Friedhofkirche (Balingen)
Die Friedhofkirche entstand im 11. Jahrhundert und war ursprünglich Pfarrkirche des Dorfes, später der Stadt Balingen. Sie gehört damit zu den ältesten Kirchenbauten des süddeutschen Raumes. Erstmals erwähnt wurde die alte Liebfrauenkirche 1255.
Sie hatte neben dem Hauptaltar weitere Nebenaltäre, die im 14. und 15. Jahrhundert gestiftet und nach dem Bau der neuen Stadtkirche in diese übertragen wurden. Bis zur Erhebung der Nikolaus- und Liebfrauenkapelle zur Stadtkirche 1516, die nur Liebfrauenkirche ist, blieb sie Pfarrkirche Balingens.
Vom romanischen Vorgängerbau haben sich Teile im Turm und im Kirchenschiff erhalten. Ende des 12. Jahrhunderts scheint das zum Turm gehörende Schiff abgebrochen und durch ein spätromanisches Schiff ersetzt worden zu sein. Im 14. Jahrhundert brach man auch diese Kirche ab und baute die heute noch stehende. 1912 wurde die Friedhofkirche renoviert. Hierbei kamen Fresken zum Vorschein, die die Sebastiansbruderschaft im Chor der Kirche hatte anbringen lassen, darunter eine Szene aus dem Martyrium des Sebastian. Auf der gegenüberliegenden Chorwand ist der heilige Christophorus (um 1350) dargestellt. Er galt als Nothelfer vor Gefahren wie Feuer, Wasser, Unwetter und gefährlichen Krankheiten.
Die Kirche besitzt einen großen achteckigen Taufstein mit Resten spätgotischer Malerei (14. Jahrhundert). An der inneren Westwand findet sich die Grabplatte der Elisabeth von Ow (1458).
Mehrere Werke des Kircheninneren werden dem Balinger Bildhauer Simon Schweizer zugeschrieben, darunter das steinerne Epitaph der Maria Magdelin von Tierberg (1597), eine Holzplastik von Johannes dem Täufer, das Holzepitaph des Obervogts Petter Schör von Schwarzenburg (1603) und das älteste und zugleich wertvollste Grabmal an der Südfassade der Friedhofkirche für den Sohn des Balbierers und Wundarztes Pfeffer.
Eine Hochwassermarke an der Westfassade und ein Obelisk aus Granit unweit der Kirche erinnern an die Hochwasserkatastrophe im Jahr 1895, die mit der Gewalt ihrer Wassermassen die Friedhofsmauer einriss und 41 Menschen in Balingen und Umgebung das Leben kostete.
Literatur
Bearbeiten- Harald-Müller Baur: Kirchliches Leben in Balingen seit der Reformation, in: Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Balingen 1255–2005 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Bd. 7). Balingen 2005, S. 40f.
- Eugen Gröner: Kleindenkmale auf dem Balinger Friedhof, in: Heimatkundliche Blätter Balingen Jg. 35 (1988) Nr. 6, S. 645.
- Ingrid Helber, Andreas Zekorn: Kunst- und Kulturdenkmale im Zollernalbkreis. Hrsg.: Zollernalbkreis. Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1526-X, S. 58 f.
- Eckart Hannmann: Die Friedhofkirche in Balingen. Staatlich geschütztes Denkmal von besonderer Bedeutung, in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Kleine Führer Blatt 11. Tübingen 1975
- Peter Thaddäus Lang: Von der Christianisierung bis zur Reformation – Kirche in Balingen, in: Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Balingen 1255–2005 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen. Bd. 7). Balingen 2005, S. 33f.
- Fritz Scheerer: Balingens Pfarrkirche vor der Reformation. In: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen, 14. Jahrgang, Nr. 2 v. 25. Februar 1967. S. 634 f.
- Hans Schimpf-Reinhardt: „Ein großer Stadtbrand war“ – Pestjahre, in: Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Balingen 1255–2005 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Bd. 7). Balingen 2005, S. 372f.
- Stefan Uhl: Mittelalterliche Haus- und Dachwerkkonstruktionen in Balingen, in: Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Balingen 1255–2005 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen Bd. 7). Balingen 2005, S. 135f.
Weblinks
Bearbeiten- Friedhofkirche auf den Seiten der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Balingen
Koordinaten: 48° 16′ 35,4″ N, 8° 51′ 14,3″ O