Imazalil

chemische Verbindung
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Imazalil (INN: Enilconazol) ist ein systemisches Fungizid aus der Gruppe der Imidazole. Es wurde von der belgischen Firma Janssen Pharmaceutica entwickelt. Der Stoff wird auch in Form seiner Salze, z. B. als Imazalil-Nitrat[4] oder als Imazalil-Sulfat[5] verkauft.

Strukturformel
Strukturformel von Imazalil
1:1-Gemisch aus (R)-Form (links) und (S)-Form (rechts)
Allgemeines
Freiname Enilconazol
Andere Namen
  • Imazalil
  • (RS)-1-[2-(Allyloxy)-2-(2,4-dichlorphenyl)ethyl]-1H-imidazol
  • (RS)-1-[2-(Prop-2-enyloxy)-2-(2,4-dichlorphenyl)ethyl]-1,3-diazol
  • Chloramizol
  • Deccozil
Summenformel C14H14Cl2N2O
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 35554-44-0
EG-Nummer 252-615-0
ECHA-InfoCard 100.047.817
PubChem 37175
ChemSpider 34116
Wikidata Q421576
Arzneistoffangaben
ATC-Code

QD01AC90

Eigenschaften
Molare Masse 297,2 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,243 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

52,6 °C[1]

Siedepunkt

347 °C[1]

Löslichkeit

wenig in Wasser (18 g·l−1 bei 20 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[2] ggf. erweitert[1]
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Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​332​‐​318​‐​351​‐​410
P: 261​‐​273​‐​280​‐​301+310​‐​304+340+312​‐​305+351+338[1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Synthese

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2,4-Dichloracetophenon wird in siedendem Methanol mit Brom zu 2,4-Dichlorphenacylbromid umgesetzt, das anschließend mit Imidazol zu 2,4-Dichlor-α-(1-imidazolyl)acetophenon kondensiert wird. Dessen Reduktion mit Natriumborhydrid in siedendem Methanol liefert 1-(2,4-Chlorphenyl)-2-(1-imidazolyl)ethanol, das schließlich mit Allylchlorid und Natriumhydrid in siedendem Dimethylformamid zu Imazalil alkyliert wird.[6]

Wirkungsweise

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Enilconazol hemmt die Synthese von Ergosterin durch Blockierung der 14-Demethylierung von Lanosterin. Dadurch verändern sich bei Hefe- und Schimmelpilzen sowie Dermatophyten die Zellmembran und somit die Permeabilität. Zudem wird die Aufnahme von Ribonukleinsäure- und Desoxyribonukleinsäure-Bausteinen gehemmt und der Fettsäurestoffwechsel sowie oxidative und peroxidative Enzymsysteme werden gestört. Dies führt zu Zellmembranschäden und zum Zelltod. Enilconazol wirkt fungistatisch, in hohen Konzentrationen auch fungizid. Zudem wirkt Enilconazol auch gegen grampositive Bakterien.[7]

Verwendung

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Pflanzenschutz

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Imazalil wird beim Anbau von Obst, Gemüse und Zierpflanzen verwendet. Die Substanz ist in Beizmitteln für Getreidesaatgut enthalten. Sie hat eine gute Wirkung gegen die Streifenkrankheit bei Gerste.

In der Schweiz darf Imazalil im Gewächshaus in Form von Räucherkerzen gegen den Echten Mehltau an Tomaten und Gurken eingesetzt werden. Es ist auch Bestandteil eines zugelassenen Präparats zur Behandlung von Saatkartoffeln. Außerdem ist es in Wundverschlussmitteln für Obst- und Ziergehölze enthalten.[8] In Deutschland ist Imazalil ausschließlich zur Beizung von Getreidesaatgut zugelassen.[8] In Österreich wird Imazalil neben der Saatgutbeizung auch zum Schutz von Pflanzkartoffeln vor Fusarium-Lagerfäule, Phomafäule und Silberschorf verwendet.[8]

Konservierungsmittel

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Pomelo (Sorte Pink) konserviert mit Imazalil, Herkunftː China, Verkaufː Penny in Deutschland

Ähnlich wie Thiabendazol, Orthophenylphenol oder Biphenyl schützt Imazalil Zitrusfrüchte vor Schimmelbildung. Soweit sie der EU-Vermarktungsnorm unterliegen, müssen mit Imazalil behandelte Zitrusfrüchte gekennzeichnet werden.[9] Behandelte Schalen sollten nicht gegessen werden. Imazalil hat bislang noch keine E-Nummer.

