917 war er Professor an der Universität Tübingen, an der er 1929/1930 Rektor war und Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts. Am 21. Oktober 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.896.043).[2] Hennig war Mitglied der SA im Range eines Scharführers zur Disposition[3] und spätestens seit 1939 auch Mitglied der NSV, für die er im Wintersemester 1939/40 als Organisationsleiter in Erscheinung trat.[4] 1944/45 war er wissenschaftlicher Leiter der Wissenschaftlichen Akademie Tübingen des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes.[5] Nach Kriegsende wurde er amtsenthoben und einem Entnazifizierungsverfahren unterzogen, bei dem er als Mitläufer eingestuft wurde.[3] 1951 ging er in den Ruhestand.

Hennig ist bekannt als Ausgräber (unter Werner Janensch) von Dinosauriern in der Tendaguru-Expedition in Ostafrika ab 1909.[6] 1948 beschrieb er Australopithecus-afarensis-Funde aus Ostafrika, gesammelt von Ludwig Kohl-Larsen. Er schrieb einige populärwissenschaftliche Bücher.

Ähnlich wie zuvor Othenio Abel war er Anhänger orthogenischer Theorien der Evolution, wie auch Karl Beurlen, der sein Assistent war.[7]

Schriften

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  • (als Bearbeiter und Übersetzer): Die Weltumseglungsfahrten des Kapitäns James Cook. In: Ernst Schultze (Hrsg.): Bibliothek denkwürdiger Reisen. Band 1. Gutenberg-Verlag, Hamburg 1908.[8]
  • Am Tendaguru. Leben und Wirken einer deutschen Forschungsexpedition zur Ausgrabung vorweltlicher Riesensaurier in Deutsch-Ostafrika. Schweizerbart, Stuttgart 1912 (Digitalisat); – Reprint Nabu Press 2010.
  • Paläontologische Beiträge zur Entwicklungslehre. Mohr, Tübingen 1922 (Tübinger Naturwissenschaftliche Abhandlungen; 1).
  • mit Erich Krenkel: Geologie von Württemberg nebst Hohenzollern, Borntraeger, Berlin 1923 (Handbuch der Geologie und Bodenschätze Deutschlands; Abt. 2, Bd. 1).
  • Der mittlere Jura im Hinterlande von Daressalaam (Deutsch-Ostafrika), Borntraeger, Berlin 1924.
  • Von Zwangsablauf und Geschmeidigkeit in organischer Entfaltung, J.B.C.Mohr, Tübingen 1929 (Rektoratsrede).
  • Wesen und Wege der Paläontologie; eine Einführung in die Versteinerungslehre als Wissenschaft. Borntraeger, Berlin 1932.
  • Das naturwissenschaftliche Weltbild der Gegenwart. Durchbruch-Verlag Bühler, Stuttgart [1937] (Durchbruch-Schriftenreihe; 6).
  • Leben der Vorzeit. Einführung in die Versteinerungskunde. Lehmann, München 1938.
  • Geologie Großdeutschlands, Enke, Stuttgart 1942.
  • Der Werdegang des Menschengeschlechts. Matthiesen, Tübingen 1950.
  • James Cook. Erschließer der Erde. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1952 (Große Naturforscher; 9).
  • Württembergische Forschungsreisende der letzten anderthalb Jahrhunderte. Festschrift zur Feier des 70jährigen Bestehens des Württembergischen Vereins für Handelsgeographie. Museum für Länder- und Völkerkunde, Lindenmuseum, Stuttgart. Stuttgart 1953 (online bei portal.dnb.de).
  • Irdisches Werden, Lux-Verlag, München, Murnau 1953 (Orion-Bücher; 62).
  • Gewesene Welten. Auf Saurierjagd im ostafrikanischen Busch. Albert Müller Verlag, Rüschlikon bei Zürich 1955.
  • Tübingens Vorzeit und Vorgeschichte. H. Laupp`sche Buchhandlung, Tübingen 1957 (Tübinger historische Darstellungen; 3).
  • Saurier in Ostafrika. Erkundungsfahrt durch den ostafrikanischen Busch. Lux-Verlag, Murnau 1961.
  • Zeitgeschichtliche Aufdeckungen; ein Beitrag zur Erforschung der jüngsten Vergangenheit. Türmer Verlag, München 1964.

Auszeichnungen

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Literatur

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  • Helmut Hölder, Helmut Kiderlen (Hrsg.): Festband Edwin Hennig zur Vollendung des 70. Lebensjahres. Schweizerbart, Stuttgart 1953 (= Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Abhandlungen. Bd. 97).
  • Helmut Hölder, Wolf von Engelhardt: Mineralogie, Geologie und Paläontologie an der Universität Tübingen von den Anfängen bis zur Gegenwart, J. C. B. Mohr, Tübingen 1977, ISBN 3-16-939752-4.
  • Helmut Hölder: Nachruf Edwin Hennig. In: Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins 60 (1978), S. 21–23 (mit Porträtfoto) (als Vorschau online bei schweizerbart.de).
  • Gerhard Maier: African dinosaurs unearthed. The Tendaguru Expedition. Indiana University Press, Bloomington 2003, ISBN 978-0-253-34214-0.
  • Johannes Michael Wischnath: Edwin Hennig (1882-1977), Nachlass (Bestand) (Vorwort). Universitätsarchiv, Tübingen 2011 (online bei Deutsche Digitale Bibliothek).
  • Johannes Großmann: Vom Saurierjäger zum Menschenfänger. Der Tübinger Paläontologe Edwin Hennig. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 72 (2021), S. 513–525.
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  • Hennig, Edwin. In: gepris-historisch.dfg.de. 27. Juli 2023;.

Einzelnachweise

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  1. K. Wilhelms-Gymnasium in Berlin. Schuljahr 1901/1902. Jahresbericht. Trowitzsch, Berlin 1902, S. 43 Nr. 20 (online bei Google Books).
  2. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/10161393
  3. a b Staatskommissariat für die politische Säuberung Tübingen-Lustnau, Spruchkammer für den Lehrkörper der Universität. Spruch vom 29. Juli 1948, S. (1) (online bei Staatsarchiv Sigmaringen).
  4. Staatskommissariat für die politische Säuberung Tübingen-Lustnau, Spruchkammer für den Lehrkörper der Universität. Spruch vom 29. Juli 1948, S. (2) (online bei Staatsarchiv Sigmaringen).
  5. Die Universität Tübingen und der Nationalsozialismus. Eine Bibliographie. Hrsg. von Johannes Michael Wischnath in Verbindung mit Irmela Bauer-Klöden. Universitätsarchiv, Tübingen 2010, S. 157 (online als PDF bei unimuseum.uni-tuebingen.de).
  6. Saurierfunde in Deutsch-Ostafrika. In: Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten, 23. März 1910, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/awi
  7. Georgy Levit, Lennart Olsson Evolution on Rails. Mechanisms and Levels of Orthogenesis, Annals of the History and Philosophy of Biology, Band 11, 2006, S. 99. Mit kurzer Biographie von Hennig.
  8. Besprechungen und Anzeigen. In: Zeitschrift für Schul-Geographie, Jahrgang 1909, S. 391 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sgg
  9. a b Johannes Michael Wischnath: Edwin Hennig (1882-1977), Nachlass (Bestand) (Vorwort). Universitätsarchiv, Tübingen 2011 (online bei Deutsche Digitale Bibliothek).
  10. Ehrenmitglieder des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg.