Groß Jehser

Ortsteil der Stadt Calau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Brandenburg, Deutschland

Groß Jehser, niedersorbisch Jazory, ist ein Ortsteil der Stadt Calau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Süden des Landes Brandenburg. Bis zur Eingemeindung nach Calau am 31. Dezember 2001 war Groß Jehser eine eigenständige Gemeinde.

Stadt Calau
Koordinaten: 51° 46′ N, 13° 52′ OKoordinaten: 51° 46′ 24″ N, 13° 52′ 23″ O
Höhe: 72 m ü. NHN
Fläche: 17,13 km²
Einwohner: 116 (1. Jun. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 7 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 03205
Vorwahl: 035439
Ortsansicht
Ortsansicht

Geografie

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Groß Jehser liegt in der Niederlausitz im Naturpark Niederlausitzer Landrücken. Nördlich des Ortes liegt der Zinnitzer Ortsteil Bathow und der ehemalige Tagebau Seese-West. Im Osten folgen der Gemeindeteil Erpitz und der Calauer Ortsteil Buckow. Südlich von Groß Jehser befinden sich Schadewitz und Klein Mehßow. Im Südwesten grenzt der Ort an den Gemeindeteil Mallenchen, westlich liegt der ehemalige Tagebau Schlabendorf-Süd.

Zu Groß Jehser gehören die Gemeindeteile Mallenchen und Erpitz.

Geschichte

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Gutshaus Groß Jehser

Groß Jehser wurde erstmals im Jahr 1497 erwähnt. Der Name leitet sich vom sorbischen Wort jazor für See ab. Das Gut gehörte Mitte des 16. Jahrhunderts hälftig den Buxdorf und den Wolffersdorff. Die eine Hälfte kam ab 1576 an die von Minckwitz (bis mindestens 1764), die in der Region mehrere Besitzungen[2] halten. Kaspar von Minckwitz war von 1646 bis 1651 Gutsherr auf Groß Jehser.[3] Genannt werden für Groß Jehser auch, offenbar auf dem anderen Anteil, 1613 die von Köckritz und 1651 ff. die von Schwantes.

Ab 1786 erscheinen die von Trosky, für die 1793 und 1794 das Gutshaus in Groß Jehser gebaut wurde; ab 1810 die von Lüdecke durch Heirat der Marian(ne) von Trosky mit Friedrich von Lüdecke.[4] Ab 1840 übernimmt Groß Jehser die Familie von Patow, Besitzer des benachbarten Gutes Mallenchen mit Gutshaus und größeren Besitzungen. Die Patow stammen ursächlich aus Mecklenburg, waren zunächst Gutspächter, wurden 1717 in den Adelsstand erhoben. Erasmus Gottfried Bernhard von Patow (1767–1842) auf Mallenchen erhält später den Reichsfreiherrenstand und erwirbt Groß Jehser und weitere Güter. Er ist zugleich preußischer Kammerherr und sächsischer Oberamtsgerichtsrat des Markgrafentum Niederlausitz, verheiratet mit Marianne von Thermo-Zieckau. Ihr Sohn Bernhard von Patow (1798–1858) wurde Landessyndikus des Markgrafentums Niederlausitz, liiert mit Maria Freiin von Houwald-Straupitz. Er erbt das Gut Groß Jehser mit Erpitz und Schadewitz.[5] Das Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer in Brandenburg weist 1879 Luise von Briesen, geborene von Bredow,[6] als Eigentümerin des Gutes aus. Pächter war Oberamtmann von Voigt. Der Umfang des kreistagsfähigen Rittergutes wird damals mit 448 ha beziffert. Das dazugehörige Gut Schadewitz hatte 150 ha, Erpitz 69 ha.[7]

Später kommt Gut Groß Jehser mit Erpitz und Schadewitz, zusammen über 875 ha, zurück in bürgerliche Hände, 1910 an die Familie des Jean Vité.[8] Die Witwe Elisabeth Vité ist nachfolgend Gutsherrin mindestens bis um die große Wirtschaftskrise 1929/1930,[9] und 1937 folgt die Familie Noack.[10]

Am 1. Januar 1926 wurde der benachbarte Ort Erpitz nach Groß Jehser eingegliedert. Am 1. Mai 1974 folgte Gliechow mit dem Ortsteil Mallenchen.[11] In den Jahren 1976/1977 wurde die Buschmühle, die Wassermühle des Ortes, durch den Tagebau Schlabendorf-Süd devastiert.[12] Am 31. Dezember 2001 wurden Groß Jehser gemeinsam mit von Buckow, Craupe, Gollmitz und Zinnitz in die Stadt Calau eingegliedert.[13]

