Heortologie (von griech. ἑορτή, Fest/Festtag) ist die Lehre von den Festen oder die »Festkunde«. Sie erklärt das Zustandekommen von Festen und erläutert deren Inhalt, Gegenstand und Brauchtum. Steht die Heortologie im Dienst einer verfassten Religionsgemeinschaft, erstellt sie meist ein Heortologium, einen religiösen Festkalender, der z. B. im christlichen Zusammenhang das Kirchenjahr und die Heiligentage im Zusammenhang darstellt und in manchen Fällen auch erklärt.

Thematik

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Die Heortologie speist sich aus vier wissenschaftlichen Fachbereichen, Soziologie, Philosophie, Religionswissenschaft und Theologie.

Die Soziologie (mit Émile Durkheim als Vorreiter) fragt nach der Bedeutung von Religion und insbesondere von Festen für die Gesellschaft. Im Revolutionskalender Frankreichs wurden säkulare Feste an die Stelle der religiösen gesetzt und sollten in besonderen, gehobenen Zeiten der Selbstbestimmung der Gesellschaft dienen.

Die Philosophie fragt nach dem Zusammenhang von Festen mit persönlichen menschlichen Lebensfragen. Inwieweit drückt die Begehung von gemeinsamen besonderen Zeiten menschliche Ängste und Hoffnungen aus? Inwieweit werden in Kulten, Ritualen und Bräuchen allgemein empfundene Wahrheiten zum Ausdruck gebracht und bestätigt? Als ein Vorreiter gilt der Kulturwissenschaftler Johan Huizinga mit seinem Buch Homo ludens. Wichtig für Soziologie wie Philosophie wurde die Zusammenfassung biographischer Feste als »rites de passage«.

Die Religionswissenschaft entdeckt in den Festen die am deutlichsten sichtbaren Lebensäußerungen der meisten Religionen. In welchen Erscheinungsformen begegnet jeweils das Heilige den Gläubigen? Als besonders einflussreich hat sich Mircea Eliade erwiesen, der der Religion eine stärkere Einwirkung auf die Gesellschaft zumaß.

Die christliche Theologie fragt nach der Bedeutung des Kirchenjahrs für eine Gesellschaft, auch hinsichtlich des schwindenden Einflusses der Kirchen. Sie untersucht das bleibende Gewicht traditioneller Feste wie Weihnachten und analysiert das Aufkommen neuer Feste, die entweder einen gewissen religiösen Bezug haben wie Halloween oder scheinbar völlig säkular sind wie Fußballspiele und -meisterschaften.

Literatur

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  • Feste und Feiertage. In: TRE, Band XI, Berlin/New York 1983, S. 93–143, ISBN 3110085771 Dort findet sich ein ausführliches Literaturverzeichnis.
  • Christoph Peter Baumann: Der Knigge der Weltreligionen. Feste, Brauchtum und richtiges Verhalten auf einen Blick. Stuttgart 2005, ISBN 3783125294
  • Susanne Galley: Das jüdische Jahr. Feste, Gedenk- und Feiertage. München 2003, ISBN 3-406-49442-0.
  • Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. München 1995, ISBN 3466364167
  • Annemarie Schimmel: Das islamische Jahr. Zeiten und Feste. München 2001, ISBN 3406475671
  • Anton Joseph Binterim: Von der kirchlichen Heortologie und Chronologie, oder Von den heil. Festen und Zeiten. In: Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der Christ-Katholischen Kirche aus den ersten, mittlern und letzten Zeiten, mit besonderer Rücksichtnahme auf die Disciplin der katholischen Kirche in Deutschland. Band I–VII, Mainz 1825–1832, Band V, 1. Teil.
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