Gerichtsbezirk Petschau
Der Gerichtsbezirk Petschau (tschechisch soudní okres Bečov) war ein dem Bezirksgericht Petschau unterstehender Gerichtsbezirk im Kronland Böhmen. Er umfasste Gebiete im Westen Böhmens. Zentrum und Gerichtssitz des Gerichtsbezirks war die Stadt Petschau (Bečov).
Ehemaliger Gerichtsbezirk Petschau | |
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(tschechisch: soudní okres Bečov) | |
Basisdaten | |
Kronland | Böhmen |
Bezirk | Tepl |
Sitz des Gerichts | Petschau (Bečov) |
zuständiges Landesgericht | Eger |
Fläche | 210,29 km2 (1910) |
Einwohner | 16.436 |
Aufgelöst | 1919 |
Abgetreten an | Tschechoslowakei
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Das Gebiet gehörte seit 1918 zur neu gegründeten Tschechoslowakei und ist seit 1993 Teil der Tschechischen Republik.
Geschichte
BearbeitenDie ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit wurde im Kaisertum Österreich nach den Revolutionsjahren 1848/49 aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzügen des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser Franz Joseph I. genehmigt wurde.[1]
Der Gerichtsbezirk Petschau gehörte zunächst zum Kreis Eger und umfasste 1854 die 33 Katastralgemeinden Böhmisch-Killmes, Döllnitz, Gabhorn, Gängerhof, Grün, Goschowitz, Großmaul, Großsangerberg, Kleinsangerberg, Neukaunitz, Killitz, Laimgruben, Mies, Müllersgrün, Neudorf, Petschau, Pirten, Peschowitz, Poliken, Poschitz, Pröles, Rading, Sattl, Schönthal, Schönwehr, Teichhäusln, Theusing, Untertiefenbach, Tissau, Trossau, Tschebon, Uitwa und Wasserhäuseln.[2]
Der Gerichtsbezirk Petschau bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[3] ab 1868 gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk Karlsbad (Karlovy Vary) den Bezirk Karlsbad.[4]
Im Zuge der Errichtung des Gerichtsbezirks Marienbad musste der Gerichtsbezirk Petschau die Stadt Sangenberg an den Gerichtsbezirk Marienbad abtreten,[5] wobei diese Änderung per 1. Mai 1888 amtwirksam wurde.[6]
Nachdem der Gerichtsbezirk Marienbad am 1. Oktober 1902 gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk Bad Königswart (Mariánské Lázně) zum Bezirk Marienbad erhoben wurde, bildete der Gerichtsbezirk Petschau gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk Tepl den Bezirk Tepl.[7]
Die Bevölkerungszahl des Gerichtsbezirks wurde 1854 auf 18.000 Einwohner geschätzt.[2] 1869 ergab die erste Volkszählung eine Einwohnerzahl von 19.206 Menschen in 25 Gemeinden bzw. 33 Katastralgemeinden.[8]
Nach der Abtretung der Stadt Sangerberg sank die Bevölkerungszahl bis 1890 auf 16.558 Einwohner, die nun in 28 Gemeinden bzw. 31 Katastralgemeinden lebten.[9]
Der Gerichtsbezirk umfasste im Jahr 1900 eine Fläche von 210,28 km² wobei im Gerichtsbezirk nun 31 Gemeinden bzw. 32 Katastralgemeinden bestanden.[10]
Der Gerichtsbezirk Petschau wies 1910 eine Bevölkerung von 16.436 Personen auf, von denen 16.383 Deutsch und fünf Tschechisch[11] als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 48 Anderssprachige oder Staatsfremde.[12]
Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain kam der Gerichtsbezirk Petschau vollständig zur neugegründeten Tschechoslowakei, wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem Münchner Abkommen wurde das Gebiet dem Landkreis Tepl zugeschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gebiet zum Okres Cheb, dessen Behörden jedoch im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren. Diese werden seitdem von den Gemeinden bzw. dem Karlovarský kraj, zu dem das Gebiet um Bečov seit Beginn des 21. Jahrhunderts gehört, wahrgenommen.
Gerichtssprengel
BearbeitenDer Gerichtssprengel umfasste Ende 1914 die 32 Gemeinden Böhmisch Killmes (Český Chloumek), Döllnitz (Odelenovice), Gabhorn, Gängerhof, Goschowitz (Kojšovice), Großmaul (Kosmová), Grün, Killitz (Chýlice), Leimgruben (Hlínky), Mies (Stříbro), Müllersgrün, Neudorf (Nová Ves), Neukaunitz, Peschkowitz (Pečkovice), Petschau (Běcov), Pirten, Polliken (Polikno), Poschitz (Bošice), Pröles (Přileze), Rading (Radyně), Sattl (Sedlo), Schönthal, Schönwehr, Teichhausen, Theusing (Toužím), Tissau (Tysov), Töppeles, Trossau (Trosava), Tschebon (Třboun), Uittwa (Útvina), Untertiefenbach (Dolní Tiefenbach) und Wasserhäuseln.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abtheilung des Ergänzungs-Bandes) 1849, Nr. 110: „Organisirung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“
- ↑ a b Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen …“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
- ↑ Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1887, XXVIII. Stück, Nr. 71: „Verordnung des Justizministeriums vom 5. Juni 1887, betreffend die Errichtung des Bezirksgerichtes Marienbad in Böhmen“
- ↑ Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1887, VI. Stück, Nr. 21: „Verordnung des Justizministeriums vom 12. Februar 1888, betreffend den Beginn der Amtswirksamkeit des Bezirksgerichtes Marienbad in Böhmen“
- ↑ Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1902, XCII. Stück, Nr. 183: „Kundmachung des Ministeriums des Innern vom 11. September 1902, betreffend die Errichtung einer Bezirkshauptmannschaft in Marienbad“
- ↑ Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k.k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben. Prag 1872, S. 8
- ↑ Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium für das Königreich Böhmen. Prag 1893, S. 426
- ↑ C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 636
- ↑ In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
- ↑ k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 483
Literatur
Bearbeiten- k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)