Elternarbeit

Oberbegriff für das Management der Kommunikation und Kooperation mit Eltern

Elternarbeit ist ein Oberbegriff für das Management der Kommunikation und Kooperation mit Eltern als Arbeit kindbezogener Berufe.

Elternarbeit ist ein relativ junger Fachbegriff, der sich seit Ende des 20. Jahrhunderts allmählich im deutschsprachigen Raum entwickelt und im 21. Jahrhundert etabliert hat, um das Beziehungsmanagement von kindbezogenen Berufen bzw. Institutionen mit Eltern zu bezeichnen und zu professionalisieren.[1]

Als „Oberbegriff“ soll Elternarbeit im Kern das Management der „Kommunikation und Kooperation“ mit Eltern bezeichnen und folgende Teilbereiche umfassen: „Elternpädagogik, Elternbildung, Familienbildung, Elternförderung, Eltern-Coaching, Elternberatung, Elterneinbeziehung, Elternmitwirkung, Elternmitbestimmung, Elternpartizipation, Elternkommunikation, Eltern-Kooperation, Erziehungspartnerschaften, Bildungspartnerschaften oder eben Erziehungs- und Bildungspartnerschaften“. Die Begriffe sind „aus der Sicht der Fachkräfte, also der professionell-pädagogischen Seite, formuliert“.[2]

Ziel von Elternarbeit ist eine „positive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“. Als „die eigentliche Zielgruppe“ von Elternarbeit werden bislang ausdrücklich „die Kinder und Jugendlichen“ gesehen – und eben gerade nicht die Eltern.[3] Insofern gelten Eltern bislang kaum als „legitime Zielgruppe bzw. Anspruchsgruppe“ der Elternarbeit, sodass eine eingehende Beschäftigung mit Eltern und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Elternschaft als Grundlage der Elternarbeit bislang fehlt.[4]

Wissenschaftlich befasst sich bislang primär die Pädagogik mit Elternarbeit. Eine systematische Reflexion des Themas in Soziologie, Psychologie, Geschlechterforschung, Philosophie oder Sozialgeschichte gibt es bislang kaum. Berufsfelder und Institutionen mit Elternarbeit sind praktisch alle Berufe oder Institutionen, deren direkter Tätigkeitsbereich Kinder, Jugendliche oder Familien sind.

Kritisiert wird an Begriffen wie „Elternarbeit“, „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“, „Kooperation“ etc., dass sie Machtaspekte tabuisieren bzw. verschleiern, von Problemen ablenken und Geschlechterstereotype fortschreiben. Bemängelt wird außerdem, dass sie Mütter bzw. Eltern abwerten bzw. deren Kompetenz Infragestellen, deren unbezahlte Arbeit unsichtbar machen und damit entwerten. Zudem wird kritisiert, dass die Begriffe eine Ideologisierung begünstigen und ein selbstbezogenes Zweck-Mittel-Denken widerspiegeln.

Geschichte

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Mittelalter

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Im Haus des Mittelalters erfolgte die Sozialisation von Kindern im Großteil der Bevölkerung – außer den Oberschichten – primär über das Mitleben und Mitarbeiten der Kindern, d. h. über Kinderarbeit. Für die Beaufsichtigung von Kleinkindern war meist das Hausgesinde zuständig – sogenannte Kindsmenschen (nicht voll arbeitsfähige Mädchen oder ältere Frauen und Männer) und in wohlhabenderen Haushalten zunehmend auch Ammen und Hauslehrer. Mit dem Wandel der Strukturen und Institutionen der Sozialisation veränderte sich auch die Stellung von Eltern, Kindern und Hausgesinde grundlegend.[1][5]

Der soziale Wandel seit der Aufklärung veränderte gesellschaftliche Strukturen und Institutionen in westlichen Ländern grundlegend. Dabei wandelte sich auch das Haus als zentrale Institution des Mittelalters in der Neuzeit zur Institution Familie.

