Fressen und gefressen werden

Film von Bert Haanstra (1972)

Fressen und gefressen werden (Bij de beesten af), in der deutschsprachigen Schweiz auch unter dem Titel Affe und Superaffe – Fressen und gefressen werden gelaufen, ist ein niederländischer Tierfilm des Filmemachers Bert Haanstra aus dem Jahr 1972. Er wurde bei der 45. Oscarverleihung 1973 für einen Academy Award in der Kategorie Bester Dokumentarfilm nominiert, verlor jedoch gegen den Film Marjoe von Sarah Kernochan und Howard Smith. Der Film startete am 21. Dezember 1972 in den Niederlanden, am 14. November 1973 in den Vereinigten Staaten und am 26. Februar 1974 in der Bundesrepublik Deutschland.

Film
Titel Fressen und gefressen werden
Originaltitel Bij de beesten af
Produktionsland Niederlande
Originalsprache Niederländisch
Erscheinungsjahr 1972
Länge 104 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Bert Haanstra
Drehbuch Bert Haanstra, Anton Koolhaas, Gerard Baerends
Produktion Bert Haanstra
Musik Otto Ketting
Kamera Anton van Munster
Schnitt Anton Koolhaas
Besetzung
  • Anton Koolhaas (Erzähler der niederländischen Fassung)
  • Alexander Scourby (Erzähler der US-amerikanischen Fassung)
  • Stephen Murray (Erzähler der britischen Fassung)

Der Film untersucht Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen menschlichem und tierischem Verhalten. Der größte Teil der Handlung konzentriert sich auf das Verhalten verschiedener Tierarten, darunter Schimpansen, Löwen, Gnus, Albatrosse und Pinguine. In der letzten halben Stunde geht es um das Verhalten von Menschen, dem oft Tierverhalten parallel gegenübergestellt wird.

Der Film beginnt mit einem Schädel eines Zinjanthropus boisei, bei dem die Frage gestellt wird, ob es sich um einen Menschen- oder Tierkopf handelt. Es folgt ein kurzer evolutionstheoretischer Überblick, der vor allem die Aspekte Tarnung und Räuber-Beute-Verhältnis behandelt. Danach werden Beobachtungen zum Verhältnis von Mensch und Tier gezeigt, wobei es unter anderem um die Ausrottung von Tierarten, darunter Quagga, Blaubock, Kaplöwe, Falklandwolf, Rosenkopfente, Riesenalk und Wandertaube, die Liebe zu Haustieren (bis über den Tod der Tiere hinaus), Dressur, Tierversuche und Tierquälerei beim Rodeo geht. Weiter geht es um Werkzeuggebrauch bei Tieren, um Territorialität und innerartliche Konkurrenz, um Zeichen und Signale, Sexualität und Bindung, Eltern-Kind-Beziehung, Gruppenaggression und Umweltzerstörung, die durch Wohnsilos und verschmutzte Flüsse thematisiert wird. Auch Aufnahmen von verbrannten Kindern während des Vietnamkriegs werden gezeigt. Am Ende des Films wird darauf hingewiesen, dass der Mensch, aufgrund seines aggressiven Verhaltens gegenüber seinen Mitmenschen, Gefahr laufe, sich selbst auszurotten.

Hintergrund

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Haanstra hatte bereits in seinen früheren Filmen wie Zoo (1961) menschliches und tierisches Verhalten verglichen. Bei Fressen und gefressen werden werden diese Ähnlichkeiten in einem viel größeren Maßstab analysiert. In Vorbereitung auf diesen Dokumentarfilm reisten Haanstra und sein Kamerateam von 1970 bis 1972 um die Welt, wo sie Tiere und Menschen in verschiedenen Kontinenten filmten. Drehorte waren unter anderen die Niederlande (Amsterdam, Apeldoorn, Dolfinarium Harderwijk, Schiermonnikoog), Bundesrepublik Deutschland (Stuttgart, Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen), Färöer, Vereinigte Staaten von Amerika (New York City, Washington, D.C., Cheyenne, Arizona, Monterey, New Mexico), Albatross Island, Antarktis, Tansania (Gombe-Nationalpark, Serengeti) und Indien. Als wissenschaftlicher Berater fungierte der bekannte niederländische Ethologe Gerard Baerends. Weitere Mitwirkende waren Jane Goodall, Hugo van Lawick, Jürgen Nicolai, Dick Hillenius und Konrad Lorenz.

Konrad Lorenz, dessen wegweisende Forschungsarbeit über die Prägung von Graugänsen im Film dargestellt wird, bemerkte: „Ich habe noch nie einen so guten Film gesehen… für Laien ist er vielleicht stellenweise erschreckend“.[1]

Der Filmdienst schrieb 1974: „Allein wegen der Tierporträts, der dramatischen Szenen und interessanten Landschaftsbilder ist dieser Film sehenswert.“[2]

Das Lexikon des internationalen Films schrieb: „Ein Tierfilm, der Beobachtungen und Thesen der Verhaltensforschung mit faszinierenden Aufnahmen von hoher Bildqualität vermittelt […] In der ironisch gezeigten Parallelsetzung zum Tier kommen indes die geistigen und seelischen Besonderheiten des Menschen mitunter zu kurz.“[3]

Literatur

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  • Bernd Lötsch, Peter Weish: Fressen und gefressen werden: Verhalten von Tier und Mensch. „Schule des Sehens“ des Meisterregisseurs Bert Haanstra, Facultas Verlags- und Buchhandels AG, 2003, ISBN 978-3-85076-627-2
  • Ingo Lehmann, Hans Jürgen Wulff: Fressen und gefressen werden In: Tierfilm: Reclam Filmgenres (Reclams Universal-Bibliothek), Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag, 2016, ISBN 978-3-15-019417-1, S. 138–144
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Einzelnachweise

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  1. Bernd Lötsch und Peter Weish: Fressen und gefressen werden: Verhalten von Tier und Mensch. „Schule des Sehens“ des Meisterregisseurs Bert Haanstra, Facultas Verlags- und Buchhandels AG, 2003, ISBN 978-3-85076-627-2, S. 64
  2. Haanstra Retrospective: Zitiert aus film-dienst, Heft 9, 1974
  3. Fressen und gefressen werden. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 24. April 2021.