Iasos (Karien)

archäologische Stätte in der Türkei

Iasos (altgriechisch Ἰασός oder Ἰασσός) war eine antike Stadt an der Küste Kariens in Kleinasien (heute Türkei, in der Nähe des Dorfes Kıyıkışlacık bei Milas). Sie lag ursprünglich auf einer ca. 900 Meter langen und 500 Meter breiten Insel, die später mit dem Festland verbunden wurde.

Agora von Iasos
Stadtplan

Geschichte

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Iasos zählt zu den ionischen Städten in Kleinasien (obwohl es angeblich von Argos aus gegründet wurde). Ausgrabungen zwischen 1960 und 2014 haben gezeigt, dass der Ort bereits ab der späten Kupferzeit sowie während der frühen, mittleren und späten Bronzezeit besiedelt war.[1] In Schichten der Mittleren Bronzezeit traten viele Funde kretischen Ursprungs zu Tage, so dass eine minoische Kolonie für wahrscheinlich gehalten wird.[2] Ab dem späten 15. Jahrhundert v. Chr. (SH III A1) war der Ort stark mykenisch geprägt, wovon sowohl Mykenische Keramik (importierte und lokal hergestellte) und andere Kleinfunde, wie Terrakotta-Idole, als auch mykenische Mauerreste zeugen.[3] Ähnlich wie in Milet wurde offenbar eine minoische Siedlung von einer mykenischen abgelöst. Es gibt Vermutungen, die Iasos in Verbindung mit dem Seevolk der Wešeš (W3šš) ägyptischer Quellen bringen.[4] Demnach sei die ägyptische Bezeichnung W3šš von Iasos, oder den Varianten Iassos bzw. Ouassos abgeleitet.

Wie seine Nachbarstädte (z. B. Milet) gehörte Iasos in klassischer Zeit zeitweilig zum Attischen Seebund und zum Perserreich. Im Jahr 220 v. Chr. bat die Stadt die Rhodier um Hilfe, die daraufhin eine Gesandtschaft zu Philipp V., der im Sinne der Stadt gegen seinen untergeben Herrscher in Karien entschied. Hierdurch fiel die Stadt unter den Einflussbereich von Rhodos als Schutzmacht.[5] Seit 129 v. Chr. gehörte die Stadt zur römischen Provinz Asia. Die Besiedlung bestand bis zum 15./16. Jahrhundert fort, dann wurde der Ort verlassen.

Die Stadtanlage aus hellenistischer und römischer Zeit (u. a. Stadtmauer, Agora, Theater, Rathaus, Aquädukt) wurde seit 1960 durch italienische Archäologen (zunächst unter Leitung von Doro Levi) erforscht. Zahlreiche Inschriften wurden dabei gefunden, die Einblick in die inneren Verhältnisse der Stadt geben.

Iasos war in der Spätantike Sitz eines Bischofs. Auf das Bistum, das der Kirchenprovinz Stauropolis angehörte, geht das Titularbistum Iasus (so die lateinische Form des Namens) der Römisch-Katholischen Kirche zurück.

Literatur

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  • Paolo Emilio Pecorella: La cultura preistorica di Iasos in Caria. Bretschneider, Roma 1984, ISBN 88-85007-98-8 (Missione Archeologica Italiana di Iasos, 1; Archaeologica, 51).
  • Wolfgang Blümel: Die Inschriften von Iasos (= Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien Bd. 28). 2 Teilbände. Habelt, Bonn 1985, ISBN 3-7749-2159-8 und ISBN 3-7749-2170-9
  • Studi su Iasos di Caria. Venticinque anni di scavi della Missione Archeologica Italiana. Ist. Poligr. e Zecca dello Stato, Rom 1987 (Bollettino d’arte [Ser. 6], 31/32 Suppl.).
  • Arslantepe, Hierapolis, Iasos, Kyme: scavi archeologici italiani in Turchia. Marsilio, Venedig 1993, ISBN 88-317-5822-5.
  • Clelia Laviosa: Iasos. In: Enciclopedia dell’Arte Anticha. Secondo Supplemento, Band 3, 1995, S. 76–85 (online)
  • Ufuk Serin: Early Christian and Byzantine churches at Iasos in Caria. An architectural survey. Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana, Città del Vaticano 2004, ISBN 88-85991-38-6 (Monumenti di antichità cristiana Ser. 2, 17).
  • Daniela Baldoni u. a.: Carian Iasos. Homer Kitabevi, Istanbul 2004, ISBN 975-8293-54-0.
  • Daniela Baldoni u. a. (Hrsg.): Iasos e il suo territorio. Atti del Convegno internazionale per i cinquanta anni della Missione Archeologica Italiana (Istanbul, 26-28 febbraio 2011) (= (Missione Archeologica Italiana di Iasos. Band 5). Bretschneider, Rom 2013.
  • Bollettino dell’Associazione Iasos di Caria. 1, 1995 ff. (open access ab 20, 2014).
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Einzelnachweise

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  1. Mario Benzi: Late Bronze III Iasos: Mycenaean and local Pottery. Deposits beneath the Roman Agora and the Basilica by the East Gate. In: Oliver Henry, Koray Konuk (Hrsg.): Karia Arkhaia. La Carie des origines à la période pre-hékatomnide, 4ème Rencontre d’Archéologie de l’IFEA, Istanbul. Institut Français d'Études Anatoliennes George Dumézil, 2019, S. 387f. (Digitalisat).
  2. Ekin Kozal: Anatolien im 2. Jt. v.u.Z. und die Hinterlassenschaften materieller Kultur aus dem Ostmittelmeerraum, insbesondere Zyperns. Dissertation Tübingen 2006, S. 31; Christopher Mee: Anatolia and the Aegaean in the Late Bronze Age. In: E. H. Cline, D. Harris-Cline (Hrsg.): The Aegean and the Orient in the second millennium. Proceedings of the 50th anniversary symposium, Cincinnati, 18-20 April 1997. Université de Liège, Liège 1998, S. 137ff.
  3. Jorrit M. Kelder, Mycenaeans in Western Anatolia, in: TALANTA. Proceedings of the Dutch Archeological and Historical Society. 36–37, 2004–2005 (2006), S. 61f. (Digitalisat).
  4. Alexander Herda: Karkiša-Karien und die sogenannte Ionische Migration. In: Frank Rumscheid (Hrsg.): Die Karer und die Anderen. Internationales Kolloquium an der Freien Universität Berlin 13. bis 15. Oktober 2005 (2009), S. 57f. Anm. 158 (mit Belegen).
  5. Koehn, Clemens: Krieg – Diplomatie – Ideologie. Zur Außenpolitik hellenistischer Mittelstaaten. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-08990-6, S. 159–163.

Koordinaten: 37° 16′ 40″ N, 27° 35′ 11″ O