Durch soziale Verflechtung, Integration und Differenzierung wurden Gesellschaften zu komplexen Nationsgesellchaften. Für die Nationsbildung war die Gestaltung der Zukunft von zentraler Bedeutung, d. h. die Gestaltung sozialer Generativität. Damit wuchs das „nationale Interesse am Kind“ und es entstanden auf allen Ebenen Institutionen wie Schulen, Kindergärten, Kinderheime, Jugendämter etc.[6] In der Folge verlagerte sich das Erziehungsmonopol zunehmend von der väterlichen Gewalt zum Staat[7]. Es kam sukzessive zu einem Verbot bzw. einer Ächtung von Kinderarbeit und der Durchsetzung der Schulpflicht. Kinder trugen nun auch in den Mittel- und Unterschichten nicht mehr zum Haushaltseinkommen bei, sondern wurden zu einem Kostenfaktor. Die Erwartungen an Investitionen in Kinder steigen seitdem immer weiter – Investitionen an Zeit, Geld, Bildung, Emotionen etc. Die Funktionen des ehemaligen Hausgesindes wurden zunehmend von den neuen Institutionen in sich professionalisierenden Berufen übernommen.

Kindbezogene Berufe bzw. Institutionen wirkten dabei „als Transmissionsriemen der inneren Nationsbildung“[8], die in der Sozialisation von Kindern zunehmend den „nationalen Habitus“[9] durchsetzten – gerade auch gegenüber den Eltern. Am Beispiel der Schule wird der fundamentale Wandel deutlich: Vor der allgemeinen Verbreitung von Schulen unterstanden Lehrer meist als Hauslehrer der Autorität und Weisung des Vaters. Dies änderte sich mit der Institutionalisierung grundlegend. Nationalstaaten, ihre kindbezogenen Berufe bzw. Institutionen entwickelten sich zu einer Art „Oberelternschaft“[10], die die Normen der Sozialisation zunehmend setzt, einfordert und durchsetzt.

Mütter als primär Sorgeverantwortliche unterstanden nun nicht mehr primär den Vorgaben der väterlichen Gewalt, sondern wurden zunehmend zu „Handlangerinnen“ einer wachsenden Zahl von Experten und deren Normen.[11]

„Leicht lässt sich der Bogen spannen etwa von der Mütterbildung im Kaiserreich und der Weimarer Republik über die Traditionen konventioneller Elternarbeit in Schulen (Elternabende, Elterninformationen) und die Elterninitiativen im Anschluss an die Kinderladenbewegung Anfang der 1970er Jahre bis hin zu den vielfältigen Traditionen der Elternarbeit in Kindertagesstätten, doch erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wird diese Beziehung als Elternarbeit bezeichnet und gewinnt zugleich anscheinend an Relevanz.“[2]

Bezeichnet wurde dies lange als „Mütterbildung“ oder „Mitarbeit“, die im Modell der bürgerlichen Familie bei der Mutter lag und nicht beim Vater als Autorität und Familienvorstand.[1]

Seit Ende des 20. Jahrhunderts

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Seit Ende des 20. Jahrhunderts führt der gesellschaftliche Wandel zu weiteren Veränderungen:

  • Die Liberalisierung des bürgerlichen Familienmodells verändert die Familienrollen von Kindern, Müttern sowie Vätern, was eine Pluralisierung der Lebensformen bewirkt.
  • Kindbezogene Berufe bzw. Institutionen können sich damit ebenfalls immer weniger am bürgerlichen Familienmodell orientieren und geraten als familienergänzende Sozialisationsinstitutionen unter Wandlungsdruck. Zudem stehen sie unter zunehmendem Erwartungsdruck an Professionalisierung und Wissenschaftlichkeit.

Im deutschsprachigen Raum entstand eine Vielzahl von Bezeichnungen für die Mitarbeit von Müttern – dazu gehört auch der Begriff „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“. Im 21. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung als Elternarbeit weitgehend durch, trotz grundlegender Bedenken und Kritik an den Konnotationen und Implikationen des Begriffs.[1]

Begriffe Elternarbeit, Erziehungs- und Bildungspartnerschaft etc.

