Gymnasium am Kaiserdom
Das Gymnasium am Kaiserdom, kurz GaK, ist eine Regelschule in der pfälzischen Stadt Speyer, die als Schulträger fungiert. Das Gymnasium in einem denkmalgeschützten[3] Neurenaissance-Gebäude von 1902 geht auf die im Jahr 1540 vom Rat der Stadt Speyer gegründete Lateinschule zurück und ist somit eines der ältesten Gymnasien in Rheinland-Pfalz. Heute umfasst es als modernes altsprachliches Gymnasium ein Bildungsspektrum, das vom Altgriechischen bis zur Informationstechnik reicht.
Gymnasium am Kaiserdom | |
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Gymnasium am Kaiserdom (2011) | |
Schulform | Gymnasium |
Schulnummer | 50554 |
Gründung | 1540 als Lateinschule |
Adresse | Große Pfaffengasse 6 67346 Speyer |
Ort | Speyer |
Land | Rheinland-Pfalz |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 18′ 54″ N, 8° 26′ 26″ O |
Träger | Stadt Speyer |
Schüler | 669[1] |
Lehrkräfte | 55[2] |
Leitung | Cosette Neuner |
Website | www.gak-speyer.de |
Lage
BearbeitenDas GaK liegt am Südrand des Stadtzentrums auf 100 m ü. NHN[4] etwa 200 m südlich des Speyerer Doms in der Großen Pfaffengasse 6. Unmittelbar benachbart ist das Historische Museum der Pfalz.
Geschichte
BearbeitenBereits im Jahr 983 gab es einen Hinweis auf eine Lateinschule an diesem Ort, die Speyerer Domschule. Einer ihrer Schüler war Walter von Speyer, der von 1006 bis 1027 in der Stadt als Bischof amtierte.
Die Gründung des Gymnasiums wurde im Jahr 1525 vom Rat der Stadt Speyer beschlossen. Eröffnet wurde es aber erst 1540 nach den Wirren der Reformation und startete als protestantische lateinische Ratsschule. Nachdem die Pfalz 1816 an das Königreich Bayern gefallen war, erhielt die Schule nacheinander verschiedene Namen: 1817 „Lyceum“, 1880 „Königliche Studienanstalt“ und 1891 „Königliches Humanistisches Gymnasium“.[5]
1967 wurde die naturwissenschaftliche Abteilung ausgegliedert und bezog einen Neubau, das heutige Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium.
Das Gebäude des GaK wurde im Jahr 1902 nach Plänen der Architekten Ludwig von Stempel und Heinrich Ullmann fertiggestellt und beging im Jahr 2002 sein 100-jähriges Jubiläum. 2015 feierte das Gymnasium seinen 475. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde ein neues Schullogo kreiert und die Website modernisiert.
Schulleiter mit der Dienstbezeichnung Oberstudiendirektor ist seit 2016 der Altphilologe Hartmut Loos, der zuvor das Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt an der Weinstraße geleitet hatte.
Seit dem 21. Februar 2017 trägt das Gymnasium am Kaiserdom den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, welcher vor allem dem Engagement der Toleranz-Allianz[6] zu verdanken ist.
Im April 2018 wurde sie zu einer der Europaschulen des Landes Rheinland-Pfalz ernannt.[7]
Lehrplan
BearbeitenFremdsprachen
BearbeitenAm altsprachlichen Gymnasium werden drei Fremdsprachen verlangt: Die Schüler beginnen in der 5. Klasse mit Latein. In der 6. Klasse kommt Englisch hinzu. Als dritte Pflichtfremdsprache muss in der 8. Klasse Französisch oder Griechisch gewählt werden. Ab Klassenstufe 11 (Kurssystem der MSS) kann Italienisch als neu einsetzende Fremdsprache in einem Grundkurs gewählt werden.
Arbeitsgemeinschaften und Projekte
Bearbeiten- Bundeswettbewerb Fremdsprachen
- Französisch (für Griechisch-Schüler)
- DELF
- Italienisch
- Symphonieorchester
- Schulchor
- Big Band
- Vororchester
- Schulsanitätsdienst
- Theater-AG
- Fischbach Bio
- Englischclub
- Informatiklabor
- Mediation
- Modellbau-AG
- Spanisch
- Spanisch (Interkomprehension)
- Theaterabonnement
- GaK Goes Green (Nachhaltigkeits-AG)
- Kunst-AG
- Planspiel Börse
- Römer-AG
- Lego Roboter
- Jugend debattiert
- Jugend forscht
- Schülerzeitung
- Gaktiv (Nachfolge-AG der Toleranz-Allianz)
- Volleyball
- Fußball
- Tippen mit 10 Fingern
- Antike Welt
- GakCast
- Kammermusikabend
- Rudern
- Tanz
- Vocalini
- Zauber-AG
Bibliothek
BearbeitenDie Historische Bibliothek des Gymnasiums am Kaiserdom ist heute die größte geschlossene Sammlung von gewachsenem Bibliotheksgut in Speyer.[5] Ihr Katalog befindet sich in der Bibliothek der Schule und außerdem als Zettelkatalog in der Pfälzischen Landesbibliothek in Speyer.
