Großrössen
Großrössen ist ein Ortsteil der Stadt Falkenberg/Elster im südbrandenburgischen Landkreis Elbe-Elster und befindet sich etwa sechs Kilometer nördlich der Kernstadt an der Landesstraße L67. In unmittelbarer Nähe des Ortsteils befinden sich das Naturschutzgebiet „Schweinert“ sowie das Landschaftsschutzgebiet „Elsteraue“.
Großrössen Stadt Falkenberg/Elster
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Koordinaten: | 51° 38′ N, 13° 14′ O |
Höhe: | 82 m |
Fläche: | 10,04 km² |
Einwohner: | 464 (2000) |
Bevölkerungsdichte: | 46 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 2001 |
Postleitzahl: | 04895 |
Vorwahl: | 03535 |
Geschichte
BearbeitenDas Straßen- und Sackgassendorf Großrössen wurde urkundlich erstmals 1251 als Rossin erwähnt. Der Ort ist vermutlich slawischen Ursprungs. Weitere Namensformen sind grosin Rosin (1376),[1] Großen Roysin (1419), grosse Roßin (1474) und Grosse Rössen (1577). Die um 1500 errichtete Kirche war eine Tochterkirche der Pfarrkirche in Kleinrössen. Daher war Kleinrössen zur Zeit der Entstehung beider Dörfer wohl der bedeutendere Ort. Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg bestand ein Rittergut im Ort.[2]
1862 betreute der Deichhauptmann, Rittmeister a. D. von Hellwig, den Gutsbesitz.[3] 1874 erwarb der Landrat Carl Heinrich von Schaper auf Falkenberg Gut Groß- und Kleinrössen. 1877 war er auch Amtsvorsteher. Im Dorf lebten 175 Einwohner, auf dem Gut 71 Einwohner.[4]
Der Rittergutsbesitzer Rittmeister de Lettre, welchem Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Gut in Neudeck gehörte, ließ 1905 die heute unter Denkmalschutz stehende Brücke über die Schwarze Elster errichten. Die Flächen des einst 502 ha[5] großen Rittergutes in Großrössen (Dorfstraße 1), war 1922 im Eigentum seine Witwe, Frau Major Margarete Lettre, geborene Meyer. Pächter war damals Kapitänleutnant a. D. Adolf Hesse. Um 1940 war dann Friedrich Freiherr von Wilmowsky (1911–1988), Sohn des Tilo von Wilmowsky und der Barbara Krupp, Eigentümer. Im Zuge der ab 1945 erfolgenden Bodenreform wurde die Gutsflächen[6] derer von Wilmowsky an 30 Umsiedler und Landarbeiter aufgeteilt.
Am 22. März 1970 erfolgte die Eingemeindung des östlich an der Schwarzen Elster gelegenen Kleinrössen, und am 31. Dezember 2001 wurden die beiden Orte gemeinsam mit Beyern, Kölsa und Rehfeld nach Falkenberg eingemeindet.[7]
Unter aktiver Beteiligung der Bürger des Ortsteils wurde 1995 ein Dorfentwicklungsplan erstellt. Ideen, Konzepte und Planungen wurden in Bürgerversammlungen in diesen Plan eingebracht und verwirklicht. Der dörfliche Charakter sollte in keiner Weise verloren gehen. Im Zuge der Dorferneuerung wurden alte Bauernhäuser rekonstruiert, Straßen und Gehwege ausgebaut und ein landwirtschaftlicher Wegebau vorgenommen. In den Jahren 2002 und 2008 nahm der Ortsteil am Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teil.[8][9]
Verwaltungszugehörigkeit
BearbeitenGroßrössen gehörte bis 1806 zum kursächsischen, dann königlich sächsischen Amt Schweinitz und ging 1816 in den Landkreis Schweinitz ein. Ab 1952 gehörte der Ort zum Kreis Herzberg, welcher dann 1993 im Landkreis Elbe-Elster aufging.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenEinwohnerentwicklung von Großrössen ab 1875 bis 2000.[10] | |||||||||||||
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Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | ||||||
1875 | 200 | 1946 | 492 | 1989 | 457 | 1995 | 459 | ||||||
1890 | 210 | 1950 | 519 | 1990 | 455 | 1996 | 464 | ||||||
1910 | 300 | 1964 | 418 | 1991 | 456 | 1997 | 469 | ||||||
1925 | 351 | 1971 | 529 | 1992 | 462 | 1998 | 472 | ||||||
1933 | 321 | 1981 | 470 | 1993 | 456 | 1999 | 461 | ||||||
1939 | 313 | 1985 | 459 | 1994 | 461 | 2000 | 464 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenVereinsleben und regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenRegelmäßige kulturellen Veranstaltungen im Ortsteil sind das alljährlich auf dem örtlichen Sportplatz stattfindende Dorf- und Heimatfest, das Sommerfest und das Oktoberfest. Mitgestaltet werden diese meist vom Großrössener Frauenchor und den Großrössener Blasmusikanten, einer Blaskapelle, welche aus ortsansässigen Musikern besteht.
