Hubert Spierling

deutscher Maler und Glasbildner

Hubert Spierling (* 6. Juli 1925 in Bösperde bei Menden (Sauerland); † 28. April 2018 in Krefeld-Kliedbruch[1]) war ein deutscher Maler und Glasmaler. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Glasmalerei in Deutschland nach 1945.

Hubert Spierling studierte 1941 angewandte Malerei an der Meisterschule des deutschen Handwerks in Hamburg und 1942 an der Meisterschule des gestaltenden Handwerks in Dortmund. Kriegsbedingt setzte er sein Studium 1946 an der Werkkunstschule Düsseldorf fort, an der er es 1949 abschloss. 1949 begann er als Meisterschüler von Gustav Fünders ein Zweitstudium in Glasmalerei und Mosaik an der Werkkunstschule Krefeld, das er 1954 abschloss.[2] Im gleichen Jahr heiratete er seine Frau Paula und lebte seitdem freischaffend in Krefeld.

Im Zuge des Wiederaufbaus und Neubaus zahlreicher sakraler Bauten nach dem Zweiten Weltkrieg leistete er mit anderen Glaskünstlern seiner Generation einen bedeutenden Beitrag zum künstlerischen Weltruf der modernen deutschen Glasmalerei.[3] Er arbeitete mit bedeutenden Kirchenbaumeistern wie Hans Schilling, Rudolf Schwarz, Hans Schwippert und Emil Steffann zusammen.

Schwerpunkt seiner Arbeitsweise war vor allem die klare Bezugnahme auf den umgebenden Raum, seinem Farbumfeld und seiner Lichtgebung, der weniger als Rahmen, sondern als Bestandteil des Kunstwerkes erfasst worden ist.[4] Ausgehend von der internationalen Moderne, insbesondere auch der zeitgenössischen französischen Kunst, und beeinflusst von Glasmalern wie Johan Thorn Prikker und Georg Meistermann, entwickelte er einen eigenen abstrakten Stil.[5] Als Kennzeichnend für sein Werk gilt eine sachlich kühne Atmosphäre, in der eine kraftvolle Formensprache aus schollenartigen Flächenverbänden, differenzierten Farbflächen und virtuoser Linienführung durch die Bleirute bestimmend ist.[6]

Sein Œuvre umfasst neben der Glasmalerei auch die freie Malerei, die Wandmalerei, das Mosaik und die Textilkunst, die sich wiederum insbesondere in der Gestaltung von Paramenten äußerte.[7] Von 1956 an unterwies er regelmäßig die Benediktinerinnen der Paramentenwerkstatt der Abtei Mariendonk in Fragen künstlerischer Textilgestaltung.[8]

Spierling schuf figürliche und abstrakte Bleiglasfenster. Er begann mit figürlichen Heiligendarstellungen, z. B. bei St. Agnes in Hamm im Jahr 1953/54. Moderne Fenster im Chorschluss stellen Christus als Erlöser zwischen Maria und Johannes dar, umgeben von den zwölf Aposteln in den rechts und links befindlichen Fenstern. Seine erste eigenständig ausgeführte Auftragsarbeit ist das 1949 geschaffene Rundfenster über dem Hauptportal der katholischen Kirche St. Elisabeth in Kirchhundem-Benolpe.[9] Spierling wurde nach und nach abstrakter, wie es sich an der 1957 geschaffenen Apokalypse in St. Liebfrauen in Dortmund sehen lässt.

1959/60 schuf Spierling für die vom Viersener Architekten Heinz Döhmen entworfene erste transportable Kirche Deutschlands, St. Hubertus in Krefeld, ein 24 Meter langes umlaufendes und bis zu 2,20 Meter hohes Glasband aus überwiegend weißen, grauen und blauen Scheiben. Der Bau als Ganzes wird so sichtbarer Ausdruck des Bildes von der Kirche als „Zelt Gottes unter den Menschen“.[10] 1964 nahm er an der glaskünstlerischen Ausgestaltung der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede teil. 1966 gestaltete er die monumentalen Betonglaswände für die Pfarrkirche St. Kilian in Paderborn. 1967 entwarf er zwei abstrakte Hochchorfenster für die Abtei Maria Laach.

1973 bezog er ein von Heinz Döhmen entworfenes Atelier- und Wohnhaus im Krefelder Norden.[11] Von 1979 bis 1992 wurde ein biblischer Fensterzyklus für St. Dionysius in Krefeld ausgeführt.[12]

1986 war er Drittplatzierter beim Wettbewerb zur Neuverglasung der Frankfurter Paulskirche nach deren Wiederaufbau durch Rudolf Schwarz.[13] 1994 gestaltete er drei Fenster für den Ostchor des Limburger Doms.[14] 1996 wurde ein großes Bogenfenster für die Vorhalle des Krefeld Hauptbahnhofes ausgeführt. Ein Spätwerk bilden die drei 2013 entworfenen Chorfenster für die Konventskirche St. Cäcilia in Krefeld-Hüls,[15] sowie drei unterschiedlich große Glasfenster für den gotische Chorraum der Kirche St. Marien in Questenberg, die 2013 eingebaut wurden,[16] und zuletzt 2018 die drei Bleiglasfenster für die romanische Kirche St. Johannes in Grimme.[17]