Partnerschulen
Bearbeiten- Collège Van Gogh in Blénod-lès-Pont-à-Mousson, Frankreich
- Tallinna Saksa Gümnaasium in Tallinn, Estland
- Alon Ginsburg High School in Yavne, Israel
- Bridgewater-Raritan High School in New Jersey, USA
- St Edward’s School in Poole, England
- Collège Claparède in Genf, Schweiz
- Collège de Nkanka in Cyangugu, Ruanda
Persönlichkeiten
BearbeitenSchüler
Bearbeiten- Johannes Ruland (1744–1830), Maler
- Joseph Martin Reichard (1803–1872), Politiker und Revolutionär
- Friedrich Pauli (1804–1868), Arzt und Chirurg
- Friedrich Albert von Schultze (1808–1875), Forstbeamter
- Rupert Jäger (1809–1851), Lehrer und Philologe in Speyer
- Albert von Jäger (1814–1884), Direktor der Pfälzischen Eisenbahnen
- Karl Ludwig Bernays (1815–1876), Jurist und Journalist, Revolutionär von 1848/49
- Peter Fries (1820–1851), Politiker und Revolutionär
- Karl Gayer (1822–1907), Forstwissenschaftler
- Friedrich Grohé (1830–1886), Mediziner und Hochschullehrer
- Peter Müller (1836–1922), Gynäkologe
- Eduard Eppelsheim (1837–1896), Arzt und Insektenforscher
- Wilhelm Sick (1837–1899), Apotheker und Politiker
- Theodor Brünings (1839–1903), Richter, MdR
- Jakob Rebmann (1851–1935), katholischer Priester, Missionar
- Rudolf Emmerich (1852–1914), Mediziner und Hochschullehrer
- Philipp Lichtenberger (1855–1918), Tabakfabrikant, MdR
- Alexander Bilabel (1856–1935), Richter, Präsident des OLG Zweibrücken
- Karl Friedrich Speck (1862–1939 oder 1942), Politiker (Zentrum), MdR
- Karl Stützel (1872–1944), Politiker (BVP)
- Theodor Fahr (1877–1945), Nephrologe
- Karl-Adolf Hollidt (1891–1985), Offizier der Wehrmacht
- Isidor Markus Emanuel (1905–1991), Bischof von Speyer von 1953 bis 1968
- Theo Fehn (1910–1984), evangelischer Theologe, Glockensachverständiger
- Werner Marx (1924–1985), Politiker
- Helmut Kohl (1930–2017), Bundeskanzler a. D.[8][9][10]
- Karl Hochreither (1933–2018), Kirchenmusiker
- Wolfgang Hartwich (1935–2018), Germanist und Historiker
- Franz Eckert (* 1943), Schweizer Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Germanist, Kolumnist und Autor
- Norbert Müller (1946–2022), Sporthistoriker
- Elmar Worgull (* 1949), Bildender Künstler, Kunstwissenschaftler, Kunsterzieher
- Norbert Weis (* 1950), Mitglied des Domkapitels in Speyer
- Reinhard Bütikofer (* 1953), Politiker (Bündnis 90/Die Grünen)[11]
- Rainer Kensy von Echlin (* 1961), Agrarökonom, Unternehmer in der Finanzwirtschaft
- Johannes Debus (* 1974), Dirigent[12]
- LukasBS (* 1999), Webvideoproduzent
Lehrer
Bearbeiten- Georg von Jäger (1778–1863), Rektor
- Friedrich Magnus Schwerd (1792–1871), Naturwissenschaftler
- Joseph Anselm Feuerbach (1798–1851), Altphilologe
- Johann Kaspar Zeuß (1806–1856), Philologe, Begründer der Keltologie
- Joseph Borscht (1808–1874), klassischer Philologe, Vater Wilhelm von Borschts, Bürgermeister von München
- Georg Schepss (1852–1897), klassischer Philologe
- Stephan Cosacchi (1903–1986), Komponist, Sprach- und Musikwissenschaftler, Musikpädagoge
- Heinz Munding (1923–2004), Altphilologe
- Werner König (1931–2018), Musikwissenschaftler, Musikpädagoge
- Artur Schütt (1932–2024), Autor, Schulleiter von 1972 bis 1987
- Roland Kirsch (1943–2021), Mathematik, Physik, Sport
Auszeichnungen
Bearbeiten- Peter Dauscher (Informatik und Physik), 2. Rang 2010/11 als „beliebtester Lehrer Deutschlands“ mit der Durchschnittsnote 1,3[13]
Literatur
Bearbeiten- Alexander Krause: Schlaglicht: „Der Klassenführer ist kein Spitzel“ – Das Gymnasium am Kaiserdom in der NS-Zeit. In: Angela Borgstedt, Christiane Pfanz-Sponagel (Hrsg.): Speyer 1933–1945. Die Domstadt im Nationalsozialismus. Aschendorff, Münster 2024, ISBN 978-3-402-25017-4, S. 231–234.
