Fabian Buhl
Fabian Buhl (* 2. November 1990 in Lindenberg im Allgäu) ist ein deutscher Boulderer und Alpinist. Buhl ist bekannt für die Solo-Begehung klettertechnisch schwieriger Mehrseillängen-Routen.
Leben
BearbeitenBuhl begann mit 16 Jahren mit dem Bouldern, zuvor war er als alpiner Skifahrer aktiv.[1] In Fachkreisen wurde er durch Wiederholungen von 8B-Boulders bekannt. Internationale Beachtung erlangte er 2013 durch die Eröffnung von Santoku (8B) in Bodio in der Schweiz.[2] Im März 2013 gelang ihm die Wiederholung von Dreamtime (8C).[3]
Drei Sprunggelenksfrakturen sowie zwei Fersenbrüche zwangen Buhl mit dem Bouldern aufzuhören. Er wechselte die Disziplin und begann mit Soloklettern im extremen Felsen.[4] Buhl debütierte im Frühjahr 2014 im Trad-Klettern mit der Route Prinzip Hoffnung (8b/8b+) an der Bürser Platte in Österreich, die Beat Kammerlander 2009 eröffnet hatte.[5] Es folgte Silbergeier (6 Seillängen, 200 m, 8b+) im Rätikon in der Schweiz, die ebenfalls von Kammerlander 1993 erstbegangen worden war.[6] Im November 2014 gelang Buhl die erste Wiederholung Alexander Hubers 2012 eröffneter Route Nirwana (200 m, 8c+) an der Loferer Alm.[7] Nirwana gilt als eine der schwierigste Mehrseillängenrouten der Welt.[8]
Die Trad-Route Psychogramm (8b+, Eröffnung 2014 durch Alex Luger) an der Bürser Platte durchstieg Buhl in erster Wiederholung im Januar 2015.[9] Im gleichen Jahr kletterte er die „von Christian Bindhammer erstbegangene Frontman Deluxe (9a) im Allgäu“.[10]
Im Winter 2016 wiederholte Buhl solo die zehn-Seillängenroute Wetterbock (350 m, 8c), die Alexander Huber an der Wetterbockwand am Hohen Göll (2522 m) 2013 erstbegangen und 2014 „befreit“ hatte.[11] Rotpunkt solo durchstieg Buhl die Route im Sommer des gleichen Jahres.[12] Anschließend eröffnete er in einer Solobegehung die Route Ganesha (7 Seillängen, 4 Zwischenbohrhaken, 8c) an der Sonnwendwand der Lofer Steinplatte in Österreich.[12][13] Mit Alexander Huber kletterte er dann im September 2016 die Sueños de Invierno (540 m, 8a) am Naranjo de Bulnes in Spanien rotpunkt in neun Stunden. Die Erstbegeher José Luis García Gallego und Miguel Ángel Díez Vives hatten 1983 noch 69 Tage benötigt.[14]
Im Sommer 2017 gelang Buhl die erste Wiederholung des „8c-Boulder La Boa“, der von Fred Nicole 2011 eröffnet wurde.[15] Es folgte eine Wiederholung der 2010 erstmals von Adam Ondra solo rotpunkt durchstiegenen Mehrseillängenroute Tough Enough (380 m, 8c) an der Ostwand des Karambony in Tsaranoro, Madagaskar.[12][16] Anschließend kletterten er und Alexander Huber rotpunkt ihre 2016 eröffnete Route La Grand Rouge (15 Seillängen, 8b) am Tadrarate, Taghia im Hohen Atlas in Marokko.[17] „Im Herbst 2017 schaffte“ Buhl „eindrucksvoll schnell und wieder im Alleingang „Odyssee“ (33 SL, X-), die härteste Route an der Eiger-Nordwand“,[12] erstbegangen 2015 von Robert Jasper, Roger Schäli und Simon Gietl.[18] Im Winter kletterte Buhl innerhalb einer Woche die kalifornischen „Highballs“ Ambrosia (8a), Too big to flail (7c, Eröffnung durch Alex Honnold) und die erste Wiederholung von Old Gregg (8a, Erstbegehung 2015 durch Ethan Pringle).[19]