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Gegenstand

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In der Moderne wurden Eltern für immer mehr kindbezogene Berufe bzw. Institutionen zu einer wichtigen Zielgruppe bzw. Anspruchsgruppe. Es entwickelten sich zahlreiche Begriffe, um das vielschichtige Beziehungsmanagement mit Eltern zu bezeichnen:

„Elternpädagogik, Elternbildung, Familienbildung, Elternförderung, Eltern-Coaching, Elternberatung, Elterneinbeziehung, Elternmitwirkung, Elternmitbestimmung, Elternpartizipation, Elternkommunikation, Eltern-Kooperation, Erziehungspartnerschaften, Bildungspartnerschaften oder eben Erziehungs- und Bildungspartnerschaften“[2].

Über die Begriffe „Elternarbeit“ sowie „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“ wird versucht, dieses „relativ willkürliche Begriffswirrwarr“ zu „ordnen“[2]. Der Begriff folgt dabei der Benennungslogik der pädagogischen Berufe, die für Tätigkeiten jenseits des Kindes die Zielgruppe voranstellt – als Jugendarbeit, Familienarbeit, Sozialarbeit oder hier eben Elternarbeit.

Elternarbeit bezeichnet insofern die Arbeit von Pädagogen mit Eltern im Rahmen pädagogischer Einrichtungen, die von ihren Kindern besucht werden,[12] sowie von Therapeuten mit Eltern im Rahmen therapeutischer Einrichtungen.[13] Sie ist zu unterscheiden von allgemeiner Elternbildung im Rahmen der Erwachsenenbildung[12] oder durch die Massenmedien und von der Familienarbeit im Rahmen der Sozialen Arbeit.

Martin Furian definiert Elternarbeit als die Summe aller pädagogischen Angebote für Eltern und Bemühungen zur Verbesserung des elterlichen Erziehungsverhaltens. Dazu gehören die Offenlegung und Abstimmung der Erziehung zwischen Familien und außerfamiliären Erziehungseinrichtung und die Verbesserung der Erziehungssituation in außerfamiliären Einrichtungen unter Einbeziehung der Eltern.

Norbert Huppertz reflektiert Elternarbeit im Hinblick auf Krippe und Kindergarten. Er begreift das Verhältnis der Erzieherin zu den Eltern mit Hilfe der Dialektik: „Dialektik im Sinne einer natürlichen Spannung nach zwei Seiten hin – mit zentriertem Blick auf das Kind. Das Kind gelangt durch den Eintritt in die Einrichtung in ein bizentrales System der Erziehung und Bildung, d. h.: Es kann aufgrund der beiden verschiedenen Pole durchaus zu Spannungen kommen. Es handelt sich von Natur her prinzipiell um ein ambivalentes Verhältnis.“[14] Bei Huppertz werden in seiner heutigen Position einer lebensbezogenen Elternarbeit vor allem die aktivierenden Methoden reflektiert.

Nach Günter Stürmer umfasst Elternarbeit an einer Kindertageseinrichtung die Gesamtheit der Angebote an die Familien ihres Einzugsgebietes. Sie ist elementarer Bestandteil der pädagogischen Arbeit, die auf die Betreuung, Erziehung und Bildung ausgerichtet ist und beruht auf der konstruktiven, partnerschaftlichen und dialogischen Kooperation zwischen Eltern und Erziehern. Sie beinhaltet:

  • Information über die Einrichtung,
  • Abklärung gegenseitiger Erwartungen,
  • aktive Mitarbeit der Eltern (Elternbeteiligung)
  • Begegnungsmöglichkeiten der Eltern,
  • Unterstützung anderer sozialer Netzwerke im Gemeinwesen.

Eltern behinderter Kinder und Familien in schwierigen Lebenslagen sind häufig mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert. Da sie für diese in der Regel keine intergenerationell tradierten Erfahrungen und Routinen besitzen, kann sich hier eine lebenslaufbegleitende Eltern- und Familienarbeit als hilfreich erweisen.