- Gymnasium am Kaiserdom Speyer am Rhein (Hrsg.): Gymnasium am Kaiserdom – Ratsschule der Stadt Speyer. 1540–1990. Festschrift zum 450jährigen Jubiläum. Progressdruck, Speyer 1990.
- Staatliches Gymnasium Speyer am Rhein (Hrsg.): Deo – Musis – Patriae: 400 Jahre Speyerer Gymnasium. Jaegersche Buchdruckerei, Speyer 1952.
- Staatliches Gymnasium Speyer am Rhein (Hrsg.): 400 Jahre Speyerer Gymnasium: Chronik der festlichen Tage [15. – 19. September 1952]. Jaegersche Buchdruckerei, Speyer 1953.
- Die Freunde des Gymnasiums (Hrsg.): Das Speyerer Gymnasium seinen Gefallenen beider Weltkriege. Ein Gedenkbuch. Zechnersche Buchdruckerei, Speyer 1954. (Mit Verzeichnissen der Toten und Vermissten des 1. Weltkrieges 1914–1918 und des 2. Weltkrieges 1939–1945).
- Staatliches Gymnasium Speyer am Rhein (Hrsg.): Das Speyerer Gymnasium. Bericht über die Zeit vom Beginn des Schuljahres 1939/40 bis zum Ende des Schuljahres 1952/53. Zechnersche Buchdruckerei, Speyer 1953.
- Gymnasium am Kaiserdom Speyer (Hrsg.): Das Gymnasium am Kaiserdom 1970–1980. Zechnersche Buchdruckerei, Speyer, [1981].
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Schulverzeichnis. (XLXS) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, April 2024, abgerufen am 9. April 2024 (Erhebung: Herbst 2023).
- ↑ Lehrkräfte. In: gak-speyer.de. Abgerufen am 11. November 2023.
- ↑ Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. (5,0 MB; PDF) Kreisfreie Stadt Speyer. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, 14. Juni 2016, abgerufen am 4. Dezember 2016.
- ↑ Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
- ↑ a b Gabriela Krombach, Roland Böhm: Bibliothek des Gymnasiums am Kaiserdom. In: Bernhard Fabian (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Olms Neue Medien, Hildesheim 2003 (online [abgerufen am 5. Dezember 2016]).
- ↑ Toleranz-Allianz ( des vom 23. Februar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 23. Februar 2017.
- ↑ GY Kaiserdom Speyer. Bildungsserver Rheinland-Pfalz, abgerufen am 11. August 2018.
- ↑ Requiem für Helmut Kohl im Kaiserdom. www.domradio.de, 18. Juni 2017, abgerufen am 26. Juni 2017 (Kohl war während des Zweiten Weltkriegs zwei Jahre lang Schüler am GaK).
- ↑ Letzte Ehre am Sehnsuchtsort. Abgerufen am 3. November 2020.
- ↑ Friederike Walter: Helmut Kohl und der Dom. Ehemals im ; abgerufen am 3. November 2020. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Reinhard Bütikofer: Lebenslauf. Europäisches Parlament, 2. Februar 2015 .
- ↑ Inhaltsverzeichnis der Festschrift zum 450jährigen Jubiläum. (PDF) 1990, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Das sind die beliebtesten Lehrer Deutschlands. zitiert auf: t-online.de, 22. Februar 2011, abgerufen am 5. Dezember 2016.