Friedrichbeckeit

Mineral, Ringsilikat aus der Milarit-Gruppe

Das Mineral Friedrichbeckeit (IMA-Symbol Fri[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe und hat die Endgliedzusammensetzung KNa□Mg2Be3Si12O30. Es kristallisiert mit hexagonaler Symmetrie und entwickelt farblose, sechsseitig plattige Kristalle von unter einem Millimeter Größe.[3][4]

Friedrichbeckeit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2008-019[1]

IMA-Symbol

Fri[2]

Chemische Formel
  • K(☐Na)Mg2(Be2Mg)Si12O30[1]
  • KNa□Mg2Be3Si12O30[3][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.22-020[5]

9.CM.05
63.02.01a.21
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m[6]
Raumgruppe P6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192
Gitterparameter a = 9,970 Å; c = 14.130 Å[3][4]
Formeleinheiten Z = 2[3][4]
Häufige Kristallflächen {0001}, untergeordnet {1010}, {1120}[3][4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6[3][4]
Dichte (g/cm3) 2,686 (berechnet)[3][4]
Spaltbarkeit fehlt[5]
Bruch; Tenazität unregelmäßig[3][4]
Farbe farblos bis blass gelb[3][4]
Strichfarbe weiß[3][4]
Transparenz durchsichtig[3][4]
Glanz Glasglanz[3][4]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,552[3][4]
nε = 1,561[3][4]
Doppelbrechung δ = 0,009
Optischer Charakter einachsig positiv, manchmal leicht zweiachsig[3][4]
Pleochroismus deutlich: ω = gelb; ε = hellblau[3][4]

Friedrichbeckeit bildet sich bei der Kontaktmetamorphose von silikatreichen Fremdgesteinseinschlüssen in alkalireichen tephritischen Magmen und ist bislang nur an seiner Typlokalität, dem Bellerberg-Vulkan in der Eifel, gefunden worden.[3][4]

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Friedrichbeckeit 2009 in einem Gneis-Xenolith vom Ettringer Bellerberg in der Eifel, Deutschland und wurde von C. L. Lengauer, N. Hrauda, Uwe Kolitsch, R. Krickl, and E. Tillmans nach dem österreichischen Mineralogen und Petrographen Friedrich Johann Karl Becke (1855–1931) benannt. Becke war Leiter des Mineralogisch-Petrographischen Instituts der Universität Wien und ist bekannt für die von ihm entwickelte Methode, unter dem Mikroskop den Brechungsindex von Mineralen durch Beobachtung der ebenfalls nach ihm benannten Beckeschen Linie abzuschätzen.[3][4]

Friedrichbeckeit ist bereits der zweite Anlauf, Friedrich Becke mit der Benennung eines Minerals zu ehren. Bereits im Jahre 1905 benannte J. Morozewicz das Kalzium-Lanthan-Silikat Beckelith nach Friedrich Becke.[7] Beckelith erwies sich als identisch mit Britholith-(Ce) und wurde im Jahr 2006 von der CNMMC der Internationalen Mineralogischen Vereinigung (IMA) als Mineral diskreditiert.[8]

Klassifikation

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Da der Friedrichbeckeit erst 2009 entdeckt wurde, ist er in der zuletzt 1977 überarbeiteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) nicht aufgeführt.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/E.22-20. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Friedrichbeckeit zusammen mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Klöchit, Lipuit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit, Yakovenchukit-(Y) die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ (mit doppelten Sechserringen [Si12O30]12−) mit der Systemnummer VIII/E.22 bildet.[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Friedrichbeckeit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg) (N), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der Systemnummer 9.CM.05.[9]

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat MineralName die System- und Mineralnummer 63.02.01a.21. Auch dies entspricht der Klasse der „Silikate“, dort allerdings der bereits feiner unterteilten Abteilung „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der Systemnummer 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Chemismus

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Friedrichbeckeit hat die Endgliedzusammensetzung

  • K(Na□)Mg2Be3Si12O30

und ist das Mg-Analog von Almarudit, Milarit und Oftedalit bzw. das Be-Analog von Merrihueit und Roedderit.

Die empirische Zusammensetzung des Friedrichbeckeit aus der Typlokalität ist

  • [12](K0,87)[9](Na0,861,16)[6](Mg1,57Mn0,28Fe0,24)[4](Be1,83Mg1,17) [4]Si12,0O30,

wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[3][4]

Die ideale Endgliedzusammensetzung von Friedrichbeckeit enthält kein Magnesium auf der [4]T2-Position. Die Mg-Gehalte dieser Position gehen auf eine Mischkristallbildung mit Roedderit (hier ca. 30 Mol-%) zurück.

