Emswehr Hanekenfähr

Wehranlage an der Ems bei Hanekenfähr (Niedersachsen)

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Emswehr Hanekenfähr
Das Wehr von der Nordseite des Oberwassers aus gesehen
Das Wehr von der Nordseite des Oberwassers aus gesehen

Das Wehr von der Nordseite des Oberwassers aus gesehen

Lage
Emswehr Hanekenfähr (Niedersachsen)
Emswehr Hanekenfähr (Niedersachsen)
Koordinaten 52° 28′ 11″ N, 7° 18′ 15″ OKoordinaten: 52° 28′ 11″ N, 7° 18′ 15″ O
Land: Deutschland / Niedersachsen
Ort: Nordseite: Lingen (Ems)
Südseite: Elbergen
Gewässer: Ems
Gewässerkilometer: km 84,635
Daten
Betreiber: Wasser- und Schifffahrtsamt Meppen
Bauzeit: 1823–1825
1876–1877 (Umbau)
1896 (Umbau)
1946 (Reparatur)
1955–1956 (Umbau)
Schleuse
Durchschnittliche
Fallhöhe:
4 m
Sonstiges
Zugehöriges Wehr: 4 Felder:
1 Überfallwehr,
3 Klappenwehre
Zugehöriges Kraftwerk: geplant
Detail Klappenwehr Südufer
Klappenwehr und Fischtreppe Nordufer

Das Emswehr Hanekenfähr, alternativ manchmal Emswehr Lingen, umgangssprachlich lokal auch Der Wasserfall genannt, ist eine Wehranlage an der Ems bei Hanekenfähr, etwa 8 km südlich von Lingen. Das Nordufer des mehr als 100 m breiten Wehres liegt auf Lingener Gebiet, das Südufer liegt in Elbergen (Gemeinde Emsbüren).

Das Wehr dient vornehmlich dazu, den Wasserstand im Dortmund-Ems-Kanal und im Ems-Vechte-Kanal zu regulieren, die beide oberhalb der Staustufe von der Ems abzweigen. Weiterhin sichert das Wehr die Kühlwasserversorgung für die nahegelegenen Lingener Kraftwerke, das Erdgaskraftwerk und das Kernkraftwerk. Seit längerem gibt es Pläne für den Bau eines Laufwasserkraftwerks an der Staustufe.

Die Wehranlagen unterstehen der Zuständigkeit des Wasser- und Schifffahrtsamts Meppen.[1]

Geschichte

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Planung, Bau und Betrieb

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Das erste Wehr am Standort Hanekenfähr wurde bereits zwischen 1823 und 1825, in Vorbereitung für den Bau des Ems-Hase-Kanals, als Nadelwehr aus einfachen Eichenbalken errichtet.[2] Das Wehr diente dazu, die Ems bis Höhe Listrup aufzustauen, so dass die damals üblichen Emspünten, Lastkähne mit einem Tiefgang von etwa 1 Meter, den Fluss befahren und in den neuen Kanal überwechseln konnten.[3][2] Auch dieser Kanal, der später größtenteils im Dortmund-Ems-Kanal aufging, zweigte oberhalb des heutigen Wehres von der Ems ab.[4] Unweit der Staustufe ist noch ein kleines Teilstück des Kanals mit einer alten Schleusenkammer erhalten.

Für den Bau des Ems-Vechte-Kanals wurde in den Jahren 1876/77 das hölzerne Wehr durch ein stabileres, feststehendes Überfallwehr aus Stein ersetzt. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt erhielt das Wehr auf Drängen der Fischerei zwei Fischpässe (eine Lachstreppe und eine Aalleiter), um Lachsen, Aalen und anderen wandernden Fischen den Aufstieg über das Wehr zu ermöglichen.[5][6]

Im Zuge des Baus des Dortmund-Ems-Kanals wurde das Wehr 1896 nochmals modifiziert und verstärkt.