Die „Feuertaufe des Bergsteigens in großer Höhe“ gelang Buhl zusammen mit Alexander Huber im Sommer 2018. Sie eröffneten rotpunkt The Big Easy, eine 2200 m lange Route im Schwierigkeitsgrad 5.10+ A1 am Choktoi Ri (6166 m, auch als Suma Brakk bezeichnet) im Karakorum, Pakistan.[20] Der Durchstieg wurde 2018 in die Auswahlliste für den Piolet d’Or aufgenommen.[21]
Mit Luka Lindič eröffnete Buhl im Januar 2019 die Mixed-Route Sau hladno! (AI6 M5) an der Westseite der Cima Tosa.[22] Im Februar 2019 kletterte Buhl den 8b+ Boulder Iur in Cresciano in dritter Begehung, Iur war 2018 von Giuliano Cameroni eröffnet worden.[23]
Buhl studiert Geowissenschaften und lebt in Oberstaufen.[24]
Erfolge (Auswahl)
BearbeitenBouldern
Bearbeiten- 2012: I portici (Fb 8a+), Osogna, Schweiz[25]
- 2012: Delusion of grandeur (Fb 8b), Chironico, Schweiz[25]
- 2012: Amber (Fb 8b), Brione, Schweiz[25]
- 2012: Crackline (Fb 8b), Chironico, Schweiz[25]
- 2012: Bourguignon (Fb 8b), Murgtal, Schweiz[25]
- 2012: New Base Line (Fb 8b+), Ausserferrera, Schweiz[25]
- 2012: American Gangster (Fb 8b+), Zillertal, Schweiz[26]
- 2012: Oliphant's dawn (Fb 8b+), Rocklands, Südafrika[27]
- 2012: Golden shadow (Fb 8b+), Rocklands, Südafrika[27]
- 2013: The dagger (Fb 8b+), Cresciano, Schweiz[28]
- 2013: Eröffnung von Santoku (Fb 8b+), Bodio, Schweiz[2]
- 2013: Dreamtime (Fb 8c), Cresciano, Schweiz[28]
- 2013: Anam Cara (Fb 8b+), Silvretta, Schweiz[23]
- 2017: innerhalb einer Woche Ambrosia (Fb 8a), Too big to flail (Fb 7c+/franz. 8b) und Old Greg (Fb 8a), Bishop, Vereinigte Staaten[29]
- 2017: Le Boa (Fb 8c), Walensee, Schweiz[15]
- 2019: Iur (Fb 8b+), Cresciano, Schweiz[30]
Sportklettern
Bearbeiten- 2015: Frontman Deluxe (9a), Allgäu[10]
Trad-Klettern
Bearbeiten- 2014: Prinzip Hoffnung (franz. 8b/8b+), Bürser Platte, Österreich[31]
- 2015: Psychogramm (franz. 8b+), Bürser Platte, Österreich[32]
Alpine Mehrseillängen
Bearbeiten- 2014: Nirwana (franz. 8c+, 7 Seillängen), solo rotpunkt, Loferer Alm, Österreich[33]
- 2014: Silbergeier (franz. 8b+, 6 Seillängen), Rätikon Schweiz[34][35]
- 2016: Solo-Erstbegehung (Rope Solo) der Route Ganesha (franz. 8c, 7 Seillängen), Loferer Steinplatte, Österreich[36][12]
- 2016: Winter-Solobegehung des Wetterbock (franz. 8c, 10 Seillängen), Nordwand Hoher Göll, Österreich und Rotpunktbegehung im Sommer[37][12]
- 2016: Rotpunktbegehung der Sueños de Invierno (franz. 8a, 540 m), Picu Urriellu, Spanien mit Alexander Huber in neun Stunden[38]
- 2017: Tough Enough (UIAA X+), rope-solo rotpunkt über 3 Tage, 10 Seillängen, 380 m, Madagaskar[12]
- 2017: Eröffnung der Route La Grande Rouge (franz. 8b, 17 Seillängen) rotpunkt an der Tadrarate, Taghia im Hohen Atlas in Marokko mit Alexander Huber[12][39]
- 2017: Odyssee (UIAA X-, 33 Seillängen, 1400 m), rope-solo , Eiger-Nordwand[12]
- 2018: Eröffnung der Route The Big Easy (YDS 5.10 + R A1 M6, 56 Seillängen, 2200 m) am Choktoi Ri (6166 m), Karakorum, Pakistan mit Alexander Huber[40][41]
- 2019: Eröffnung der Mixed-Route Sau hladno! (AI6 M5) an der Westseite des Cima Tosa mit Luka Lindič[42]
- 2019: Eröffnung der Route Déjà (franz. 8c+, 12 Seillängen, 400 m) in Rätikon[43]
Filme (Auswahl)
Bearbeiten- Fabian Buhl im Porträt. Vom Boulderer zum Bergsteiger. Fernsehreportage (2019), 30 Min., Redaktion: Steffen Lunkenheimer, BR Fernsehen. Erstsendung auf BR Fernsehen am 12. Mai 2019,[44] (bereitgestellt auf YouTube am 16. Mai 2019 vom Bayerischen Rundfunk, mit der Rotpunktbegehung Wetterbock).
