Haunkenzell

Ortsteil der Gemeinde Rattiszell (Bayern)

Haunkenzell ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Rattiszell im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen. Bis 1978 war es eine Gemeinde.

Haunkenzell
Gemeinde Rattiszell
Wappen von Haunkenzell
Koordinaten: 49° 2′ N, 12° 38′ OKoordinaten: 49° 2′ 21″ N, 12° 37′ 39″ O
Höhe: 431 (415–454) m ü. NHN
Einwohner: 125 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 94372
Vorwahl: 09964
Haunkenzell (Bayern)
Haunkenzell (Bayern)
Lage von Haunkenzell in Bayern
Die Filialkirche St. Martin
Die Filialkirche St. Martin
Schloss Haunkenzell
im September 2011

Das Kirchdorf in der Anordnung eines Haufendorfs liegt knapp drei Kilometer nordwestlich von Rattiszell in einem westlichen Seitental des Kinsachtales am Haunkenzeller Bach. Im Nordosten liegt etwa zwei Kilometer entfernt der Ort Stallwang.

Geschichte

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Der Ortsname leitet sich vermutlich von dem germanischen Vornamen Hugo ab, dessen Kurzform Hauge oder Hauk lautet, auch die Namen Hanko oder Hank könnten in Frage kommen. Haunkenzell, 1184 erstmals urkundlich erwähnt, entstand wohl als Rodungssiedlung der Grafen von Bogen.

Die Hofmark geht auf das Jahr 1311 zurück. Damals war das Kloster Oberaltaich dort begütert. Am 5. Juni dieses Jahres erließ Herzog Otto von Niederbayern die so genannte Ottonische Handfeste. Durch diese bekamen die adeligen Grundherrn die Möglichkeit, sich vom Staat gegen eine einmalige Steuer die niedere Gerichtsbarkeit für einen Teilbereich zu erkaufen.

Als Inhaber der Hofmark Haunkenzell ist „Chunrad der Eycher“ erstmals 1361 und dann bis 1410 nachweisbar. Von diesem Konrad Eycher ging sie um 1400 auf seinen Schwiegersohn Kaspar Göttlinger über; die Göttlinger stifteten den Vorgängerbau der Filialkirche St. Martin in Haunkenberg (Stiftungsbrief vom Matthäustag des Jahres 1476). 1450 gelangte sie durch Heirat an die Nußberger, die 1551 die Hofmark Stallwang dazu erwarben. Der Letzte aus dieser Familie war Augustin Nußberger; er veräußerte Haunkenzell mit Stallwang an Albrecht von Murach zu Haibach. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Herren von Keck Inhaber von Haunkenzell.

Gemeindebildung und Eingemeindung

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Aus der Hofmark Haunkenzell-Euersdorf mit Patrimonialgericht entstand am 29. November 1818 die Gemeinde Haunkenzell. Sie hatte 1861 die sieben Ortsteile Haunkenzell, Hüttenzell, Limpfelbach, Neundlberg, Neundling, Pfahlhaus und Wascherszell.[2]

Die ehemalige Gemeinde Maiszell wurde 1876 vollständig mit Ederszell, Emmersdorf, Euersdorf, Gmeinwies, Machtenhof, Maiszell, Niedereier und Plenting nach Haunkenzell eingemeindet. 1946 wurden aus der aufgelösten Gemeinde Eggerszell die Gemeindeteile Eggerszell, Eiermühl, Eiserszell, Gschwellhof und Hinterascha und aus der aufgelösten Gemeinde Pilgramsberg die Orte Großneundling, Mutzendorf und Pilgramsberg eingegliedert. Im Jahr 1949 wurde Gmeinwies von der Gemeinde Haunkenzell nach Rattiszell umgemeindet. Am 1. Juli 1973 bestand die Gemeinde aus dem Hauptort und 20 weiteren Gemeindeteilen: Ederszell, Eggerzell, Eiermühl, Eiserszell, Emmersdorf, Euerstorf, Großneundling, Gschwellhof, Hinterascha, Hüttenzell, Limpflbach, Machtenhof, Maiszell, Mutzendorf, Neundling, Niedereier, Pfahlhaus, Pilgramsberg, Plenting und Wäscherszell.[3] Im Rahmen der Gemeindegebietsreform wurde Haunkenzell 1978 in die Gemeinde Rattiszell eingegliedert.

Im Gemeindewappen von Haunkelzell aus dem Jahre 1953 sind die Stammwappen der Eycher und der Nußberger miteinander verbunden. Beide weisen durch die Farben und die Rauten auf das bis 1242 von den Grafen von Bogen geführte Wappen hin.

Im alten Schulhaus befindet sich der Sitzungsraum der Gemeinde. Im Jahre 1976 verfasste Walther P. Meinhard das Heimatbuch der Gemeinde Haunkenzell. Der Friedhof wurde 1953 angelegt und 1988 erweitert.

Einwohnerentwicklung

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Jahr 1840[4] 1861[2] 1867[5] 1871[6] 1885[7] 1900[8] 1925[9] 1939[4] 1950[10] 1961[11] 1970[12] 1987[1]
Einwohner Gemeinde Haunkenzell 234 232 224 242 581 544 503 529 928 688 734
Einwohner Dorf Haunkenzell 144 162 220 192 147 209 130 126 125

Seit 1794 gab es in Haunkenzell eine Schule. Die Gutsherrschaft hatte das Recht, die Lehrer vorzuschlagen. Der Unterricht fand ursprünglich im Schloss statt, wo der Baron ein Zimmer zur Verfügung stellte. Die älteste Beschreibung der Schule in Haunkenzell verfasste der Schullehrer Johann Fritz im Jahre 1859. Im Zuge der Schulreform kam 1969 die Oberstufe zur Mittelschule Stallwang. Die verbliebene Grundschule wurde 1971 mit der Grundschule Rattiszell zu einer vierklassigen Grundschule namens Volksschule Rattiszell in Rattiszell zusammengelegt.

Sehenswürdigkeiten

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  • Filialkirche St. Martin: Der älteste Nachweis über eine Kirche in Haunkenzell ist die Abschrift des Stiftungsbriefes der Adelsfamilie Göttlinger vom Mathäustag des Jahres 1476. Die jetzige Kirche wurde um 1740 bis 1745 erbaut. Die Altäre und Deckenfresken stammen aus dieser Zeit, eine Schmerzensmutterfigur entstand um 1430.
  • Schloss Haunkenzell: Das historische Wasserschloss aus dem 16. bis 18. Jahrhundert war im 20. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben, in den 2010er Jahren wurden Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt.

Persönlichkeiten

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  • Johann Nepomuk von Poißl (1783–1865), Komponist, geboren auf Schloss Haunkenzell
  • Freiwillige Feuerwehr Haunkenzell
  • KuSV Haunkenzell
  • Rot-Kreuz-Gruppe Haunkenzell
  • Jugend-Rot-Kreuz-Gruppe Haunkenzell
  • Kath. Burschenverein Haunkenzell
  • Obst- und Gartenbauverein Haunkenzell
  • Landfrauen Haunkenzell
  • Marianische Männerkongregation (MMC) Haunkenzell
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Commons: Haunkenzell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 239 (Digitalisat).
  2. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 367, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  3. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 113 (Digitalisat).
  4. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 52, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  5. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 52 (Digitalisat).
  6. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 399, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  7. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 379 (Digitalisat).
  8. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 385 (Digitalisat).
  9. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 399 (Digitalisat).
  10. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 371 (Digitalisat).
  11. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 275 (Digitalisat).
  12. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 113 (Digitalisat).