Grapice (deutsch Grapitz; kaschubisch[1] Grôpice) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Landgemeinde Potęgowo (Pottangow) im Powiat Słupski (Stolper Kreis).

Grapice
?
Grapice (Polen)
Grapice (Polen)
Grapice
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Potęgowo
Geographische Lage: 54° 30′ N, 17° 36′ OKoordinaten: 54° 30′ 28″ N, 17° 35′ 55″ O
Einwohner: 311
Postleitzahl: 76-230 Potęgowo
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Żelkowo/DW 213DamnoPotęgowo/DK 6
Eisenbahn: Strecke Danzig–Stargard
Bahnstation: Strzyzyno Słupskie
Nächster int. Flughafen: Danzig

Geographische Lage

Bearbeiten

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 25 Kilometer ostnordöstlich der Kreisstadt Stolp, in einer weiten Ebene und von allen Seiten von Ackerflächen umgeben.

Geschichte

Bearbeiten
 
Grapitz, ostnordöstlich der Stadt Stolp (früher Stolpe geschrieben) und östlich des Flusses Lupow, auf einer Landkarte von 1794
 
Haus an der Dorfstraße (2014)

Das ehemalige Gutsdorf Grapitz ist seiner historischen Dorfform nach ein kleines Gassendorf. Es war in älterer Zeit ein Lehen der Familie Rexin. Im Jahre 1523 wird ein Pawell rexin to graptze genannt. Durch Heirat ging Grapitz auf die Familie von Zitzewitz über, und 1772 wurde es an Hauptmann Kaspar Friedrich von Massow verkauft.

Um 1784 hatte Grapitz in Vorwerk, vier Bauern, vier Kossäten, einen Schulmeister und das Vorwerk Neu Grapitz bei insgesamt 22 Feuerstellen (Haushalten).[2] Von 1818 bis 1847 war Grapitz im Besitz der Familie Puttkamer, dann übernahm es die Familie Wallenius. Christoph Wallenius war der vor 1945 letzte Besitzer des Guts Grapitz.

Am 1. April 1927 hatte das Gut Grapitz eine Flächengröße von 796 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 293 Einwohner.[3] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Grapitz in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[4]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Grapitz eine Flächengröße von 8 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 21 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[5]

  1. Grapitz
  2. Neu Grapitz

Bis 1945 bildete Grapitz eine Landgemeinde im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Sie gehörte zum Amts- und Standesamtsbezirk Klein Gluschen und lag im Amtsgerichtsbereich Stolp.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Grapitz am 9. März 1945 kampflos von Truppen der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region anschließend zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Das Gut behielten die sowjetischen Truppen bis 1950 in Besitz. Polen nahmen das restliche Dorf in Besitz und drängten die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften. Grapitz wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Grapice‘ verwaltet. Der Bürgermeister wurde inhaftiert, und die Dorfbewohner wurden enteignet und in der Folgezeit von der polnischen Administration vertrieben.

Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 108 und in der DDR 25 aus Grapitz vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[6]

Das Dorf gehört heute zur Gmina Potęgowo im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk). Im Jahr 2010 hatte das Dorf 311 Einwohner.

Demographie

Bearbeiten
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 98 Dorf, adlige Besitzung[7][8]
1852 180 Dorf[9]
1864 222 am 3. Dezember, Gutsbezirk[10]
1867 218 am 3. Dezember, Gutsbezirk[11]
1871 188 am 1. Dezember, Gutsbezirk, sämtlich Evangelische[11]
1885 200 am 1. Dezember, Gutsbezirk, darunter 199 Evangelische und ein Katholik[12]
1890 191 am 1. Dezember, Gutsbezirk[13]
1910 242 am 1. Dezember, Gutsbezirk[14]
1925 293 sämtlich Evangelische[15]
1933 289 [16]
1939 274 [16]

Im Jahr 2010 wurden in dem Dorf 311 Einwohner gezählt.

Vor 1945 waren die Dorfbewohner von Grapitz fast ausnahmslos evangelisch. Der Ort gehörte zum Kirchspiel Dammen im Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Magnus Erdmann.

Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch. Der Ort ist der polnischen Pfarrei Damno (Dammen) angegliedert, die zum Dekanat Główczyce (Glowitz) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen gehört.

Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind der Kirche in Główczyce (Glowitz) zugeordnet, die Filialkirche der Kreuzkirchengemeinde in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ist.

In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule in Grapitz unterrichtete ein Lehrer 50 Schulkinder. Letzter Schulhalter vor 1945 war Lehrer Max Geske.

Durch den Ort führt eine Nebenstraße, die Żelkowo (Wendisch Silkow, 1938–45 Schwerinshöhe) an der Woiwodschaftsstraße 213 und Damno (Dammen) mit Potęgowo (Pottangow) an der polnischen Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) verbindet. Eine parallel zum Lebatal in Nord-Süd-Richtung verlaufende Nebenstraße führt einen Kilometer am Ort vorbei.

Bis zur nächstgelegenen Bahnstation Strzyzyno Słupskie an der Bahnstrecke von Danzig nach Stargard sind es 4,5 Kilometer.

Literatur

Bearbeiten
  • Grapitz, Rittergut, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Grapitz (meyersgaz.org).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 158–159 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 88–89 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 970, Ziffer 58 (Google Books).
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 496–498 (Ortsbeschreibung Granzin; PDF; 557 kB)
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 498–501 (PDF Ortsbeschreibung Grapitz)
  • Horst Glaeser-Swantow, Das Evangelische Pommern, Teil 2, Stettin, 1940
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Im Jahr 1867 gab es unter den Einwohnern des Kreises Stolp noch 188 Kaschuben in einigen Dörfern in der Nähe der Küstenseen und im Südosten (Groß Rakitt); vergleiche Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 127–128, Ziffer 4 (Google Books).
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann, Hrsg.: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, 2. Band, Stettin 1784, S. 970.
  3. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 400 (Google Books).
  4. Amtsbezirk Klein Gluschen (Territorial.de)
  5. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Grapitz im ehemaligen Kreis Stolp in Pommern (Memento vom 5. August 2019 im Internet Archive)
  6. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 501 (PDF Ortsbeschreibung Grapitz)
  7. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1822, S. 74, Ziffer 2656 (Google Books).
  8. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berin und Stettin 1827, S. 276, Ziffer 57 (Google Books).
  9. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1865, S. 199.
  10. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 10. Kreis Stolp. Berlin 1866, S. 18–25, Ziffer 111 (Google Books).
  11. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 158–159, Ziffer 229 (Google Books).
  12. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 172–173, Ziffer 203 (Google Books).
  13. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. II. Regierungsbezirk Köslin. 10. Kreis Stolp, S. 69, Ziffer 201 (Google Books).
  14. Landkreis Stolp, in: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert, 17.09.2022).
  15. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Grapitz im ehemaligen Kreis Stolp in Pommern (Memento vom 5. August 2019 im Internet Archive)
  16. a b Michael Rademacher: Stolp. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.