Weblinks
Bearbeiten- Fabi Buhl im Portrait | Vom Boulderspezialisten zum Allrounder, Vimeo, bereitgestellt von Petzl Germany am 18. März 2015
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Interview mit Fabian Buhl - einer der weltbesten Bergsteiger aus Oberstaufen. (PDF) Allgäuer Sportreport, 2015, ehemals im ; abgerufen am 16. November 2019 (S. 20–21). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ a b Björn Pohl: Video: Fabian Buhl - first ascent of Santoku, ~8B+. UKClimbing, 12. Februar 2013, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
- ↑ Es wurden jede Menge 8C geklettert. Shortnews. Kletterszene.com, 14. März 2012, abgerufen am 16. November 2019.
- ↑ Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit: SOLO - Dare to live your dream (Fabian Buhl). Meinbezirk.at, 5. November 2019, abgerufen am 16. November 2019.
- ↑ Brunka: Tradowy debiut boulderowca – Fabian Buhl na “Prinzip Hoffnung”. Wspinanie.pl, 7. März 2014, abgerufen am 16. November 2019 (polnisch).
- ↑ Monica NIgon: Fabian Buhl Expands Repertoire With Six-Pitch Silbergeier (5.14a). Rock and Ice, 8. Oktober 2014, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
- ↑ Isaac Fernández: Fabian Buhl: «Nirwana (200 m, 8c+) is one of the biggest multipitch challenges of the world». Desvinel.com, 20. November 2014, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
- ↑ Isaac Fernández: Fabian Buhl: «Nirwana (200 m, 8c+) is one of the biggest multipitch challenges of the world». Desvinel.com, 20. November 2014, abgerufen am 16. November 2019 (englisch): „With a cotation of 8c+, it’s one of the hardest multipitch routes of the world.“
- ↑ Psychogramm, la vecina de Prinzip Hofnung, a cargo de Alex Luger y Fabian Buhl. Desvinel.com, 30. Januar 2015, abgerufen am 16. November 2019 (spanisch).
- ↑ a b Fabi Buhl: Winterbegehung der Wetterbockwand (11-). In: Klettern. Motor Presse Stuttgart, 26. April 2016, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. November 2019; abgerufen am 12. November 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Chris Van Leuven, Cameron Burns: Fabian Buhl's Solo Winter Ascent of 5.14 Alpine Route in Austria. Alpinist.com, 1. August 2016, abgerufen am 14. November 2019 (englisch, freed=rotpunkt): „freed“
- ↑ a b c d e f g h i Heinz Zak: Fabian Buhl. Begeisterung und Glaube. (PDF) In: Panorama. Deutscher Alpenverein, April 2019, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Ganesha (8c, 7 pitches) - Rope Solo First Ascent by Fabian Buhl. In: YouTube. World of Freesports, 15. März 2017, abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
- ↑ Sarah Burmester: Alexander Huber & Fabi Buhl befreien 'Suenos de Invierno' (540m, 8a). Klettern.de, 9. November 2016, ehemals im ; abgerufen am 14. November 2019. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ a b Fabian Buhl wiederholt als Erster den 8c-Boulder Le Boa. LACRUX Klettermagazin, 17. Juli 2017, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Adam Ondra klettert Tough Enough (400 m, 8c). Bergsteigen.com, 16. Oktober 2010, abgerufen am 14. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl: Tadrarate, La Grand Rouge. American Alpine Club, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Odyssee. Bergsteigen.com, 25. September 2015, abgerufen am 14. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl wiederholt drei Highballs in einer Woche. LACRUX Klettermagazin, 15. Dezember 2017, abgerufen am 14. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl, Alexander Huber besteigen Choktoi Ri in Karakorum, Pakistan. Planetmountain.com, 22. Dezember 2018, abgerufen am 14. November 2019 (englisch): „[…] for Buhl it represents and important baptism of fire to high altitude mountaineering.“
- ↑ Piolets d'Or 2019: jury and big list of world’s most significant, innovative mountain climbs. Planetmountain.com, 5. Juli 2019, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
- ↑ Luka Lindič, Fabian Buhl add new climb to Cima Tosa, Brenta Dolomites. Planetmountain.com, 16. Januar 2019, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
- ↑ a b Fabian Buhl on Anam Cara, Silvretta. Up-climbing.com, 24. Oktober 2013, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Christian Thiele: Interview mit Fabian Buhl. "Tempo ist kein Ziel an sich". alpin.de - Das Bergmagazin online, 3. Oktober 2018, abgerufen am 14. November 2019.
