Gras-Platterbse
Die Gras-Platterbse (Lathyrus nissolia) ist ein Schmetterlingsblütler (Faboideae) der Gattung Lathyrus. Sie blüht im Mai bis Juli. Die Artbezeichnung, die auf Tournefort zurückgeht, ehrt Guillaume Nissole (1647–1734), Professor in Montpellier.[1][2]
Gras-Platterbse | ||||||||||||
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Gras-Platterbse (Lathyrus nissolia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lathyrus nissolia | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
BearbeitenHabitus und Blätter
BearbeitenDie einjährige krautige Pflanze ist meist ganz kahl und frischgrün. Der Stängel ist einfach und aufrecht oder am Grund verzweigt; er ist 20 bis 40 cm hoch, dünn, und schwach vierkantig.
Die Laubblätter sind auf die spreitenartig verbreiterten Primärblätter und die halbpfeilförmigen bis lanzettlichen, sehr kleinen oder auch ganz fehlenden Nebenblätter beschränkt. Sie tragen nie Blättchen oder Ranken. Die Primärblätter sind lineal, mehr oder weniger 4 bis 13 cm lang und 2 bis 8 mm breit, meist spitz und zeigen 5 starke und mehrere feine Längsnerven. Die Nebenblätter sind sehr klein oder fehlen ganz.
Blüten und Früchte
BearbeitenDie Blütenstände sind etwa 2/3 Mal so lang wie die Primärblätter, einblütig (selten zweiblütig) und haben eine dünne, über das sehr kleine oder ganz verkümmerte Tragblatt nicht verlängerte Achse. Die zygomorphe Blüte ist mehr oder weniger 8 bis 9 mm lang und steht an einem kurzen Stiel ab bzw. nickt an diesem. Der Kelch ist röhrig-glockig, kahl oder kurz behaart und besitzt lanzettliche Zähne. Die Krone ist purpurn bis purpur-violett und bleibt oft ganz geschlossen. Die Fahne ist dunkler geadert, bedeutend länger als die Flügel und das weißliche Schiffchen.
Die Hülsenfrüchte sind abstehend oder nickend, lineal, etwa 4 bis 5 cm lang und 3 bis 4 mm breit. Sie zeigen schwach vortretende, schmale Maschen bildende Netznerven und sind anfangs meist seidig-flaumig behaart, später dagegen mehr oder weniger kahl, von hell olivbrauner Farbe und acht- bis 15-samig.[1]
Die Samen sind kugelig bis etwas eckig, warzig-rau, braun und dunkel gefleckt. Die kleinen Blüten öffnen sich oft überhaupt nicht, bringen aber doch reife Früchte hervor. Sie sind also autogam bis kleistogam.[1] Die Samen behalten ihre Keimfähigkeit sehr lang und können daher lange Zeit im Waldboden ruhen, bis sie nach dem Abholzen Gelegenheit zum Keimen finden.[1]
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 14[3].
Verbreitung und Standortansprüche Gefährdung
BearbeitenDie Gras-Platterbse kommt im Mittelmeergebiet, in Nordafrika, in Ungarn, der Ukraine, im Kaukasus, in Westasien, nördlich bis Frankreich, Südengland, Niederlande und Deutschland vor. Lathyrus nissolia ist ein submediterran-mediterranes Florenelement, das ursprünglich wahrscheinlich ein Gehölzbewohner war und nur in Südeuropa bis Ungarn einheimisch ist. In anderen Gebieten ist sie stellenweise eingebürgert bzw. ein nur vorübergehend auftretendes Ackerunkraut, das auf relativ trockenen kalkarmen Getreidefeldern, Ackerrainen, Gebüschen, auf Waldwiesen, Weiden gedeiht. Pflanzensoziologisch ist sie in Mitteleuropa meist eine Secalietea-Art, kommt aber auch in Waldsäumen z. B. des Carpinion-Verbandes vor.
In Deutschland kommt sie allgemein nur sehr zerstreut und selten und auch häufig unbeständig, insbesondere im mittleren und südlichen Teil Deutschlands vor. In Bayern ist sie selten und zerstreut vor allem im nördlichen Teil, südlich der Donau praktisch fehlend.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.[4]
Gefährdung in Deutschland: Kategorie 2: stark gefährdet.
Literatur
Bearbeiten- Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1975, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg, ISBN 3-489-70020-1
- Christian August Friedrich Garcke: Illustrierte Flora. 1972, Verlag Paul Parey, ISBN 3-489-68034-0
- Oskar Sebald, Seybold, Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 1990, Ulmer Verlag, Stuttgart, ISBN 3-8001-3323-7
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. 1986, Schwabe & Co. AG, Basel, ISBN 3-7965-0832-4
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 1990, Ulmer Verlag, Stuttgart, ISBN 3-8001-3454-3
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Gustav Hegi, Helmut Gams: Familie Leguminosae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, Band IV, Teil 3, Seite 1608–1609. Verlag Carl Hanser, München 1964.
- ↑ Lotte Burkhardt 2022: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen – Berlin: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin. – doi:10.3372/epolist2022, Berlin 2022.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage, Seite 620. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
- ↑ Lathyrus nissolia L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. Juni 2022.
Weblinks
Bearbeiten- Lathyrus nissolia. auf FloraWeb.de
- Gras-Platterbse. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)