Fritz A. Koeniger

deutscher Schriftsteller und Synchronbuchautor

Fritz August Otto Koeniger (meist Fritz A. Koeniger oder F. A. Koeniger; * 9. Dezember 1910 in Wilhelmshaven; † 2. Februar 1990 in Sande) war ein deutscher Autor und Lyriker.[1] Er schuf die Dialogbücher für die deutschen Synchronbearbeitungen von mehr als 200 Spielfilmen. Wie die meisten Künstler, die auf diesem Gebiet tätig waren und sind, ist er dem breiten Publikum weitgehend unbekannt, obwohl Millionen die von ihm bearbeiteten Filme – darunter viele von Alfred Hitchcock – gesehen und seinen Namen im Vor- oder Abspann schon einmal gelesen haben.

Fritz A. Koeniger begann seine literarische Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg. Zusammen mit Hans E. Brachvogel schrieb er den Text für das musikalische Lustspiel Von Hand zu Hand (1946) mit der Musik von Werner Eisbrenner. In seinem Gedichtband Offen gesagt... (1947) beschäftigte er sich mit der Situation im Berlin der Nachkriegszeit. Zwischen 1955 und 1973 veröffentlichte er zudem drei Jugendbücher um die Abenteuer von Jens und Jörg. Neben Arbeiten für den Rundfunk verfasste er zusammen mit Janne Furch das Drehbuch zu der von Hans Deppe inszenierten Spielfilmkomödie So angelt man keinen Mann (1959) mit Grethe Weiser in der Hauptrolle.

Seine eigentliche künstlerische Bedeutung liegt jedoch in seiner Synchronarbeit ab Ende der 1940er Jahre, wobei sich Koeniger darauf beschränkte, die Dialogbücher zu verfassen. Er zeichnet für mehr als 200 deutsche Fassungen von englischsprachigen sowie französischen und italienischen Spielfilmen verantwortlich und gehört zu den herausragenden Autoren auf diesem Gebiet.[2] Er arbeitete dabei fast ausschließlich für die Berliner Synchron GmbH (BSG) Wenzel Lüdecke. Zu den Synchronregisseuren, die seine Texte am häufigsten umsetzten, gehören C. W. Burg, Peter Elsholtz, Curt Ackermann, Christoph Grosser, Volker Becker und Dietmar Behnke. Eine besonders produktive Zusammenarbeit bestand bei der BSG mit Klaus von Wahl.[3]

Fritz A. Koeniger begann zunächst mit Western. So stammen die deutschen Dialoge solcher Klassiker wie Winchester ’73 (1950), Zwölf Uhr mittags (1952) und Mein großer Freund Shane (1953) von ihm. Eine besonders enge Beziehung hatte Koeniger zu den späten Filmen Alfred Hitchcocks, die er, beginnend mit Immer Ärger mit Harry (1955), bis hin zu Frenzy (1971) fast alle eindeutschte. Besonders gefragt war Koenigers Talent für das Komödiantische. Neben einigen frühen Filmen von Jerry Lewis sowie späteren von Abbott und Costello ist es ihm vor allem gelungen, den rasanten Wortwitz von Danny Kaye ins Deutsche hinüberzuretten, wobei ihm und seinen Synchronregisseuren mit Georg Thomalla allerdings auch ein kongenialer Synchronsprecher zur Verfügung stand. Das wohl gelungenste Beispiel für diese Zusammenarbeit ist Der Hofnarr (1955) – bekannt nicht zuletzt durch das „Becher-mit-dem-Fächer“-Wortspiel. Koeniger schrieb auch die deutschen Fassungen vieler Doris-Day-Komödien, darunter Bettgeflüster (1959) und Ein Hauch von Nerz (1961). Besondere Kabinettstückchen gelangen ihm mit den Dialogbüchern zu Ernst Lubitschs Sein oder Nichtsein (1942), Frank Capras Arsen und Spitzenhäubchen (1944), Gene SaksEin seltsames Paar (1967) und Robert Altmans M*A*S*H (1969).

Neben schrill-überdrehten Albernheiten wie Batman hält die Welt in Atem (1966) sowie anderen Science-Fiction- und Horrorstreifen oft minderer Qualität bearbeitete Koeniger auch aufwendig produzierte Musicals wie Doktor Dolittle (1967), Half a Sixpence (1967), Hello, Dolly! (1968) und vor allem Cabaret (1972).

Dass er auch ernste Stoffe zu handhaben verstand, bewies Koeniger unter anderem mit Asche und Diamant (1958) und Becket (1963). Zu seinen künstlerisch anspruchsvollsten Arbeiten gehören drei Bearbeitungen von Filmen Luis Buñuels: Belle de Jour – Schöne des Tages (1966), Der diskrete Charme der Bourgeoisie (1972) und Das Gespenst der Freiheit (1974). Weitere wichtige Synchronarbeiten Koenigers waren die zweite deutsche Fassung von Die Wendeltreppe (1946), Hatari! (1961), Bitterer Honig (1961) und Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (1963).

Koeniger blieb bis Mitte der 1970er Jahre aktiv. Zu seinen letzten Synchronarbeiten gehört die 1975 für die Fernsehausstrahlung erstellte Fassung von Howard HawksNimm, was du kriegen kannst (1936).

Koeniger war ab 1961 Mitglied in der Deutschen Union der Filmschaffenden (D.F.U.) in der Gewerkschaft Kunst im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).[4] Er lebte in Berlin und später in Jever. Ab 1945 war er mit Annanicoline Hinzelmann verheiratet. Koeniger starb 1990 im Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch in Sande.[5]

  • Offen gesagt ... Artige und unartige Gedichte, Deutsche Buchvertriebs- und Verlags-Gesellschaft, Berlin 1947, 96 Seiten

Bühnenveröffentlichungen

Bearbeiten
  • zusammen mit Hans E. Brachvogel und Werner Eisbrenner (Musik): Von Hand zu Hand. Musikalisches Lustspiel in 3 Akten, Berlin und München 1946
  • Jens und Jörg als Robinson, mit Zeichnungen von Horst Lemke, Düsseldorf 1955
  • Jens und Jörg 5= 7, mit Zeichnungen von Horst Lemke, Düsseldorf 1956
  • Jens und Jörg. Unternehmen Deichstraße, mit Zeichnungen von Walter Rieck, Hannover 1973 (ISBN 3-483-01095-5)

Synchronarbeiten (Auswahl, stets nur Dialogbuch)

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Who's Who in literature, Book & Publishing, 1978.
  2. Norbert Aping: Zur Synchrongeschichte in Deutschland bis 1970 (Memento vom 4. August 2007 im Internet Archive).
  3. Thomas Bräutigam: Stars und ihre deutschen Stimmen. Lexikon der Synchronsprecher. Schüren, Marburg 2009, ISBN 978-3-89472-627-0, S. 38.
  4. Werner Schuder (Hrsg.): Koeniger, Fritz A. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1978. 57. Jahrgang. Walter de Gruyter, Berlin und New York 1977, S. 519.
  5. Niedersächsisches Landesarchiv (Abteilung Oldenburg), Sterberegister Standesamt Sande, Nr. 51/1990.