- ↑ a b c d e f Björn Pohl: Video: Fabian Buhl's Swiss ticks. UKClimbing, 7. Mai 2012, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Björn Pohl: Fabian Buhl climbs American gangster, 8B+. UKClimbing, 17. November 2012, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ a b Björn Pohl: Two 8B+'s by Fabian Buhl. UKClimbing, 1. September 2012, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ a b Fabian Buhl repite ‘Dreamtime’ y Daniel Woods ‘The bridge of ashes’, ambos 8C. Desnivel.com, 20. März 2013, abgerufen am 12. November 2019 (spanisch).
- ↑ Björn Pohl: Fabian Buhl completes highball triple at Bishop. UKClimbing, 21. Dezember 2017, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Fabian Buhl holt sich die dritte Begehung des Boulders Iur in Cresciano. LACRUX Klettermagazin, 18. Juni 2019, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Björn Pohl: Prinzip Hoffnung, ~8b+ E9/10, by Fabi Buhl. UKClimbing, 7. März 2014, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Psychogramm 8b+, trad. Bergsteigen.com, 26. Januar 2015, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Nils Beste: Fabian Buhl im Portrait: Vom Boulderspezialisten zum Allrounder. Climbing.de, 19. März 1015, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl climbs Silbergeier, Ratikon. Up-climbing.com, 8. Oktober 2014, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Fabian Buhl. Petzl, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl klettert Ganesha (8c) an der Loferer Steinplatte. LACRUX Klettermagazin, 17. März 2017, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl escala en solitario el Wetterbock (8c, 10 largos) de Alex Huber. Desnivel.com, 18. April 2016, abgerufen am 12. November 2019 (spanisch).
- ↑ Alexander Huber und Fabian Buhl: Erfolg am Picu Urriellu. alpin.de - Das Bergmagazin online, 20. Oktober 2016, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ AlMa: Neue Mehrseillängentour von Alex Huber und Fabian Buhl. Der Kletterblock, 18. Dezember 2017, abgerufen am 12. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl, Alexander Huber climb Choktoi Ri in Karakorum, Pakistan. PlanetMountain.com, 22. Dezember 2018, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Fabian Buhl: Suma Brakk, South Ridge, The Big Easy. American Alpine Club, abgerufen am 12. November 2019 (englisch).
- ↑ Sau Hladno! - Cima Tosa. Bergsteigen.com, 16. Januar 2019, abgerufen am 16. November 2019.
- ↑ Fabian Buhl gelingt die erste freie Begehung der Route Déja im Rätikon. In: LACRUX Klettermagazin. 22. Januar 2020, abgerufen am 18. September 2022.
- ↑ Bergauf-Bergab. Das Magazin für Bergsteiger. Fabian Buhl im Porträt. Vom Boulderer zum Bergsteiger. BR Fernsehen, abgerufen am 12. November 2019.
Personendaten | |
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NAME | Buhl, Fabian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bergsteiger |
GEBURTSDATUM | 2. November 1990 |
GEBURTSORT | Lindenberg im Allgäu |