Formelsammlung Tensoranalysis

Wikimedia-Liste

Diese Formelsammlung fasst Formeln und Definitionen der Analysis mit Vektor- und Tensorfeldern zweiter Stufe in der Kontinuumsmechanik zusammen.

Allgemeines

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten

Formelsammlung Tensoralgebra

Nomenklatur

Bearbeiten
  • Operatoren wie „ “ werden nicht kursiv geschrieben.
  • Buchstaben in der Mitte des Alphabets werden als Indizes benutzt:  
  • Es gilt die Einsteinsche Summenkonvention ohne Beachtung der Indexstellung.
    • Kommt in einer Formel in einem Produkt ein Index doppelt vor wie in   wird über diesen Index von eins bis drei summiert:
       .
    • Kommen mehrere Indizes doppelt vor wie in   wird über diese summiert:
       .
    • Ein Index, der nur einfach vorkommt wie   in  , ist ein freier Index. Die Formel gilt dann für alle Werte der freien Indizes:
       .
  • Vektoren:
    • Alle hier verwendeten Vektoren sind geometrische Vektoren im dreidimensionalen euklidischen Vektorraum 𝕍={ℝ3,+,·}.
    • Vektoren werden mit Kleinbuchstaben bezeichnet.
    • Einheitsvektoren mit Länge eins werden wie in ê mit einem Hut versehen.
    • Vektoren mit unbestimmter Länge werden wie in   mit einem Pfeil versehen.
    • Standardbasis  
    • Beliebige Basis   mit dualer Basis  
    • Der Vektor   wird durchgängig Ortsvektor genannt.
  • Tensoren zweiter Stufe werden wie in T mit fetten Großbuchstaben notiert. Insbesondere Einheitstensor 1.
  • Koordinaten:
  • Konstanten:  
  • Zeit t ∈ ℝ
  • Variablen: skalar r,s ∈ ℝ oder vektorwertig  
  • Feldfunktionen abhängig von   oder  :
    • Skalar   oder vektorwertig  
    • Tensorwertig: S, T
  • Operatoren:
  • Differentialoperatoren:
    • #Nabla-Operator: 𝜵
    • #Gradient: grad
    • #Divergenz: div
    • #Rotation: rot
    • #Laplace-Operator: Δ
    • Ein Index hinter einem Komma bezeichnet die Ableitung nach einer Koordinate:
       
    • Zeitableitung mit Überpunkt:  
  • Landau-Symbole: f = 𝓞(x): f wächst langsamer als x.
  • Kontinuumsmechanik:

Kronecker-Delta

Bearbeiten
 

Permutationssymbol

Bearbeiten
 

Kreuzprodukt:

 
 

Formelsammlung Tensoralgebra#Kreuzprodukt eines Vektors mit einem Tensor:

 
 
 
 

Basisvektoren

Bearbeiten

Kartesische Koordinaten

Bearbeiten
 

mit Basisvektoren

 

die Standardbasis oder allgemeiner eine beliebige Orthonormalbasis ist.

Zylinderkoordinaten

Bearbeiten
 
 

Winkelgeschwindigkeit#Zylinderkoordinaten:

 

Kugelkoordinaten

Bearbeiten
 

Winkelgeschwindigkeit#Kugelkoordinaten:

 

Krummlinige Koordinaten

Bearbeiten
 
 

Ableitung von Skalar-, Vektor- oder Tensorfunktionen

Bearbeiten

Gâteaux-Differential

Bearbeiten
 

mit  ,   skalar-, vektor- oder tensorwertig aber   und   gleichartig.

Produktregel:

 

Kettenregel:

 

Fréchet-Ableitung

Bearbeiten

Existiert ein beschränkter linearer Operator  , sodass

 

gilt, so wird   Fréchet-Ableitung von   nach   genannt. Man schreibt dann auch

 .