Einwohnerentwicklung

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Einwohnerentwicklung in Groß Jehser von 1875 bis 2000[14]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 244 1933 203 1964 281 1989 335 1993 328 1997 334
1890 202 1939 212 1971 296 1990 343 1994 334 1998 329
1910 205 1946 396 1981 327 1991 322 1995 323 1999 324
1925 191 1950 379 1985 320 1992 322 1996 324 2000 318

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Dorfkirche

Die Kirche von Groß Jehser gehört zu den Baudenkmalen in Calau. Sie verfügt über einen aus Feldsteinen errichten Kirchturm, der im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Im Altarraum befindet sich ein Marmorepitaph der Familie von Patow aus dem Jahre 1724. Der Calauer Tischler und Maler Gottfried Wolschke fertigte im selben Jahr Altar und Kanzel. Die Orgel stammt von 1784. Unter dem Altar befindet sich die Gruft der Familie von Minckwitz.

Unweit der Kirche steht das Gutshaus Groß Jehser. Am Spring liegt ein kleiner Park mit Teich und restauriertem Fachwerkhofehaus.

 
Evangelische Dorfkirche Groß Jehser von Westen mit Eingangstor zum Kirchhof

Nördlich des Dorfes befindet sich die so genannte Wendenschanze. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Fluchtburg, die im versandeten See liegt.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Groß Jehser liegt direkt an der Bundesautobahn 13.

Der Ort ist Sitz eines großen Landwirtschaftsbetriebs mit Betriebsstätten auch in umliegenden Orten, wie z. B. in Zinnitz und Bathow.

Persönlichkeiten

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Verweise

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Commons: Groß Jehser/Jazory – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. Auskunft des Einwohnermeldeamtes der Stadt Calau vom 18. Juni 2020. Ohne Erpitz (12 EW) und Mallenchen (89 EW).
  2. Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon. In: Im Verein mit mehreren Historikern Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Standardliteratur der Genealogie. Sechster Band. (Loewenthal - Osorowski), M. Minckwitz. Friedrich Voigt`s Buchhandlung, Leipzig 1865, S. 301 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1903. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha", publiziert bis 1942. Vierter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Minckwitz. Justus Perthes, Gotha 10. November 1902, S. 581–582 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
  4. Urkundenbuch zur Geschichte des altadeligen Geschlechts von Oppen von 1649 bis 1856. In: George Adalbert v. Mülverstedt (Hrsg.): Geschichte des altadeligen Geschlechts von Oppen. Familien-Chronik. Nachtrag von 1432 bis 1827, Nr. 1810. E. Baensch jun., Magdeburg 1896, S. 367–530 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
  5. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Elsa Freifrau v. Bethmann, geb. v. Werner, Wilhelm v. Blaschek, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/nach 1400 nobilitiert) 1954. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014 erschienen. Band I, Nr. 9. C. A. Starke, 1954, ISSN 0435-2408, S. 348–352 (d-nb.info [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1901. In: "Der Gotha", erschienen bis 1942. Nachfolger GHdA, GGH. Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. Bredow. Justus Perthes, Gotha 10. Januar 1900, S. 138–139 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. Dezember 2021]).
  7. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung Rudolf Stricker, Berlin 1879, S. 34–39, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
  8. Ernst Seyfert: Niekammer`s Güter=Adressbücher. VII. Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe. Mit Unterstützung vieler Behörden nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: Handbuch der Königlichen Behörden (Hrsg.): Standardwerk für Land-und Forstwirtschaft. 2. Auflage. VII. der Reihe Paul Niekammer, II. Regierungsbezirk Frankfurt a. O., Kreis Calau. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 226 f. (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 24. Dezember 2021]).
  9. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 193 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
  10. Besitzgeschichte Groß Jehser: aus Rudolf Lehmann, Hist. Ortslexikon f. d. Niederlausitz, Bd. 1, S. 288.
  11. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  12. Frank Förster: Verschwundene Dörfer. Die Ortsabbrüche des Lausitzer Braunkohlenreviers bis 1993. (=Schriften des Sorbischen Instituts. 8) Bautzen 1995. ISBN 3-7420-1623-7
  13. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  14. Bevölkerung der Gemeinden des Landkreises Oberspreewald-Lausitz 1875 bis 2005 (Gebietsstand des jeweiligen Jahres). Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik, Potsdam 2006, abgerufen am 4. Oktober 2024. (PDF)
  15. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1904. Fünfter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Mosch. Justus Perthes, Gotha 2. November 1903, S. 549 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Dezember 2021]).