Probleme der Begriffe

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„Elternarbeit“, „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“ und viele andere Bezeichnungen sind „aus der Sicht der Fachkräfte, also der professionell-pädagogischen Seite, formuliert“. Dies führt dazu, dass sie oftmals „ideologielastig und verschleiernd“ sind[2] und unbeabsichtigte Selbstoffenbarungen beinhalten:

Tabuisierung von Machtaspekten

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Die Begriffe „Elternarbeit“, „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“, „Kooperation“ werden nicht näher reflektiert und bleiben dadurch „Worthülsen“, die bestehende Machtasymmetrien zuungunsten von Eltern verschleiern und tabuisieren[15] (siehe Tabuisierung von Macht). Sie suggerieren eine „Win-Win-Situation“ und beschönigen das Verhältnis „positiv und sehr harmonisch“, quasi als „Wohlfühlkultur“ (Euphemismus)[16]. So wird die notwendige Analyse von Machtaspekten und Interessen verstellt, und resultierende Interessenkonflikte werden so nicht gelindert, sondern eher begünstigt. Im Zentrum des Handelns stehen gerade nicht Eltern bzw. das Elternwohl (siehe den Abschnitt zur Unklarheit über die Zielgruppe), sondern die Arbeit von kindbezogenen Berufen und Institutionen sowie damit verbundene Ziele und Interessen, Normen und Ideale. So bleibt vielfach unbemerkt, dass Elternarbeit sogar den Interessen von Eltern bzw. dem Elternwohl entgegengesetzt sein kann – so z. B. bei der Indienstnahme von Eltern bzw. Müttern und der resultierenden Beeinträchtigung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.[1]

Ablenkung von Problemen

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Durch die Fokussierung auf Eltern wird von strukturellen Problemen im eigenen Bereich abgelenkt. Dazu zählen etwa die finanzielle und personelle Unterausstattung von Bildungsinstitutionen, die Schwierigkeiten mit internen Schnittstellen des Erziehungs- und Bildungswesens und mit politischen Vorgaben, die Objektifizierung von Kindern, die häufig negativen Zuschreibungen an Eltern sowie soziale Ungleichheit von Familien und ihrer Leistungsfähigkeit.[16]

Fortschreibung Geschlechterstereotype

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Durch fehlende Klärung der historischen Grundlagen basiert heutige Elternarbeit noch immer weitgehend auf dem Modell der bürgerlichen Familie und seinen komplementären Geschlechterrollen von Mann und Frau. Trotzdem heutige Elternarbeit weitgehend in Berufen und Institutionen mit einem hohen Frauenanteil erfolgt, wird deren fundamentaler Gender Bias verschleiert, Geschlechterstereotypen werden fortgeschrieben und misogyne Einstellungsmuster befördert: Denn „traditionelle Elternarbeit ist letztlich Mütterarbeit“.[15]

Abwertung Mütter bzw. Eltern und Infragestellung Kompetenz

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Arbeit ist ein Ordnungsbegriff[17], der sich mit dem „Übergang vom geburtsständischen zum ‚berufsständischen‘ Prinzip“[18] etabliert hat. Durch den Arbeitsbegriff wird die eigene Professionalität als Kindheitsexperten hervorgehoben und Eltern bzw. insbesondere Mütter werden als „Laien[15] oder Helikopter-Eltern[19] abgewertet. Dies begünstigt ebenfalls misogyne Einstellungsmuster.

Unsichtbarmachung der Arbeit von Müttern bzw. Eltern

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Die Arbeit von Eltern kann nicht mehr als Elternarbeit bezeichnet werden, da er als Fachbegriff von kindbezogenen Berufen, Institutionen und Wissenschaften vereinnahmt wird. Dies verschärft die ohnehin vorhandene Problematik, dass die bis heute meist von Müttern verrichtete Arbeit der Haus- und Familienarbeit bzw. Care-Arbeit nicht als „richtige Arbeit“[20] angesehen und damit abgewertet wird. Auch dies begünstigt misogyne Einstellungsmuster.

