Hamburger Volksbühne

Organisation für Theaterbesucher in Hamburg

Die Hamburger Volksbühne e. V. ist die größte Besucherorganisation auf Vereinsbasis in Deutschland.[1]

Logo von inkultur – Hamburger Volksbühne e. V.

Sie wurde am 4. Januar 1919 als Verein gegründet, um Theaterbesuche für alle Volksschichten möglich zu machen.[2] Im Jahr 2019 hat der Verein über 23.000 Mitglieder.[1]

Nach dem Motto „Ein Abo, alle Theater“ verkauft die Hamburger Volksbühne unter der Marke inkultur verschiedene Abo-Varianten für Programme aus Vorstellungen aller Hamburger Theater.

Ursprung

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Der Ursprung der Volksbühnen-Idee lag in Berlin im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Jahre 1890 wurde dort die Freie Volksbühne mit dem Ziel gegründet, überwiegend Arbeitern Theaterbesuche zu ermöglichen und das bis dahin vom Bürgertum gehaltene Bildungsmonopol zu durchbrechen. Es folgten turbulente Jahre der inhaltlichen und politischen Auseinandersetzung. Intendanten drohten mit Schließung ihrer Häuser, 1899 stellte der Verein zunächst seine Arbeit ein. Die Zentralkommission für das Bildungswesen von Hamburg-Altona führte die kulturpolitische Arbeit fort. Nach dem Ersten Weltkrieg, am 4. Januar 1919, wurde der Vorstand der neu gegründeten Hamburger Volksbühne in das Vereinsregister eingetragen. Die Kriegsjahre enthebelten zwar die Arbeit, aber der Bedarf nach Kultur war zu dieser Zeit beachtlich. Im Dezember 1945 hatte die Hamburger Volksbühne bereits wieder 3.000 Mitglieder. 1946 zählte die Hamburger Volksbühne 15.000 Mitglieder. Der kulturelle Hunger indessen ist ungebrochen; in der Spielzeit 1947/48 waren bereits 36.300 Hamburger Mitglieder in der Hamburger Volksbühne. Einen dramatischen Einbruch brachte die Währungsreform mit sich; einen vergleichbaren Schwund mussten alle Theater hinnehmen.

Aufbruch

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Den Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder spürte auch die Hamburger Volksbühne: 1956 musste kurzfristig ein Aufnahmestopp verfügt werden. Die Kapazitäten der Hamburger Theater waren neben ihren eigenen Abonnenten und dem freien Verkauf mit 40.000 Volksbühnenmitgliedern erschöpft. 1957 wieder aufgehoben, wuchs die Mitgliederzahl im Laufe der Spielzeit 1957/58 auf 50.000 an. In Berlin wurde indes erste Kritik laut: Friedrich Luft, eine Institution als Theaterkritiker, bezeichnete die Volksbühne als „Beschickungsmaschine“. „Die Welt“ warf der Volksbühne vor, sie wolle Einfluss nehmen oder Vorschriften machen in Sachen Spielplan und Stückangebot. Die Hamburger Volksbühne zeigte 1965 Flagge und unterstützte finanziell das damalige Junge Theater, heute Ernst Deutsch Theater, indem sie die Erstaufführung des Stückes Die Verfolgung und Entführung des Jean Paul Marats von Peter Weiss ermöglichte. Mit ihrem Engagement ermöglichte sie die Auseinandersetzung mit einem Zeitstück, das die Restauration der Adenauerzeit mit einer Vorahnung auf die Studentenrevolte von 1968 verband.

Mitte der 1970er Jahre wurde das Angebot um Theater-, Studien- und Kulturreisen erweitert. Theaterbusse brachten die Mitglieder aus den Hamburger Außenbezirken zu den Vorstellungen. Theaterreisen führten rund um den Globus und gehörten ebenso zum Angebot wie Kammer- und Sinfoniekonzerte.

Wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen der 1990er Jahre wirkten sich auch auf die Hamburger Volksbühne aus. Die Mitgliederzahlen waren rückläufig. Die Staatskassen waren leer. Dies bekam auch die Kultur zu spüren. Gleichwohl konnte die Hamburger Volksbühne ihre Mitgliedsbeiträge stabil halten.

Gegenwart

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Geschäftsstelle von inkultur – Hamburger Volksbühne e. V. im Graumannsweg 31

Die Hamburger Volksbühne feierte 2019 ihren 100. Geburtstag. Zum 100-jährigen Jubiläum erschien eine Chronik 1919–2019.

Die Hamburger Volksbühne bietet unter der Marke inkultur verschiedene Abo-Varianten an.

Für Mitglieder, die sich nach eigenen Wünschen ein Kulturprogramm zusammenstellen möchten, gibt es das Wahl-Abo und den inkultur-Pass.

Beim Wahl-Abo wählen die Mitglieder die Aufführungen selber aus. Die Termine werden auf der Internetseite und im Magazin inkultur, das Mitglieder monatlich bekommen, bekannt gegeben. Die Mitglieder sind nicht an Theater oder Besuchsrhythmus gebunden.

Beim inkultur-Pass erhalten die Mitglieder Pass-Coupons, die gegen Eintrittskarten bei den Hamburger Theatern eingetauscht werden. Die Bestellung erfolgt direkt bei den Theatern.

Für Mitglieder, die im Voraus wissen möchten, was sie wann und wo sehen, gibt es Festtermin-Abonnements mit verschiedenen Themenschwerpunkten, wie Bunt gemischt, Heiter und so weiter, Nach Noten, Nachmittags, Wochentage usw. Zum Beginn der Theatersaison werden die Festtermin-Abos auf der Internetseite sowie in gedruckter Übersicht veröffentlicht.