Weitere ortsansässige Vereine sind der „Verein für ökologische Bildung und Arbeit“, der „Sportverein Großrössen“, die „Freiwillige Feuerwehr“ sowie ein aktiver Seniorenclub.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenIm südöstlich des Ortsteils gelegenen Naturschutzgebiet „Schweinert“ befindet sich eines der größten Hügelgräberfelder Mitteleuropas aus der Bronzezeit. Hier erfolgte nach der Schlacht bei Mühlberg im April 1547 die Gefangennahme des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. (Sachsen) durch Truppen des Heeres von Kaiser Karl V. in deren Folge der Schmalkaldische Krieg mit der Wittenberger Kapitulation endete.[11][12][8][13]
Die Großrössener Dorfkirche befindet sich auf der Denkmalliste des Landes Brandenburg.[14]
Verkehr
BearbeitenGroßrössen liegt nahe der Bahnstrecke Jüterbog–Röderau. Früher existierte eine vor allem militärischen Zwecken dienende Verbindungskurve Richtung Herzberg (Elster) Stadt an der Bahnstrecke Falkenberg–Beeskow.
Literatur
Bearbeiten- Sybille Gramlich, Irmelin Küttner, Alexander Niemann, Nicola Riedel-Bröcker, Jelena Findeisen, Dieter Möller: Landkreis Elbe-Elster/Teil 1. Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland/Denkmale in Brandenburg, Teil: Bd. 7., Wernersche Verlagsanstalt, Worms am Rhein 1998. ISBN 3-88462-152-1. 2. Auflage, ISBN 978-3-88462-152-3.
- Autorenkollektiv des MUG Brandenburg e. V.: Heimatbuch Landkreis Elbe-Elster. Herzberg 1996, S. 81.
Fußnoten und Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Walter Wenzel: Die Ortsnamen des Schweinitzer Landes. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. Dissertationsschrift Auflage. Nr. 16. Akademie-Verlag, Berlin 1964, DNB 455465487, S. 104–132 (google.de [abgerufen am 2. November 2022]).
- ↑ Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 7.1: Sybille Gramlich, Irmelin Küttner: Denkmale in Brandenburg, Landkreis Elbe-Elster - Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde.
- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung Merseburg. In: Amtsblatt-Bureau der Königlichen Regierung zu Merseburg (Hrsg.): Öffentliche Verordnungen und Bekanntmachungen der Central-Behörden. Nr. 4. Carl Jurk, Merseburg 25. Januar 1862, S. 19–20 (google.de [abgerufen am 2. November 2022]).
- ↑ Handbuch für die Provinz Sachsen. 1877. Civil-Behörden. XVII. Regierung in Merseburg, Kreis Schweinitz. IX. Amtsbezirk Gräfendorf. E. Baensch jun., Magdeburg 1877, S. 327–328 (google.de [abgerufen am 2. November 2022]).
- ↑ Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band V, Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. (Hrsg.): Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. 3. Auflage. V der Reihe von Paul Niekammer, Kreis Schweinitz. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 208–209 (slub-dresden.de [abgerufen am 2. November 2022]).
- ↑ Sebastian Rick: Die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Lande. Die Landkreise Liebenwerda und Schweinitz in der Sowjetischen Besatzungszone 1945-1949. In: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (Hrsg.): Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Band 58. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-525-36970-8, S. 419 (google.de [abgerufen am 2. November 2022]).
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis 2005 für Brandenburg S. 37 (online als PDF-Datei)
- ↑ a b Amt Falkenberg / Uebigau mit seinen Gemeinden. 1. Auflage. Stadtbuchverlag W+I, Zeuthen 1996, S. 9.
- ↑ Ortsteilseite auf der Homepage von Falkenberg/Elster. Stadt Falkenberg/Elster, abgerufen am 2. April 2009.
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis 2005 für Brandenburg S. 14 (online als PDF-Datei)
- ↑ Autorenkollektiv: Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg.: Heinz Göschel. 3. Auflage. Bibliographisches Institut Leipzig, Leipzig 1985, S. 466.
- ↑ Der Schweinert auf www.brandenburg-abc.de. PortUNA Neue Medien, Potsdam, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. Dezember 2011; abgerufen am 22. März 2009. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Günter Wetzel: Archäologische Funde - Bezirk Cottbus. Hrsg.: Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam Außenstelle für Bodendenkmalpflege Cottbus. Druck und Buch Merseburg, 1974, S. 73, 74.
- ↑ Denkmalliste des Landes Brandenburg – Landkreis Elbe-Elster vom 31. Dezember 2022. 31. Dezember 2022, abgerufen am 2. Mai 2024.