Ideologierung und selbstbezogenes Zweck-Mittel-Denken

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Wissenschaften, die sich mit der Erforschung von Familie beschäftigen, neigen zu einer normativen Familienrhetorik und einer „notorischen Ideologisierung des Gegenstandes“[21] – dies setzt sich in der Folge in familienbezogenen Berufen fort. In der Pädagogik führt zudem der Druck wissenschaftlicher Legitimierung und Professionalisierung seit Ende des 20. Jahrhunderts zu einer Bürokratisierung und einer Zweck-Mittel-Rationalität[22]. Auch die mangelnde wissenschaftliche und professionelle Reflexion und Fundierung der Kollektivbegriffe „Eltern“ und „Elternschaft“ sowie des Begriffs „Elternarbeit“ spiegelt diese Ideologisierung und das selbstbezogene Zweck-Mittel-Denken wider.[1]

Einsatzbereiche

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Berufsfelder und Institutionen mit Elternarbeit sind praktisch alle Berufe oder Institutionen, deren direkter Tätigkeitsbereich Kinder, Jugendliche oder Familien sind. Im Laufe der Zeit ist insofern ein „unverbundenes Nebeneinanders unterschiedlicher Einrichtungen, Organisationen und Akteure“ entstanden. Dies ist geprägt von Komplexität, Widersprüchen, Einzelansätzen, Unsicherheiten, Unklarheiten, Diffusität im Handeln, falschen Strategien und Methoden, Fehleinschätzungen und -handlungen.

Zu den Einrichtungen, Organisationen, Akteuren der Elternarbeit zählen unter anderem: Öffentliche und Freie Träger, Musikschulen, Kindertagesstätten mit Krippen, Tagespflege / Tagesmütter, Elterninitiativen, Krankenkassen, Kinderärzte, Sportvereine, Familienbildungsstätten, Eltern-Kind-Gruppen, Logopäden, Allgemeiner Sozialer Dienst, Sozialpädagogische Familienhilfe, Zivilgesellschaftliche Organisationen, Kinderschutz­organisationen, Psychologische Beratungsstellen, Freie Psychotherapeuten, Fortbildungseinrichtungen, Freie Elterntrainer, Familienhelfer, Familienbesucher, Erziehungsberatung, Sozialberatung, Schwangerschaftsberatung, Frühe Leseförderung, Bundesstiftung Mutter und Kind, Familienzentren.[2]

Als sensibler Bereich gilt die Arbeit mit Eltern, die nicht mit ihren Kindern zusammenleben können – insbesondere mit Eltern, deren Kinder bei Pflegeeltern aufwachsen.[23]

Zielgruppe

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Unklarheit über Zielgruppe

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Für Berufe und Institutionen rund ums Kind ist Kindzentrierung ein zentraler Wert, der bislang jedoch kaum reflektiert wird. Als Ziel von Elternarbeit gilt insofern eine „positive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“. Als „die eigentliche Zielgruppe“ von Elternarbeit werden dann ausdrücklich „die Kinder und Jugendlichen“ gesehen – und eben gerade nicht die Eltern.[24][25] Andererseits gelten sie aber sehr wohl als Zielgruppe, ohne dass der Widerspruch thematisiert oder aufgelöst wird. In diesem Sinne bestehen durchaus Bestrebungen, die Elternpädagogik als eine pädagogische Arbeit mit Eltern und für Eltern zu gestalten.[24]

Ängste vor Eltern

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Bei den Akteuren der Elternarbeit ist der Kontakt mit Eltern häufig mit Ängsten besetzt: Ängste vor Leistungsdruck durch Eltern, vor der Nicht-Anerkennung von eigener Autorität und Kompetenz, vor dem eigenen Unvermögen erwartete Hilfe geben zu können, vor unterschiedlichen Erziehungsauffassungen.[26] Begünstigt werden Ängste vor Eltern durch den Berufseinstieg in der Lebensphase der Jugend bzw. dem jungen Erwachsenenalter, d. h. vor der potenziell eigenen Phase der Elternschaft.[4] Die Abwehr solcher Ängste wirkt in der Elternarbeit oftmals kontraproduktiv.

