Die Enigma-Chronologie listet wichtige Ereignisse in der Geschichte der deutschen Rotor-Chiffriermaschine Enigma in ihrer zeitlichen Abfolge auf.

Dazu gehört die Entwicklungsgeschichte der Maschine, die Geschichte ihrer Verwendung sowie die Geschichte ihres erfolgreichen Bruchs (Entzifferung) durch die Alliierten vor und während des Zweiten Weltkriegs. Letztere Ereignisse sind in der Tabelle farbig markiert.

Datum Ereignis
Feb. 1917 Das Kriegsministerium beauftragt Arthur Scherbius mit der Entwicklung einer Chiffriermaschine[1]
23. Feb. 1918 Erstes Patent[2]
15. Apr. 1918 Probemaschinen
11. Mai 1919 Gründung der polnischen Chiffrenabteilung Sekcja Szyfrów[3]
21. Nov. 1921 Scherbius & Ritter überträgt der Gewerkschaft Securitas 10 Patente (ein Patent, neun Anmeldungen)[4]
9. Juli 1923 Gründung der Chiffriermaschinen AG[5]
1. Sep. 1923 Der Markenname „Enigma“ wird verwendet[6]
26. Aug. 1925 Korvettenkapitän Günther Guse bestellt für die Reichsmarine 50 Stück des Funkschlüssels C[7]
21. März 1926 Patentierung der Umkehrwalze (UKW) durch Willi Korn[8]
15. Juli 1928 Die Reichswehr führt eine Vorläuferversion der Enigma ein[9]
9. Aug. 1928 Das Steckerbrett wird von der Reichswehr exklusiv für die militärisch genutzten Maschinen eingeführt[10]
15. Jan. 1929 Kryptologie-Kursus für Rejewski, Różycki und Zygalski an der Universität Posen beginnt[3]
26. Jan. 1929 Die Sekcja Szyfrów inspiziert eine Enigma-Maschine, die der polnische Zoll zufällig entdeckt[11]
1. Juni 1930 Indienststellung der Enigma I (sechs Stecker und quartalsweise wechselnde Walzenlage)[9]
1. Juni 1931 Gründung des polnischen Chiffrenbüros Biuro Szyfrów[3]
8. Nov. 1931 Hans-Thilo Schmidt verrät Handbücher zur Enigma an den Franzosen Gustave Bertrand[12]
31. Dez. 1932 Marian Rejewski gelingt der erste Einbruch in die Enigma I[3][13]
1. Feb. 1936 Monatlicher Wechsel der Walzenlage[14][15]
1. Okt. 1936 Täglicher Wechsel der Walzenlage und statt sechs nun fünf bis acht Stecker[15]
1. Nov. 1937 Ablösung der UKW A durch die UKW B[16][17]
15. Sep. 1938 Neues Indikatorverfahren (frei wählbare Grundstellung für die Spruchschlüsselverschlüsselung)[18]
15. Dez. 1938 Inbetriebnahme der Walzen IV und V[18]
1. Jan. 1939 Sieben bis zehn Stecker[19]
26. Juli 1939 Zweitägiges alliiertes Treffen bei Pyry[20]
19. Aug. 1939 Zehn Stecker[21]
6. Jan. 1940 Erster Bruch eines Luftwaffen-Funkspruchs in B.P. mithilfe von Handmethoden[22]
12. Feb. 1940 Die den Briten noch unbekannten Walzen VI und VII werden bei der Versenkung von U 33 erbeutet[22]
1. Mai 1940 Fallenlassen der Spruchschlüsselverdopplung[23][24]
Mai 1940 Erster Bruch eines Marine-Funkspruchs in B.P. mithilfe der Turing-Bombe Victory noch ohne Diagonal board[25]
Aug. 1940 Die letzte der den Briten noch unbekannten Walzen, die Walze VIII, wird erbeutet[26]
Sep. 1940 Die ersten Turing-Welchman-Bombes – mit Diagonal board – gehen in Betrieb[27]
1940/41 Zeitweise Benutzung der UKW C (alternativ zur UKW B)[15]