Kristallstruktur

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Friedrichbeckeit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 mit den Gitterparametern a = 9,970 Å und c = 14,130 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle

Friedrichbeckeit ist isotyp zu Milarit, d. h., es kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist fast voll besetzt mit Kalium (K+). Die 9-fach koordinierte B-Position ist halb besetzt mit Natrium (Na+). Magnesium (Mg2+), Mangan (Mn2+) und Eisen (Fe2+) füllen die 6-fach koordinierte A-Position und die tetraedrisch koordinierten T2-Position enthält Beryllium (Be2+) und Magnesium (Mg2+). Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[3][4]

Bildung und Fundorte

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Friedrichbeckeit bildet sich kontaktmetamorph bei hohen Temperaturen um 900 °C und niedrigem Druck. Es wird angenommen, dass er sich wie Eifelit direkt aus einer alkalireichen, Silizium- und Magnesium-haltigen und Aluminium-armen Gasphase abscheidet.[3][4]

Das bislang (Stand 2024) einzige dokumentierte Vorkommen von Friedrichbeckeit ist seine Typlokalität[10], der Steinbruch der Firma A. Casper am Ettringer Bellerberg, 2 km nördlich von Mayen, in der Laacher-See-Region der Eifel, Rheinland-Pfalz, Deutschland.[3][4] Dieser sehr mineralreiche Fundort ist die Typlokalität von 17 Mineralen (Stand 2024), davon allein 4 aus der Milaritgruppe: Almarudit, Eifelit, Friedrichbeckeit und Osumilith-(Mg). Weiterhin wurden hier die Milaritgruppenminerale Chayesit, Merrihueit, Roedderit und Trattnerit nachgewiesen.[11]

Dort wurde das Mineral in Hohlräumen eines silikatreichen Gesteinseinschlusses (Xenolith) in Leucit-Tephrit-Lava gefunden. Er tritt zusammen mit Quarz, Sanidin, Tridymit, Augit, Magnesio-Hornblende, Enstatit, Almandin-Spessartin-reichem Granat, Fluorapatit, Biotit, Braunit, Hämatit und Roedderit auf.[3][4] Dieses Vorkommen entspricht denen der anderen Minerale aus der Milaritgruppe, die in der Vulkaneifel zuvor gefunden wurden: Almarudit, Roedderit, Osumilith und Osumilith-(Mg).

Siehe auch

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Literatur

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  • Friedrichbeckeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2011 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 91 kB; abgerufen am 22. Oktober 2024]).
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Einzelnachweise

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  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 6. September 2022]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v C. L. Lengauer, N. Hrauda, U. Kolitsch, R. Krickl, E. Tillmanns: Friedrichbeckeite, K(0.5Na0.5)2(Mg0.8Mn0.1Fe0.1)2(Be0.6Mg0.4)3[Si12O30], a new milarite-type mineral from the Bellerberg volcano, Eifel area, Germany. In: Mineralogy and Petrology. Band 96, 2009, S. 221–232, doi:10.1007/s00710-009-0050-9 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v P. C. Piilionen, G. Poirier, K. T. Tait: New Mineral Names. Friedrichbeckeite. In: American Mineralogist. Band 94, 2009, S. 1495–1501 (minsocam.org [PDF; 638 kB; abgerufen am 6. September 2022]).
  5. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. David Barthelmy: Friedrichbeckeite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 6. September 2022 (englisch).
  7. J. Morozewecz: Über Beckelith, ein Cero-Lanthano-Didymo-Silikat von Calcium. In: Tschemaks mineralogische und petrographische Mitteilungen. Band 24, 1905, S. 120–134 (online verfügbar bei archive.org – Internet Archive [abgerufen am 6. September 2022]).
  8. Ernst A. J. Burke: A mass discreditation of GQN Minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 44, 2006, S. 1557–1560 (englisch, rruff.info [PDF; 119 kB; abgerufen am 14. August 2024]).
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Fundortliste für Friedrichbeckeit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 22. Oktober 2024.
  11. Caspar quarry, Bellerberg volcano, Ettringen, Mayen, Eifel, Rhineland-Palatinate, Germany. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. Oktober 2024 (englisch).