Friedrich Wilhelm Wäldner

deutscher Orgelbauer

Friedrich Wilhelm Wäldner (* 8. Juni 1785 in Olbersleben; † 14. März 1852 ebenda) war ein deutscher Orgelbauer in Halle (Saale), der in Mitteldeutschland wirkte. Sein ältester Sohn August Ferdinand Wäldner (1817–1905) führte die Orgelwerkstatt bis etwa 1897 weiter.

Friedrich Wilhelm Wäldners Schaffens-Höhepunkt ist seine Orgel im Halleschen Dom
Erinnerungstafel für Friedrich Wilhelm Wäldner und seinen Sohn in der Salzstraße in Halle (Saale)

Werdegang

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Friedrich Wilhelm Wäldner wurde als Sohn des Kauf- und Handelsmannes Johann Philipp Wäldner und seiner Frau Dorothea (geb. Kauffmann) geboren. Er ist im Jahr 1811 in Halle als Orgelbauergeselle belegt. Offen ist, ob Johann Friedrich Leberecht Zuberbier, Johann Carl Friedrich Lochmann (auch Lohmann) oder Johann Gottfried Kurtze sein Lehrmeister war. Am 31. März 1814 wurde er als Orgelbaumeister eingetragen und führte seine Orgelbauwerkstatt in der Stadt. Er besaß seit 1815 das hallische Bürgerrecht und heiratete am 28. Mai desselben Jahres Johanne Sophie Elisabeth (geb. Hummel). Friedrich Wilhelm und seine Frau hatten vier Kinder: August Ferdinand (1817–1905), Ludwig Wilhelm Wäldner (geb. 1822; Sterbedaten unbekannt), Pauline Wäldner (geb. 1823; Sterbedaten unbekannt) und Friedrich Wilhelm Wäldner (geb. 1830; Sterbedaten unbekannt).

Erste nachweisbare einmanualige Orgelneubauten entstanden 1822 in Gnetsch und in Winkel sowie 1823 in Zschernitz.

Einen Aufschwung brachte der Bau zweimanualiger Orgeln ab 1828 wie etwa die Orgel in der Doppelkirche St. Jakobus und St. Clemens in Brehna von 1835, in St. Lucia und Ottilie zu Höhnstedt 1832 und in Unterfarnstädt, St. Sylvester 1843. Höhepunkt seines Schaffens war der Neubau der Orgel (33 Register) im Dom zu Halle von 1847 bis 1851, die er mit seinem Sohn August Ferdinand baute. Ab 1849 führte er nur noch die Geschäfte der Werkstatt, war aber vermutlich nicht mehr handwerklich tätig, was durch eine Lähmung bedingt war.[1]

Die älteste Großorgel in Halle erklang nach umfassender Restaurierung am Heiligen Abend 2018 erstmals wieder.[2]

Bedeutung

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Insgesamt schuf Friedrich Wilhelm Wäldner mindestens 28 Orgeln; Vater und Sohn zusammen bauten mindestens 75 Orgeln, die sich heute belegen lassen (siehe Orgelverzeichnis). Mitunter ist noch Christian Wäldner, vermutlich ein Bruder von Friedrich Wilhelm Wäldner, benannt. Wäldners Bedeutung liegt in der bemerkenswerten handwerklichen Qualität und Solidität sowie im ausgeprägt romantischen Klangstil der Orgeln. Wäldner senior war der erste Orgelbaumeister der Region, der für die hochromantische Musik seiner Zeit entsprechende Klangvarianten für seine Instrumente entwickelte. Für das 19. Jahrhundert sind Wäldner-Orgeln – neben den Orgeln von Friedrich Ladegast meist im Merseburger und Weißenfelser Raum – in ihrer klassischen Bauweise die bedeutendsten der Region.

Werkliste

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Dieses Verzeichnis hat Michael Wünsche 2006 erstellt.[3] Die Liste ist sortierbar. Sie zeigt, wo ursprünglich Orgeln von Friedrich Wilhelm Wäldner standen – was nicht zwangsläufig bedeutet, dass die jeweilige Orgel aktuell noch dort steht und/oder spielbar ist.

