Hof zum Gutenberg

nicht erhaltenes Gebäude in Mainz, Geburtshaus von Johannes Gutenberg

Der Hof zum Gutenberg wurde im späten Mittelalter in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts als ein repräsentatives Wohngebäude in der Mainzer Altstadt und in direkter Nachbarschaft zu St. Christophs erbaut. Erstmals erwähnt wird er 1391 wo er in den Besitz der Mainzer Patrizierfamilie Gensfleisch überging. Es war höchstwahrscheinlich das Geburtshaus von Johannes Gutenberg, der dort aufwuchs. Der Hof zum Gutenberg war später eine Burse der neugegründeten Universität zu Mainz. Von den Schweden 1631 zerstört, wurde 1661 an gleicher Stelle ein neuer Hof mit gleichem Namen wieder aufgebaut. Der neue Hof zum Gutenberg beherbergte im 19. Jahrhundert unter anderem auch die Mainzer Casino-Gesellschaft, der ihn luxuriös ausstatten ließ. 1894 brannte der Hof zum Gutenberg komplett nieder.

Gedenktafel am Hof zum Gutenberg
Heutiges Gebäude auf dem Grundstück des Hof zum Gutenberg mit der Gedenktafel rechts

Auf dem Grundstück des Hofes an der heutigen Schusterstraße/Ecke Christophsstraße stehen heute neuzeitliche Häuser und nur eine Gedenktafel weist auf den Hof zum Gutenberg hin.

Geschichte

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Überliefert ist, dass der Hof zum Gutenberg zum so genannten „Judenerbe“ zählte.[1] Dieser Begriff bezeichnete das nach dem letzten schweren Pogrom am 28. August 1349 hinterlassene Eigentum der ehemaligen jüdischen Gemeinde, das nun der Stadtrat verwaltete. Dazu gehörten auch die Grundstücke des teilweise abgebrannten Judenviertels. Eines dieser Grundstücke wurde von Mainzer Bürgern erworben und dort der Hof zum Gutenberg erbaut. Möglicherweise handelte es sich hier um Mitglieder des Mainzer Patriziergeschlechts Zum Jungen. 1391 wird ein Hof zum Gudenberg erstmals erwähnt. Er befand sich bis zum Wechsel vom 14. zum 15. Jahrhundert, zumindest teilweise, noch im Besitz von dieser Familie. Die Brüder Henne und Heinrich zum Jungen, weitläufige Verwandte der Gensfleisch, überschrieben ihren Besitz am Hof nach Verhandlungen und Gerichtsverfahren schließlich Friele Gensfleisch zur Laden, dessen Familienangehörige sich ab den 1420er Jahren nach dem nun vollständig in ihrem Besitz befindlichen Hof den Zunamen "zum Gutenberg" hinzufügten.

Johannes Gutenberg wurde um das Jahr 1400 im Hof zum Gutenberg geboren und am 24. Juni (Johannistag) in der Pfarrkirche St. Christoph getauft.

Seinen Geburtsnamen Johann (Henne) zur Laden änderte er nach der Mode der damaligen Zeit, den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts, und nahm den Namen des Familiensitzes seiner Eltern an. So kam er zu dem „Namen zur Laden genannt Gutenberg“ oder Johannes Gutenberg.

1455 kehrte Gutenberg, der zwischenzeitlich eine Druckerei im Humbrechthof betrieben hatte, nach einem verlorenen Rechtsstreit zurück in sein Vaterhaus, wo er seinen Druckereibetrieb weiterführte.

Im Zuge eines Streits zwischen den beiden konkurrierenden Mainzer Erzbischöfen erobert der vom Papst favorisierte Kandidat Adolf II. von Nassau in der Nacht zum 29. Oktober 1462 im Straßenkampf die Stadt, die darauf geplündert und zum Teil zerstört wurde. Zahlreiche Familien wurden für längere Zeit aus Mainz verbannt, ihre Höfe an die Parteigänger Adolfs von Nassau vergeben. Auch der Hof zum Gutenberg wechselte in diesen Jahren den Besitzer, was nahelegt, dass Johannes Gutenberg ebenfalls zu den Verlierern und Geschädigten der Mainzer Stiftsfehde zählte.

Als man am 1. Oktober 1477 die alte Mainzer Universität gründete, wurde der juristischen Fakultät der Hof zum Gutenberg zugewiesen und den übrigen drei Fakultäten (Artisten, Medizinern und Theologen) der Algesheimer Hof, das Sterbehaus Gutenbergs.

In einem der beiden Gebäude wurde auch die kleine Büchersammlung aufgestellt, die der Universität von Professoren und anderen Mäzenen geschenkt worden war. Der Gründungsrektor Jakob Welder aus Siegen schenkte beispielsweise 23 Bücher aus seinem Privatbesitz. Diese Sammlung wurde der Grundstock der Universitätsbibliothek.[2]

Der Mainzer Universitätsprofessor Ivo Wittig ließ 1504 im Hof zum Gutenberg einen Gedenkstein errichten, der die lateinische Inschrift trug: „Dem Mainzer Johannes Gutenberg, der als erster von allen die Buchdruckerkunst erfand und sich mit dieser Kunst um die ganze Welt verdient gemacht hat, setzte im Jahre 1504 Ivo Wittig diesen Stein als Denkmal“.

1827 wurde das erste figürliche Denkmal von Gutenberg, das von dem Bildhauer Joseph Scholl geschaffene, im Hof zum Gutenberg aufgestellt. Es steht heute im Verwaltungsbau des Gutenberg-Museums.

Der Hof zum Gutenberg war in der Altstadt von Mainz, in der Schusterstraße, gelegen. Er bildet den Ausgangspunkt einer kurzen Achse, die über die Kirche St. Christoph, der Taufkirche Gutenbergs, zum Sterbehaus Gutenbergs, dem Algesheimer Hof, verläuft.

Literatur

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  • Karl Anton Schaab: Die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gensfleisch genannt Gutenberg zu Mainz. Mainz 1830; zweiter Band, S. 90 ff.

Einzelnachweise

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  1. Heidrun Ochs: Gutenberg und sine frunde. Studien zu patrizischen Familien im spätmittelalterlichen Mainz. S. 410.
  2. Bernhard Fabian: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa. Stadtbibliothek Mainz, Bestandsgeschichte

Koordinaten: 50° 0′ 5,8″ N, 8° 16′ 17,4″ O