Spierling liegt auf dem Waldfriedhof in Krefeld-Verberg begraben.[18]

 
Chor von St. Marien in Lünen

Auszeichnungen

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Literatur

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  • Hans Joachim Albrecht, Kunst und Krefeld e. V. (Hrsg.): Glasmaler & Lichtgestalter nach 1945. Krefeld und der Niederrhein. Krefeld 2010, ISBN 978-3-9811973-1-0.
  • Holger Brülls (Hrsg.): Hubert Spierling: Malerei + Glasmalerei. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-77000-4.
  • Holger Brülls: Zeitgenössische Glasmalerei in Deutschland / L'art contemporain du vitrail en Allemagne. Hrsg. von Jean-François Lagier, Centre international du Vitrail/Chartres, Chartres 2012, ISBN 978-2-908077-06-3.
  • Holger Brülls: Glanz Lichter. Gegenwartskunst Glasmalerei. Hrsg. von den Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz. Kleine Schriften der Vereinigung Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Band 14. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014, ISBN 978-3-7319-0085-6.
  • Holger Brülls, Hans-Michael Mingenbach: Himmel + Erde. Die Schöpfungsfenster von Hubert Spierling in der Mensa des Elisabeth-Gymnasiums in Halle. Hrsg. vom Elisabeth-Gymnasium Halle, Halle a. d. Saale 2017.
  • Iris Nestler (Hrsg.): Meisterwerke der Glasmalerei des 20. Jahrhunderts im Rheinland. B. Kühlen Verlag, Mönchengladbach 2015, ISBN 978-3-87448-393-3.
  • Erich Stephany, Adam C. Oellers, Ulf-Dietrich Korn u. a.: Licht. Glas Farbe. Arbeiten aus Glas und Stein aus den rheinischen Werkstätten Dr. Heinrich Oidtmann. Verlag M. Brimberg, Aachen 1982, ISBN 3-923773-00-5.
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Commons: Hubert Spierling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Trauer um den Meister des Lichts. In: Rheinische Post, 5. Mai 2018. Abgerufen am 5. Mai 2018.
  2. Kunst und Krefeld e. V.: Hubert Spierling im alphabetischen Künstlerarchiv. Abgerufen am 18. August 2018.
  3. Westdeutsche Zeitung: Renommierter Glaskünstler stirbt mit 92. Abgerufen am 18. August 2018.
  4. Christian Krausch: Hubert Spierling - Malen mit Glas. In: Kultur in Krefeld. Abgerufen am 18. August 2018.
  5. Westdeutsche Zeitung: Renommierter Glaskünstler stirbt mit 92. Abgerufen am 18. August 2018.
  6. Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich: Hubert Spierling - Malerei und Glasmalerei. Abgerufen am 18. August 2018.
  7. Haus der Seidenkultur: Haus der Seidenkultur zeigt die Priestergewänder von Hubert Spierling. Abgerufen am 18. August 2018.
  8. Kunst und Krefeld e. V.: Hubert Spierling im alphabetischen Künsterverzeichnis. Abgerufen am 18. August 2018.
  9. Lebendige Steine-Lebendige Gemeinde. 100 Jahre St. Elisabeth Benolpe. 1912 - 2012. Kirche und Ortsgeschehen im Wandel der Zeit. O.O.u.J. (Benolpe 2012), S. 88–89.
  10. Gemeinde St. Hubertus: Zeltkirche von St. Hubertus. In: Kirche im Bistum Aachen. Abgerufen am 18. August 2018.
  11. Kunst und Krefeld e. V.: Hubert Spierling im alphabetischen Künstlerverzeichnis. Abgerufen am 18. August 2018.
  12. Hermann-Josef Cremer: Neue Kirchenfenster für die St. Dionysiuskirche. In: Katholisches Krefeld. Band 2. Krefeld.
  13. Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich: Hubert Spierling Biographie. Abgerufen am 18. August 2018.
  14. Bistum Limburg: Der Dom zu Limburg. Abgerufen am 18. August 2018.
  15. Konventskirche St. Cäcilia. Webseite des Katholischen Kirchengemeindeverbandes Krefeld-Nordwest. Abgerufen am 15. Januar 2023.
  16. Pfarrbereich Roßla – Questenberg. Webseite des Evangelischen Pfarramts Roßla. Abgerufen am 15. Januar 2023.
  17. St. Johannis Grimme. Lichtungen – Zeitgenössische Glasmalerei in anhaltischen Kirchen. Webseite der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Abgerufen am 15. Januar 2023.
  18. Westdeutsche Zeitung: Hubert Spierling: Traueranzeige. Abgerufen am 18. August 2018.
  19. https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b2146/b2146.shtml