Entlaubungsmittel

Herbizide, die bei Pflanzen zum raschen Abfallen der Blätter führen

Entlaubungsmittel sind Herbizide, die bei Pflanzen zum raschen Abfallen der Blätter führen. Durch ihren Einsatz kann bei einigen Kulturpflanzen die Ernte erleichtert werden. Militärisch wurden sie u. a. während des Vietnamkriegs zur Entlaubung von Bäumen genutzt, um dem Feind die Deckung zu nehmen. Zudem wurden Entlaubungsmittel eingesetzt, um durch die Schädigung von Pflanzen den Gegner vom Nachschub mit Nahrung abzuschneiden. Dies führte zu Umwelt- und Gesundheitsschäden in erheblichem Ausmaß.

Ein Hubschrauber versprüht 1969 im Mekong-Delta Entlaubungsmittel.
Die Familie Đỗ Đức Địu verlor 12 von 15 Kindern durch Früh- und Totgeburten angeblich in Folge von Exposition mit Agent Orange, Familiengrab Provinz Quảng Bình, Vietnam 2012, Quelle: Dokumentarfilm Lighter than Orange-The Legacy of Dioxin in Vietnam

Verwendung in der Landwirtschaft

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Entlaubungsmittel werden unter anderem vor der Ernte von Baumwolle, Sojabohnen oder Tomaten eingesetzt. Dazu wurden oder werden S,S,S-Tributyltrithiophosphat (DEF), Tributyltrithiophosphit (Merphos), Natriumchlorat, Magnesiumchlorat, Calciumcyanamid, Natriumpolyborate wie Dinatriumoctaborat, Dimethylarsinsäure (Kakodylsäure), Dimethipin, Diquat und Paraquat verwendet.[1]

Militärisch verwendete Entlaubungsmittel

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Militärische Entlaubungsmittel wurden zuerst im Vereinigten Königreich entwickelt. Ab dem Jahr 1940 wurden bei Imperial Chemical Industries die auf der 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure (2,4,5-T) basierenden Entlaubungsmittel LN8, LN14, LN32 sowie LN33 hergestellt und später getestet.[2] Der geplante Einsatz gegen das „Dritte Reich“ kam infolge des Kriegsendes nicht mehr zustande.[3] Ende der 1940er, anfangs 1950er Jahre setzten die Streitkräfte des Vereinigten Königreichs 2,4,5-T bei der Bekämpfung chinesischer Partisanen in Malaysia („Malayan Emergency“) ein.[4][5]

Als die US-Regierung unter John F. Kennedy Anfang der 1960er Jahre den Einsatz von Entlaubungsmitteln im Vietnamkrieg erwog, wurde vom US-Außenminister Dean Rusk zur Rechtfertigung dieses Einsatzes das britische Vorgehen in Malaysia Anfang der 1950er Jahre als Präzedenzfall herangezogen. Da es damals keine internationalen Proteste oder anderweitige kritische Reaktionen gegeben hatte, betrachtete die Kennedy-Regierung den Einsatz von Entlaubungsmitteln nicht als Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht.[6]

Im Rahmen der Operation Ranch Hand wurden dann ab 1961 von den US-Streitkräften viele tausend Tonnen an Entlaubungsmitteln (englisch defoliants) in Vietnam eingesetzt. Eine Berechnung der zwischen 1961 und 1971 ausgebrachten Gesamtmenge dieser Mittel ergab mehr als 70 Millionen Liter.[7] Teilweise waren die verwendeten Herbizide mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) verunreinigt, einer teratogen (Fehlbildungen bei Embryonen auslösend) und karzinogen (krebserregend) wirksamen Substanz.

Zur Umgehung der unhandlichen chemischen Bezeichnungen wurden die einzelnen Entlaubungsmittel nach der Farbe des Farbbandes bezeichnet, welches zu Identifizierungszwecken auf das entsprechende 55 Gallonen-Lagerungsfass[8] auflackiert worden war, also Agent Pink, Agent Green, Agent Purple usw. (sogenannte „Rainbow Herbicides“)[7]

Einsatz von Herbiziden während des Vietnamkriegs[7][9]
Name Zeitraum Menge (Liter)
Agent Pink 1961–1965 * 464.164
Agent Green 1961–1965 (?) 31.026
Agent Purple 1962–1965 1.892.773
Agent Orange 1965–1970 45.677.937
Agent Orange II nach 1968 (?) ** 3.591.000
Agent White 1966–1971 20.556.525
Agent Blue (Pulver) 1962–1964 25.650
Agent Blue (wässrige Lösung) 1964–1971 4.715.731

* Einsatz von 50.312 l dokumentiert, weitere 413.852 l ausgeliefert, Verbleib unklar; ** ausgeliefert

Siehe auch

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Literatur

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Dokumentarfilm

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Einzelnachweise

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  1. Römpp Lexikon Chemie, 10. Auflage 1996, ISBN 3-13-107830-8.
  2. Robert Harris, Jeremy Paxman: Eine höhere Form des Tötens. Die geheime Geschichte der B- und C-Waffen. 1986, S. 161+297.
  3. Robert Harris, Jeremy Paxman: Eine höhere Form des Tötens. Die geheime Geschichte der B- und C-Waffen. 1986, S. 160.
  4. Erin Blakemore: Agent Orange Wasn’t the Only Deadly Chemical Used In Vietnam, history.com, 14. September 2017
  5. Robert Harris, Jeremy Paxman: Eine höhere Form des Tötens. Die geheime Geschichte der B- und C-Waffen. 1986, S. 163+297.
  6. Auf Seite 28: A 1961 Dean Rusk memo to President Kennedy showed the common belief that Britain previously set a precedent for wartime chemical defoliation. Rusk explained, from 1951 – 53 during the “emergency in Malaya [the British used] helicopters for destroying crops by chemical spraying.” British defoliation had not prompted an international incident, and US officials believed that the world community would also tacitly approve their use of “weed killers.”. In: Neil Shafer Oatsvall; War on Nature, War on Bodies: The United States’ Chemical Defoliant Use During the Vietnam War and Its Consequences (PDF; 2,4 MB) North Carolina State University, 2008
  7. a b c Jeanne Mager Stellman, Steven D. Stellman, Richard Christian, Tracy Weber, Carrie Tomasallo: The extent and patterns of usage of Agent Orange and other herbicides in Vietnam. In: Nature. Band 422, Nr. 6933, 17. März 2003, S. 681–687, doi:10.1038/nature01537 (online [PDF]).
  8. 55 Gallonen entsprechen ca. 208 Litern
  9. Rainbow Herbicides, Agent Orange, and VA Benefits, perkinslawtalk.com