Fehlendes Wissen über Eltern und Elternschaft

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In der Elternarbeit waren und bleiben Eltern insofern bislang „unbekannte Wesen[27]. Wissen über Familie und Elternschaft speist sich meist aus der modernen Mythenbildung rund um die Familie[28] – Vaterschaft, Mutterschaft, Kindheit und Jugend. Eine eingehende Beschäftigung mit Eltern und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Elternschaft als Grundlage der Elternarbeit steht bislang noch aus. Das gilt auch für Mütter als Hauptzielgruppe der Elternarbeit, denn meist rücken schwer erreichbare und als problematisch eingestufte Eltern in den Vordergrund, wie Väter[29], Eltern mit Migrationshintergrund[30][31] oder Alleinerziehende[32]. Als „legitime Anspruchsgruppe“ gelten Eltern insofern bislang kaum[4]. Dies begünstigt eine Instrumentalisierung und Funktionalisierung von Eltern sowie eine Beeinträchtigung des Elternwohls, was jedoch eine Voraussetzung für das Kindeswohl ist.[1]

Siehe auch

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Literatur

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  • Martin Furian (Hrsg.): Praxis der Elternarbeit in Kindergarten, Hort, Heim und Schule. Mit Beiträgen von Barbara Furian. Quelle und Meyer, Heidelberg 1982, ISBN 3-494-01091-9.
  • Norbert Huppertz: Aktivierende Formen der Elternarbeit in Kindergarten und Krippe. PAIS-Verlag, Oberried 2015, ISBN 978-3-931992-44-6.
  • Norbert Kühne: Elternkonfliktgespräch, in: Praxisbuch Sozialpädagogik Band 1, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2005; ISBN 3-427-75409-X
  • Werner Sacher: Kooperation zwischen Schule und Eltern - nötig, machbar, erfolgreich! 3. Aufl. Bad Heilbrunn 2022
  • Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012
  • Günter Stürmer: Neue Elternarbeit. Herder, 2005, ISBN 978-3-451-00223-6.
  • Désirée Waterstradt: Prozess-Soziologie der Elternschaft. Nationsbildung, Figurationsideale und generative Machtarchitektur in Deutschland. Münster 2015.
  • Udo Wilken / Barbara Jeltsch-Schudel (Hrsg.): Elternarbeit und Behinderung. Empowerment - Inklusion - Wohlbefinden. Kohlhammer, Stuttgart, 2014, ISBN 978-3-17-025986-7.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Désirée Waterstradt: Prozess-Soziologie der Elternschaft. Nationsbildung, Figurationsideale und generative Machtarchitektur in Deutschland. Münster 2015, S. 334 ff.
  2. a b c d e f Waldemar Stange: Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen, Strukturen, Begründungen. In: Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012, S. 12–39.
  3. Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt: Vorwort. In: Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012, S. 10–11.
  4. a b c Désirée Waterstradt: Aus "Elternarbeit" wird "Parent Relations". Hrsg.: KiTa aktuell. 2017, S. 28–31 (Ausgabe Bayern und Baden-Württemberg).
  5. Michael Mitterauer: Mittelalter. In: Andreas Gestrich, Jens-Uwe Krause, Michael Mitterauer (Hrsg.): Geschichte der Familie. Stuttgart 2003, S. 160–363.
  6. Sonya Michel, Eszter Varsa: Children and the National Interest. In: Dirk Schumann (Hrsg.): Raising citizens in the “century of the child”. The United States and German Central Europe in comparative perspective. New York 2010.
  7. Dietrich Benner, Friedhelm Brüggen: Geschichte der Pädagogik. Ditzingen 2010, S. 100.
  8. Christian Jansen, Henning Borggräfe: Nation, Nationalität, Nationalismus. Frankfurt 2007, S. 31.
  9. Norbert Elias: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt/M 2005 (Erstausgabe: 1989).
  10. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Arbeitswelt und Bürgergeist. Band 1. München 1990, S. 71.