Weitere Reparaturen und Umbauten folgten nach dem Zweiten Weltkrieg und ab Mitte der 1950er-Jahre, wobei das Wehr um ein Feld mit variablem Fischbauchklappenwehr erweitert und die Fischtreppe erneuert wurde.[1]

Später wurde ein weiteres Stück des Überfallwehres auf der Südseite zu einem Klappenwehr umgebaut.

Geplantes Wasserkraftwerk

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Seit Errichtung des Wehres gab es mehrfach Pläne, die Staustufe für den Bau eines Laufwasserkraftwerkes zu nutzen. Bis Oktober 2022[7] wurde aber keiner der Pläne in die Tat umgesetzt.

Bereits um 1920 gab es erste Überlegungen, die Wasserkraft des Wehres zu nutzen, um die Elektrifizierung des Emslandes voranzutreiben.[8]

Mitte der 1990er-Jahre fasste ein Privatinvestor aus Bayern neue, konkrete Pläne und reichte die entsprechenden Genehmigungsanträge ein.[9] Als Reaktion erarbeiteten die VEW – Betreiber der benachbarten Großkraftwerke – und die Lingener Stadtwerke Alternativkonzepte, die nach einigen lokalpolitischen Auseinandersetzungen den Vorzug für die weitere Planung erhielten.[10]

Im Jahr 2002 gab RWE (als Nachfolger der VEW) seinen Ausstieg aus dem Projekt bekannt. Die Stadtwerke Lingen übernahmen alle RWE-Anteile an der Wasserkraftwerk Hanekenfähr GmbH & Co. KG.[10][11] Wegen Priorisierung anderer Projekte wurde der Bau des Wasserkraftwerks Hanekenfähr aber auch von den Stadtwerken zunächst zurückgestellt. Nachdem 2007 ein Plan mit einer Kaplan-Turbine von den Naturschutzbehörde des Landkreises Emsland aus Gründen des Fischschutzes abgelehnt wurde,[12] änderten die Stadtwerke ihr Konzept auf schonendere Wasserkraftschnecken. Ab 2010 wurden die Planungen mit dem neuen Konzept wieder intensiviert.[13][14][15] Im selben Jahr beantragten die Stadtwerke Lingen die Planfeststellung für den Bau und Betrieb des Kraftwerks.[16] Neben den Stadtwerken Lingen wollen sich auch die Stadtwerke Schüttorf, die Energieversorgung Emsbüren und die Stadtwerke Osnabrück an dem Vorhaben beteiligen.[17]

Gemäß letzter Planung würde das Wasserkraftwerk auf der Südseite des Wehres (Gebiet Elbergen) gebaut und aus drei oder vier Wasserkraftschnecken bestehen. Die Anlage hätte eine maximale elektrische Leistung von etwa 1 Megawatt.[15][11][18][16] Die Baukosten werden auf 5 bis 6 Millionen Euro geschätzt.[11][13] Die bereits vorhandenen Fischpässe würden voraussichtlich durch eine neue Aufstiegshilfe auf der Südseite ergänzt oder ersetzt werden.[16][13]

Bedenken gegen das Bauvorhaben gibt es vor allem von Seiten des Naturschutzes und der Fischerei.[13][14] Auch der ehemalige niedersächsische Umweltminister Stefan Birkner (FDP) steht dem Vorhaben skeptisch gegenüber.[19] Sein Amtsvorgänger Hans-Heinrich Sander (ebenfalls FDP) hatte das Projekt zunächst noch befürwortet,[20] seine Unterstützung später aber zurückgezogen.[14]

Aufbau und Funktion

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Das Wehr besteht aus vier Feldern und zwei Fischpässen:[1]

