Fred Adlmüller

österreichischer Modeschöpfer

Wilhelm Alfred „Fred“ Adlmüller (* 16. März 1909 in Nürnberg; † 26. September 1989 in Wien) war ein deutsch-österreichischer Modeschöpfer.

Fred Adlmüller war der Sohn von Burkhard Adlmüller, dem Inhaber des Mansfelder Braustüberls in Nürnberg und der Münchner Hotelrestaurants Römerschanze und Grünwalder Weinbauer, und Elise geb. Augustin. In den Jahren 1923 bis 1927 absolvierte er eine Lehre als Koch im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten. Anschließend arbeitete er bis 1929 im väterlichen Unternehmen. Danach kam er nach Wien, mit dem Ziel für die Weiterführung des heimatlichen Betriebs Erfahrungen zu sammeln. Er nahm aber eine Anstellung im Modehaus Ludwig Zwieback & Bruder an, von wo er als Modeeinkäufer ins Modehaus „Stone & Blyth“ zuerst in die Filiale in Bad Gastein und dann in Wien im Stammhaus im Palais Esterházy wechselte und 1934 an seiner ersten Haute-Couture-Kollektion zu arbeiten begann. Ab dem Jahr 1936 war er auch als Kostümbildner an Wiener und ausländischen Bühnen tätig.[1]

Als die Eigentümer des Modehauses, das Ehepaar Ignaz und Stefanie Sass,[1] als Juden nach dem „Anschluss“ Österreichs nach London emigrierten, setzten sie Adlmüller, der (wegen Scharlachs und später eines Nierenleidens) wehruntauglich war und nicht einrücken musste, als Geschäftsführer ein. Auch unter dem neuen Eigentümer Heribert Schindelka, der das Unternehmen durch Arisierung erhielt, war Adlmüller Geschäftsführer.[1]

Gegen Kriegsende machte er die Filmausstattung für die Wiener Mädeln. Nach dem Krieg wurde Schindelka verhaftet und Adlmüller wurde vorerst kommissarischer Leiter und dann vom noch in England weilenden Ehepaar Sass als Geschäftsführer wieder bestätigt. Durch seine Tätigkeiten für sowjetische Offiziere konnte er schon im Herbst 1945 die erste Nachkriegskollektion vorstellen. Am 4. Juni 1946 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft.[2] 1949 kamen die ursprünglichen Eigentümer wieder nach Wien. Mit ihnen gründete Adlmüller die Firma Stone & Blyth Nachfolger – W. F. A. Ges.m.b.H., die auch in München eine Niederlassung hatte. Im Jahr 1950 konnte Adlmüller das Unternehmen durch Zahlung einer Leibrente vom Ehepaar Sass komplett übernehmen. Für Herstellung und Vertrieb beschäftigte er bis zu 70 Mitarbeiter.[1]

Seine Damenmode, die unter anderem von in- und ausländischen weiblichen Stars und Politikergattinnen getragen wurde, wird als Haute Couture in femininem klassischen Stil beschrieben, er lieferte aber auch die Staatsfräcke für die Bundespräsidenten der Zweiten Republik. In den 1950er Jahren kreierte er das Parfum Eau de Vienne.

Bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel erhielt er den Grand Prix für das schönste Hostessengewand. Im Jahr 1973 schloss er die Niederlassungen in Bad Gastein und München. Zwischen 1973 und 1979 war Fred Adlmüller als ordentlicher Professor an der Hochschule für Angewandte Kunst tätig und leitete die Meisterklasse für Mode.

Adlmüller lebte bis zu seinem Tod mit seinem langjährigen Lebenspartner und nachmaligen Nachlassverwalter Herbert Schill († 22. Dezember 2000[3]) zusammen.[2][4] Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet (Gruppe 33 G, Nummer 77).

Nach Adlmüllers Tod wurde ein Teil des persönlichen Nachlasses am 20. Juni 1990 zugunsten des Malteser Ritterordens im Dorotheum versteigert, die Versteigerung der Modellkleider erfolgte am 17. Jänner 1991.