7. Mai 1941 Der Wetterkurzschlüssel (1. Auflage) wird von Bord der München erbeutet[28]
5. Okt. 1941 Einführung des Schlüsselnetzes „Triton“ für die U‑Boote zunächst noch mit der Enigma‑M3
15. Okt. 1941 Einführung des Schlüsselnetzes „Neptun“ für die Schlachtschiffe bereits mit der Enigma‑M4[29]
Nov. 1941 Einführung des Adressbuchverfahrens zur Verschleierung von Positionsangaben
8. Dez. 1941 Erster Bruch der Abwehr-Enigma durch Dilly Knox[30]
1. Feb. 1942 Indienststellung der Enigma‑M4 nun auch für die U‑Boote[15] (zunächst nur Griechenwalze β)
1. Feb. 1942 Die unmittelbare Folge sind 10 Monate Blackout in B.P.[31]
30. Okt. 1942 HMS Petard erbeutet zweite Ausgabe des Wetterkurzschlüssels sowie das Kurzsignalheft von U 559[31]
12. Dez. 1942 Bletchley Park gelingt der Einbruch in Triton, dort genannt Shark
10. März 1943 Dritte Ausgabe des Wetterkurzschlüssels wird in Dienst gestellt
10. März 1943 Die Folge sind 10 Tage Blackout in B.P.[31]
Juni 1943 Erste britische 4-Walzen-Bombes werden in Betrieb genommen[31]
1. Juli 1943 Einführung der Griechenwalze γ[32]
Aug. 1943 Erste amerikanische 4-Walzen-Bombes, die US Navy Bombes, werden in Betrieb genommen[31]
Sep. 1943 Shark wird in der Regel innerhalb von 24 h gebrochen[31]
1. Sep. 1943 Fallenlassen der Kenngruppe[33]
1. Jan. 1944 Vereinzelte Benutzung der steckbaren UKW D[34]
5. Juni 1944 Erbeutung von Kurzsignalheft, Kenngruppenheft, Adressbuch und einer Enigma‑M4 aus U 505
10. Juli 1944 Die Luftwaffe führt die „Uhr“ ein[35]
15. Sep. 1944 Beim Heer wird das CY-Verfahren eingeführt[36][37]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Claus Taaks: Scherbius and the Enigma – Political, Economic and Military Conditions. HistoCrypt 2023, S. 170.
  2. Patentschrift Chiffrierapparat DRP Nr. 416 219. Abgerufen am 1. Feb. 2024. cdvandt.org (PDF; 0,4 MB), abgerufen am 1. Feb. 2024.
  3. a b c d Chiffrenzentrum Enigma, abgerufen am 29. April 2024.
  4. Claus Taaks: Scherbius and the Enigma – Political, Economic and Military Conditions. HistoCrypt 2023, S. 173.
  5. Louis Kruh, Cipher Deavours: The Commercial Enigma – Beginnings of Machine Cryptography. Cryptologia, Vol. XXVI, Nr. 1, Januar 2002, S. 1. apprendre-en-ligne.net (PDF; 0,8 MB), abgerufen am 1. Feb. 2024.
  6. Fritz Hansen: Die Chiffriermaschine. Die Umschau, 35, 1. Sep. 1923, S. 553.
  7. Dermot Turing: Enigma Traitors. The History Press, Stroud 2023, ISBN 978-1-80399-169-6, S. 37–38.
  8. Patentschrift Elektrische Vorrichtung zum Chiffrieren und Dechiffrieren DRP Nr. 452 194. cdvandt.org (PDF; 0,4 MB), abgerufen am 1. Feb. 2024.
  9. a b Louis Kruh, Cipher Deavours: The Commercial Enigma – Beginnings of Machine Cryptography. Cryptologia, Vol. XXVI, Nr. 1, Januar 2002, S. 11. apprendre-en-ligne.net (PDF; 0,8 MB), abgerufen am 1. Feb. 2024.
  10. Craig P. Bauer: Secret History – The Story of Cryptology. CRC Press, Boca Raton 2013, S. 248. ISBN 978-1-4665-6186-1.
