Friedrich Behre (Politiker)

deutscher Pädagoge, Schulleiter, Herausgeber, Kommunalpolitiker und Bankmanager

Friedrich Behre (* 21. November 1819 in Seelze; † 21. Juli 1888 in Hannover) war ein deutscher Kommunalpolitiker, Bürgervorsteherworthalter, Schulleiter und Bankmanager.[1]

Friedrich Behre wurde zu Beginn des Königreichs Hannover in Seelze als Sohn eines Lehrers geboren. Nach dem Abschluss seiner Schule und einem drei Jahre andauernden Studium an einem Lehrerseminar gründete Behre im Jahr 1843 in der seinerzeitigen Residenzstadt Hannover eine private Mädchenschule, die er dann bis 1860 leitete.[1]

Unterdessen trat Behre während der Revolution von 1848 bis 1849 in mehreren Volksversammlungen als Redner hervor.[1] Als Mitglied des demokratischen ausgerichteten hannoverschen Volksvereins stand Behre zudem in engem Kontakt mit Rudolf Benfey und Adolf Mensching, mit denen er sich persönlich für die Interessen des Arbeitervereins zu Hannover starkmachte.[2]

Der am 1. April 1848 aus dem Buchdruckerleseverein hervorgegangene Arbeiterverein zu Hannover[1] gilt als Keimzelle der hannoverschen Arbeiterbewegung.[3] Zudem engagierte sich Behre als Redakteur[2] und Mitherausgeber der Zeitschrift Die Volksschule,[1] die ab 1848 bis 1855 in Hannover erschien mit dem Untertitel Monatsblatt für das Volksschulwesen, insbesondere des Königreichs Hannover.[4]

Ebenfalls 1855 wurde Behre erstmals in das Bürgervorsteherkollegium (BVK) gewählt, dem er bis 1887 – dem Jahr vor seinem Tode – angehörte. In dieser Zeit nahm er von Dezember 1864 bis Juni 1865 das Amt des Schriftführers, anschließend bis Ende 1867 das Amt des Vizeworthalters wahr.[1]

Inzwischen hatte Friedrich Behre die Vorschussvereinsbank gegründet,[1] genauer das am 1. März 1860 als Vorschussverein von 218 Mitgliedern gegründete älteste private Kreditinstitut in Hannover, die spätere Hannoversche Volksbank.[5] Statt der zuvor ebenfalls von ihm gegründeten Mädchenschule leitete Behre ab 1860 und bis zu seinem Tode als Direktor nun jene als Verein gegründete Bank.[1]

Unterdessen wirkte Friedrich Behre gemeinsam mit Hermann Schläger unter anderem als Mitglied in dem von Rudolf von Bennigsen geführten Deutschen Nationalverein. Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen im Jahr 1866 trat Behre aus Protest dann jedoch zur Deutsch-Hannoverschen Partei (DHP) über, in der er rasch – insbesondere in der Stadt Hannover – eine führende Rolle spielte.[1] Ähnlich wie der Rechtsanwalt Friedrich Fischer oder der Reichstagsabgeordnete Ehrenreich Eichholz wirkte auch Behre nun in der welfisch geprägten Oppositionsbewegung gegen Preußen.[6]

Am 12. Oktober 1867 wurde Friedrich Behre von der welfenfreundlichen Mehrheit des hannoverschen Bürgervorsteherkollegiums zu deren Wortführer gewählt, übte damit die Funktion eines Vorsitzenden des BVK aus; ein Amt, das er bis 1886 wahrnahm.[1] In dieser Zeitspanne[1] – 1870 bis 1885 war Ludwig Brüel zunächst sein Vizeworthalter, später sein Nachfolger[7] – engagierte sich Behre in zahlreichen Kommissionen des BVK, darunter in der Finanz- und der Schulkommission, im Armenkollegium, für das Heilig-Geist-Spital oder beispielsweise in der Verwaltung der städtischen Wasserwerke.[1]

Schriften (Auswahl)

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  • Die Krippen oder Säuglings-Bewahranstalten nach ihrem Zwecke und Wesen / zusammengestellt behuf einer in Hannover zu gründenden Krippe, und deshalb allen Bewohnern Hannovers, besonders dessen Frauen und Jungfrauen zur Beherzigung empfohlen, Hannover: Druck und Verlag von A. Grimpe, 1853

Literatur

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  • Das 25 jährige Bürgervorsteher-Jubiläum des Hern Bürgerwortführers Friedrich Behre zu Hannover am 12. März 1882, 46 Seiten, 22 Seiten in Frakturschrift, Hannover: Jacob, 1882
  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biographie (in Frakturschrift), Bd. 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866. Sponholtz, Hannover 1912, S. 331
  • Karin Ehrich: Städtische Lehrerinnenausbildung in Preussen. Eine Studie zu Entwicklung, Struktur und Funktionen am Beispiel der Lehrerinnen-Bildungsanstalt Hannover 1856–1926 (= Europäische Hochschulschriften / Reihe 11 / Pädagogik, Bd. 641), zugleich Dissertation 1994 an der Universität Bielefeld, Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lang, 1995, ISBN 978-3-631-48295-7, S. 68

Archivalien

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Archivalien von und über Friedrich Behre finden sich beispielsweise

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l Klaus Mlynek: Behre, Friedrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 45; Vorschau über Google-Bücher
  2. a b Anke Bethmann, Gerhard Dongowski: Der steinige Weg zur Freiheit. Revolutionäre Volksbewegungen 1848/49 im Königreich Hannover ( = Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte, Bd. 15), Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2000, ISBN 978-3-89534-310-0 und ISBN 3-89534-310-2, S. 147, 180; Vorschau über Google-Bücher
  3. Klaus Mlynek: Verein für Fortbildung. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 639.
  4. Vergleiche die Angaben in der Zeitschriftendatenbank
  5. Waldemar R. Röhrbein: Hannoversche Volksbank. In: Stadtlexikon Hannover, S. 262
  6. Hans-Georg Aschoff: Welfische Bewegung und politischer Katholizismus. 1866 - 1918. Die Deutschhannoversche Partei und das Zentrum in der Provinz Hannover während des Kaiserreiches ( = Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 83), zugleich Habilitationsschrift 1986 an der Universität Hannover, Düsseldorf: Droste, 1987, ISBN 978-3-7700-5140-3 und ISBN 3-7700-5140-8, S. 51; Vorschau über Google-Bücher
  7. Klaus Mlynek: Brüel, Ludwig August. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 74
  8. Hans-Dieter Schmid: „Gelüst der Emanzipation.“ Die Lehrerbewegung in der Revolution von 1848 im Königreich Hannover. In: Heide Barmeyer-Hartlieb von Wallthor (Hrsg.): Das Revolutionsjahr 1848/49 in Niedersachsen ( = Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte, Bd. 14), Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 1999, ISBN 978-3-89534-296-7 und ISBN 3-89534-296-3, S. 132; Vorschau über Google-Bücher