Tiermedizin

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In der Tiermedizin wird Imazalil unter dem Markennamen Imaverol ad us. vet. als Breitspektrumantimykotikum gegen Pilzerkrankungen der Haut (Dermatomykosen) und der Nase (Sinunasale Aspergillose) sowie bei der Aspergillose der Vögel eingesetzt. Es wird örtlich (topisch) verabreicht.[7]

Toxikologie

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Versuchstiere bekamen als Symptom einer akuten Vergiftung eine Gänsehaut. Imazalil scheint über das Nervensystem die Haarfollikel zu erregen. Daneben kam es zu Koordinationsstörungen, niedrigem Blutdruck, Tremor und Erbrechen. Bei einigen empfindlichen Individuen trat eine Kontaktdermatitis auf. Die LD50 bei oraler Aufnahme lag bei 227 mg/kg Körpergewicht (Rattenweibchen) und 343 mg/kg Körpergewicht (Rattenmännchen).

Bei Langzeitstudien an Ratten traten leicht veränderte Leberwerte auf, die Gewichtszunahme war vermindert und es waren Auswirkungen auf den Bilirubin-Haushalt feststellbar. Ansonsten wurden keine Auswirkungen der Imazalil-Gaben beobachtet.

Imazalil wird im Körper metabolisiert und innerhalb weniger Tage ausgeschieden, es reichert sich nicht im Fettgewebe an. Die WHO gibt eine erlaubte Tagesdosis von 0,03 mg/kg an.[3]

Von der amerikanischen Umweltbehörde EPA wird Imazalil als wahrscheinlich krebserregend eingestuft, weil im Tierversuch Adenome der Leber sowie Adenome kombiniert mit Karzinomen aufgetreten waren. Bei Ratten fand man nach der Gabe von Imazalil auch Adenome und Karzinome der Schilddrüse. Ein möglicherweise erhöhtes Risiko besteht nach Einschätzung der EPA nur für Personen, die direkt mit Imazalil umgehen oder Zitrusfrüchte abpacken.[10]

Bei Mäusen führte Imazalil zu Reproduktions- und Entwicklungsstörungen.[11]

In ihrem Sicherheitsdatenblatt weist die Firma Bayer auf die Toxizität des Pestizids für Forellen hin: demnach verenden bei einer Expositionszeit von 96 h und einem Gehalt im Wasser von 1,48 mg/l 50 % der Versuchsorganismen.[12]

Umweltwirkungen

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Vögel sind relativ unempfindlich gegen Imazalil, die LD50 für Enten oder Wachteln liegt bei etwa 6000 mg/kg Körpergewicht. Für Fische ist es hingegen giftig, die LC50 für Forellen liegt bei 2,5 mg/L.[3] Für Bienen wurde eine orale LD50 von 40 µg/Biene ermittelt, damit gilt Imazalil als nicht bienentoxisch.[13]

Die Halbwertszeit für den Abbau im Boden beträgt etwa ein halbes Jahr. Imazalil verbleibt im Boden und wird nicht ausgewaschen.[3]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Eintrag zu Imazalil in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Januar 2024. (JavaScript erforderlich)
  2. Eintrag zu 1-[2-(allyloxy)-2-(2,4-dichlorophenyl)ethyl]-1H-imidazole Vorlage:Linktext-Check/Escaped im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  3. a b c d e EXTOXNET: Pesticide Information Profile Imazalil (engl., Stand 1996).
  4. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Imazalil-Nitrat: CAS-Nr.: 83833-36-7, EG-Nr.: 281-012-5, ECHA-InfoCard: 100.073.625, PubChem: 443088, ChemSpider: 391380, Wikidata: Q27106921.
  5. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Imazalilsulfat: CAS-Nr.: 58594-72-2, EG-Nr.: 261-351-5, ECHA-InfoCard: 100.055.755, GESTIS: 496440, PubChem: 173636, ChemSpider: 151546, Wikidata: Q27278652.
  6. chem24h.com: @1@2Vorlage:Toter Link/www.chem24h.comSynthesis of Imazalil (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven), abgerufen am 24. Dezember 2014.
  7. a b Eintrag zu Enilconazol bei Vetpharm, abgerufen am 25. Mai 2017.
  8. a b c Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Imazalil (aka enilconazole) in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs (Eingabe von „Imazalil“ im Feld „Wirkstoff“) und Deutschlands, abgerufen am 16. Februar 2016.
  9. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Zitrusfrüchten von Januar bis Mai 2010
  10. EPA: R.E.D. Facts Imazalil (PDF; 63 kB), Stand Februar 2005, abgerufen am 18. August 2009.
  11. T. Tanaka: Reproductive and neurobehavioral effects of imazalil administered to mice. In: Reprod Toxicol. 9 (1995), S. 281–288.
  12. Bayer CropScience Sicherheitsdatenblatt gemäß Verordnung (EG) Nr. 1907/2006, Stand 22. Januar 2013, abgerufen am 15. März 2013.
  13. Werner Perkow: Wirksubstanzen der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel. 3. Auflage, Erg. Lfg. April 1996, Verlag Paul Parey.