Ableitung von Potenzen eines Tensors

Bearbeiten
 

siehe Formelsammlung Tensoralgebra#Spezielle Tensoren vierter Stufe.

Allgemein mit n ∈ ℕ, >0, T0 := 1:

 

#Gâteaux-Differential der Inversen:

 

n ∈ ℕ, >0:

 
 

Orthogonaler Tensor (Q·Q=1):

 

Ableitungen nach dem Ort

Bearbeiten

Nabla-Operator

Bearbeiten

#Kartesische Koordinaten   : 

#Zylinderkoordinaten:  

#Kugelkoordinaten:  

#Krummlinige Koordinaten   :     mit     .

Gradient

Bearbeiten

Definition des Gradienten/Allgemeines

Bearbeiten

Definierende Eigenschaft bei skalar- oder vektorwertiger Funktion f:[1]

  wenn  

Wenn der Gradient existiert, ist er eindeutig. Berechnung bei skalar- oder vektorwertiger Funktion f:

 

Integrabilitätsbedingung: Jedes rotationsfreie Vektorfeld ist das Gradientenfeld eines Skalarpotentials:

 .

Koordinatenfreie Darstellung als Volumenableitung:

 

Skalarfeld f:

 

Vektorfeld  :[2]

 
 

Zusammenhang mit den anderen Differentialoperatoren:

 
 

Gradient in verschiedenen Koordinatensystemen

Bearbeiten

#Kartesische Koordinaten:

 
 

#Zylinderkoordinaten:

 
 

#Kugelkoordinaten:

 
 

#Krummlinige Koordinaten:

Christoffelsymbole:  

Vektorfelder:

 
 
 
 

Mit den kovarianten Ableitungen

 
 

Tensorfelder:

 

Soll das Argument wie beim Vektorgradient rechts vom Operator stehen, dann lautet der Tensorgradient

 

Für ein Tensorfeld zweiter Stufe:

 

Produktregel für Gradienten

Bearbeiten
 

In drei Dimensionen ist speziell[3]

 

Beliebige Basis:

 

Divergenz

Bearbeiten

Definition der Divergenz/Allgemeines

Bearbeiten

Vektorfeld   :

 
 

Klassische Definition für ein Tensorfeld T:[1]

 
 

Koordinatenfreie Darstellung:

 

Zusammenhang mit den anderen Differentialoperatoren:

 

Divergenz in verschiedenen Koordinatensystemen

Bearbeiten

#Kartesische Koordinaten:

 
 
 

#Zylinderkoordinaten:

 
 

  ergibt sich hieraus durch Vertauschen von Tab durch Tba.

#Kugelkoordinaten:

 

  ergibt sich hieraus durch Vertauschen von Tab durch Tba.

Produktregel für Divergenzen

Bearbeiten
 
 
 
 

Beliebige Basis:

 
 
 

Produkt mit Konstanten:

 
 
 

Rotation

Bearbeiten

Definition der Rotation/Allgemeines

Bearbeiten

Vektorfeld   :

 

Klassische Definition für ein Tensorfeld T:[1]

 
 

Allgemeine Identitäten:

 
 

Integrabilitätsbedingung[4]: Jedes divergenzfreie Vektorfeld ist die Rotation eines Vektorfeldes:

 .

Siehe auch #Satz über rotationsfreie Felder.

Koordinatenfreie Darstellung:

 

Zusammenhang mit den anderen Differentialoperatoren:

 

Rotation in verschiedenen Koordinatensystemen

Bearbeiten

#Kartesische Koordinaten:

 
 

#Zylinderkoordinaten:

 
 
 

#Kugelkoordinaten:

 
 
 

Produktregel für Rotationen

Bearbeiten
 
 

 

 

 

Beliebige Basis:

 

Produkt mit Konstanten:

 

In divergenzfreien Feldern ist also:  

Laplace-Operator

Bearbeiten

Definition/Allgemeines

Bearbeiten
 

Zusammenhang mit anderen Differentialoperatoren:

 

„Vektorieller Laplace-Operator“:

 

Laplace-Operator in verschiedenen Koordinatensystemen

Bearbeiten

#Kartesische Koordinaten:

 

#Zylinderkoordinaten:

 

#Kugelkoordinaten:

 

Verknüpfungen

Bearbeiten

Wegen der in der Literatur teilweise abweichenden Definitionen der Differentialoperatoren kann es in der Literatur zu abweichenden Formeln kommen. Wenn die Definitionen der Literatur hier eingesetzt werden, gehen die hiesigen Formeln in die der Literatur über.

 
 
 
 
 

Bei symmetrischem T = T gilt:

 


Wenn zusätzlich   dann ist:

 

Der Laplace-Operator kann zwischen den anderen Operatoren wie ein Skalar behandelt werden, also an beliebiger Stelle in die Formeln eingesetzt werden, z. B.:

 

Grassmann-Entwicklung

Bearbeiten
 
 

Sätze über Gradient, Divergenz und Rotation

Bearbeiten

Ein Vektorfeld, dessen Divergenz und Rotation verschwindet, ist harmonisch:

 

Helmholtz-Theorem

Bearbeiten

Jedes Vektorfeld lässt sich eindeutig in einen divergenzfreien und einen rotationsfreien Anteil zerlegen. Den Integrabilitätsbedingungen für Rotationen und Gradienten zufolge ist der erste Anteil ein Rotationsfeld und der zweite ein Gradientenfeld.
 

Satz über rotationsfreie Felder

Bearbeiten
 

oder

 

Gaußscher Integralsatz

Bearbeiten
  • Volumen   mit Volumenform   und
  • Oberfläche   mit äußerem vektoriellem Oberflächenelement  
  • Ortsvektoren  
  • Skalar-, vektor- oder tensorwertige Funktion   des Ortes   :
 

Mit der #Produktregel für Gradienten, #Produktregel für Divergenzen und #Produktregel für Rotationen können Formeln für die partielle Integration im Mehrdimensionalen abgeleitet werden, beispielsweise:

 

Klassischer Integralsatz von Stokes

Bearbeiten

Gegeben:

  • Fläche   mit äußerem vektoriellem Oberflächenelement  
  • Berandungskurve   der Fläche   mit Linienelement  
  • Ortsvektoren  

Vektorwertige Funktion   :

 

Mit der #Produktregel für Rotationen können Formeln für die partielle Integration im Mehrdimensionalen abgeleitet werden, beispielsweise:

 

Reynoldscher Transportsatz

Bearbeiten

Gegeben:

  • Zeit  
  • Zeitabhängiges Volumen   mit Volumenform   mit
  • Oberfläche des Volumes   und äußerem vektoriellem Oberflächenelement  
  • Ortsvektoren  
  • Geschwindigkeitsfeld: 
  • Eine skalare oder vektorwertige Dichtefunktion pro Volumeneinheit  , die mit den sich bewegenden Partikeln transportiert wird.
  • Die Integrale Größe für das Volumen: 

Skalare Funktion   :

 

Vektorwertige Funktion   :

 

Transportsatz für Flächenintegrale

Bearbeiten

Gegeben:

  • Zeit  
  • Ortsvektoren  
  • Geschwindigkeitsfeld: 
  • Zeitabhängige Fläche  , die mit dem Geschwindigkeitsfeld transportiert wird und auf der mit räumlichem, vektoriellem Oberflächenelement   im Volumen v integriert wird
  • Eine skalare oder vektorwertige Feldgröße  , die mit den sich bewegenden Partikeln transportiert wird.
  • Die Integrale Größe auf der Fläche: 

Skalare Funktion   :

 

Vektorwertige Funktion  :

 

Transportsatz für Kurvenintegrale

Bearbeiten

Gegeben:

  • Zeit  
  • Ortsvektoren  
  • Geschwindigkeitsfeld: 
  • Zeitabhängige Kurve  , die mit dem Geschwindigkeitsfeld transportiert wird und entlang derer mit räumlichem, vektoriellem Linienelement   im Volumen v integriert wird
  • Eine skalare oder vektorwertige Feldgröße  , die mit den sich bewegenden Partikeln transportiert wird.
  • Die Integrale Größe entlang des Weges: 

Skalare Funktion   :

 

Vektorwertige Funktion  :

 

Kontinuumsmechanik

Bearbeiten

Kleine Deformationen

Bearbeiten

Ingenieursdehnungen:

 

Kompatibilitätsbedingungen:

 

Starrkörperbewegung

Bearbeiten

Orthogonaler Tensor   beschreibt die Drehung.

 

Vektorinvariante oder dualer axialer Vektor   des schiefsymmetrischen Tensors   ist die Winkelgeschwindigkeit:

 

Starrkörperbewegung mit   :

 
 

Ableitungen der Invarianten

Bearbeiten
 
 
 

mit der transponiert inversen T⊤-1 und dem Kofaktor cof(T) des Tensors T.

Funktion   der Invarianten:

 

Ableitung der Frobenius-Norm:

 

Eigenwerte (aus der impliziten Ableitung des charakteristischen Polynoms):

 
 

Eigenwerte symmetrischer Tensoren:

 

Eigenwerte von  , wo   dual zu den Eigenvektoren   sind  :

  (keine Summe)

Die Eigenwerte von   sind   mit den Eigenvektoren  . Hier ist:

  (keine Summe)

mit   und der Überstrich markiert den konjugiert komplexen Wert.

Konvektive Koordinaten

Bearbeiten

Konvektive Koordinaten  

Kovariante Basisvektoren  ,     

Kontravariante Basisvektoren  ,     

 

Deformationsgradient  

Räumlicher Geschwindigkeitsgradient  

Kovarianter Tensor  

Kontravarianter Tensor  

Geschwindigkeitsgradient

Bearbeiten

Räumlicher Geschwindigkeitsgradient: 

Divergenz der Geschwindigkeit: 

Winkelgeschwindigkeit oder Wirbelstärke ist der duale axiale Vektor

 
 

Objektive Zeitableitungen

Bearbeiten

Bezeichnungen wie in #Konvektive Koordinaten.

Räumlicher Geschwindigkeitsgradient  

Räumliche Verzerrungsgeschwindigkeit  

Wirbel- oder Spintensor  

Objektive Zeitableitungen von Vektoren

Bearbeiten

Gegeben: :

 

Objektive Zeitableitungen von Tensoren

Bearbeiten

Gegeben: 

 

Materielle Zeitableitung

Bearbeiten
 
 

#Kartesische Koordinaten: 

#Zylinderkoordinaten: 

#Kugelkoordinaten: 

Materielle Zeitableitungen von Vektoren werden mittels   daraus zusammengesetzt.

Fußnoten

Bearbeiten
  1. a b c Morton E. Gurtin: „The linear theory of elasticity.“ In: S. Flügge (Hrsg.): Handbuch der Physik. Band VIa/2.: Festkörpermechanik II / C. Truesdell (Bandherausgeber). Springer, Berlin 1972, ISBN 3-540-05535-5, S. 10 ff.
  2. In der Literatur (z. B. Altenbach 2012) wird auch die transponierte Beziehung benutzt:
     
    Dann muss, um die Formeln zu vergleichen,   und   vertauscht werden.
  3. Wolfgang Werner: Vektoren und Tensoren als universelle Sprache in Physik und Technik. Tensoralgebra und Tensoranalysis. Band 1. Springer Vieweg Verlag, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-25271-7, S. 367, doi:10.1007/978-3-658-25272-4.
  4. R. Greve (2003), S. 111.

Literatur

Bearbeiten