Filmografie

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Kostüme:

Dokumentation:

  • 2022: Adlmüller – Der König der Mode[4]

Kostüme für die Staatsoper

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Auszeichnungen

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Fred-Adlmüller-Stipendienstiftung

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Studierende der Universität für angewandte Kunst Wien werden vom Fred-Adlmüller-Stipendium unterstützt, sofern sie österreichische Staatsbürger sind und von der Fred-Adlmüller-Stiftungskommission als stipendienwürdig erkannt wurden.[5] Mitglied in der Stipendienstiftungskommission bis zu seinem Tod im Jahr 2000 war Herbert Schill,[3] Adlmüllers langjähriger Lebensgefährte und Nachlassverwalter.[2]

Literatur

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  • Walter Kleindel, Hans Veigl: Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild. 1987.
  • Herbert Schill (Hrsg.): Fred Adlmüller. Der Schönheit zu Diensten. Mit einem Geleitwort von Helmut Zilk. Autobiografie mit Entwürfen und Skizzen Adlmüllers.[2] Amalthea Signum, Wien u. a. 1990, ISBN 3-85002-302-8.
  • Reinhard Engel: Luxus aus Wien I. Czernin, Wien 2001, ISBN 3-7076-0121-8.
  • Elisabeth Frottier, Gerald Bast (Hrsg.): W. F. Adlmüller Mode – Inszenierungen + Impulse. Springer u. a., Wien 2009, ISBN 978-3-211-89039-4. (Ausstellungskatalog, Ausstellungszentrum der Universität für Angewandte Kunst Wien, im Heiligenkreuzerhof, 13. März bis 30. April 2009.)[6]
  • Dietmar Grieser: Wien. Wahlheimat der Genies. Amalthea, Wien 2019. Ergänzte Jubiläumsausgabe, basierend auf dem gleichnamigen Original von 1994. ISBN 978-3-99050-157-3, Kapitel Zur rechten Zeit am rechten Ort: Fred Adlmüller, S. 251–259.
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Einzelnachweise

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  1. a b c d U. Denk: Adlmueller, Fred. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).
  2. a b c d Zur rechten Zeit am rechten Ort: Fred Adlmüller. In: Dietmar Grieser, 2019: Wien. Wahlheimat der Genies, S. 257 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. a b „Herbert Schill, Mitglied der Fred Adlmüller-Stipendienstiftungskommission, verstarb am 22. Dezember 2000. Sowohl die Fred Adlmüller Stipendienstiftungskommission als auch die Universität für angewandte Kunst Wien werden dem Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren.“ In: Mitteilungsblatt der Universität für angewandte Kunst Wien. Studienjahr 2000/2001, ausgegeben am 17. Jänner 2001, 10. Stück, Randzahl 68. (Mitteilungsblätter online; PDF 1.603 KB; S. 52.)
  4. a b Adlmüller – Der König der Mode. Filmdokumentation von Robert Styblo, Österreich 2022, 43 min. Mit Interviews mit Zeitzeugen, unter anderen ehemalige „Hausmannequins“, Nadja Tiller und Lotte Tobisch. Erstausstrahlung am 14. November 2022 in der Reihe kulturmontag, ORF 2. In: tv.ORF.at, abgerufen am 15. November 2022.
  5. Fred-Adlmüller-Stipendienstiftung. In: Website der Universität für angewandte Kunst Wien, ohne Datum, abgerufen am 15. November 2022.
  6. Eva Djian: Fred Adlmüller: Wiener Schick. In: Die Presse, 13. März 2009, abgerufen am 15. November 2022: „Gute fünfzig Jahre stand der Wiener Couturier und Mäzen W. F. Adlmüller im Dienste der Schönheit. Im März wäre er 100 geworden. Zum Geburtstag gibt es eine Ausstellung und ein Buch.“