  11. Andreas Gestrich: Neuzeit. In: Andreas Gestrich, Jens-Uwe Krause, Michael Mitterauer (Hrsg.): Geschichte der Familie. Stuttgart 2003, S. 580.
  12. a b Horst Speichert: Elternarbeit. In: Hans-Joachim Petzold und Horst Speichert (Hrsg.): Handbuch pädagogischer und sozialpädagogischer Praxisbegriffe, Reinbek bei Hamburg 1981, S. 125–127.
  13. Elternarbeit / Angehörigengruppen, Universitätsklinikum Leipzig, abgerufen am 27. Juni 2014.
  14. Norbert Huppertz: Aktivierende Methoden der Elternarbeit in Kindergarten und Krippe. PAIS-Verlag, Oberried 2015, S. 7.
  15. a b c Werner Sacher: Elternarbeit. Gestaltungsmöglichkeiten und Grundlagen für alle Schularten. Bad Heilbrunn 2008.
  16. a b Tanja Betz: Das Ideal der Bildungsund Erziehungspartnerschaft Kritische Fragen an eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Familien. (PDF) Bertelsmann Stiftung, 2015, abgerufen am 1. März 2017.
  17. Sebastian Conrad, Elisio Macamo, Bénédicte Zimmermann: Die Kodifizierung der Arbeit: Individuum, Gesellschaft und Nation. In: Jürgen Kocka, Claus Offe (Hrsg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit. Frankfurt 2000, S. 449–475.
  18. Lothar Gall: Bürgertum, liberale Bewegung und Nation. München 1996, S. 83.
  19. Josef Kraus: Helikopter-Eltern. Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung. Reinbek 2013.
  20. Karin Hausen: Arbeit und Geschlecht. In: Jürgen Kocka, Claus Offe (Hrsg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit. Frankfurt 2000, S. 346.
  21. Kurt Lüscher: Familie und Postmoderne. In: Bernhard Nauck (Hrsg.): Familie im Brennpunkt von Wissenschaft und Forschung. Rosemarie Nave-Herz zum 60. Geburtstag gewidmet. Neuwied 1995, S. 4.
  22. Lutz-Michael Alisch: Pädagogische Wissenschaftslehre. Münster 1995.
  23. Ina Ruchholz, Corinna Petri, Dirk Schäfer: Zusammenarbeit mit Eltern in der Pflegekinderhilfe: Praxiskonzepte aufbauen, etablieren, weiterentwickeln. Perspektive gGmbH, Juli 2021, abgerufen am 12. Februar 2022. S. 16.
  24. a b Petra Bauer, Ewald Johannes Brunner: Elternpädagogik – Von der Elternarbeit zur Erziehungspartnerschaft. Eine Einführung, S. 9. In: Petra Bauer, Ewald Johannes Brunner (Hrsg.): Elterpädagogik – Von der Elternarbeit zur Erziehungspartnerschaft, Lambertus, 2006, ISBN 3-7841-1607-8, S. 6–19.
  25. Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt: Vorwort. In: Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012, S. 10–11.
  26. Eiko Jürgens: Elternhaus und Schule. Anregungen für die Gestaltung einer gelingenden Kooperation. In: Unterrichten, erziehen. Nr. 4, 2002, S. 211.
  27. Martin Textor: Sind Eltern Kunden, Erziehungspartner oder "unbekannte Wesen"? In: KiTa aktuell (Ausgabe Bayern). Nr. 02, 2017, S. 40–42.
  28. Désirée Waterstradt: Prozess-Soziologie der Elternschaft. Nationsbildung, Figurationsideale und generative Machtarchitektur in Deutschland. Münster 2015, S. 201 ff.
  29. Christoph Grote: Zusammen wachsen – Väter in Erziehungspartnerschaften. In: Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012, S. 320–325.
  30. Cengiz Deniz: Perspektiven für die Elternarbeit mit migrantischen Familien. In: Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012, S. 326–331.
  31. Cengiz Deniz: Väterarbeit mit migrantischen Vätern – eine Praxisreflexion. In: Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012, S. 338–344.
  32. Angelika Henschel: Zwischen Überforderung und Anspruch – Bildungs- und Erziehungspartnerschaften mit Ein-Eltern-Familien. In: Waldemar Stange, Rolf Krüger, Angelika Henschel, Christoff Schmitt (Hrsg.): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Band 1. Wiesbaden 2012, S. 332–337.