Holtorf ist ein Ortsteil der Bundesstadt Bonn im Stadtbezirk Beuel. Er umfasst die Dörfer Oberholtorf, Niederholtorf und Ungarten.

Holtorf
Bundesstadt Bonn
Koordinaten: 50° 44′ N, 7° 11′ OKoordinaten: 50° 43′ 56″ N, 7° 10′ 56″ O
Einwohner: 1853 (31. Dez. 2022)[1]
Eingemeindung: 1815
Eingemeindet nach: Vinxel
Vorwahl: 0228
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Karte
Lage des Ortsteils Holtorf im Bonner Stadtbezirk Beuel
Luftaufnahme von Oberholtorf (2012), Ansicht von Osten (Dorfeinfahrt). Hinten links der Umriss der ehemaligen Saalkirche, in der Mitte der „Burghof“
Holtorf, Luftaufnahme (2015)
Burghof Oberholtorf
St. Antonius Holtorf

Holtorf liegt in Berglage an der Ostseite des Naturschutzgebietes Ennert und wird daher als Wohngebiet mit einer hohen Anzahl an Familienhäusern genutzt. Oberholtorf ist mit seiner bis auf knapp 170 m ü. NHN reichenden Bebauung der höchstgelegene Ortsteil des Stadtbezirks Beuel.

Die umliegenden Wälder eignen sich zum Wandern und Fahrrad fahren.

Von Holtorf aus kann Bonn entweder über Beuel und die Bundesstraße 56 oder über die Bundesautobahn 562 erreicht werden.

Geschichte

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Am Westhang der Holtorfer Hardt (oder Ennert-Hardt) wurden drei hochkuppelige und zehn flache Hügelgräber aus der Zeit um 4000 v. Chr. gefunden. Im Bereich der Drosselstraße fanden sich Brandgräber aus der Eisenzeit (1000 bis 500 v. Chr.). Im Ortsteil Oberholtorf wurden Reste einer großen romanischen Saalkirche ausgegraben, die in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts an der Stelle eines etwas kleineren, über merowingischen Siedlungsspuren aus dem 7. Jahrhundert gestellten Kirchenbaus aus der Zeit um 900 n. Chr. errichtet und nach Umnutzung zu einem herrschaftlichen Gebäude etwa Ende des 13. Jahrhunderts geordnet abgetragen wurde[2][3]. Die sogenannte Burg Oberholtorf ist weitgehend unerforscht, die früheren Besitzer und Erbauer unbekannt.

Holtorf wurde erstmals urkundlich 1183/1187 als Holzdorp erwähnt, Ober- und Niederholtorf 1733. Der Burghof wird 1303 als „Holtorp“ genannt und stand ursprünglich im Besitz der Herren von Löwenburg. Er wurde später von den Grafen von Jülich erworben und ging im Jahre 1513 als Lehen an die Koblenzer Familie von dem Burgthorn, die dem Anwesen auch den Namen gab. Mitte des 18. Jahrhunderts gelangte der Burghof als Erbe in den Besitz der Familie von Hagen. 1973 wurde der Hof von der jetzigen Besitzerfamilie Meyers erworben.[4]

Im Holtorfer Gebiet, sowohl an der Hardt als auch im Hügelland östlich, gab es im 19. Jahrhundert Braunkohle- und Alaun-Abbau, vor allem durch die Firma Hermann Bleibtreus. Bauliche Reste sind rund um Holtorf sichtbar.[5] Der Ort bzw. Hof Ungarten gehörte ursprünglich zur Honschaft bzw. in preußischer Zeit (ab 1815) zur Gemeinde Vinxel, wurde zwischen 1852 und 1865 in die Gemeinde Stieldorf eingegliedert und kam erst mit der kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn am 1. August 1969 an die Stadt Bonn.

Die Grundsteinlegung für die erste – dem Hl. Antonius geweihte – Kirche in Niederholtorf erfolgte am 4. Juli 1926. Eingeweiht wurde sie Weihnachten 1926 und konsekriert am 19. Mai 1928. Der schlechte bauliche Zustand des Kirchengebäudes führte 1962 zur Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs für einen Neubau, der im Mai 1963 zur Beauftragung des Bonner Architekten Stapper führte. Der Baubeginn verzögerte sich durch Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren auf den 5. Oktober 1970. Kirchweihe war am 15. September 1974.[6] Die gleichnamige Katholische Kirchengemeinde Sankt Antonius mit etwa 1000 Kirchenmitgliedern[7] gehört zur Pfarreiengemeinschaft Am Ennert, seit 1. Januar 2010 "Katholischer Kirchengemeindeverband Am Ennert"[8].

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner[9]
1816 165
1843 281
1871 358
1905 522
1961 767[10]

Persönlichkeiten

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  • Romano Guardini (1885–1968), katholischer Religionsphilosoph und Theologe, wohnte Mai 1922 bis Sommer 1923 in Niederholtorf[11]
  • Friedhelm Hillebrand (* 1940), Telekommunikationsmanager und Erfinder der SMS, wohnt in Niederholtorf[12]

Siehe auch

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Commons: Holtorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerung in Bonn nach Ortsteilen (gemäß Hauptsatzung) am 31.12.2022, Bundesstadt Bonn – Statistikstelle, Januar 2023
  2. Alena-Maria Ramisch, Die abschließenden Untersuchungsergebnisse zu den Saalkirchen von Bonn-Oberholtorf, in Holzlarer Bote, 22.Jahrgang/Nr.2, 2009; demnach maß der neuerrichtete (2.) Sakralbau, der keiner Gemeinde und keinem Kloster zuzuordnen ist, beachtliche 35,2 m × 10,50 m, s. http://www.holzlarer-bote.de/
  3. Die Saalkirchen in Oberholtdorf. Bürgerverein Holtorf-Ungarten e.V, abgerufen am 8. April 2022.
  4. Der Burghof auf der Website der Gemeinde
  5. Denkmal- und Geschichtsverein Bonn rrh.: Geschichtsweg Braunkohle + Alaun (Memento des Originals vom 18. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/denkmalverein-bonn.de, abgerufen am 18. September 2017
  6. Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 188/189.
  7. https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/seelsorgebereich-am-ennert/gemeinden/sankt_antonius/ abgerufen am 18. Juli 2019
  8. https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/seelsorgebereich-am-ennert/gemeinden/gremien/ mit Zitat der Errichtungsurkunde
  9. Gemeindelexikon Preußen, 1871 und 1905; Übersicht ... des Regierungs-Bezirks Köln, 1816 und 1843.
  10. Beiträge zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe Volkszählung 1961. Heft 2 b, Düsseldorf 1963, S. 59.
  11. Carl Jakob Bachem: Beueler Chronik. Zeittafel zur Geschichte des rechtsrheinischen Bonn. Stadt Bonn, Bonn 1989, ISBN 3-922832-06-7, (Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirks Bonn-Beuel 26), S. 119
  12. Als die SMS von einem Holtorfer erfunden wurde… - Bürgerinfo November April 2013. Abgerufen am 20. August 2022.