Jahr Ort Gebäude Landkreis Bild Manuale Register Bemerkungen
1822 Gnetsch Ev. Kirche Kreis Köthen I/P 7
1822 Winkel Andreaskirche Kreis Sangerhausen I/P 12 mit Christian Wäldner
1823 Zschernitz St. Gallus Landkreis Nordsachsen   I/P 13
1826/1827 Pressel Dorfkirche Pressel Landkreis Nordsachsen 12 mit Christian Wäldner; infolge Blitzschlag 1905 verbrannt
1827 Ziegelroda St. Markus Saalekreis I/P 10 Umsetzung und Erweiterung eines Instrumentes aus St. Ulrich Halle, Orgel
1828 Etgersleben Dorfkirche St. Michael Salzlandkreis II/P 10
1828 Ausleben Ev. Kirche St. Petri Kreis Oschersleben II/P 13
1829 Wölpern Ev. Kirche Himmelspforte Landkreis Nordsachsen II/P 15
1832 Höhnstedt St. Lucia und Ottilie Saalekreis
 
II/P 24 verändert erhalten, zweites Manual ausgelagert, bedingt spielbar

Beitrag zur Orgel

1833 Schlaitz Ev. Kirche Landkreis Anhalt-Bitterfeld I/P 10
1835 Brehna St. Jakobus und St. Clemens/Autobahnkirche Landkreis Anhalt-Bitterfeld
 
II/P 22 restauriert 2015
Orgel
1838 Wettin Ev. Kirche St. Nicolai Saalekreis II/P 22 nicht erhalten
nach 1838 Kleinwusterwitz Dorfkirche Kleinwusterwitz Landkreis Jerichower Land I/P 9 erhalten, derzeit nicht spielbar
1839 Milow Dorfkirche Landkreis Havelland I/P 10
1839 Böhne Dorfkirche Landkreis Havelland I/P 10
1840 Parchen Ev. Dorfkirche Landkreis Jerichower Land
 
I/P 10
1841 Bützer Dorfkirche Bützer Landkreis Havelland I/P 8
1841 Angersdorf Ev. Kirche Saalekreis I/P 10 erhalten, Beitrag zur Orgel
nach 1841 Beyersdorf Dorfkirche Landkreis Anhalt-Bitterfeld I/P 7
1843 Unterfarnstädt St. Sylvester Saalekreis
 
II/P 21 mit Christian und August Ferdinand Wäldner, erhalten, aber nicht spielbar,

Orgel

1844 Bündorf Dorfkirche Bündorf Saalekreis I/P 10
1844 Gräfenhainichen Paul-Gerhardt-Kapelle Kreis Wittenberg I 7 mit Christian und August Ferdinand Wäldner
1847 Reideburg St. Gertraud Halle (Saale)   II/P 16 verändert erhalten, spielbar,

Beitrag zur Orgel

1847 Kötzschau Ev. Kirche Saalekreis I/P 11 oder August Ferdinand Wäldner
1847 Kleinosterhausen Ev. Kirche St. Stephanus Landkreis Mansfeld-Südharz   I/P 9 Orgel derzeit nicht spielbar.[4]
1847–1851 Halle (Saale) Evangelisch-reformierte Domgemeinde Halle (Saale)   II/P 33 mit Christian und August Ferdinand Wäldner, restauriert

Beitrag zur Orgel

1850/1851 Morl St. Georg Saalekreis I/P 10 heute im Refektorium des Klosters Michaelstein, spielbar
1851 Burgkemnitz Ev. Kirche Landkreis Anhalt-Bitterfeld II/P 13
um 1853 Nißmitz Ev. Kirche Burgenlandkreis I/P 10 oder August Ferdinand Wäldner

Literatur

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  • Michael Wünsche: Die hallesche Orgelbauerfamilie Wäldner – Leben und Werk. 2006. Band 1 – Textteil und Band 2 – Bildteil (PDF-Dateien)
  • Jiri Kocourek, Dirk Eule: Festschrift zur Weihe der restaurierten Wäldner-Orgel (1835) der Stadt- und Klosterkirche St. Jakobus & St. Clemens in Brehna (8. November 2015). Herausgeberin: Evangelische Kirchgemeinde, Brehna 2015.
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Einzelnachweise

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  1. Michael Wünsche: 2.4 Krankheit, Übergabe des Geschäfts, Tod. Abgerufen am 30. Oktober 2022.
  2. https://www.ekm-reformiert.de/waeldnerorgel-halle/ – abgerufen am 26. Dezember 2018
  3. Michael Wünsche: Die hallesche Orgelbauerfamilie Wäldner. Leben und Werk. Bd. 1: Textteil, Magisterarbeit, Halle 2006, S. 75 ff, abgerufen am 26. Dezember 2018 (PDF).
  4. Lutherstadt Eisleben / Osterhausen-Kleinosterhausen – St. Stephanus – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 2. Dezember 2022 (deutsch).