  11. Hugh Sebag-Montefiore: Enigma – The battle for the code. Cassell Military Paperbacks, London 2004, S. 22. ISBN 0-304-36662-5.
  12. David Kahn: An Enigma Chronology. Cryptologia, 1993, doi:10.1080/0161-119391867908, S. 239.
  13. Marian Rejewski: An Application of the Theory of Permutations in Breaking the Enigma Cipher. Applicationes Mathematicae, 16 (4), 1980, S. 543–559, PDF; 1,5 MB, abgerufen am 1. Feb. 2024.
  14. David Kahn: Seizing the Enigma – The Race to Break the German U‑Boat Codes, 1939–1943. Naval Institute Press, Annapolis, MD, USA, 2012, S 83. ISBN 978-1-59114-807-4.
  15. a b c d Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3. Auflage. Springer, Berlin, 2000.
  16. Rudolf Kippenhahn: Verschlüsselte Botschaften, Geheimschrift, Enigma und Chipkarte. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999, S. 226. ISBN 3-499-60807-3.
  17. Gordon Welchman: The Hut Six Story – Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000, ISBN 0-947712-34-8, S. 213.
  18. a b Hugh Sebag-Montefiore: Enigma – The battle for the code. Cassell Military Paperbacks, London 2004, S. 355. ISBN 0-304-36662-5.
  19. Gordon Welchman: The Hut Six Story – Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000, S. 214. ISBN 0-947712-34-8.
  20. Ralph Erskine: The Poles Reveal their Secrets – Alastair Dennistons’s Account of the July 1939 Meeting at Pyry. Cryptologia. Rose-Hulman Institute of Technology. Taylor & Francis, Philadelphia PA 30.2006, 4, S. 294.
  21. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, S. 50.
  22. a b David Kahn: An Enigma Chronology. Cryptologia, 1993, doi:10.1080/0161-119391867908, S. 240.
  23. Hugh Sebag-Montefiore: Enigma – The battle for the code. Cassell Military Paperbacks, London 2004, S. 357.
  24. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, S. 123.
  25. John Wright: The Turing Bombe Victory and the first naval Enigma decrypts. Cryptologia, 2017, S. 295–328.
  26. Ralph Erskine: Breaking Naval Enigma (Dolphin and Shark). PDF; 27 kB, abgerufen am 2. Feb. 2024, S. 1.
  27. Ralph Erskine: Breaking Naval Enigma (Dolphin and Shark). S. 1.
  28. Ralph Erskine: Breaking Naval Enigma (Dolphin and Shark). S. 2.
  29. Scan eines (damals) geheimen Schreibens des OKM vom 15. Oktober 1941 an den Befehlshaber der Schlachtschiffe mit Eingangsstempel vom 23. Oktober 1941, abgerufen im Crypto Museum am 1. Feb. 2024.
  30. Hugh Sebag-Montefiore: Enigma – The battle for the code. Cassell Military Paperbacks, London 2004, S. 129. ISBN 0-304-36662-5.
  31. a b c d e f Ralph Erskine: Breaking Naval Enigma (Dolphin and Shark). S. 3.
  32. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, S. 220.
  33. Dirk Rijmenants: Enigma Message Procedures Used by the Heer, Luftwaffe and Kriegsmarine. Cryptologia, 34: 4, 2010, S. 329 ff.
  34. Philip Marks: Umkehrwalze D: Enigma’s rewirable reflector – Part 1. Cryptologia, Volume XXV, Nummer 2, April 2001, S. 107.
  35. Michael Pröse: Chiffriermaschinen und Entzifferungsgeräte im Zweiten Weltkrieg – Technikgeschichte und informatikhistorische Aspekte. Dissertation Technische Universität Chemnitz, Leipzig 2004, S. 40.
  36. Heinz Ulbricht: Die Chiffriermaschine Enigma – Trügerische Sicherheit. Ein Beitrag zur Geschichte der Nachrichtendienste. Dissertation Braunschweig 2005, S. 22.
  37. Michael Pröse: Chiffriermaschinen und Entzifferungsgeräte im Zweiten Weltkrieg – Technikgeschichte und informatikhistorische Aspekte. Dissertation 2004, S. 143.