Eine weitere Abo-Variante ist für Mitglieder, die sich überraschen lassen möchten. Bei den so genannten Aufruf-Abos plant die Hamburger Volksbühne das Kulturprogramm für die Mitglieder und informiert vier bis sechs Wochen vor einer Vorstellung über den Termin und die Aufführung. Wenn ein Termin aus Zeitgründen nicht wahrnehmbar ist, kann auf einen anderen getauscht werden.

Die Hamburger Volksbühne ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, bei dem natürliche Personen, aber auch Korporationen Mitglied werden können. Der Verein wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geführt und beschäftigt einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Der Vorstand besteht aus fünf Personen. Vorsitzender des Vorstands ist seit November 2020 Fredrik Schwenk.[3][4]

Die Mitglieder des Vorstands werden von der Vertreterversammlung bestimmt. Die Vertreter werden von den Mitgliedern für eine Periode von vier Jahren gewählt.

Preis-Verleihungen

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Silberne Maske

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Die „Silberne Maske“

Im März 1969 stiftete die Hamburger Volksbühne den Ehrenpreis Silberne Maske. Sie beabsichtigt damit, besondere künstlerische Leistungen der Bühnenkunst auszuzeichnen und die enge Verbundenheit ihrer Mitglieder mit den Hamburger Theatern zum Ausdruck zu bringen. Bis zum Jahr 1973 wird die Silberne Maske nach jeder Spielzeit zweimal verliehen und zwar:

  • durch die Mitglieder nach freier Wahl, die dadurch die darstellerische Leistung einer Schauspielerin/Sängerin oder eines Schauspielers/Sängers würdigen. Die einmal gewählte Person kann innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht wiedergewählt werden.
  • durch eine Jury, die vor Beginn einer Spielzeit nach eigenem Ermessen die Kunstgattung oder den Personenkreis festlegt, an die bzw. an den der Ehrenpreis vergeben soll.

Ab der Spielzeit 1973/1974 wechselt die Vergabe von Mitglieder oder Jury jährlich.

Die Silberne Maske wurde 1992 letztmals verliehen.[5][6]

Preisträger der Silbernen Maske, verliehen durch die Mitglieder der Hamburger Volksbühne

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Für besondere darstellerische Leistungen Spielzeit
Ida Ehre 1969/70
Friedrich Schütter 1970/71
Hans Fitze 1971/72
Boy Gobert 1972/73
Will Quadflieg 1973/74
Nicole Heesters 1975/76
Uwe Friedrichsen 1977/78
Manfred Steffen 1979/80
Heidi Kabel 1981/82
Werner Hinz 1983/84
Karl Paryla 1985/86
Gerda Gmelin 1987/88
Gamal Gouda 1989/90

Preisträger der Silbernen Maske, verliehen durch die Jury

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Für herausragende Inszenierungen Spielzeit
William Shakespeare / Friedrich Dürrenmatt: König JohannThalia Theater 1969/70
Aristophanes: LysistrataDeutsches Schauspielhaus 1970/71
Storey: HomeMalersaal 1971/72
Arthur Miller: Alle meine SöhneAltonaer Theater 1972/73
Gustav Mahler: 3. SinfonieStaatsoper Hamburg (John Neumeier) 1974/75
Bernd Alois Zimmermann / Jakob Michael Reinhold Lenz: Die SoldatenStaatsoper Hamburg 1976/77
Kasimier Kutz: Die denkwürdige Aufführung des Hamlet in Unterschlammdorf – Theater in der Kunsthalle (tik) 1978/79
Arnolt Bronnen: VatermordTheater im Zimmer 1980/81
Peter Shaffer: AmadeusThalia Theater 1982/83
Georg Friedrich Händel: BalsazarStaatsoper Hamburg 1984/85
Carl Zuckmayer: Der fröhliche WeinbergErnst Deutsch Theater 1986/87
Hector Berlioz: Fausts VerdammnisStaatsoper Hamburg 1988/89
Für Verdienste auf kulturellem und pädagogischem Gebiet
Theater für Kinder 1990/91
Ohnsorg-Theater 1991/92
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Literatur

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Die zum 100. Geburtstag aufgelegte "Chronik der Hamburger Volksbühne" schildert die wechselvolle Geschichte der Vereinigung: Von der Gründung durch Theaterfreunde bis zur Entwicklung zur größten deutschen Besucherorganisation für Theater, Oper, Konzert, Ballett, die heute zusätzlich eine Vielzahl weiterer kultureller Freizeitaktivitäten wie Reisen, Ausstellungen und Konzerte anbietet.

  • Herausgeber inkultur – Hamburger Volksbühne e. V.: Chronik der Hamburger Volksbühne, Hamburg 2019, ISBN 978-3-00-061357-9.

Siehe auch

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Der staatliche Kulturring der Jugend ergänzt das Angebot für jugendliche Hamburger.

Einzelnachweise

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  1. a b WELT: Hamburger Volksbühne: Seit 100 Jahren Theater für alle. 16. März 2019 (welt.de [abgerufen am 8. Oktober 2019]).
  2. NDR: Hamburger Volksbühne: 100 Jahre für das Theater. Abgerufen am 8. Oktober 2019.
  3. Satzung. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  4. Vorstand/Vertreter. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  5. ARCult Media GmbH: Kulturpreise.de : Silberne Maske der Hamburger Volksbühne. Abgerufen am 8. Oktober 2019.
  6. Senatsempfang 100 Jahre Volksbühne Hamburg und Überreichung der „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber“. Abgerufen am 8. Oktober 2019.