Feld
(von Nord nach Süd)
- I II III IV -
Typ Fischpass
(Lachstreppe)
Klappenwehr
(Typ?)
Überfallwehr Klappenwehr
(Fischbauchklappe)
Klappenwehr
(Fischbauchklappe)
Fischpass
(Aalleiter)[16]
Breite (ca.) 12 m 62 m 6 m 25 m
Fallhöhe (ca.) 4 m 3 m 2 m 2 m 4 m 4 m
Unterwasser Sohlrampe Tosbecken
Baujahr 1877
(1955 neu)
1877
(1896 neu)
1877 ? (nach 1955) 1955 ?
Das Wehr von der Nordseite des Unterwassers aus gesehen
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Commons: Emswehr Hanekenfähr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Wehranlagen. Wasser- und Schifffahrtsamt Meppen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 13. Dezember 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsa-meppen.wsv.de
  2. a b Info-Tafel am Kanal-Schleusenwärterhaus, Inhalt online
  3. Wilhelm Lohmann: Die Harener Emspünten. In: Kreis Meppen (Hrsg.): Heimatkalender 1926. S. 51–52 (Volltext online).
  4. Thomas Widder: Reise zur See: 6. Tour: Hanekenfähr und Lingen. Toms Klüngelladen, abgerufen am 13. Dezember 2013.
  5. Königliche Preussische Landes-Oekonomie-Kollegium, Preußisches Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.): Landwirtschaftliche Jahrbücher. Band 7. Wiegandt & Hempel, 1878, S. 146.
  6. Meyer: Ueber den Fischpass bei Hannekenfähr. In: Circulare. Deutscher Fischerei-Verein, 1879, S. 137–139.
  7. Mit Websuche und auf Openstreetmap nicht nachweisbar. "Die Wasserkraftwerk Hanekenfähr Geschäftsführung GmbH [...] befindet sich in Liq[u]idation", in Beteiligungsbericht 2020. (PDF) Stadt Lingen (Ems), S. 5, abgerufen am 13. Oktober 2022.
  8. Elektrotechnischer Verein, Verband Deutscher Elektrotechniker, Energietechnische Gesellschaft im VDE (Hrsg.): Elektrotechnische Zeitschrift. Band 42-2. VDE-Verlag, Berlin 1921.
  9. Liefert die Ems bald Ökostrom? In: Neue Osnabrücker Zeitung. 9. Oktober 2007 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).
  10. a b Wie viele Jahre braucht eigentlich eine gute Idee, bis... In: Neue Osnabrücker Zeitung. 19. August 2005 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).
  11. a b c Wasserkraftwerk soll ab 2004 Energie erzeugen. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 10. Dezember 2002 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).
  12. Der „Stör-Fall“ am Hanekenfähr. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 23. Februar 2007 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).
  13. a b c d Wasserkraftwerk: Strom für 1600 Haushalte. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 28. November 2010 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).
  14. a b c Umweltminister gesprächsbereit: Neue Chance für Wasserkraftwerk bei Lingen? In: Neue Osnabrücker Zeitung. 26. Oktober 2013 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).
  15. a b Strom für 1500 Haushalte: Planungen für Wasserkraftwerk in Elbergen gehen in neue Runde. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 5. November 2010 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).
  16. a b c d Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: Feststellung gemäß § 3 a UVPG (Errichtung und Betrieb einer Wasserkraftanlage an der Ems bei km. 84,650 am Wehr Hanekenfähr sowie Bau eines Fischpasses). In: Niedersächsisches Ministerialblatt. Nr. 41, 2010, S. 1036 (niedersachsen.de [PDF]).
  17. Regenerative Energien. Stadtwerke Schüttorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2014; abgerufen am 13. Dezember 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sw-schuettorf.de
  18. Flick Ingenieurgemeinschaft GmbH, Stadtwerke Lingen: Bau- und Betrieb einer Wasserkraftanlage an der Wehranlage Hanekenfähr. Ems-km 84,650. Präsentationsunterlagen. Lingen 5. November 2010 (niedersachsen.de).
  19. Umweltminister Dr. Stefan Birkner lehnt Wasserkraftwerke an der Ems ab. Stadtblatt Lingen, 16. November 2012, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  20. Niedersächsischer Umweltminister Sander sagt „Ja“ zur Wasserkraft. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 9. September 2011 (Volltext im Onlinearchiv der NOZ).