Hyperion (Hölderlin)

Roman von Friedrich Hölderlin

Hyperion oder Der Eremit in Griechenland ist ein Roman von Friedrich Hölderlin.

Ausgabe von 1911

Der Name Hyperion (griechisch ῾Υπερίων Hyperíon, im Deutschen gewöhnlich auf der drittletzten Silbe betont) bedeutet[1] „der oben Gehende“.

Hyperion erschien in zwei Bänden 1797 und 1799.[2] Es ist ein lyrischer Briefroman, dessen äußere Handlung gegenüber den inneren Erfahrungen nur untergeordnete Bedeutung hat und dessen strömender Gefühlsreichtum in sprachliche Klangfülle gebannt ist.

Hyperion, der rückschauend seinem deutschen Freund Bellarmin von seinem Leben berichtet, wächst in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Südgriechenland im Frieden der Natur auf. Sein weiser Lehrer Adamas führt ihn in die Heroenwelt des Plutarch, dann in das Zauberland der griechischen Götter und begeistert ihn für die griechische Vergangenheit. Sein tatkräftiger Freund Alabanda weiht ihn in die Pläne zur Befreiung Griechenlands ein. In Kalaurea lernt er Diotima kennen. Sie gibt ihm die Kraft zur Tat. Er nimmt im Jahre 1770 am Befreiungskrieg der Griechen gegen die Türken teil. Die Rohheit des Krieges stößt ihn jedoch ab. Er wird schwer verwundet, Alabanda muss fliehen, und Diotima stirbt. Hyperion geht nach Deutschland, aber das Leben dort wird ihm unerträglich. Deshalb kehrt er nach Griechenland zurück und lebt dort als Eremit. In seiner Einsamkeit findet er in der Schönheit der Landschaft und Natur zu sich selbst und überwindet die Tragik, die in diesem Alleinsein liegt.

Merkmale

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Der Roman ist ein Selbstbekenntnis, das trotz mancher jugendlich-schwärmerischen Züge Hölderlins Lebensschau und Seelentum vergegenwärtigt. Die Natur, die in den Schlussbriefen hymnisch gefeiert wird, wird verehrt als der gotterfüllte Raum. In der Schilderung Griechenlands durchdringen sich Vergangenheit und Zukunft, Traum und Verheißung.

Hölderlins Figur Diotima ist an Platons Diotima angelehnt.

„Mit keinem andere Werk der Weltliteratur vergleichbar und in keine konventionelle Kategorie einzuordnen, ist Hölderlins Roman … keineswegs – wie es vorerst den Anschein haben mag – die Frucht einer überschwänglichen Improvisation, sondern das wohlkalkulierte Ergebnis einer langwierigen Arbeit, die fast sieben Jahre (1792–1799) andauerte.“[3]

Rezeption

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Der Hyperion wurde in die ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher und auch in die ZEIT-Schülerbibliothek aufgenommen.

Literatur

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  • Manfred Engel: Der Roman der Goethezeit. Band 1: Anfänge in Klassik und Frühromantik: Transzendentale Geschichten. Metzler, Stuttgart 1993, ISBN 3-476-00858-4, S. 321–380.
  • Uwe Beyer: Mythologie und Vernunft. Vier philosophische Studien zu Friedrich Hölderlin (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte, 65). Max Niemeyer, Tübingen 1993; Reprint ebd. 2012. ISBN 3-484-32065-6. Auch als E-Book
  • Michael Knaupp: Friedrich Hölderlin, Hyperion. Reclam, Stuttgart 1997 (Universal-Bibliothek, Erläuterungen und Dokumente, 16008), ISBN 3-15-016008-1 (mit Literaturverzeichnis)
  • Jean Firges: Friedrich Hölderlin. Trauer um Diotima. Hölderlins Hyperion-Roman. Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie. Sonnenberg, Annweiler 2002, ISBN 3-933264-17-0 (mit Literaturverzeichnis)
  • Johannes Heinrichs: Revolution aus Geist und Liebe. Hölderlins „Hyperion“ durchgehend kommentiert. Steno, München 2007, ISBN 978-954-449-311-0
  • Pascal Firges: Eros im Hyperion. Platonisches und spinozistisches Gedankengut in Hölderlins Roman (= Kulturgeschichtliche Reihe, 11). Sonnenberg, Annweiler 2010, ISBN 978-3-933264-61-9 (mit Literaturverzeichnis)
  • Gerda Brenning: Erläuterungen zu Friedrichs Hölderlins „Hyperion“ unter Berücksichtigung der frühen Fassungen (= Dr. Wilhelm Königs Erläuterungen zu den Klassikern, 260–262). C. Bange, Hollfeld 1963[4]
  • ohne Angabe: Hyperion oder der Eremit von Griechenland, in: Zwischen Klassik und Romantik. Hrsg. Kollektiv für Literaturgeschichte, Günter Albrecht, Johannes Mittenzwei, Kurt Böttcher; Hrsg. der siebenteiligen Reihe Erläuterungen zur deutschen Literatur (hier Band 4): Klaus Gysi. Volk und Wissen, Berlin 1956, dann jeweils in veränd. Aufl.; zuletzt 1983, S. 66–79.
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Einzelnachweise

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  1. Vgl. Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. Herausgeber Michael Knaupp. Hanser Verlag, München und Wien, 1993, Bd. 3, S. 741.
  2. 1. Band als Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv, 2. Band als Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv.
  3. Pierre Bertaux: Nachwort zu Hyperion. Buchverlag Der Morgen, Berlin, 1982 (mit Radierungen von Annette Peuker-Krisper), S. 183
  4. Die spätere Auflage 1970 ohne den Hinweis auf die frühen Fassungen des Hyperion im Untertitel und nur mit Reihen-Nr. 260. Alle ohne ISBN.