Grenz- und Garnisonsstadt Elvas mit ihren Befestigungen

UNESCO Weltkulturerbe in Portugal

Grenz- und Garnisonsstadt Elvas mit ihren Befestigungen ist die Bezeichnung für ein im Jahr 2012 von der UNESCO erklärtes Weltkulturerbe in Portugal. Das nach der Wiedererlangung und zum Erhalt der Unabhängigkeit des Landes (1640) im 17. bis 19. Jahrhundert zur Festungsstadt ausgebaute Elvas beherbergt die größten erhaltenen Bollwerk-Befestigungsanlagen der Welt. Innerhalb der Stadtmauern befinden sich neben Kasernen und anderen Militärgebäuden auch Kirchen und Klöster, die teilweise selbst eine militärische Funktion ausübten. Die Befestigungsanlagen wurden vom Jesuitenpater Cosmander entworfen und repräsentieren das weltweit besterhaltene Beispiel holländischer Festungsbaukunst. Das ebenfalls zum Welterbe gehörende Amoreira-Aquädukt spielte bei Belagerungen für die Versorgung der Stadt eine Schlüsselrolle.

Grenz- und Garnisonsstadt Elvas mit ihren Befestigungen
UNESCO-Welterbe

Historisches Zentrum von Elvas

Historisches Zentrum von Elvas
Vertragsstaat(en): Portugal Portugal
Typ: Kultur
Kriterien: iv
Fläche: 179 ha
Referenz-Nr.: 1367
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2012  (Sitzung 36)

Kulturhistorische Einordnung

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Die Überreste der einstigen Kriegsfestung bilden „eine außergewöhnliche militärische Landschaft mit optischen und funktionalen Beziehungen zwischen den einzelnen Bestandteilen, die die Entwicklungen von holländischer, italienischer, französischer und britischer Militärarchitektur und -technologie in Theorie und Praxis verkörpern“.[1]

Die Aufnahme von Elvas in die Welterbeliste begründete die UNESCO mit „dem außergewöhnlichen Beispiel einer Garnisonsstadt und ihrem Bollwerk-Verteidigungssystems, das sich als Antwort auf die Störungen der europäischen Machtverhältnisse im 17. Jahrhundert entwickelte“. Elvas repräsentiere „die universalen Ambitionen europäischer Staaten im 16. und 17. Jahrhundert nach Autonomie und Land“.[1]

Überblick

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Die Garnisonsstadt Elvas liegt in einer von Flüssen und sanften Hügeln geprägten Landschaft an der portugiesisch-spanischen Grenze zwischen den Hauptstädten Lissabon und Madrid. Die strategisch wichtige Lage führte zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert zu einer umfangreichen Befestigung mit Bollwerk-Befestigungsanlagen und einem auf den umliegenden Hügeln errichteten Festungsgürtel.[1]

Der 1643 begonnene Gürtel besteht aus zwölf einzelnen Forts, die sich in Form eines unregelmäßigen Polygons rund um das zentrale Kastell verteilen. Die steil geneigten Bollwerke der Stadt sind von einem Trockengraben und einer Kontreeskarpemauer umgeben und werden darüber hinaus durch mehrere Ravelins geschützt. Der holländische Jesuit Cosmander entwarf die Wehranlagen und griff dabei auf theoretische Vorarbeiten von Samuel Marolois zurück, der zusammen mit Simon Stevin und Adam Freitag als Begründer der holländischen Schule im Festungsbau gilt.[1]

Im 18. Jahrhundert wurden als Antwort auf größere Artillerie-Reichweiten das Fort von Graça und vier kleinere Forts im Westen der Stadt errichtet.[1]

Liste der Welterbestätten

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ID Name Lage Fläche in ha Beschreibung Bild
1367-001 Amoreira-Aquädukt Karte 0,81 Das Amoreira-Aquädukt hat von der Hauptquelle bis zum Largo da Misericórdia eine Gesamtlänge von 7504 Metern. 843 Bögen auf einer Länge von 1113 Metern im Tal von São Francisco erreichen in bis zu vier Schichten eine Höhe von 31 Metern. Ein Abschnitt der Wasserleitung verläuft unterirdisch bis zu einer Tiefe von 6 Metern.[2]  
1367-002 Historisches Zentrum Karte 125,43 Das historische Zentrum mit dem Kastell, Überresten der Stadtmauer sowie zivilen und religiösen Gebäuden bezeugt die Entwicklung von drei befestigten Städten zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert. Beim Ausbau zur Garnisonsstadt während des Restaurationskrieges (1641–68) entstanden die großen Bollwerk-Befestigungsanlagen und eine Vielzahl von Militärgebäuden.[1]  
1367-003 Fort von Santa Luzia mit gedecktem Weg Karte 19,71 Das sternförmige Fort von Santa Luzia wurde zwischen 1641 und 1648 auf einem Felsvorsprung 410 Meter südöstlich der Stadtfestung errichtet und ist mit dieser durch einen breiten gedeckten Weg verbunden. Das Fort wurde von zwei Verteidigungslinien mit zwei Trockengräben geschützt. Im Inneren der Festung ist ein Militärmuseum und die zentrale Redoute mit Pulvermagazinen, einer Kapelle und dem Gouverneurshaus untergebracht.[3]  
1367-004 Fort von Graça Karte 11,25 Das Fort wurde 1763 auf dem 404 Meter hohen Monte da Graça etwa 1 km nördlich der Stadt errichtet. Es besteht aus drei Hauptverteidigungslinien mit zwei Hauptgräben. Innerhalb des Forts befinden sich Kasernengebäude, Pulvermagazine, Lagerhäuser, Zisternen, Offiziersquartiere und ein zweistöckiges Gouverneurshaus im Rokokostil. In der zentralen Redoute wurden im 19. Jahrhundert Messen abgehalten.[4]  
1367-005 Fortim de São Mamede Karte 7,96 Die auf einem kleinen Hügel erbaute Fortim de São Mamede kontrollierte den südöstlichen Hang vom Santa-Luzia-Fort. Die Kleinfestung war mit einem Graben, einem Wachhaus, einem Pulvermagazin und einem kleinen Lagerhaus ausgestattet.[5]
1367-006 Fortim de São Pedro Karte 1,98 Die Fortim de São Pedro südlich von Elvas diente gleichzeitig zur Verteidigung der Stadt und von Fort Santa Luzia. Sie wurde von zwei Traversen und einem Graben geschützt.[5]  
1367-007 Fortim de São Domingos Karte 12,20 Die Fortim de São Domingos wurde westlich der Stadt zur Verteidigung des Aquäduktes angelegt. Neben den Mauern und einem Graben dienten drei Traversen zum Schutz.[5]

Siehe auch

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Commons: Militärgebäude in Elvas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Garrison Border Town of Elvas and its Fortifications. whc.unesco.org, abgerufen am 10. Mai 2015 (englisch).
  2. The Garrison Border Town of Elvas and its Fortifications (Nominierungsdatei), S. 127–128.
  3. The Garrison Border Town of Elvas and its Fortifications (Nominierungsdatei), S. 82–84.
  4. The Garrison Border Town of Elvas and its Fortifications (Nominierungsdatei), S. 98–100.
  5. a b c The Garrison Border Town of Elvas and its Fortifications (Nominierungsdatei), S. 119.